Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
den Alkohol förmlich in sich hinein. Tagelang war er betrunken, bis er dann plötzlich verschwand.«
»Hört sich so an, als hätte er das Trinken erst richtig in der Klinik gelernt.«
»Ich kann’s nicht beweisen.«
»Die Klinik hat einen guten Namen.«
»Na und …? Es gibt viele gute Namen, die nur hohler Schein sind.«
Mike Rander glaubte, vor der Tür zum Korridor ein Geräusch , zu hören.
Er handelte sofort, selbst auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen.
Er drückte sich vom Boden ab, sprang aus dem Sessel und rannte zur Tür. Ruckartig riß er sie auf.
Er hatte sich nicht getäuscht.
Ein paar Schritte von der Tür entfernt stand Glidden. Er schien gerade erst gekommen zu sein.
»Was ist?« fragte er lächelnd.
»Nichts«, gab Mike Rander zurück. Er grinste zurück. Als er wieder vor Gay Harrison stand, stellte er zu seiner Verwunderung fest, daß Mrs. Harrisons Gesicht sich rot färbte. Sie war verlegen und ärgerlich zugleich.
»Was soll das Theater?« fragte sie endlich.
»Sehen Sie doch, Mrs. Harrison. Ihr Chefbuchhalter Glidden scheint von Ihnen etwas zu wollen.«
Glidden erschien in der noch geöffneten Tür.
»Brauchen Sie mich noch, Mrs. Harrison?« fragte er.
»Nein, Sie können gehen«, erwiderte sie scharf.
Glidden verbeugte sich, winkte Rander mit der Hand zu und verschwand hinter der Tür
Rander zündete sich eine Zigarette an und blieb stehen.
»Ich werde auch gehen«, sagte er, »vielen Dank, daß ich Sie sprechen konnte.«
»Ich weiß, was Sie denken«, meinte Gay Harrison. »Gliddens Dummheit oder Neugier lasten Sie mir an, stimmt es?«
»Kaum«, sagte Mike Rander nur. Dann ging er …!
Zu Hause angekommen, rief Mike Rander den Auftragsdienst an. So erfuhr er von einem dringenden Anruf Leutnant Currents, der erst vor knapp einer Viertelstunde erfolgte.
Umgehend ließ Rander sich im Hauptquartier mit dem Detektivleutnant verbinden.
Current war sofort am Apparat.
»Fein, daß Sie mich noch erreichen«, sagte Current hastig, »ich wollte gerade losfahren.«
»Was ist passiert?« fragte Anwalt Mike Rander.
»Vor knapp einer Stunde wurden zwei Schecks präsentiert und auch honoriert. Das geschah in einer Bank unten im Süden der Stadt, an einem Nachtschalter.«
»Wie hoch ist die Gesamtsumme?«
»Runde 8000 Dollar. Ganz hübsche Summe, wie?«
»Ist dieser Kassierer Ihnen durch die Lappen gegangen?«
»Der Bankbeamte wollte ihn hinhalten, aber der Überreicher der Schecks roch Lunte. Er hatte es plötzlich sehr eilig.«
»Hört sich nicht besonders gut an, Current.«
»Wir brauchen die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen, Rander. Der Mann der Bank merkte sich die Wagennummer. Die identifizierten wir inzwischen. Der Wagen des Schecküberreichers gehört einem gewissen Jeff Cardy. Geht Ihnen jetzt ein Licht auf?«
»Donnerwetter, das ist doch einer von Hostans Leuten, nicht wahr?«
»Stimmt genau. Diesem Cardy wollen wir jetzt mal auf die Finger klopfen.«
»Falls er noch unter der Registrieradresse zu finden ist.«
»Darauf lasse ich es ankommen. Wollen Sie mitkommen, Rander?«
»Klar, ich fahre sofort los. Wo treffen wir uns?«
»In Cicero, Rander. Hier ist die genaue Adresse: Laramie-Street, 1326. Laut Registrierkarte muß Cardy dort wohnen.«
Mike Rander ließ den Hörer in die Gabel fallen, holte seinen 38er aus der Schreibtischlade und verließ sofort wieder die Wohnung. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, an Currents Seite gegen diesen Gangster anzugehen.
Obwohl er sich sehr beeilte, traf er erst nach Leutnant Current in der Laramie-Street ein.
Auf den ersten Blick sah er, was passiert war.
Hinter Currents zivil aussehendem Wagen standen zwei Autos der Mordkommission. Das besagte eigentlich genug.
Der uniformierte Beamte neben der Haustür wollte ihn zuerst nicht hereinlassen. Als er Randers Namen hörte, gab er allerdings den Weg frei.
»Wo ist es passiert?« erkundigte sich Rander.
»Unter dem Dach, Sir«, antwortete der Beamte.
»Hat’s ’ne Schießerei gegeben?«
»Nee, der war schon weg, als Current kam, Sir.«
Der Beamte nickte nur.
»Momentchen mal, Cardy wurde ermordet?«
Im Treppenhaus roch es nach feuchter Tapete, nach Moder und nach Toilette.
Mike Rander beeilte sich, nach oben zu kommen. Vor dem letzten Treppenabsatz ging’s kaum weiter. Bildberichter und Pressereporter belagerten den Zugang zu der Mansardenwohnung, in der Jeff Cardy tot aufgefunden worden war. Nur mühsam boxte Mike Rander sich einen Weg durch die nachrichtenhungrige Meute.
Current kam ihm entgegen.
»Zu spät«, sagte er bedauernd, »als mein Assistent und ich ankamen, war er bereits tot. Erschossen …! Zwei Treffer in der Brust warfen ihn sofort um.«
»Und die 8000 Dollar dürften verschwunden sein, wie?«
»Natürlich, in Cardys Tasche fanden wir noch Silbergeld, alles andere nahm der Mörder an sich.«
»Ob Hostans das getan hat?« gab der Anwalt zu überlegen.
»Vorerst nicht zu beweisen, Rander. Im Moment ist das auch nicht so wichtig. Für mich steht es jetzt fest, daß Joel Harrison von ganz ausgekochten Gangstern festgehalten wird. Beide Schecks trugen seine Unterschrift.«
»Warum mag der Boß der Gang Cardy umgebracht haben? Ob er alle Brücken hinter sich abbrechen will?«
»Dann sehe ich schwarz für Joel Harrison. Dann wird er nicht mehr lange leben.«
»Eine Gegenfrage, Current. Muß er überhaupt noch leben?«
Current sah den Anwalt überrascht an.
»Na hören Sie mal«, sagte er dann, »vergessen Sie nicht die Schecks mit seiner Unterschrift.«
»Na und …? Die kann Harrison lange vor seiner Ermordung am laufenden Band ausgestellt haben.«
Jetzt verstand Current. Er nickte langsam.
»Für Joel Harrisons Leben gebe ich keinen Pfifferling mehr«, meinte er dann müde.
*
Noch lebte Joel Harrison.
Er hatte unerträgliche Kopfschmerzen, lag auf dem einfachen Bett und stierte zur Decke hoch.
Seit Stunden hatte er nichts mehr getrunken. Der Alkoholspiegel in seinem Blut sank zusehends. Die Nebel in seinem Gehirn lichteten sich etwas. Damit stellten sich die Schmerzen im Kopf ein, gleichzeitig aber war Harrison endlich mal in der Lage, eigene Gedanken zu fassen.
Nachträglich ärgerte er sich darüber, das Scheckheft verdorben zu haben. An Einzelheiten konnte er sich jedoch nicht erinnern. Wie es dazu gekommen war, wußte er einfach nicht
Trocken war sein Mund, rissig die Lippen.
Seine Gedanken, Wünsche und Vorstellungen