Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
richtete er sich auf.
Damit verstärkten sich die Schmerzen in seinem Kopf. Er hielt sich die Schläfen, ließ sich schnell wieder zurücksinken und schloß die brennenden Augen.
Nur sein Gehör funktionierte ohne Schwierigkeiten. Er wartete auf das Knarren der hölzernen Treppenstufen. Gleich mußte Chris Downers das Zimmer betreten und die Flasche Whisky auf den Nachttisch stellen.
Doch Downers erschien nicht. Im Haus wurde es wieder still. Da verlor Harrison die Geduld. Seine Gier nach Whisky war zu groß, um still auf dem Bett liegen zu bleiben.
Mühsam stand er auf. Er schwankte, als er neben dem Bett stand. Der Mann mußte sich am Bettpfosten festhalten, so schwach waren seine Beine.
Die Gier nach der Flasche trieb ihn voran.
Ich brauche nur die Treppe runterzugehen, sagte er sich, unten ist Whisky, ich weiß es ganz genau. Sie haben mich hier oben glatt vergessen, diese Schweine. Sie saufen das Zeug selbst aus und lassen mich glatt verkommen.
Ihm wurde überhaupt nicht bewußt, daß er die Tür erreichte, es schaffte, an die Treppe zu kommen. Sich am Geländer festhaltend, stieg er Stufe für Stufe mühsam nach unten.
Er glich einem alten, restlos verbrauchten Mann. Keuchend ging sein Atem. Unterwegs mußte er wiederholt stehenbleiben, wenn das Gleichgewichtsgefühl zu stark aus der Reihe tanzte.
Noch stand er auf der Treppe.
Da öffnete sich die Tür zur Küche.
Helen Napers, die üppige Blondine, trat ins Treppenhaus, sah mit einem Blick, daß Harrison das Zimmer verlassen hatte.
»Bist du wahnsinnig?« herrschte sie ihn an, »los, zurück in dein Zimmer, Joe. Willst du erwischt werden?«
»Whisky …!« murmelte Harrison bittend.
»Chris ist noch nicht zurück«, erwiderte sie scharf. »Verschwinde endlich, oder willst du zurück in die Privatklinik?«
»Da hab’ ich wenigstens regelmäßig was bekommen.« Eigensinnig blieb er stehen.
»Ich werde Chris sagen, daß du schon wieder das Zimmer verlassen hast.«
»Ich brauch ja nur ’nen winzig kleinen Schluck, Helen. Irgendwo muß doch was sein …!«
»Du gehst mir auf die Nerven …! Warte, ich hol dir ein Glas.«
Harrison war so schwach, daß er sich setzen mußte. Kurz danach kam sie mit einem gefüllten Glas zu ihm.
Ihr Benehmen ihm gegenüber hatte sich schlagartig verändert. Sie lächelte. Die scharfen Linien um ihren Mund waren verschwunden.
»Ich weiß«, sagte sie, »daß Chris dich schlecht behandelt.«
Er nickte, setzte das Glas wie ein Verdurstender an die Lippen. Es dauerte nur Sekunden, bis das Glas leer war.
»Hier, ich habe noch einen Schluck«, meinte sie. Freigiebig goß sie Harrison noch mal ein. Sie lehnte sich gegen die Wand des engen Treppenhauses und lächelte Joel Harrison an.
»Warum bleibst du eigentlich bei Chris?« fragte sie.
»Wo soll ich denn hin?« gab er zurück. Seine Zunge verlor langsam die Schwere, der Schnaps breitete sich bereits in seinem Blut aus. »Ich will nicht entmündigt werden.«
»Das schaffst du auch ohne Chris.«
»Wie denn …?« fragte er und entriß ihr das leere Glas.
»Hast du schon mal daran gedacht, Joel, daß wir beide auch allein durchkommen können?«
»Du mit mir, Helen?«
Erstaunt sah er sie an. Auf diesen Gedanken war er noch nicht gekommen.
»Warum eigentlich nicht?« bohrte sie vorsichtig weiter. »Hauptsache, wir können uns über Wasser halten.«
»Würdest du das tun?«
»Natürlich …! Merkst du denn nicht, daß Downers dich ausnimmt?«
»Ich … ich weiß nicht …!«
»Ich weiß es, das genügt. Wir beide würden uns viel besser verstehen. Wir könnten zu meiner Tante fahren. Sie wohnt irgendwo bei Flint. Da findet dich kein Mensch, dort hast du deine Ruhe, brauchst dich nicht herumstoßen zu lassen. Hauptsache, wir können es uns leisten und brauchen vor deiner Frau keinen Kniefall zu tun.«
»Ich habe Geld, viel Geld.«
»Stimmt, aber du wirst im Moment nicht an einen einzigen Cent kommen können.«
»Das Scheckbuch, ich weiß …!«
»Chris ist unterwegs, um ein neues zu holen.«
»Er wird uns doch nie Weggehen lassen, Helen.«
Nachdem Harrison seine Dosis getrunken hatte, redete er fließend. Fast zu schnell. Das Heroin im Schnaps tat seine Wirkung. Schmerzen im Schädel hatte er nicht mehr. Er fühlte sich leicht und frei wie ein Vogel in der Luft.
»Sollen wir’s riskieren?« fragte sie und lächelte aufmunternd. »Wir müssen aber erst warten, bis Chris mit dem Scheckbuch da ist.«
»Brauchen wir nicht, Helen.«
»Und das Geld?«
»Ich habe da noch ein Sonderkonto, von dem er nichts weiß. Fällt mir jetzt ein.«
»Ein Sonderkonto …«, staunte sie.
»180 000 Dollar«, sagte er stolz.
»Kannst du an das Geld?« wollte sie wissen. Ihre Augen glänzten gierig.
»Natürlich …!«
»Komm jetzt«, sagte sie und half ihm hoch, »mein Wagen steht hinter dem Haus. Wir wollen sofort losfahren.«
Schwerfällig stolperte er die restlichen Stufen hinunter, ließ sich wie ein kleines Kind durch die Küche führen. Sie drückte die Außentür auf.
Im Hof war der Wagen zu erkennen.
Hier draußen war es recht dunkel. Harrison stolperte, als er eine Stufe übersah. Helen Napers war nicht in der Lage, ihn zu halten.
Sie beugte sich über den Mann, der stöhnend auf dem harten Lehmboden lag. Sie wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment spürte sie einen Luftzug am Kopf, dann explodierte eine Sprengladung hinter ihren Augen. Sie sah grelle Blitze, spürte aber schon nichts mehr. Schwer fiel sie über Harrison, der überhaupt nicht begriff, daß Helen Napers erschlagen worden war …!
*
Als Mike Rander nach Hause kam, wollte Josuah Parker mit aller gebührenden Diskretion seinem Herrn beibringen, daß er eine wichtige Entdeckung gemacht habe.
Schon nach den ersten Worten winkte Rander ab.
»Ihre Nachricht kommt zu spät, Parker«, meinte er, »Cardy ist erschossen worden. Er wird uns nicht mehr helfen können.«
»Vielleicht doch, Sir, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Cardy arbeitete vor seiner Anstellung bei Hostans als Fahrer in der Privatklinik des Doktor Givons.«
»Das ist mir allerdings neu, Parker.« Mike Rander rieb sich das Kinn. Diese Nachricht überraschte ihn.
»In der Klinik, Sir, in der Mr. Harrison vom Alkohol entwöhnt wurde.«
»Haben Sie sich Doc Givons genau angesehen?«
»Ich war so frei, Sir.«
»Er und seine Sekretärin Miss Bessers sind nicht sonderlich erbaut darüber, daß ich Fragen stellte.«
»Liegt ein konkreter Verdacht gegen sie vor?«
»Nein, Sir, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Ich unterhielt mich darüber hinaus noch mit einem Mr. Steffens. Er ist Pfleger in der Klinik und betreute seinerzeit Mr. Harrison.«
»Geht