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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Straße hin war die Mauer nämlich niedrig, hier auf der Seite fiel sie nach unten. Bis zum Boden, wo die Schienen im Widerschein der Tiefstrahler matt und silbern schimmerten waren es bestimmt vier Meter.

      Ray Forest hatte Angst, sich von der Mauer zu lösen und nach unten zu springen. Seine Füße standen auf einem schmalen Betonrand. Das Geheul der Sirene kam schnell näher. Er mußte sich jetzt loslassen und abspringen.

      Forest war im Grunde ein Feigling, der sich nur dann stark fühlte, wenn er in Begleitung war und sich mit seiner schweren Schußwaffe durchschlagen konnte.

      Hier aber war mit einer Waffe nichts auszurichten. Und wenn er nicht sofort sprang, erwischte ihn die Polizei. Er wußte es, doch seine Finger krallten sich an der Mauer fest. Ganz kurz schaute er noch einmal nach unten, schloß sofort die Augen.

      Ich schaff das nicht, schrie es in ihm. Wenn ich loslasse, schlage ich auf die Schienen und geh’ drauf. Ich schaff’ das nicht …! Dieser verdammte Irving! Ohne ihn wäre mir das alles niemals passiert.

      Auf der Straße hinter der Mauer knirschten bereits die Bremsen. Die Polizei …! Ray Forest biß die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.

      Ob die von der Straße aus meine Finger sehen können? Diese Frage bohrte sich wie ein glühendes Messer in sein Hirn. Die müssen doch die Finger sehen …!

      Er wollte sie vorsichtig zurückziehen, duckte sich und spürte gleichzeitig, daß seine Füße von dem schmalen Betonrand abrutschten.

      Gellend schrie er auf, als er nach unten stürzte …!

      Ein harter Schlag schüttelte ihn durch. Das brachte ihn zur Besinnung. Dicht neben den Schienen war er gelandet. Der wegrutschende Schotter hatte den Aufprall gemildert.

      Ray Forest sprang instinktiv auf. Noch gellte ihm der eigene Schrei in den Ohren. Den mußte auch die Polizei gehört haben. Nichts wie weg, jetzt …!

      Zu seiner Überraschung konnte er sich bewegen, aufstehen und gehen. Doch schon nach den ersten Schritten knickte er links ein. Sein Knie schmerzte höllisch. Er hatte es sich auf dem Schotter auf geschlagen.

      »Halt, stehenbleiben …!«

      Der Ruf kam oben von der Mauer her.

      Ray Forest blieb stehen, blinzelte, als eine Taschenlampe auf strahlte. Er brauchte überhaupt nicht zu denken. Ganz mechanisch lag seine Schußwaffe in der Hand. In schneller Reihenfolge feuerte er drei Schüsse zur Mauer hoch, hörte einen unterdrückten Aufschrei und grinste, als die Taschenlampe erlosch.

      »Denen hab’ ich’s aber gegeben«, murmelte er grinsend. Die erwischen mich niemals …!

      Nun füllte ihn wieder diese selbstsichere Arroganz aus, die ihn über die Polizei lachen ließ. Was wollten denn die schon machen? Gegen ihn, Ray Forest, war so leicht kein Kraut gewachsen. Wie Irving konnte man ihn doch nicht aus dem Weg räumen …!

      Ray Forest humpelte über die Schienen, verschwand und kümmerte sich nicht weiter um das Lärmen und Rufen hinter ihm. Er unterdrückte den Schmerz in seinem linken Knie, stolperte an einem langen, flachen Steinbau vorbei und blieb sichernd stehen, als er am Ende der langen Steinbaracke einen Wagen ausmachte.

      Das war genau das, wonach er suchte. Ob der Schlitten bewacht ist? fragte er sich. Na ja, wenn schon, ich brauche ja nur mal mit meiner Kanone zu wedeln und schon dürfte der Fall geklärt sein. Diese fetten Kerle werde ich schon hochscheuchen …!

      Ihn befiel so etwas wie eine wilde Lustigkeit. Er fühlte sich stark und unüberwindlich. Das machte allein die Schußwaffe in seiner Hand, ohne die er nichts anderes war als ein jammernder Feigling.

      Glücklicherweise war der Kombiwagen leer. Ray Forest schwang sich ans Steuer und betätigte den Anlasser. Der Motor war sofort da und sprang an. Als Forest einkuppelte, stöhnte er vor Schmerz auf. Das aufgeschlagene Knie schwoll bereits derart an, daß es im schmalen Hosenbein kaum noch Platz fand. Forest ließ die Kupplung vorspringen, gab Gas und hatte seine Mühe, das Abwürgen des Motors zu vermeiden. Dazu mußte er die Kupplung noch einmal treten. Er tat es ganz unbewußt, handelte sich dafür aber erneute Schmerzen ein.

      Das werde ich denen heimzahlen, schwor er sich. Ich weiß, wem ich das zu verdanken habe …! Irvings Freundin Della, die in irgendeinem Nachtclub auf dem Broadway arbeitet. Die werde ich finden, da kann sie Gift drauf nehmen. Und wenn ich sie erst mal habe, muß sie ausspucken und mir verraten, wer unser Auftraggeber ist.

      Er erreichte ungehindert die Straße, steigerte die Geschwindigkeit und dachte unentwegt an diese Della. Er steuerte ganz automatisch, vermied es aber, die Kupplung noch einmal zu betätigen. Er fürchtete sich vor den Schmerzen.

      Der Santa-Fé-Drive kam in Sicht. Damit vergaß er Della. Wichtiger war es jetzt, eine sichere Unterkunft zu finden. In das kleine Hotel, in dem er zusammen mit Irving gewohnt hatte, wollte er aus Gründen der Sicherheit nicht mehr zurück.

      »Ich brauch’ irgend etwas Privates«, sagte er sich, irgendeine schußlige Vermieterin, die zu dumm ist, um Lunte zu riechen. Genau da brauche ich keine Polizeikontrollen zu fürchten. Geld hab’ ich. Das is’ kein Problem mehr. So ’ne Bude muß doch zu finden sein …!

      Er verminderte die Geschwindigkeit seines Wagens, suchte die Fensterfronten ab und trat hart auf das Bremspedal, als er in einem Fenster ein schmales, weißes Schild ausmachte. Da wurde doch etwas vermietet …!

      Er hatte richtig gesehen. Ein Zimmer suchte einen neuen Mieter. Zu erfragen am Würstchenstand gleich rechts …! Forest fuhr bis hart an den einfachen Stand heran, drehte die Scheibe herunter und fragte die hagere Frau mit der weißen Schürze nach dem Zimmer. Es klappte ohne jede Formalität. Die Frau war einverstanden, verließ den Würstchenstand und trat an den Wagen heran.

      »Für wie lange?« fragte sie mit müder Stimme. Sie strich sich eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie mochte höchstens vierzig Jahre alt sein, mußte aber bereits sehr viel Kummer mitgemacht haben. Ihre Gesichtslinien redeten da eine deutliche Sprache.

      »Für wenigstens einen Monat, Madam«, erwiderte Forest. »Ich bin Vertreter und ackere hier in Denver ’rum.«

      »Wollen Sie sich das Zimmer ansehen?«

      »Nicht nötig, ich glaube auch so, daß es in Ordnung ist.«

      »Dann werde ich gleich mitgehen, Sir.«

      »Auch nicht nötig, Ihre Kleine kann das machen …!« Forest wies auf das halbwüchsige Mädchen, das jetzt hinter der Theke stand und aufmerksam herübersah. Die Ähnlichkeit mit der Frau war unverkennbar.

      »Glory ist … blind«, sagte die müde Frau leise. »Sie wird mich vertreten, bis ich wieder zurück bin. Wenn Sie jetzt bitte mitkommen wollen …?«

      Ray Forest war einen Moment lang irritiert. Die Frau hatte eine blinde Tochter? Sah man dem Mädchen nicht an. Die Augen waren, rein äußerlich gesehen, völlig intakt … Die Vermieterin bemerkte den Blick.

      »Glory wurde vor zwei Jahren von einem Auto angefahren, seitdem ist sie blind«, sagte sie leise. »Äußerlich sieht man ihr das nicht an. Es wird Sie doch nicht stören …? Ich meine, das mit meiner Tochter?«

      »Zum Teufel …!« gab Forest mürrisch zurück. Am liebsten wäre er weitergefahren. Er hätte selbst nicht sagen können, warum dieses eigenartige Gefühl der Unsicherheit und Angst in ihm hochstieg. Der Schmerz im Knie hielt ihn jedoch fest. Nein, er hatte einfach keine Lust mehr, noch weiter in dieser ihm fremden Stadt herumzufahren.

      Als, er der Frau folgte, sah er sich noch einmal nach Glory um. Das Mädchen stand unbeweglich neben der Theke und sah geradeaus. Und doch hatte Forest das Gefühl, daß sie ihn sehr genau beobachtete …!

      Mike Rander wunderte sich wieder einmal darüber, wie schnell und geschickt sein Butler über die hohe Mauer kletterte. Dazu benutzte Josuah Parker allerdings seinen fast schon sagenhaften Universal-Regenschirm, der sich praktisch in jeder Situation verwenden ließ.

      Parker hatte den Griff losgeschraubt und das daran befestigte


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