Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Walton hüstelte nur und hielt ansonsten seinen Mund.
Joe Harms atmete tief auf. Seiner Schätzung nach kam er diesmal glimpflich davon. Der »Bankhalter« hatte seinen Namen nicht genannt.
Chris Pierce preßte die Lippen zusammen und war froh, daß er von seiner Blamage nichts gesagt hatte.
Staff Weed schnaufte, dachte an sein Geld, an die Mausefalle und an Josuah Parker, der ihn hereingelegt hatte. Doch mehr tat er nicht. Er sagte kein Wort und zog unwillkürlich den Kopf ein, als Ben Walton ihn unabsichtlich ansah.
»Keine Fragen also«, entschied der »Bankhalter« nach einer kurzen Pause. »Ich wiederhole also noch mal, dieser Josuah Parker ist mit allen Mitteln zu stellen. Ich möchte mir ausbitten, daß gewisse Leute nicht noch einmal auf Wassereimer und Trockenerbsen hereinfallen … Ende …!«
Es knackte in der Leitung. Pierce und Weed bekamen bei der Erwähnung der Trockenerbsen einen tomatenroten Kopf und fingerten schleunigst nach ihren Taschentüchern. Sie waren restlos bedient und fühlten sich wie Anfänger …!
*
Leutnant Branch war sich noch nicht recht schlüssig darüber, ob er schimpfen oder lachen sollte. Als Mike Rander ihm einen Drink anbot, nickte er dankend und trank das Glas in einem Zug leer.
»Für mich besteht kein Zweifel, daß Parker in der Stadt ist und die ›Juicemen‹ bekämpft«, sagte er. »Rander, sagen Sie die Wahrheit, er hat sich bereits bei Ihnen gemeldet, oder?«
»Ich weiß von nichts, Branch.« Anwalt Mike Rander versorgte auch sich mit einem Drink und ließ sich in einen Sessel fallen. »Wieso wissen Sie so genau, daß mein Butler in der Stadt ist?«
»Heute morgen traf bei mir ein Päckchen ein«, berichtete Leutnant Branch. »Es enthielt Banknoten im Wert von fast 10 000 Dollar. Beigefügt war eine Liste von Personen, die sich bei den ›Juicemen‹ Geld ausgeliehen haben und die dazugehörigen Schuldscheine. Das alles deutet doch auf diese verbrecherischen Geldverleiher hin, oder?«
»Stimmt, aber doch nicht auf Parker.«
»Rander, Sie wissen genausogut wie ich, daß nur Parker so handelt. Er sitzt den ›Juicemen‹ bereits dicht auf den Fersen. Hinzu kommt noch eine dubiose Schießerei in einem Haus in der Hubbard Street. Schön, ich werde die Katze aus dem Sack lassen, Rander. Meine Leute stellten fest, daß in dieser kleinen Wohnung ein Mann wohnt, der Ihrem Butler verteufelt ähnlich sieht. Ich sage nur Melone, Regenschirm und schwarze Kleidung.«
»Das sieht allerdings nach Parker aus«, gab Mike Rander lächelnd zu.
»Wie war das mit der Schießerei, Branch?«
»Genaues wissen auch wir nicht. Hausbewohner riefen die Streife an. Als die Jungens die Wohnung betraten, stolperten sie über einen leeren Wassereimer, pantschten durch die riesige Wasserlache und rutschten über ausgestreuten Trockenerbsen aus. Wollen Sie behaupten, daß Parker dabei seine Hand nicht im Spiel hatte?«
»Wirklich, das könnte Parker gewesen sein.« Mike Rander grinste, erinnerte sich der Schießerei und sorgte sich nun doch um seinen Butler. »Konnten Ihre Leute Blutspuren ausmachen?«
»Nichts … Was mich stutzig macht, ist die Tatsache, daß die Experten nicht einen einzigen Fingerabdruck finden konnten. Der Bewohner dieser kleinen Wohnung muß also unentwegt Handschuhe getragen haben.«
»Stimmt, das ist Parker.« Mike Rander war sich seiner Sache nun vollkommen sicher. »Branch, er wird seine Gründe haben, unsichtbar bleiben zu wollen.«
»An Parkers Extratouren gewöhne ich mich nur sehr schwer«, beschwerte sich Leutnant Branch. »Schließlich sind wir ja dafür da, Verbrecher zu bekämpfen.«
»Parker hilft Ihnen dabei ein wenig«, schwächte Mike Rander die Worte des Leutnants ab. »Verbrecher hat er Ihnen bisher noch nicht geliefert, oder?«
»Wie ich ihn kenne, können wir sie uns bald irgendwo in der Stadt abholen. Privat gesprochen, Rander, bewundere ich diesen verflixten Parker. Doch offiziell und dienstlich gesehen, muß ich ihn bei Gelegenheit mal zusammenstauchen.«
»Es wird ihm peinlich sein.« Rander grinste.
»Sie haben seinen Wortschatz schon fast übernommen«, entrüstete sich Branch. »Eines Tages wird Parker Pech haben und irgendwelchen Gangstern ins Garn gehen. Er ist schließlich kein Übermensch.«
»Ganz sicher nicht, Branch, aber dafür gerissen und trickreich. Sie haben ja in der Vergangenheit erlebt, was man damit alles schaffen kann. Wollen Sie sich nun einschalten?«
»Natürlich, wir kennen einige Schuldner der ›Juicemen‹. Diese Leutchen werden wir jetzt diskret überwachen und auch beschützen. Die Gangster werden versuchen, auch nach dem Verlust der Schuldscheine an ihr Geld zu kommen. Das werden wir verhindern. Oder auch in Einzelfällen fördern. Nicht nur Parker ist gerissen. Auch wir von der Polizei haben da unsere bestimmten Methoden.«
»Sie wollen sich über einige Schuldner, die zum Schein zahlen, an die Gangster leise heranpirschen?«
»So ungefähr, Rander, aber hängen Sie das nicht an die große Glocke. Und noch einmal: Sollte Parker sich melden oder sogar auftauchen, muß er mich sofort anrufen.«
»Ich werde nicht vergessen, ihm das auszurichten, Branch. Und schärfen Sie Ihren Leuten ein, daß Trockenerbsen unter Umständen verflixt tückisch sein können …!«
*
Nach der unmißverständlichen Ansprache des »Bankhalters« drängten die einzelnen Revierbosse zur Kasse. Genauer gesagt, sie lieferten dem Sekretär ihrer Vereinigung die eingesammelten Gelder ab.
Ben Walton zählte, strich ein und fertigte seine Mitarbeiter ab. Er führte genau Buch über die einzelnen Beträge und versenkte die Banknotenbündel in eine große Aktentasche, die eine lange und flache Stahlkassette umschloß.
Das Abkassieren dauerte etwa zwanzig Minuten. Dann verließ der letzte der Revierbosse das Atelier und kehrte auf die Straße zurück. Ben Walton zündete sich nach dieser Leistung eine Zigarre an, schloß die Kassette sorgfältig ab und gönnte sich eine kleine Atempause.
Besonders eilig hatte er es nicht. Er wußte, daß der Inhaber des Ateliers erst in einigen Wochen aus Kalifornien zurückerwartet wurde. Walton lehnte sich im Stuhl weit zurück und sah beiläufig zum Lautsprecher hoch, der die Stimme seines Herrn lautstark und messerscharf wiedergegeben hatte.
Er dachte an den »Bankhalter« und dessen Anspielungen. Er zerbrach sich wieder einmal den Kopf darüber, woher sein Chef immer genau wußte, was er, Ben Walton, gerade tat. Dabei wußte Walton im Gegensatz zu den Revierchefs sehr genau, daß irgendeine geheime Fernsehanlage nicht angebracht war.
Walton, wenn auch äußerlich servil und überhöflich, fühlte sich dem »Bankhalter« zumindest gleichwertig. Das lag nicht allein daran, daß er der einzige Gangster war, der den Chef im. Hintergrund wirklich kannte. Nein, Walton leistete die Hauptarbeit und schuftete sich für seinen Boß ab. Der »Bankhalter« hingegen kommandierte ihn nur herum und kassierte stets den Löwenanteil ein. Eine Regelung, mit der Walton auf lange Sicht gesehen, keineswegs einverstanden war.
Eines Tages werde ich diesem Burschen den Rang ablaufen und ihn ausschalten. Das hatte er sich schon oft geschworen. Bisher fand Ben Walton nur nie eine Möglichkeit, seine Wunschträume in die Tat umzusetzen. Er suchte immer noch nach einem Mann, den er vorschicken konnte und der ihm die Kastanien aus dem Feuer holte.
Der Sekretär der »Juicemen« war alles andere als leichtsinnig. Er unterschätzte den »Bankhalter« auch nicht. Oft fragte er sich, ob sein Chef nicht längst ahnte, was in seinem Kopf vor ging. Auch im privaten Verkehr konnte der Boß seine Anspielungen nicht unterlassen. Ja, oft hatte Walton sogar den sicheren Eindruck, daß sein Boß sich über die Pläne seines Sekretärs amüsierte und ihm eine Ausführung einfach nicht zutraute.
Walton gähnte. Es wurde Zeit für ihn, das Atelier zu verlassen. Er mußte das Geld noch abliefern und anschließend Bericht erstatten. Der »Bankhalter«