Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
auch, daß Parker mitmischt?«
»Es ist sehr wahrscheinlich, Branch. Doch um Ihrer nächsten Frage vorzubeugen, er hat sich bisher bei mir nicht gemeldet. Das ist die reine Wahrheit.«
»Ich glaube Ihnen, Rander, doch verstehe ich Parker nicht. Allein wird er gegen die ›Juicemen‹ doch niemals ankommen. Das ist ausgeschlossen.«
»Tut mir leid, aber ich sehe keine Möglichkeit, Parker beizustehen.«
»Überlegen Sie doch mal genau, ob es nicht doch eine Spur gibt.«
»Damit befasse ich mich bereits seit Tagen, Branch. Parker hat alle Spuren verwischt. Mir ist auch nicht wohl unter der Haut. Bisher weihte er mich immer ein, wenn er auf den Kriegspfad ging. Warum er es diesmal nicht tat, bleibt mir ein Rätsel.«
»Wirklich …?«
»Nun ja, vielleicht gibt uns die Tatsache seines Urlaubs eine Erklärung. Er will seine freie Zeit auf seine Art nutzen. Sie kennen doch Parker …!«
»Aus diesem Mann werde ich niemals klug werden. Ich verstehe zum Beispiel nicht, wieso er bei Ihnen als Butler arbeitet, das ist doch schließlich eine untergeordnete Stellung.«
»Haben Sie eine Ahnung«, lachte Mike Rander auf. »Abgesehen davon, daß ich ihm immer wieder die Teilhaberschaft anbiete und er sie stets verweigert, ist es Parker, der hier in meinem Haus den Ton angibt. Sie wissen doch, daß er Engländer ist. Er glaubt, er müsse mir kontinentale Sitten beibringen. Da er früher nur für den, englischen Hochadel arbeitete, können Sie sich vorstellen, was er sich darunter vorstellt.«
»Nach Parker würde sich selbst FBI die Finger lecken.«
»Ob Sie’s glauben oder nicht, Branch, Parker bekam sogar schon entsprechende Anträge. Doch er bleibt bei mir. Die Gründe dafür werde ich niemals ganz durchschauen. Er scheint einen Narren an mir gefressen zu haben, wie ich an ihm …!«
»Schade, daß wir nichts für ihn tun können«, meinte Leutnant Branch.
»Wegen Parker mache ich mir keine übertriebenen Sorgen«, antwortete Mike Rander. »Wenn es sein muß, schießt er aus allen Rohren und setzt sich durch.«
Im Gegensatz zu seinem laut geäußerten Optimismus war der junge, sympathische Anwalt doch etwas gedrückt. Er trank sein Glas in einem Zug leer und stellte sich ans Fenster, von wo aus er einen wunderbaren Blick auf die Stadt hatte, die im Lichterglanz erstrahlte. Irgendwo in einem dieser Häuser befand sich Parker. Rander konnte nur hoffen, daß sein Butler vorsichtig war und den Gangstern nicht in die Falle lief …!
*
»Noch zehn Sekunden, Parker …!
Ben Walton, der Sekretär der »Juicemen«, beugte sich vor, um Parkers Gesicht besser erkennen zu können. Der Butler holte tief Luft und nickte.
»Ihren Argumenten will und kann ich mich nun nicht länger entziehen«, gestand er. »Ich möchte eine Aussage machen, Mr. Walton.«
»Ihr Glück, Parker, ich hätte meine Drohung wahrgemacht. Also, wo steckt Herm Lazer?«
»Die Adresse finden Sie in meiner Brieftasche …!«
Ben Walton war ein mißtrauischer Mann, mit vielen Wassern gewaschen und noch mehr Salben gesalbt. Er kannte so ziemlich alle Tricks, die in seiner Branche angewendet wurden.
Da Parker aber von den beiden »Bluthunden« und deren Colts bewacht wurde, hatte er keine Bedenken, sich ganz dicht vor Parker zu stellen und nach der Brieftasche zu fassen. Außer den beiden Revolvermännern waren schließlich noch Joe Harms, Pierce und Weed im Maschinenraum. Gegen solch eine Übermacht konnte auch ein Butler Parker schließlich nichts ausrichten. Es war schon so, Parker saß in einer bösen Klemme …!
»In der linken Tasche meines Rocks«, erläuterte Josuah Parker, als Ben Waltons Hand sich ausstreckte. Dabei senkte sich der Oberkörper des Gangsters. Die Brillengläser funkelten dicht vor Parkers Gesicht.
Genau in diesem Augenblick drückte der Butler mit seinem linken Oberarm gegen einen in der Achsel angebrachten kleinen Gummiball, der mit einer feinen Schlauchleitung eine Düse im linken Mantelrevers verband.
Augenblicklich versprühte diese kaum zu sehende Düse eine attraktive Ammoniakverbindung, die einen stechend scharfen, den Atem verschlagenden Geruch verursachte.
Ben Waltons Brillengläser beschlugen. Er schnappte nach Luft und fiel gegen Parker, der sich blitzschnell von der Kiste hochdrückte.
Die beiden »Bluthunde« vergaßen, sich um ihre Waffen zu kümmern. Sie glaubten, ersticken zu müssen. Hustend, keuchend und prustend wichen sie gegen die Wand zurück und konnten nichts mehr sehen. Die versprühte Flüssigkeit blendete sie.
Der Butler begnügte sich keineswegs mit diesem Teilerfolg. Seine durch Handschellen vorn verbundenen Hände schossen nach vorn und ergriffen Waltons Waffe, die in einem Schulterholster stak. Bevor Harms, Pierce oder Weed eingreifen konnten, peitschte ein Schuß auf. Daraufhin beschloß die Deckenlampe, nicht mehr länger mitzuspielen. Sie löste sich in einem Regen feiner Glassplitter auf, die zu Boden stäubten.
Im Maschinenraum war es jetzt stockfinster.
Aber nicht still, wie man sich denken kann, denn die Gangster entwickelten eine ungeheure Betriebsamkeit. Sie schrien durcheinander, schossen und achteten in ihrer Aufregung kaum darauf, daß sie auch Freunde treffen konnten.
Es dauerte gut dreißig Sekunden, bis die erste Taschenlampe aufflammte. Pierce hielt sie in der Hand. Er wollte damit den Maschinenraum ausleuchten und nach Parker suchen.
Parker, der längst seinen Standort gewechselt hatte, sah sich gezwungen, einen weiteren Schuß zu lösen Pierce brüllte auf, als sein Oberarm getroffen wurde. Die Taschenlampe landete auf dem Boden aus Eisenplatten, zerbrach jedoch nicht, sondern leuchtete weiter. Sie strahlte Ben Walton an, der seine. Brille verloren hatte und wie blind herumtappte.
Die beiden »Bluthunde« stolperten gerade über Pierce, der sich am Boden wälzte.
wo aber stak Parker …?
Hatte er wegen seiner gefesselten Hände überhaupt eine reelle Chance, seine Haut zu retten?
*
Der Butler durchschritt gerade das Schott zum vorderen Kohlebunker. Es war nicht weiter verwunderlich, daß er schon wieder im Besitz seines Regenschirms war. Er trennte sich nämlich sehr ungern von den Dingen, die ihm ans Herz gewachsen waren.
Ohne sich um das Getobe im Maschinenraum zu kümmern, suchte er sich seinen Weg. Um nicht unnötig zur Eile angetrieben zu werden, schloß er das Schott hinter sich und knipste die kleine Miniaturlampe an, die er aus einer seiner Manteltaschen hervorgeholt hatte.
Damit lösten sich schlagartig seine Schwierigkeiten. Er kam wesentlich schneller voran, erreichte den leeren Bunker und suchte nach einer passenden Eisenleiter, die nach oben an Deck führte. Die gefesselten Hände störten ihn überhaupt nicht. Schließlich war es nicht das erste Mal, daß Gangster ihn auf diese Art und Weise hatten ausschalten wollen.
Parker, der die Steigleiter gefunden hatte, blieb plötzlich stehen und rührte sich nicht.
Das Herumgetobe und die Schießerei im Maschinenraum endeten schlagartig. Die Gangster hatten sich endlich verständigt und gingen in Lauerstellung. Wahrscheinlich schwärmten sie jetzt aus und suchten nach ihm.
Unter diesen Voraussetzungen war es wohl doch zu gefährlich, über die Leiter nach oben zu klettern. Der Butler entschloß sich, die unteren Räume des Frachters zu inspizieren. Neben der Leiter befand sich nämlich ein weiteres Schott, das sich ohne Schwierigkeiten aufdrücken ließ.
Parker zog gerade den Kopf ein, wollte weitergehen, als ihn ein greller Lichtschein von oben traf. Am Aufgang der Leiter stand ein Gangster, der mit einer starken Handlampe die Leiter anstrahlte. Er sah Parker und ließ sofort eine Handgranate nach unten fallen.
Josuah Parker entwickelte in Anbetracht der Lage eine Eile, die er im Grunde äußerst haßte und warf die Tür hinter sich