Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wurde. Parker erhielt einen zusätzlichen Stoß und fand sich zu seinem Entsetzen auf dem Boden des engen Laufgangs wieder.
Behutsam klopfte er sich nach dem Aufstehen die Hosenbeine ab, richtete die leicht verrutschte Melone und ging etwas schneller als vorher weiter. Seinen Anzug wollte er nämlich nicht noch einmal in Gefahr bringen, er hielt auf seine Kleidung.
Hinter dem nächsten Schott befand sich der erste Laderaum, der zum Deck hin nicht abgedichtet war. Parker atmete frische Luft und sah den Widerschein der tausendfältigen Lichtreklamen, die die Stadt erleuchteten.
Leise und geschmeidig wie eine Katze tastete er sich an Arbeitsgeräten vorbei und wechselte zur anderen Schiffseite hinüber. Er rechnete mit weiteren Handgranaten, gegen die er verständlicherweise einiges hatte.
Kaum hatte er den anderen Längsgang erreicht, da fielen die nächsten Sprengkörper in den Laderaum hinunter. Die Detonationen klangen wie Kanonenschüsse, doch sie erwischten den Butler längst nicht mehr. Er befand sich bereits auf dem Weg zurück in den Kohlebunker. Er hielt es für taktisch angebracht und geschickt, den ihn verfolgenden Gangstern entgegenzugehen. So hatte er wenigstens Gehörkontrolle, wo sie sich befanden und was sie gegen ihn ausbrüteten.
Im Schiff war es nun totenstill.
Selbst die Ratten schienen den Atem anzuhalten. Nur das leicht bewegte Hafenwasser schlug gegen die Schiffswände. Parker näherte sich dem Schott zum Kohlebunker, diesmal allerdings auf der Backbordseite. Er rechnete damit, daß die Gangster dort eine Wache aufgestellt hatten. Die Hauptmacht der »Juicemen« mochte ihm wohl auf dem Weg folgen, den er eben erst hinter sich gebracht hatte.
Das Schott zum Kohlebunker war geschlossen. Eine unangenehme Überraschung für den Butler, denn das noch so vorsichtige Öffnen und Aufdrücken wäre von einem dort wartenden Posten bestimmt festgestellt worden. Der Butler besann sich auf eine kleine, niedrige Tür, an der er gerade achtlos vorbeigeschlichen war. Er drehte sich um, ließ die Taschenlampe kurz aufblitzen und fand den Türeinschnitt.
Leider ließ sich dieser kleine Einstieg nicht reibungslos öffnen. Er saß irgendwie verklemmt im Rahmen. Parker, der nicht noch mehr Zeit verlieren wollte, warf sich einfach gegen das dünne Stahlblech … und polterte zusammen mit dem Türblatt in einen dunklen Raum hinein.
Blitzschnell war er wieder auf den Beinen, brachte die verbogene Tür in den Rahmen zurück und wartete ab. Dieser Krach war bestimmt gehört worden.
Nun, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die irritierten Gangster im Laderaum schossen, doch Parker befand sich längst in Sicherheit. Seine Taschenlampe wies ihm wieder den Weg. Er stand in einem engen Schacht, in dem früher wohl einmal ein Lift eingebaut worden war, oder vielleicht auch nur ein Speiseaufzug. Der Butler sah nach einer Klettermöglichkeit, um zurück an Deck zu gelangen. In diesem engen Schacht kam er sich wie in einer Mausefalle vor.
Er wußte sich allerdings zu helfen. In der Art eines Kaminkletterers, wie er in den Alpen vorkommt, stemmte er sich mit den Schuhen und dem Rücken gegen die engen Wände ab und schob sich Zentimeter für Zentimeter nach oben. Daß er dabei seinen Universal-Regenschirm nicht vergaß, verstand sich am Rande.
Währenddessen streiften die Gangster durch den Frachter und suchten nach Josuah Parker. Ben Walton, von einem Streifschuß leicht angekratzt, feuerte die »Bluthunde« und seine anderen Mitarbeiter an. Der »Bankhalter« erwartete schließlich positive Nachrichten, und die hießen in diesem Falle, daß Josuah Parker zur Strecke gebracht worden sei.
So sehr die Gangster sich aber auch anstrengten, der Butler blieb verschwunden. Er befand sich nämlich längst an Deck, nachdem er den engen Aufzugschacht in der Kombüse des Frachters verlassen hatte. Ohne sich weiter um die Gangster zu kümmern, pirschte er sich vorsichtig an die Laufplanke heran, um den Frachter zu verlassen.
Hinter einem Windlüfter blieb er kurz stehen und beobachtete den Pier. In der Dunkelheit war leider nicht viel zu erkennen. Er glaubte jedoch in kurzen Abständen das Aufglühen einer Zigarette oder Zigarre feststellen zu können.
Um vom Frachter hinunterzukommen, mußte er die Laufplanke benutzen. Gut, er hätte ins Wasser springen und sich dann retten können, doch Parker dachte nicht im Traum daran, seinen Anzug zu ruinieren. Über die Laufplanke hatte er den Frachter betreten, über die Laufplanke würde er das Schiff auch wieder verlassen …!
Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, schritt er wie selbstverständlich auf die Planke zu und ging zur steilen Steintreppe. Vom Pier aus mußte man den Eindruck haben, daß einer der Gangster das Deck verließ.
Der Butler erreichte die Treppe, doch jetzt änderte er seine Richtung. Er blieb hart an der Kaimauer, arbeitete sich Schritt für Schritt über ein schmales Mauerband und benutzte dann eine in die Kaimauer eingelassene Steigeleiter aus Eisen, um hinauf zum Pier zu klettern.
Auf leisen Sohlen verschwand er hinter dem stämmigen Stahlblechfuß einer Krananlage und schlich dann zur eigentlichen Steintreppe zurück.
Sein Instinkt hatte ihn wieder einmal richtig geleitet.
Oberhalb der Treppe, auf dem Pier bereits, standen zwei Männer, die sich neben einem parkenden und unbeleuchteten Wagen aufgebaut hatten. Sie warteten auf Parker, um ihn dann in aller Ruhe abzuschießen.
Der Butler hätte von seinem Standort aus mit seiner Schleuder das Feuer eröffnen können. In diesem speziellen Fall aber war er für eine andere Lösung.
Er holte einige spezialangefertigte Knallerbsen aus der Rocktasche. Wurden sie hart auf den Boden geworfen, detonierten sie ungewöhnlich. laut und schufen den Eindruck, es würde aus einer Pistole geschossen.
Parker verdoppelte in Anbetracht der Situation die Normaldosis und warf sie in Richtung auf den Wagen.
Die Wirkung war frappierend …!
Die Knallerbsen verursachten einen Heidenkrach und riefen tatsächlich die Illusion hervor, es würde aus einer Maschinenpistole gefeuert.
Die beiden Gangster neben dem Wagen wurden gründlich getäuscht. Da es sich aber um harte und ausgekochte Gangster handelte, schossen sie augenblicklich zurück. Sie benutzten keine Knallerbsen, sondern tatsächlich ihre automatischen Waffen.
Auf der Pier herrschte innerhalb weniger Sekunden der Lärm einer mittleren Fronttätigkeit. Querschläger sirrten durch die Nacht, Scheiben klirrten, und die Gangster auf dem Küstenfrachter ließen sich nicht lumpen und schossen ebenfalls.
Josuah Parker genoß dieses Durcheinander nur wenige Minuten. Als er dann von weit her die Sirenen einiger Polizei-Streifenwagen hörte, hielt er es für besser, sich zu empfehlen. Wie ein Phantom verschwand er im Gewirr der Schuppen und Lagerhallen …!
*
»Ist das Parkers sagenhafter Colt oder nicht?«
Leutnant Brauch von der Mordabteilung sah Anwalt Mike Rander prüfend an. Der junge Anwalt brauchte nur einen kurzen Blick auf die Waffe zu werfen, dann wußte er bereits Bescheid.
»Dieses Ding gehört Parker, kein Zweifel.«
»Ich weiß, wonach Sie fragen wollen, Rander. Wir fanden die Waffe auf einem alten Frachter, der draußen im Hafen umgebaut wird. An Bord dieses Kahns gab es eine tolle Schießerei. Die Hafenpolizei alarmierte uns. Wir konnten einige Gangster festnehmen. Sie schweigen sich natürlich darüber aus, wie sie heißen und welcher Gang sie angehören, doch es dürften ›Juicemen‹ sein, wenn Sie mich fragen.«
»Haben Sie sich nach Parker erkundigt?« Sorge schwang in Mike Randers Stimme mit.
»Selbstverständlich fragte ich nach ihrem Butler. Keiner der Gangster will ihn kennen. Doch das wird sich nach den ersten Verhören schnell ändern. Wenn die Burschen erst einmal merken, daß sie gegen Kautionsgestellung nicht rauskommen, werden sie mitteilsamer.«
»Du lieber Himmel, hoffentlich ist Parker nichts passiert …!« Mike Rander brauchte einen Drink und versorgte sich mit einem Cognac. Leutnant Branch spülte sich ebenfalls den Mund aus.
»Wir suchten das gesamte Hafenbecken ab, ebenfalls die