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Sherlock Holmes: Seine Abschiedsvorstellung (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Arthur Conan DoyleЧитать онлайн книгу.

Sherlock Holmes: Seine Abschiedsvorstellung (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Arthur Conan Doyle


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die Farben von San Pedro grün und weiß sind, wie die Farben in der Botschaft, Herr Holmes. Er nannte sich Henderson, aber ich habe ihn zurückverfolgt, – Paris, Rom, Madrid und Barcelona. In Barcelona ist sein Schiff damals gelandet. Sie haben ihn die ganze Zeit gesucht, um Rache zu nehmen, aber erst jetzt vor kurzem haben sie ihn ausfindig gemacht.«

      »Vor einem Jahr haben sie ihn entdeckt,« sagte unerwartet Fräulein Burnett, die sich aufgerichtet hatte und nun mit angestrengtester Aufmerksamkeit der Unterhaltung folgte. »Einmal schon wurde ein Anschlag auf sein Leben gemacht; aber ein böser Geist nahm ihn in Schutz. Nun, beim zweiten Versuch, ist der edle ritterliche Garcia gefallen, während das Ungeheuer lebt. Aber andere werden kommen, einer nach dem andern, bis eines Tages der Gerechtigkeit genügt ist. Das ist so gewiß wie, daß morgen die Sonne aufgeht.« Ihre dünnen Finger krampften sich zusammen und ihr abgehärmtes Gesicht wurde noch blasser vor leidenschaftlichem Haß.

      »Aber wie sind Sie in diese Geschichten hineingekommen, Fräulein Burnett?« fragte Holmes. »Wie kann eine englische Dame sich einer solchen Mordverschwörung anschließen?«

      »Weil es keinen anderen Weg auf der Welt gibt, um der Gerechtigkeit zu dienen. Was kümmert sich das englische Gesetz um die Ströme von Blut, die vor Jahren in San Pedro vergossen wurden? Oder um die Schiffsladung voll Schätze, die der Mann zusammengestohlen hat? Für euch sind das Verbrechen, die auf einem anderen Planeten verübt sind. Aber für uns nicht! Wir haben unter Qualen und Ängsten die Wahrheit erfahren. Für uns gibt es keinen Dämon der Hölle, der Juan Murillo gliche, und keinen Frieden in unserem Leben, solange seine Opfer nach Rache schreien.«

      »Kein Zweifel,« sagte Holmes, »er war ein Tyrann, wie Sie ihn schildern. Ich hörte früher, er sei einfach fürchterlich. Aber wieso berührt Sie das so nahe?«

      »Ich will Ihnen alles sagen. Die Politik dieses Schurken bestand darin, zu morden, unter diesem oder jenem Vorwand jeden zu beseitigen, der einmal ein gefährlicher Nebenbuhler hätte werden können. Mein Mann – ja, mein richtiger Name ist Signora Viktor Durando – war Vertreter San Pedros in London. Er lernte mich in London kennen und heiratete mich hier. Ein besserer Mann hat nie auf Erden gelebt. Unglücklicherweise hörte Murillo, daß er sich in England hervortue, rief ihn unter einem Vorwand zurück und ließ ihn erschießen. Als ob er eine Ahnung gehabt, welches Schicksal ihm drohte, hatte mein Mann mich hier zurückgelassen. Sein Grundbesitz wurde eingezogen, und ich blieb hier zurück, mit kaum genug zum Leben und mit einem gebrochenen Herzen.

      Dann kam das Ende seiner Tyrannenmacht. Er entfloh, wie Sie es soeben erzählt haben, aber die vielen, deren Leben er vernichtet hatte, deren liebste und nächste Angehörige Marter und Qual und Tod durch ihn erlitten haben, die gaben sich mit seiner Flucht nicht zufrieden. Sie verbanden sich zu einer geheimen Gesellschaft, die nicht eher aufgelöst werden sollte, bevor ihr Zweck erreicht war. Nachdem wir in Henderson den einstigen Despoten entdeckt hatten, fiel mir die Aufgabe zu, mich seinem Haushalt anzuschließen und die anderen über alle seine Bewegungen auf dem laufenden zu erhalten. Zu diesem Behufe nahm ich bei seinen Töchtern die Stelle einer Gouvernante an. Er hatte keine Ahnung davon, daß die Frau, die ihm täglich bei Tisch gegenüber saß, die Gattin seines Londoner Residenten war, den er hatte töten lassen. Ich lächelte ihn an, tat getreulich meine Pflicht gegen seine Kinder und wartete meine Zeit ab. In Paris wurde ein Attentat versucht, das mißlang. Wir zickzackten in ganz Europa herum, um die Verfolger abzuschütteln, und kehrten schließlich in dies altenglische Haus zurück, das er schon bei seinem ersten Aufenthalt in England gekauft hatte.

      Aber eben hier warteten auch schon die Vertreter der rächenden Gerechtigkeit auf ihn. In der sicheren Überzeugung, daß er hierher einmal wiederkäme, wartete Garcia, der Sohn eines der höchsten Würdenträger San Pedros, mit zwei vertrauten Gesellen geringerer Herkunft – alle drei angefeuert durch das gleiche Verlangen nach Rache. Am hellen Tage konnte Garcia nichts unternehmen, denn Murillo beobachtete jede erdenkliche Vorsicht und ging nie aus ohne seinen Satelliten Lucas, oder Lopez, wie er in den Tagen seiner Größe hieß. Nachts jedoch schlief er allein, da konnte der Rächer ihn überraschen. An einem bestimmten Abend, auf den alles vorbereitet war, sandte ich an Garcia die letzten Anweisungen, denn Murillo schlief fast jede Nacht in einem anderen Zimmer. Ich hatte dafür zu sorgen, daß die Türen offen waren, und ein Signal mit grünem oder weißem Licht in einem Fenster, das auf die Straße ging, sollte Garcia unterrichten, daß alles in Ordnung war, oder daß sein Vorhaben besser verschoben würde.

      Aber alles war gegen uns. Ich hatte irgendwie Lopez’, des Sekretärs, Verdacht erregt. Er war mir nachgeschlichen und sprang mich an, nachdem ich eben die Botschaft abgefaßt hatte. Er und sein Herr schleppten mich auf mein Zimmer, wo sie über mich zu Gericht saßen als einer überführten Verräterin. Hätten sie nur eine Möglichkeit gesehen, die Folgen ihrer Tat zu verbergen, so würden sie mich hier mit ihren Messern erstochen haben. Schließlich, nach langem Hin-und Herreden, kamen sie zu dem Schluß, daß meine Ermordung zu gefährlich sei. Aber sie entschlossen sich, Garcia ein für allemal unschädlich zu machen. Sie hatten mich geknebelt, und Murillo drehte meinen Arm, bis ich ihm die Adresse gestand. Ich schwöre aber, daß ich mir den Arm hätte ausdrehen lassen, ohne ein Wort zu gestehen, wenn ich geahnt hätte, was sie mit Garcia beabsichtigten. Lopez überschrieb den Zettel, siegelte ihn mit seinem Manschettenknopf, und schickte José damit weg. Wie sie ihn dann ermordeten, ist mir unbekannt, nur weiß ich, daß Murillo ihn niederschlug, denn Lopez war als Wache bei mir zurückgeblieben. Zuerst hatten sie beabsichtigt, ihn das Haus betreten zu lassen und dann als ›Einbrecher‹ auf frischer Tat zu überraschen und totzuschlagen. Aber sie kamen zu der Überlegung, daß wenn sie in die unvermeidliche Untersuchung hineingezogen wurden, ihre Identität offenbar werden mußte, und sie also leicht noch weiteren Attentaten ausgesetzt sein könnten. Mit Garcias Tod, so rechneten sie, fänden vielleicht die Verfolgungen ein Ende, da seine Ermordung andere wohl etwas abschrecken mußte.

      Die Sache wäre nach Garcias Tode gut für sie gestanden, hätte ich nicht Kenntnis von ihrer Tat gehabt. Ich bin mir nicht im Zweifel darüber, daß mein Leben mehrmals an einem Faden hing. Ich wurde in meinem Zimmer eingesperrt, mit den schrecklichsten Drohungen geängstigt und aufs grausamste mißhandelt, um meinen Geist zu zermürben – sehen Sie hier, den Stich in meiner Schulter, und die blutigen Striemen überall auf meinen Armen – und ein Knebel wurde mir noch in den Mund geklemmt, als ich einmal den Versuch machte, aus dem Fenster zu rufen. Fünf Tage lang hielten sie mich so gefangen und gaben mir kaum genügende Nahrung, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Heute nachmittag brachten sie mir ein gutes reichliches Essen, aber kaum hatte ich es zu mir genommen, so fühlte ich, daß ich vergiftet war. Ich erinnere mich wie an einen Traum, daß ich halb getragen, halb geführt zum Wagen gebracht wurde und wir zur Station fuhren. Erst hier, als der Zug sich schon beinahe in Bewegung setzte, wurde es mir klar, daß meine Freiheit in meinen eigenen Händen lag. Ich sprang hinaus, sie versuchten, mich wieder in das Abteil zu schieben, und wäre mir nicht dieser brave Mann zu Hilfe gekommen, der mich zu einer Kutsche führte und hierher brachte, so wäre ich nicht freigekommen. Gott sei Dank, jetzt bin ich für immer ihrer Macht entzogen.«

      Wir hatten alle aufmerksam diesen Enthüllungen gelauscht. Holmes brach zuerst das eingetretene Schweigen.

      »Unsere Schwierigkeiten sind noch nicht zu Ende«, bemerkte er und schüttelte den Kopf. »Unsere Polizeiarbeit ist erledigt, aber nun beginnt unsere gerichtliche Arbeit.«

      »Henderson hat noch allerlei Chancen«, sagte ich. »Ein gewiegter Verteidiger kann seinen Fall als einen Akt der Notwehr den Geschworenen glaubhaft machen. Henderson mag noch hundert Verbrechen begangen haben, aber nur dies eine an Garcia erlaubt eine gerichtliche Verfolgung.«

      »Ei, so schlimm ist es nicht«, rief Baynes zuversichtlich. »Da denke ich doch besser von unserem englischen Recht. Notwehr ist doch eine ganz andere Sache, als wenn einer mit kaltem Blut mittels eines Zettels einen andern herauslockt, um ihn dann totzuschlagen, mag er auch für den Betreffenden ein gefährlicher Mensch gewesen sein. Nein, nein, wir dürfen sicher sein, daß die beiden Henker von High Gable verurteilt werden, wenn sie erst einmal vor den Geschworenen stehen.«

      +++

      Es ist jedoch eine Tatsache, daß noch eine geraume Zeit verstrich, ehe der Tiger von San Pedro seinen verdienten Lohn erhielt.


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