Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
entwickelte er sehr vernünftige Anschauungen über Pferde und die Art, wie man rein geschäftsmäßig das meiste aus ihnen herausbekommen konnte.
Als er hinausging, um eine Zigarette zu rauchen, brachte Frau Mortimer Saxon dazu, etwas über sich und Billy zu erzählen, und sie war nicht im geringsten empört, als sie von seinem Boxen und seiner Neigung, Streikbrecher zu verprügeln, hörte.
»Er ist ein prachtvoller junger Mann – und gut!« sagte sie zu Saxon. »Das kann man seinem Gesicht ansehen. Und was das beste von allem ist – er liebt Sie und ist stolz auf Sie. Sie ahnen nicht, welche Freude es mir macht, ihn zu beobachten, wenn er Sie ansieht, namentlich wenn Sie sprechen. Er hat Achtung vor Ihrer Urteilskraft. Und das muss er natürlich haben, wenn er Ihnen auf diese Pilgerfahrt gefolgt ist, die so ganz und gar Ihre Idee ist.« Frau Mortimer seufzte. »Sie sind sehr glücklich, mein liebes Kind, sehr glücklich! Und dabei wissen Sie noch nicht einmal, was der Kopf eines Mannes wert ist. Warten Sie, bis er Feuer und Flamme für Ihren Plan ist! Sie werden ganz verblüfft sein, wie er sich die Dinge aneignet. Sie werden sich anstrengen müssen, um Schritt mit ihm zu halten. Bis dahin müssen Sie ihn führen. Vergessen sie nicht, dass er immer in der Stadt erzogen ist. Es wird ein schwerer Kampf sein, ihm die einzige Form des Daseins, die er gekannt hat, abzugewöhnen.«
»Aber er litt auch unter dem Leben in der Stadt«, begann Saxon.
»Aber nicht auf dieselbe Art wie Sie. Liebe ist nicht alles für den Manu, wie sie es für die Frau ist. Das Leben in der Stadt quälte Sie mehr, als es ihn quälte. Sie waren es, die das süße Kind verloren. Sein Interesse für das Kind und seine Verbindung mit ihm war zufällig und locker im Vergleich mit der Tiefe und Innigkeit Ihrer Gefühle.«
Frau Mortimer wandte sich wieder zu Billy, der in diesem Augenblick in die Stube trat.
»Nun, sind Sie jetzt dahinter gekommen, was Sie stört?« fragte sie.
»So einigermaßen«, antwortete er und setzte sich auf ihre Aufforderung in den großen Sessel. »Es hängt so zusammen –«
»Warten Sie einen Augenblick«, sagte Frau Mortimer. »Das ist ein schöner, großer und starker Stuhl – und Sie sind ebenso – jedenfalls groß und stark, und Ihr kleines Frauchen ist sehr müde – nein, nein, bleiben Sie nur sitzen; es sind Ihre Kräfte, die sie braucht. Ja, es ist mein Ernst. Breiten Sie die Arme aus, Verehrtester.«
Sie führte Saxon zu ihm hin und setzte sie auf seinen Schoß. »Und jetzt – Sie sehen reizend aus, Sie beiden – jetzt rücken Sie heraus mit Ihren Einwänden gegen meine Art und Weise, mir mein Brot zu verdienen.«
»Es ist nicht Ihre Art und Weise«, wandte Billy hastig ein. »Ihre Art und Weise ist sehr gut. Sie ist großartig. Was ich sagen will, ist nur, dass Ihre Art und Weise nicht für uns passt. Für uns würde das so nicht gehen. Sehen Sie, Sie haben Verbindungen, wohlhabende Bekannte, Leute, die wussten, dass Sie Bibliothekarin gewesen waren und Ihr Mann Universitätsprofessor. Und Sie hatten« – er zögerte einen Augenblick, als wollte er seine Gedanken in eine feste Form zwingen. »Nun ja, Sie haben etwas, was wir nicht bekommen können. Sie waren eine gelehrte Dame und – ja, ich weiß nicht recht, aber ich kann mir denken, dass Sie Bescheid wussten mit feinen Leuten und Geschäften – auf eine Art und Weise, die wir nie kapieren werden.«
»Aber mein lieber junger Freund, Sie können leicht lernen, was Sie brauchen«, wandte sie ein.
Billy schüttelte den Kopf.
»Nein, Sie verstehen mich nicht. Vielleicht kann ich es Ihnen durch ein Beispiel klarmachen. Nehmen Sie an, ich wäre es, der das Geschäft mit dem Eingemachten machen wollte, und ich ginge geradeswegs in dieses vornehme Restaurant, wie Sie es taten, um mit dem Alten zu reden. Nun, sobald ich in sein Kontor träte, wäre ich wie ein Fisch auf dem Trocknen. Und noch schlimmer – ich würde das selber fühlen. Dadurch würde ich gereizt werden und geneigt sein; Krach zu schlagen, was nicht gerade die beste Art ist, Geschäfte zu machen. Und dabei hätte ich das Gefühl, dass er mich für einen Banditen hielte, der ihm sein Eingemachtes aufdrängen wollte. Und wie würde es dann gehen? Ich würde großschnäuzig werden – das ist so sicher wie nur etwas. Und ich würde glauben, dass er mich für einen Esel hielte, und dann würde ich losplatzen und ihm erzählen, dass er ein Esel sei. Verstehen Sie? Ich bin eben so erzogen. Ich würde ihm zu verstehen geben, dass er kaufen könnte oder nicht, wie es ihm passte, und auf die Art kann man kein Eingemachtes verkaufen.«
»Was Sie da sagen, ist sehr richtig«, sagte Frau Mortimer heiter. »Aber Sie haben doch Ihre Frau. Sehen Sie sie nur an! Sie könnte schon auf jeden Geschäftsmann Eindruck machen. Er würde sie mehr als gern anhören.«
Billy richtete sich auf, und ein zorniger, finsterer Ausdruck trat in seine Augen.
»Was habe ich nun schon wieder getan«, lachte Frau Mortimer.
»Ich bin noch nicht so tief gesunken, dass ich Geschäfte auf das hübsche Gesicht meiner Frau hin machen will«, brummte er grimmig.
»Nein, das ist sehr richtig. Aber Sie beide sind eben fünfzig Jahre hinter Ihrer Zeit zurück. Sie sind Amerikaner von der alten Schule. Wie es überhaupt unter modernen Lebensbedingungen Leute Ihres Schlages geben kann, ist ein reines Wunder. Wer hat in dieser degenerierten Zeit je von einem jungen Mann und einer jungen Frau gehört, die sich ihr Bettzeug auf den Rücken luden und auswanderten, um Boden zu suchen? Das ist der Geist, der seinerzeit die Argonauten beseelte. Sie sind genau wie die, welche ihren Ochsen das Joch auflegten und westwärts nach den Ländern jenseits des Sonnenunterganges wanderten. Ich wette, Ihre Väter und Mütter, oder Ihre Großväter und Großmütter gehörten dem Geschlecht an.«
Saxons Augen leuchteten, und der zornige Ausdruck verschwand aus Billys Gesicht. Beide nickten.
»Ich gehöre selbst einem der alten Geschlechter an«, fuhr Frau Mortimer stolz fort. »Meine Großmutter war eine der wenigen Überlebenden der Verunglückten im Donnerzug. Mein Großvater, Jason Whitney, war einer von denen, die die Bärenflagge in Sonoma hißten. Er war in Monterey, als John Marschall in Sutters Mühlbach Gold fand. Eine Straße in San Franzisko ist nach ihm genannt.«
»Die kenne ich«, warf Billy ein. »Whitney Street. In der Nähe vom Russian Hill. Saxons Mutter ist auch über die Prärie hierher gewandert.«
»Und Billys Großvater und Großmutter wurden von den Indianern niedergemacht«, sagte Saxon. »Sein Vater war ein kleiner Junge, der unter den Indianern lebte, bis die Weißen ihn wieder holten. Er wusste nicht einmal, wie er hieß, und wurde von einem Mann namens Roberts adoptiert.«
»Aber Kinder, da sind wir ja beinahe verwandt«, sagte