Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
ein Mann mit den fünf Morgen fertig werden sollen, wenn Herr Hale sagt, dass wir zwei nicht alle Arbeit auf zwei Morgen verrichten können – das geht über meinen Verstand.«
»Saxon soll auch nicht selber arbeiten«, antwortete Frau Mortimer. »Habt ihr vielleicht gesehen, dass ich in San José etwas arbeitete? Saxon soll ihren Kopf gebrauchen – es wird bald Zeit, dass ihr das merkt! Anderthalb Dollar täglich. Das verdienen Leute, die nicht mit dem Kopfe arbeiten. Und sie soll sich nicht mit anderthalb Dollar den Tag begnügen. Hört mal! Ich hatte heute Nachmittag eine lange Unterhaltung mit Herrn Hale. Er sagt, dass man tatsächlich keine ordentlichen Leute zur Arbeit hier im Tal bekommen kann.«
»Das weiß ich gut«, warf Billy ein. »Alle tüchtigen Leute gehen in die Städte. Nur der Bodensatz bleibt. Und die guten, die bleiben, arbeiten nicht für andere.« »Ja, das ist Wort für Wort wahr. Aber hört einmal, Kinder. Ich weiß das sehr gut, und ich habe mit Herrn Hale darüber gesprochen. Er ist bereit, alles für euch zu ordnen. Er versteht sich darauf, und er kennt den Inspektor. Kurz, ihr könnt zwei bedingt begnadigte Gefangene aus San Quentin für die Gartenarbeit bekommen. Es gibt dort eine Menge Chinesen und Italiener, und die sind bei weitem die besten Handelsgärtner. Auf die Weise schlagt ihr zwei Fliegen mit einer Klappe. Ihr helft den armen Gefangenen, und ihr helft euch selber.«
Saxon war erschrocken und wusste nicht, was sie sagen sollte, während Billy den Vorschlag mit tiefem Ernst überlegte.
»Ihr kennt doch John?« fuhr Frau Mortimer fort. »Ich meine, Herrn Hales Gärtner. Wie gefällt er euch?«
»Ach, ich habe erst heute Morgen gedacht, wie nett es wäre, einen Mann wie John zu bekommen«, sagte Saxon eifrig. »Er ist eine freundliche, treue Seele. Frau Hale hat mir viel Gutes von ihm erzählt.«
»Aber eines hat sie nicht erzählt«, sagte Frau Mortimer lächelnd, »nämlich, dass John ein bedingt begnadigter Strafgefangener ist. Vor achtundzwanzig Jahren geriet er mit einem Mann um fünfundsechzig Cent in Streit, und in der Heftigkeit erschlug er ihn. Er ist jetzt seit drei Jahren bei der Familie Hale. Erinnert ihr euch an den alten Franzosen, den ich hatte? Mit dem war es genau ebenso. Darüber sind wir uns also einig. Wenn eure zwei kommen, natürlich müsst ihr ihnen einen guten Lohn zahlen – und wir wollen schon dafür sorgen, dass sie von der selben Nationalität sind, Chinesen oder Italiener – nun ja, wenn sie kommen, dann wird John mit ihnen zusammen und unter Aufsicht von Herrn Hale eine kleine Hütte für sie bauen, wo sie wohnen können. Wir können selbst die Stelle dafür aussuchen. Wenn aber der Betrieb erst in vollem Gange ist, müssen wir sehen, euch mehr Hilfe zu verschaffen. Sie müssen eben die Augen ein wenig offen halten, Billy, wenn Sie durch das Tal wandern.«
Am nächsten Abend war Billy zur gewöhnlichen Zeit nicht heimgekommen, und um neun Uhr erschien ein reitender Bote von Glen Ellen mit einem Telegramm. Billy hatte es von Lake County geschickt. Er war auf der Suche nach Pferden für Oakland.
Erst am dritten Tage kam er heim, todmüde, aber sehr stolz, was er nicht zu verhehlen suchte.
»Nun, was haben Sie in den drei Tagen gemacht?« fragte Frau Mortimer.
»Ich habe meinen Kopf gebraucht«, antwortete er mit großem Selbstbewusstsein. »Ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und ich habe eine ganze Schar geschlagen. Hm! Ich hörte etwas davon in Lawndale, und ich will Ihnen nur sagen, dass Hazel und Hattie fast zuschanden gefahren waren, als ich sie in einen Stall in Calistoga stellte und mit der Post weiter nach St. Helena fuhr. Ich kam gerade zurecht und kriegte sie zu fassen – acht starke Tiere – sie gehörten alle einem Fuhrmann in den Bergen. Es waren junge Tiere, so gesund und frisch, wie man sie sich nur wünschen kann, und das leichteste von ihnen wog über fünfzehnhundert. Ich habe sie heute Abend in Calistoga verladen. Und – das ist noch nicht alles. Zuerst habe ich in Lawndale mit dem Mann gesprochen, der für den Steinbruch fährt. Pferde verkaufen? Er war ganz versessen darauf, welche zu kaufen. Ja, er wollte sie sogar mieten, sagte er.«
»Und da schicktest du ihm die acht, die du gekauft hattest«, fiel Saxon ihm ins Wort.
»Du musst noch einmal raten. Ich kaufte die acht mit dem Geld des Alten in Oakland, und sie wurden nach Oakland geschickt. Aber ich redete mit dem Fuhrmann, und er ging darauf ein, mir bis zu sechs Pferden für je fünfzig Cent täglich abzumieten. Dann telegrafierte ich dem Alten, dass er mir sechs von den Pferden mit wundgelaufenen Füßen schicken sollte. Bud Stroters sollte sie auswählen, und das Geld könnte er von meiner Provision nehmen. Bud weiß schon, was ich haben will. Sobald sie kommen, dann ab mit den Eisen, und dann kommen sie zwei Wochen auf die Weide. Danach gehen sie direkt nach Lawndale. Mit der Arbeit werden sie leicht fertig. Es geht auf einem weichen Sandweg den Hügel hinab zur Eisenbahn. Fünfzig Cent das Stück – das macht drei Dollar den Tag, die ich in den sechs Tagen der Woche an ihnen verdiene. Ich brauche weder für Futter noch Eisen oder sonst etwas zu sorgen und kann mich noch davon überzeugen, dass sie gut behandelt werden. Drei Dollar täglich – nun ja. Das deckt schon die Kosten für die beiden Leute zu anderthalb Dollar täglich für Saxons Gemüse, wenn sie sie nicht Sonntags arbeiten lässt. Hm, das Mondtal! Es dauert nicht lange, und wir können uns Diamanten kaufen. Nun ja. Man könnte tausend Jahre lang in einer Stadt herumlaufen, ohne eine solche Chance zu finden. Das ist besser als eine chinesische Lotterie.«
Er stand auf.
»Jetzt gehe ich, gebe Hazel und Hattie Wasser und Futter, ja, und dann sollen sie Ruhe haben. Sobald ich wiederkomme, möchte ich gern mein Abendbrot haben.«
Die zwei Frauen sahen sich mit leuchtenden Augen an und wollten gerade etwas sagen, als Billy noch einmal den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Etwas habt ihr vielleicht noch nicht richtig begriffen. Ich nehme jeden Tag die drei Dollar ein, aber dabei gehören die sechs Pferde doch mir. Sie gehören mir. Sie sind mein. Versteht ihr?«
*
»Ich bin noch nicht mit euch fertig, Kinder«, hatte Frau Mortimer beim Abschied gesagt, und mehrmals im Laufe des Winters kam sie zu einem kurzen Besuch, um ihnen gute Ratschläge zu erteilen und Saxon zu lehren, wie sie ihr Gemüse für den Markt, der im Augenblick stattfand, für den Frühlingsmarkt, der bedeutend größer werden würde, und für die Hochsaison berechnen sollte, wie sie alles, was zu beschaffen war, verkaufen konnte, und selbst dann die Nachfrage noch nicht befriedigte. Unterdessen mussten Hazel und Hattie, sobald sie einen Augenblick Zeit hatten, Dünger von Glen Ellen holen, wo die Ställe noch nie einer so durchgreifenden Reinigung unterzogen worden waren. Und ganze Wagenladungen von Kunstdünger, der auf Frau Mortimers Rat gekauft war, musste von der Bahn geholt werden.
Die beiden bedingt