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Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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ein. Und noch ein­mal, als der Schlaf sie in sei­ne sanf­ten Arme nahm, stell­te sie sich die Fra­ge: Ist dies der Mann?

      *

      Die Ar­beit in der Plätt­stu­be ging schnell von­stat­ten, aber die drei Tage bis Mitt­woch abend wa­ren sehr lang. Sa­xon summ­te über dem Zeug, das rasch un­ter dem Ei­sen fort­flog.

      »Ich be­grei­fe nicht, wie du es machst«, sag­te Mary be­wun­dernd. »Wenn du so da­bei bleibst, ver­dienst du die­se Wo­che leicht drei­zehn oder vier­zehn.«

      Sa­xon lach­te, und in dem Dampf ih­res Ei­sen sah sie gol­de­ne Buch­sta­ben tan­zen, die sich zu ei­nem »Mitt­woch« füg­ten.

      »Wie ge­fällt dir Bil­ly?« frag­te Mary.

      »Gut«, lau­te­te die frei­mü­ti­ge Ant­wort.

      »Schön, aber da­bei lass es auch blei­ben.«

      »Das kommt wohl auf mich sel­ber an«, ant­wor­te­te Sa­xon hei­ter.

      »Lass das lie­ber blei­ben«, lau­te­te die war­nen­de Ant­wort. »Du hast nur Kum­mer da­von. Er denkt nicht ans Hei­ra­ten. Das hat schon mehr als ein Mäd­chen er­fah­ren. Sie wer­fen sich ihm ja di­rekt an den Hals.«

      »Ich be­ab­sich­ti­ge mich we­der ihm noch ei­nem an­de­ren Mann an den Hals zu wer­fen.«

      »Ich woll­te es dir nur sa­gen«, schloss Mary. »Du wirst gut tun, es dir zu mer­ken.«

      Sa­xon war ernst ge­wor­den.

      »Er ist wohl nicht – nicht so …«, be­gann sie, sah aber im sel­ben Au­gen­blick die Be­deu­tung der Fra­ge ein, die sie nicht for­men konn­te.

      »Ach nein, gar nicht so – ob­wohl ich ei­gent­lich nicht weiß, was ihn da­von ab­hal­ten soll­te. Er ist durch und durch an­stän­dig. Nur eben kei­ner von de­nen, die vor je­dem Un­ter­rock ka­pi­tu­lie­ren. Er tanzt und amü­siert sich, aber mehr nicht. Vie­le sind ganz ver­rückt nach ihm ge­we­sen. Au­gen­blick­lich lau­fen ihm min­des­tens ein Dut­zend ver­lieb­te Mä­dels nach. Und er macht sich nur lus­tig über sie. Du kennst doch Lily San­der­son. Du hast sie letz­ten Som­mer beim Fest der Sla­wo­nen in Shell­mound ge­se­hen – das große, hüb­sche blon­de Mäd­chen, das mit Butch Wil­lows zu­sam­men war.«

      »Ja, ich er­in­ne­re mich«, sag­te Sa­xon. »Was ist mit ihr?«

      »Sie ging ei­ni­ge Zeit mit Butch Wil­lows, und nur, weil sie gut tanz­te, tanz­te Bil­ly ziem­lich viel mit ihr. Butch hat vor nichts Angst. Er macht auf der Stel­le ein großes Hal­lo, na­gelt Bil­ly drau­ßen, wo Gott und alle Welt es hö­ren kön­nen, fest und gibt ihm eine lan­ge Er­klä­rung, und Bil­ly hört auf sei­ne be­son­ne­ne, schläf­ri­ge Art zu, und Butch wird im­mer wü­ten­der, und alle er­war­ten einen Krach.

      Da sagt Bil­ly zu Butch: ›Bist du fer­tig?‹ ›Ja!‹ sagt Butch. ›Ich habe ge­sagt, was ich zu sa­gen hat­te, und was willst du jetzt tun?‹ Und da sagt Bil­ly – ja, was meinst du, was er sag­te, wäh­rend Gott und alle Welt zu­hör­ten und Butch wie der Blut­durst sel­ber aus­sah? Weißt du, was er sag­te? ›Ich will gar nichts, But­ch‹. Genau so. Butch war so er­staunt, dass man ihn mit ei­ner Fe­der hät­te um­wer­fen kön­nen. ›Und du tanzt nicht mehr mit ihr?‹ fragt er. ›Nicht, wenn du sagst, dass ich es nicht darf, But­ch‹, sagt Bil­ly. Genau so.

      Ein an­de­rer hät­te sich nur so zu­rück­zie­hen sol­len – kein Mensch hät­te ihn dann noch an­ge­se­hen. Aber Bil­ly – der konn­te es sich leis­ten. Er hat einen Ruf als Bo­xer, und als er Butch ganz ru­hig re­den ließ, wuss­ten Gott und alle Welt, dass er sich we­der fürch­te­te noch den Schwanz zwi­schen die Bei­ne steck­te. Er mach­te sich nicht das ge­rings­te aus Lily San­der­son, das war al­les, und doch konn­ten Gott und alle Welt se­hen, dass sie ganz ver­rückt nach ihm war.«

      Die­se Ge­schich­te mach­te Sa­xon nicht ge­rin­gen Kum­mer. Sie war we­der mehr noch we­ni­ger ei­tel als Frau­en im All­ge­mei­nen, wenn es aber dar­auf an­kam, einen Mann zu er­obern, hat­te sie nicht viel Selbst­ver­trau­en. Bil­ly hat­te es Ver­gnü­gen ge­macht, mit ihr zu tan­zen, und sie frag­te sich, ob das al­les wäre. Falls Char­ley Long Streit mit ihm such­te, wür­de er sie dann lau­fen las­sen, wie er Lily San­der­son hat­te lau­fen las­sen? Er dach­te nicht ans Hei­ra­ten. Aber Sa­xon konn­te vor der Tat­sa­che nicht die Au­gen ver­schlie­ßen, dass er im ho­hen Maße er­stre­bens­wert als Ehe­mann war. Kein Wun­der, dass die Mäd­chen ihm nach­lie­fen. Und er war ein Män­ner­be­zwin­ger wie ein Frau­en­be­zwin­ger. Die Män­ner hat­ten ihn gern. Bert Wan­ho­pe schi­en ihn ge­ra­de­zu zu lie­ben. Sie er­in­ner­te sich des But­cher­tow­ners aus dem Wea­sel-Park, der an ih­ren Tisch ge­kom­men war, um sich zu ent­schul­di­gen, und des Ir­län­ders vom Tau­zie­hen, der je­den Ge­dan­ken, sich mit Bil­ly zu prü­geln, in dem Au­gen­blick auf­gab, als er ihn er­kann­te.

      Ein sehr ver­zo­ge­ner jun­ger Mann, das war der Ge­dan­ke, der Sa­xon hin und wie­der durch den Kopf schoss. Aber je­des Mal ver­warf sie ihn als et­was Nied­ri­ges. Bil­ly war sanft auf sei­ne ei­ge­ne, auf­rei­zen­de, be­son­ne­ne Art. Bei all sei­ner Kraft trat er den Rech­ten an­de­rer nicht zu nahe. Da war die Ge­schich­te mit Lily San­der­son. Bert hät­te aus rei­ner Neck­lust und aus Freu­de am Krach nicht so ge­han­delt. Es hät­te eine Prü­ge­lei und Hass ge­ge­ben, Butch wäre sein er­bit­ter­ter Feind ge­wor­den, und Lily wür­de nichts da­bei ge­won­nen ha­ben. Aber Bil­ly hat­te sich rich­tig be­nom­men, be­son­nen, ohne sich stö­ren zu las­sen, und mit der größ­ten Rück­sicht auf je­den, was ihn al­les zu­sam­men in Sa­x­ons Au­gen noch er­stre­bens­wer­ter mach­te.

      Sie kauf­te sich ein Paar neue Sei­den­st­rümp­fe, de­ren Kauf sie von ei­ner Wo­che zur an­de­ren hin­aus­ge­scho­ben hat­te, und Diens­tag nacht blieb sie auf und näh­te sich schläf­rig und müde eine neue Blu­se, wäh­rend Sa­rah sie aus­schalt, dass sie so viel Gas ver­schwen­de­te.

      Der Orin­do­re­ball am Mitt­woch abend war kein un­ge­misch­tes Ver­gnü­gen. Es war schänd­lich zu se­hen, wie die Mäd­chen Bil­ly um­schwärm­ten, und zu­wei­len reiz­te Sa­xon die Rück­sicht, die er ih­nen er­wies. Aber sie muss­te zu­ge­ben, dass er die an­de­ren jun­gen Män­ner in ih­ren Ge­füh­len nicht ver­letz­te, wie die Mäd­chen die ih­ren ver­letz­ten. Sie bet­tel­ten ihn ge­ra­de­zu an, mit ih­nen zu tan­zen, und von die­ser ganz of­fen­sicht­li­chen Jagd auf ihn ent­ging ih­rer Auf­merk­sam­keit nicht viel. Sie be­schloss, es nicht so wie die an­de­ren zu ma­chen und es in die­ser Wei­se auf ihn an­zu­le­gen, son­dern tanz­te bald mit dem einen, bald mit dem an­de­ren und be­merk­te mit heim­li­cher Freu­de, dass sie die rich­ti­ge Tak­tik be­folg­te. Sie zeig­te ihm mit vol­ler Über­le­gung, dass es noch an­de­re Män­ner gab, die ihr ge­fie­len, wäh­rend er ihr, ohne sich da­bei et­was zu den­ken, sei­ne Be­liebt­heit bei den Frau­en zeig­te.

      Ihr Glück kam, als er kühl ihre Ein­wän­de über­hör­te und hart­nä­ckig zwei Tän­ze mehr ver­lang­te, als sie ihm ver­spro­chen hat­te. Und sie wur­de froh und zor­nig zu­gleich, als sie zu­fäl­lig eine Un­ter­hal­tung zwi­schen zwei großen, star­ken Fa­brik­ar­bei­te­rin­nen hör­te. – »Wie die klei­ne Ab­ge­bro­che­ne ihn mit Be­schlag be­legt!« sag­te die eine. Und die an­de­re: »Sie könn­te ei­gent­lich gern ei­nem von ih­rem ei­ge­nen Al­ter nach­lau­fen.« »Kin­der­räu­be­rin!« lau­te­te die letz­te Bos­heit, die Sa­xon das Blut in die Wan­gen trieb, wäh­rend die bei­den Mäd­chen sich ent­fern­ten, ohne zu wis­sen, dass sie ih­nen zu­ge­hört hat­te.


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