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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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und Vorratskammer. Von der Küche führte eine Tür hinaus auf einen krautverwachsenen Hof. Am Ende stand ein Stallgebäude, daneben ein Schuppen. Rechts lag Brachland, das erstmals wohl ein Gemüsegarten gewesen war.

      »Na also«, brummte Hulda zufrieden. »Ist ja alles da. Hab es mir auf den ersten Blick noch schlimmer vorgestellt. Gehen wir nach oben.

      Starrt natürlich auch vor Dreck«, stellte sie sachlich fest, als man die geschnitzte Treppe zum Obergeschoß hinaufstieg. »Diese Fetzen von Läufer hätten schon längst abgerissen werden müssen. Die sind doch weiß Gott keine Zierde.«

      Der Gang wies rechts Fenster, links Flügeltüren auf, die an manchen Stellen noch weiß schimmerten. Es gab auf der Etage zwei geräumige, zusammenhängende und zwei kleinere, für sich abgeschlossene Zimmer.

      Im zweiten Stock befand sich ein großes Mansardenzimmer, in dem ein starker Pfeifenraucher gehaust haben mußte. Denn es roch – oder besser stank – nach schlechtem Knaster. Die Fensterscheiben waren von einer nikotinbraunen Schicht überzogen. Die zweite Tür führte zum Boden und die dritte in eine Kammer, in der allerlei Gerümpel lag. Und mittendrin…

      »Ja, ist es denn die Möglichkeit«, zerrte Hulda aus dem Chaos ein Ölbild in schwerem Goldrahmen hervor, das zweifellos von Künstlerhand gemalt war. Es zeigte einen Mann mit angegrautem Haar und einem klugen, durchgeistigten Gelehrtengesicht. Prüfend blickten die dunklen Augen den Beschauer an.

      »Das ist bestimmt mein Onkel«, sagte Frauke leise. »Und dieses wunderbare Bild liegt zwischen Gerümpel. Warum denn nur?«

      »Eine Frage, auf die du nie eine Antwort kriegen wirst«, brummte Hulda. »Kommt in die Küche, wo ich versuchen werde, einen Topf zu finden, der nicht vor Dreck starrt. Sogar einen elektrischen Kocher habe ich gesehen. Hoffentlich ist er nicht kaputt, so daß wir uns einen steifen Kaffee brühen können, den wir uns redlich verdient haben.«

      »Und woher willst du die Bohnen dazu nehmen?« erkundigte sich Frauke.

      »Aus der Büchse, die im Furagekoffer steckt. Ich konnte mir nämlich denken, daß wir hier nichts vorfinden werden. Das Bild nehmen wir doch mit nach unten?«

      »Selbstverständlich. Das hängen wir nach Säuberung in der Bibliothek über den Kamin.«

      In der Küche entnahm Hulda ihrem Koffer drei Kittelschürzen, von denen sie zwei den jungen Mädchen reichte.

      »Zieht sie an, damit ihr euch nicht die Kleider schmutzig macht, wenn ihr euch setzt. Morgen nehme ich zuerst die Küche vor, damit wir wenigstens einen Raum haben, in dem wir uns unbesorgt aufhalten können. –

      Na, der hat bestimmt schon Altertumswert«, griff sie mißtrauisch nach einem Wasserkessel, der auf einem Kocher stand. »Nur gut, daß er geschlossen ist und der Dreck nicht eindringen konnte. Wenn wir Glück haben, gibt es sogar Wasser.«

      O ja, es gab außerdem noch Strom. Auch der Kocher war in Ordnung, auch eine Kanne, in der man den Kaffee brühen konnte. In dem Koffer, den Hulda auf den Tisch stellte, befanden sich außer Tubensahne noch genügend belegte Brote.

      »Die erste Mahlzeit im eigenen Haus«, sagte Frauke andächtig. »Ein Jammer, daß ich dem Onkel nicht zeigen kann, wie dankbar ich ihm bin. Hätte er uns doch zu sich gerufen, Hulda, dann hätte er nicht so kümmerlich zu vegetieren brauchen.«

      »Sicherlich wollte er es nicht anders haben«, meinte die Getreue achselzuckend. »Gelehrte Herren sind nicht wie andere Menschen, die haben allesamt einen Fimmel.

      Großer Gott!« wich sie entsetzt zurück. »Was ist denn das für ein Ungeheuer?!«

      Das Ungeheuer war ein prächtiger, besonders kräftiger Schäferhund, der einen Maulkorb trug und leise winselte. Hinter ihm wurde ein Mann sichtbar, lang, hager, mit einem Gesicht wie gegerbtes Leder.

      »Entschuldigen Sie, meine Damen«, sagte er verlegen. »Aber ich konnte den Kerl beim besten Willen nicht länger halten.«

      »Wem gehört denn der Hund?« fragte Frauke.

      »Dem verstorbenen Herrn Professor.«

      »Also haben Sie sich des Tieres angenommen, das ist lieb von Ihnen.«

      »Na ja, was sollten wir schon machen, der arme Kerl tat uns leid. Malheur hatten wir nicht mit ihm, er lag größtenteils still unter der Ofenbank. Bis er Sie in diesem Haus witterte, da gab es kein halten.«

      »Er ist wohl sehr scharf?«

      »Und wie! Daher band ich ihm den Maulkorb um. Entschuldigen Sie, ich frage nicht aus Neugierde: Sind Sie die Erbin des Herrn Professors?«

      »Die bin ich und heiße Frauke Gortz. Das da ist Fräulein Selk und das Fräulein Danz. Wir drei gedenken hier zu wohnen. Sind Sie vielleicht unser Nachbar?«

      »Jawohl, gnädiges Fräulein«, machte er einen regelrechten Kratzfuß. »Ich bewohne mit einer Frau ein Häuschen, das dort in der Wiese steht.«

      »So haben Sie meinen Onkel gekannt?«

      »Direkt gekannt nicht, nur manchmal im Park gesehen. Er war nämlich ein Sonderling, der keinen Menschen um sich duldete. Aber was anderes: was wird nun aus dem Hund?«

      »Den behalten wir natürlich«, entschied Frauke. »Das heißt, wenn er Ihnen nicht nachläuft.«

      »I wo, das wird er schon nicht tun. Er kam ja nur mit mir, weil ich der einzige Mensch bin, der ihm bekannt war. Wo jetzt Menschen im Haus sind, wird er bestimmt hier bleiben.«

      »Aber nicht vor morgen, Herr…«

      »Michel heiße ich, gnädiges Fräulein. Bloß Michel allein.«

      »Na schön, denn auch so. Also wir werden den Hund erst ab morgen behalten können, weil wir im Hotel übernachten müssen.«

      »Uijeh –«, kratzte der Mann sich den borstigen Schädel. »Den werde ich wohl nicht mehr bändigen können. Sehen Sie doch, gnädiges Fräulein, er hat sich vor Ihre Füße gelegt und schaut Sie so aufmerksam und treu an. Den bekommt keiner mehr von Ihnen fort.«

      »Ja, was machen wir denn da?« fragte Frauke ratlos. »Hier übernachten können wir nicht, wo alles so verschmutzt ist.«

      »Ein Zimmer können wir schon herrichten«, brummte Hulda. »Das schaffen wir noch bis zum Dunkelwerden. Allerdings müßten wir alles das haben, wie Lappen, Bürsten und Seife.«

      »Das wird Ihnen meine Frau gern leihen«, beeilte Michel sich zu versichern. »Sie ist eine Seele von Mensch und immer hilfsbereit. Soll ich sie holen?«

      »Ja«, dehnte Frauke. »Aber versuche Sie mal erst, den Hund mit sich zu locken.«

      Allein, als Michel ihn ans Halsband fassen wollte, knurrte er und drängte sich an Frauke, sie wie bittend anwinselnd. Als sie ihn streichelte, versuchte er, durch den Maulkorb hindurch ihre Hand zu lecken.

      »Laßt das Tier in Ruhe!« brummte Hulda. »Ziehen Sie ab, Michel, und holen Sie Ihre Frau!«

      *

      »War das nicht leichtsinnig, Hulda?« fragte Frauke, nachdem der Mann gegangen war. »Wir kennen die Menschen doch nicht. Wenn sie nun Böses im Schilde führen?«

      »Dann würde der da ihnen schon an die Gurgel springen«, zeigte sie auf den Hund, der aufmerksam zuhörte, als verstände er jedes Wort. »Komm mal her, mein Guter. Uns magst du doch leiden, nicht wahr?«

      Wie zur Bestätigung legte das Tier ihr die dicke Pfote auf den Schoß, und Hulda lachte, was ja nun nicht oft geschah.

      »So habe ich mir das doch gleich gedacht. Jetzt geh zu dem Frauchen da, das gehört nämlich auch zu uns.«

      »Ja, komm!« lockte Ortrun ihn, der gehorsam folgte.

      »Was bist du doch bloß für ein Prachtkerl. Der Maulkorb ist dir doch sicher unbequem, du Armer.«

      Und schon zerrte er leise jaulend an der lästigen Fessel. Sah dabei die drei Frauchen so erwartungsvoll an, bis Hulda ihm kurzentschlossen


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