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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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      »Es sind einhundertundfünf Männer aus unserem Walde gekommen, und verlangen als Streiter mit meinen Leuten vereinigt zu werden. Weil ich ihre Art und Weise kenne, und weil ich die Hoffnung habe, daß ich sie wie die andern zu leiten vermögen werde, so bitte ich dich, hoher Herr, daß du die Vereinigung genehm halten wollest«, sagte Witiko.

      »Werden sie brauchbar sein?« fragte der Herzog.

      »Sie werden unter meine Männer verteilt werden, und dann werden sie tun wie die übrigen, und unsere Kraft vermehren.«

      »So vereinige sie mit dir, Witiko«, sprach der Herzog. »Du weißt aus dem Rate, daß eure Abteilung wichtig werden kann. Links von dir ist Bolemil, und wird ausdauern. Ich habe Vertrauen auf Bolemil und dich. Wir andern werden mit unsern Streitern auslangen, und auch das Unsere tun.«

      »Die Männer des Waldes haben den Willen wie die Besten«, sagte Witiko, »wenn nur meine Führung ausreichend ist.«

      »Gebrauche deine Einsicht frei und unbeirrt, wie der Augenblick es fordert, du bist nur dir und mir Rechenschaft schuldig, das andere walte Gott«, sagte der Herzog.

      »Oft sind unvorhergesehene Geschehnisse, welche unvorhergesehene Mittel erheischen«, sprach Witiko.

      »Gebrauche die Mittel, wie du sie erkennst«, antwortete Wladislaw, du wirst sie der Gelegenheit anpassen.«

      »Möge der Herr im Himmel zu der rechten Zeit das Rechte in mein Haupt geben«, sagte Witiko.

      »Wo das Rechte in dem Sinne ist, fließt es für den Bedarf hervor«, sprach der Herzog.

      »Und so wie du mir vertraust, will ich der Zukunft vertrauen«, sagte Witiko.

      »Vertraue ihr«, sprach der Herzog, »ich will noch eines zu dir sagen. Du hast den Kampf gegen Wratislaw sehr gut geführt, ich habe dir und den andern vor meinen Führern gedankt, und danke dir allein hier wieder herzlich. Berate mit Rowno und Wyhon genau euer Zusammenwirken in den Dingen, die uns bevorstehen, und handelt immer in Einigung nach der beschlossenen Richtung.«

      »Rowno, Wyhon und ich haben aus unseren Waldleuten wegen ihres harten mühseligen sorgsamen Lebens taugliche Kundschafter«, sagte Witiko, »wir gebrauchen sie fleißig, und wie wir die Lage der Feinde wissen, darnach beraten wir, und nach dem Rate handeln wir dann treu zusammen.«

      »So tut auch immerfort, und wenn der Erfolg nicht unmöglich ist, wird er kommen«, antwortete der Herzog.

      »Ich strebe die Möglichkeiten durchzudenken«, sprach Witiko.

      »Das hast du bei Pilsen erwiesen«, sagte der Herzog. »Ich spreche jetzt etwas zu dir, Witiko, darüber ich nie gesprochen habe. Ich rede nicht von dem, was geworden wäre, wenn ihr damals die Fürsten gefangen hättet, ob das arme Holaubkau verschont worden, und noch mehr, ob der jetzige Kampf unterblieben wäre. Welcher Mensch kann das ermessen: aber in großer Wahrscheinlichkeit kann ich sagen, daß durch deine Handlung die Schlacht vor Prag unterblieben ist, wenigstens war dein Wille dahin gerichtet, und daß wir dadurch der Hilfe der Fremden nicht not hatten. Den jetzigen Kampf werden wir allein ausfechten, und das Land wird auf sich allein stehen. Das weiß ich so hoch zu schätzen, wie jeder der Herren, wie jedes Landeskind, und wie der zornmütige Bozebor.«

      »Darf ich noch ein Merkmal der Sache sagen, auf das ich damals gedacht habe?« fragte Witiko.

      »Sprich«, sagte der Herzog.

      »Wenn die Fürsten gefangen vor dich gebracht worden wären, hättest du sie strafen müssen«, antwortete Witiko, »du hättest Wratislaw, du hättest Otto, du hättest den unwichtigen Wladislaw strafen müssen, der aber der Sohn des wichtigen Sobeslaw ist, mit dem dein hochherziger Vater auf seinem Sterbebette die Arme in Versöhnung verschlungen hat. Wenn du auch mild bist, so hätte vieles kommen können, daß geschehen wäre, was dir später leid getan hätte. Sie sind auch in ihrer Verblendung noch Zweige des heiligen Baumes Premysl. Jetzt bekämpfen wir sie. Wir werden ihre Scharen schlagen. Wahrscheinlich werden sie in fremde Länder fliehen. Eine Zeit wird vergehen, manches wird versöhnlicher angesehen werden, und dein milder Sinn kann freier walten.«

      »Witiko«, sagte der Herzog, »reiche mir die Hand.«

      Witiko reichte dem Herzoge die Hand, dieser faßte sie, und sagte: »So wie ich dir deine Hand drücke, so bin ich dein Freund, und werde es nach meiner Hoffnung auch bleiben. Sei mir zugetan in jede Zukunft, wenn ich es verdiene.«

      »Hoher Herr«, antwortete Witiko, »ich bin zu dir gegangen, weil ich dich für den rechtmäßigen Herzog hielt, ich habe dir dann mit Freuden gedient, weil du ein guter Herzog bist, und ich habe Liebe für dich gewonnen, weil du ein rechter Mann bist.«

      »Du erinnerst dich der Worte, die du bei Chynow gesagt hast«, erwiderte der Herzog, »und es freut mich. Ich habe dich damals erkannt, wie ich dich jetzt erkenne. Mögen deine Gedanken über mich nie andere werden.«

      »Du wirst kein anderer mehr, und meine Gedanken werden keine anderen«, sagte Witiko.

      »So dauere unser Bund, und es dauere der Bund der Guten allwärts«, sagte der Herzog.

      »Und er werde ein immer größerer Bund«, sprach Witiko.

      »Füge es Gott im Himmel«, antwortete der Herzog. »Wenn aber jetzt die Fürsten in meine Hände fallen, Witiko, was wird dann geschehen?«

      »Dann wird der Bund größer werden«, sagte Witiko, »wer nicht gut ist, kann es werden, und ist gewonnen.«

      »Reiche mir zum zweiten Male die Hand, Witiko«, sprach der Herzog, »und lebe wohl.«

      Die Männer faßten sich noch einmal an den Händen, Witiko verneigte sich ehrerbietig, und verließ das Gezelt.

      Unter denen, die sich vor dem Zelte befanden, waren Welislaw und Odolen. Sie traten zu Witiko, und Welislaw sprach: »Du hast neuerdings Zuwachs an Männern erhalten, Witiko.«

      »Weißt du es schon?« fragte Witiko.

      »Es wurde bekannt, da sie in das Lager zogen«, sagte Welislaw.

      »Du hast jetzt schon eine größere Schar als ich und Welislaw«, sprach Odolen, »und wenn die Waldmänner so zu dir kommen, werden die Wölfe und Bären und Urstiere in dem Walde zu viel werden, insonderheit, wenn wir mit dem Scharlachreiter nicht bald dahin kommen, zu jagen, wie wir es versprochen haben.«

      »Der Scharlachreiter muß jetzt anderes jagen als die Hirsche in jenen Wäldern«, sagte Witiko.

      »Und kömmt er nicht dahin, so kommen wir einmal«, sagte Welislaw, »ich komme gewiß, und Witiko muß den Wirt machen.«

      »In einem winzigen Häuschen, um das ihr Zelte bauen könnt«, antwortete Witiko, »und aus dem euch jede Gastlichkeit fließen wird, die das Häuschen vermag.«

      »Das wissen wir«, sagte Welislaw, »und ich werde auch zu Rowno gehen, und zu Diet, und zu Osel, und zu Wyhon, und zu Hermann, und wie die Namen sind.«

      »Und ich gehe auch ganz gewiß mit«, sprach Odolen, »und alle die Männer müssen dann auch zu uns kommen, und unsere Gastlichkeit genießen.«

      »Das müssen sie tun«, sprach Welislaw.

      »Wenn dieser Krieg zu Ende ist, und wir unter den Lebenden sind«, sagte Witiko.

      »Ich lasse mein Leben diesen abtrünnigen Herzogen nicht«, sprach Odolen, »wir müssen ja noch in späteren Zeiten unsere ruhmreichen Banner und den Namen unsers Volkes in ferne Länder tragen, wie du bei Chynow gesagt hast, Witiko. Und etwa holen wir uns noch vorher Bräute aus dem Walde.«

      »Frevle nicht, Odolen«, sagte Witiko, »wie die schönsten Blumen und süßesten Beeren im Walde blühen und reifen, so sind dort Mädchen, wie du nicht ahnst.«

      »Und du hast dir eine solche Waldblume gewählt«, sagte Odolen, »und achtest nun der Gärten nicht.«

      Witiko schwieg.

      »Vielleicht sehen wir diese Blume«, sprach Welislaw, »und das soll ein weiterer


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