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Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter


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Saales brach ein freudiger Zuruf aus.

      Der Bischof ging wieder zu seinem Sitze, und ließ sich auf demselben nieder.

      Als einige Zeit vergangen war, und die Versammlung wieder nach einem Redner schaute, stand der alte Bolemil auf, und sprach: »Nach dem hochehrwürdigen Bischofe Silvester kömmt die Rede an mich. Meine Worte werden gewiß vergeblich sein, weil die Jugend und viele Männer nach ihren Gelüsten vorwärts gehen; aber ich rede sie, weil ich sie schuldig bin. Ich muß wieder von den alten Zeiten anfangen. Als der König Wratislaw herrschte, waren auch Streite, er hatte, als er Herzog war, viel Hader mit seinem Bruder Jaromir dem Bischofe von Prag, und da er König war, mit seinem Bruder Konrad von Brünn, und er hatte einen schmerzlichen Zerstoß mit seinem eigenen Sohne Bretislaw, welchen Kämpfen ich selber schon als junger Dienstmann beiwohnte; aber diese Streite wurden immer nur durch eine starke Aufreizung, wie sie bei Menschen vorkommen, angezündet, und sie wurden mit Reueschmerz und mit Bruder- und Freundestränen gestillt, wie der milde König vor Brünn mit der österreichischen Hilburg der Gemahlin seines Bruders Konrad getan hat. Man wußte damals stets, wer Herzog sei, sein Recht war nie in Zweifel gestellt, man tat seine Pflicht, und alle hervorragenden Männer verehrten den König und Herzog, und das Volk insgesamt, wie sogar die Feinde des Königs sagen, liebte ihn, von dem größten Landmanne Böhmens bis zu dem armen Sackpfeifer herab. Da war ein Mann, ihr müßt seinen Ruf kennen, sein Name war Bozetech, er war Abt, und stand dem Kloster an der Sazawa vor: dieser malte liebliche Bilder, und gestaltete aus Holz und Stein und Bein Heilige und himmlische Erscheinungen, daß die Menschen herzu kamen, und sie mit Bewunderung und Tränen ansahen. Er war ein hochgesinnter fröhlicher Mann, und bei dem Könige Wratislaw sehr wohlbeliebt. Einmal griff er bei einer hohen Messe dem Bischofe Cosmas vor, und setzte dem Könige die Krone auf. Darüber erzürnte der Bischof so sehr, daß er ihm befahl, ein Heilandkreuz von seiner eigenen Lebensgröße zu schnitzen, es auf seinen Schultern nach Rom zu tragen, und es daselbst in der Kirche des heiligen Petrus niederzulegen. Und der Mann Bozetech tat, was ihm befohlen worden war. Wo ist jetzt einer, der, wenn er auch wüßte, was Gehorsam ist, ein solches Zeichen gäbe, die Heiligkeit der Ordnung anzuerkennen? Das ist zu Grunde gegangen. Damals folgten die Herzoge auf einander ohne Widerrede. Auf den heftigen Ulrich folgte der erste Bretislaw, der das Alterserblichkeitsgesetz errichtete, auf Bretislaw folgte der schöne Spitihnew, und auf ihn sein Bruder unser König Wratislaw, auf diesen sein Bruder Konrad, und auf Konrad der Sohn Wratislaws der zweite Bretislaw, der die Alterserblichkeit zerstörte. Daraus folgten die bösen Kämpfe, von denen ich heute schon gesprochen habe. Vor der Alterserblichkeit, da die Söhne der Herzoge nach der Väter Tode immer das Land teilten, waren auch blutige wilde Streite. Diese Streite aber heilte das Alterserblichkeitsgesetz; es brachte aber andere. Der Herzog, welcher seinen Kindern und Brüdern wohl will, wird sie eifriger als Nachfolger wünschen als den ältesten des Geschlechtes, der seiner Liebe sehr entfernt sein kann, und weil er die Macht hat, wird er versucht sein, sie zu gebrauchen. Der heftige zweite Bretislaw, der schon in seiner Jugend auf einem Kriegszuge durch ein unvorsichtiges Bad in einem Flusse, durch welches er die Feinde auf sich lockte, vielen Großen des Reiches, die ihn bewachten, den Tod bereitete, der den Freund seines Vaters Wratislaw Zderad, welcher ihm dies einmal vorwarf, tötete, und dadurch Mißtrauen zwischen sich und seinem Vater und sogar einen sündhaften Sohneskrieg entzündete, hat es getan. Er hat mit seinen Lechen und Zupanen seinem Bruder Boriwoy gegen das Alterserblichkeitsgesetz die Nachfolge gesichert, weil er dem gesetzlichen Nachfolger seinem Vetter Ulrich zürnte. Ihr wisset, wie er geendet hat. In dem Walde von Bürglitz ist er von einem Manne ermordet worden, wie man sagt, aus Rache der Wrše Bozey und Mutina, die er verbannt hatte. Wer durch Totschlag zeigt, daß er das Leben eines Menschen nicht achtet, gibt andern die Lehre, das seine auch nicht zu achten. Und doch war er sonst ein guter Mann, er herrschte zur Wohlfahrt des Landes, und da er auf so traurige Weise gestorben war, weinte Jung und Alt um ihn. Nach seiner Herrschaft kam, wie sie kommen mußte, eine völlige Unsicherheit in die Nachfolge. Dem von ihm eingesetzten Boriwoy entriß Swatopluk die Herrschaft, nach der Ermordung Swatopluks im Kriegslager wählte das Heer auf fremdem Boden für sich einen Herzog und zwar Otto den Bruder Swatopluks, ein Wahllandtag zu Hause wieder für sich Wladislaw den Bruder Boriwoys und Halbbruder Bretislaws, und es kam zu einem Vergleiche, in welchem Otto seinem Anspruche entsagte. Wladislaw aber gab aus eigenem Willen auf seinem Sterbebette die Nachfolge Sobeslaw unserm jetzigen Herzoge, der unter der Freude des Volkes den Fürstenstuhl bestieg, und nun, da der Herzog noch lebt, da der nächste Herzog schon belohnt und anerkannt ist, sind wir wieder versammelt, einen Herzog zu wählen. Was kann aus diesen Dingen werden? Durch die Ungewißheit der Nachfolge sind von jenem Bretislaw an mehrere Hunderte der hervorragenden Männer der Länder um das Leben gekommen, und viele Tausende des Volkes in das Grab gesunken, es sind Städte in Asche gelegt, Dörfer dem Erdboden gleich gemacht, und saatreiche Fluren in Einöden verwandelt worden, und das Land ist immer mehr in die Abhängigkeit von Fremden gekommen, weil jeder, der den Herzogstuhl verlangte, gerne auswärtige Hilfe suchte, wie Boriwoy Swatopluk und wie Otto und wie selbst der edle Wladislaw. Diese Übel, die jetzt in unserer Zeit sind, gehen tiefer, und fassen mehr alle Bestandteile der Länder an als die, welche früher gewesen sind. Und wenn sie fortdauern, so wird der Herzogstuhl zittern, wird ein Schatten werden, und in die Macht eines fremden Mannes fallen. Nicht die Frage ist jetzt die größte, wer soll Herzog sein, sondern die, wie soll die Nachfolge bestellt werden? Und wenn ihr heute in unserer Versammlung den Besten wählt, welcher auf dem Erdboden ist, und wenn er ein langes Leben führt, und während dieses langen Lebens die Länder wohl beherrscht, so ist das Unglück nur aufgeschoben, und es bricht nach seinem Tode aus, es wäre denn, daß dort wieder der Beste gewählt werden könnte, und so immer fort, und daß jeder Gewählte die Macht habe, die, welche die Wahl als kein Gesetz erkennen wollen, nieder zu halten. Wie ich zu erkennen meine, neigen sich die Herren der Länder Böhmen und Mähren dahin, die Herzoge nach dem Tode der Vorgänger von nun an durch die Wahl zu bestellen; aber dann wäre es besser, zu dem verlassenen schlechten Alterserblichkeitsgesetze zurückzukehren, als alles auf diese Spitze zu setzen. Es scheint glaublich, daß man durch die Wahl immer sollte den Besten erkiesen können; aber ich habe lange gelebt, und viele Menschen gesehen: wie wenige gibt es, die zu wählen verstehen, und wie wenige, die wählen dürfen. Wenn auch die Herren der Länder Böhmen und Mähren das Land sind, so sind doch auch die Bauern da und die anderen, derer sie gedenken müssen; aber auch wenn sie ihrer gedenken, so ist die große Zahl der Menschen so, daß sie zuerst ihrer selbst gedenkt, und auch nicht recht ihrer selbst sondern ihrer Lust. Die, welche nach dem Fürstenstuhle trachten, werden Versprechungen machen, und wenn der gewählte Herzog einigen zuwider handelt, so werden sie sich verbinden, einen neuen zu wählen, der gefügiger ist, und wieder einen andern, und dieses werden sie gerade desto mehr tun, je mehr sie durch Kriege, die diese Dinge begleiten, wild und begehrlich geworden sind. Sie werden sich teilen, bis ein Fremder den geschändeten Stuhl nimmt, wie in den traurigen Zeiten des rothaarigen Boleslaw schon der polnische Boleslaw getan hat. Möge dann der Fremde eine milde weise und mächtige Hand über die Länder strecken. Diese meine Augen, so alt sie sind, können es noch sehen, daß viele von denen, die heute für Wladislaw den Sohn des vorigen Herzoges Wladislaw stimmen, wenn er erwählt ist, wieder von ihm abfallen, und gegen ihn in den Waffen stehen. Ich muß daher mit christlichem Glauben sagen: Haltet euer Versprechen, welches ihr Wladislaw dem Sohne unseres Herzoges Sobeslaw gegeben habt, und huldiget ihm nach dem Tode seines Vaters als Herzog. Vereinigt euch um ihn, und ihr werdet mit ihm, wenn er auch jung ist, im Rechte stark sein, wie der hochehrwürdige Bischof Silvester gesagt hat, sonst aber schwach. Das Versprechen in Sadska war nicht erzwungen; denn es mußte keiner hingehen, oder er konnte es wieder ohne Zusage verlassen. Wenn aber die Herrschaft dieses Wladislaw mit euch fest gegründet ist, dann verbindet euch mit ihm, und errichtet in langem und reifem Rate eine Herrscherfolge, daß das jetzige Unheil und alles künftige vermieden werde. So spreche ich, und kann in meinem Alter die Gedanken nicht mehr ändern.«

      Nach diesen Worten setzte sich Bolemil wieder nieder.

      Als er geendigt hatte, brachen Rufe aus: »Ja, unsere Lage ist sehr übel«, »er hat recht, wir sind in Wut und Kämpfe geraten«, »das Land geht dem Unheile entgegen«, »das muß geändert werden«, »wir wollen nicht wieder Gut und Blut verlieren«, »wir sollen nicht von hier fortgehen, bis alles geordnet ist«, »wir müssen einmal Ruhe haben.«

      Hierauf waren die Laute nicht mehr verständlich, und es war


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