Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
traf, wie er beabsichtigt hatte, genau die Magenpartie des Butlers. Gewiß, Josuah Parker wurde von der Wucht des Schlages gegen einen Spind geworfen, doch er dachte nicht daran, zu Boden zu gehen.
Der Boxer hingegen hatte noch den knirschenden Klang angebrochener Knochen in den Ohren. Er starrte auf seine Hand, die gegen eine Betonmauer geschlagen zu haben schien. Versuchsweise bewegte er die Finger der Schlaghand. Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, daß er sich einige Knöchel tatsächlich angebrochen hatte.
Im Gegensatz zu seinem ersten Partner schämte er sich nicht seiner Tränen. Schluchzend wandte er sich ab und hielt sich die lädierte Hand.
»Ich schlage vor, meine Herren, wir beenden diese Unterhaltung«, sagte Josuah Parker. »Ich beabsichtige keineswegs, Sie berufsunfähig zu machen.«
Das war ein durchaus diskutabler Vorschlag, doch die drei Boxer zeigten sich wenig einsichtig. Es war vor allen Dingen der Mann mit dem angestochenen Zeh, der glaubte, ärgerlich werden zu müssen.
Er drückte sich vom Boden ab und entwickelte eine überraschende Schnelligkeit. Er wollte den Regenschirm unterlaufen und hätte sich eigentlich wundern müssen, da Parker ihn wie ein nutzloses Ding wegsteilte.
Der Boxer gedachte seinen Spezialschlag anzubringen. Er fintierte mit der linken Hand, ließ die Rechte vorschnellen und schlug dann doch mit der linken Hand zu.
Parker, der solche faulen Tricks stets durchschaute, blockte den Schlag ab und beantwortete ihn mit seiner schwarz behandschuhten Faust. Er schlug so schnell und so trocken, daß die beiden anderen Boxer diesen Schlag überhaupt nicht sahen.
Doch Parkers Gegner spürte ihn. Er knickte ein und handelte sich einen zweiten Schlag auf den Punkt ein. Krachend landete er in einem Spind und machte es sich dort bequem.
Der zweite Schläger hatte sich die Schmerztränen aus den Augenwinkeln gewischt und ging zum Angriff über. Sicherheitshalber bewaffnete er sich mit einem Hocker und gedachte, ihn Parker über den Schädel zu ziehen.
Parker wußte sich auch jetzt zu helfen, ohne unnötige Energien zu vergeuden. Ein Eimer Wasser in seiner unmittelbaren Nähe war genau die richtige Waffe für ihn. Blitzschnell bückte er sich, nahm den Eimer hoch und goß den Inhalt in das Gesicht des Schlägers.
Der Mann wurde dadurch irritiert und in seiner Sicht behindert. Parker, der Auseinandersetzungen dieser Art haßte, griff zu einem drastischen Mittel, um diesen ungleichen Kampf für die Boxer zu beenden.
Er griff nach seinem Regenschirm und tippte mit dem bleiausgefütterten Griff auf den Kopf des Mannes. Der Boxer ließ den erhobenen Hocker fallen. Es war sein Pech, daß der fallende Hocker zusätzlich seine Schädeldecke berührte, kurz, der Mann ging restlos groggy zu Boden und schied aus.
»Ich habe den Eindruck, es mit bösartigen und schlecht erzogenen Kindern zu tun zu haben«, sagte Parker zu dem Boxer mit den angebrochenen Fingerknöcheln. »Ist das eine Art, mit drei Mann über einen alten, müden und verbrauchten alten Herrn herzufallen? Der Schreck allein hätte mich töten können.«
Ohne sich um die drei Schläger weiter zu kümmern, verließ Parker den Umkleideraum und betrat den dämmrigen Gang. Er drückte die Tür derart schnell auf, daß der lauschende Mr. Massel am Kopf getroffen wurde.
Eddie Massel, der die Vorgänge in der Kabine nicht ganz verstanden und unklar gedeutet hatte, faßte sich an den Schädel und sah den Butler restlos entgeistert an.
»Nun zu Ihnen, Mr. Massel.« Parker setzte sich die schwarze Melone auf. »Für mich ist damit der Beweis erbracht, daß Lern Barry und Sie sehr eng zusammenarbeiten. Ich möchte annehmen, daß die Polizei sich dafür interessieren wird. Gegen die mit Sicherheit am Kopf entstehende Beule helfen kalte Umschläge oder Eispackungen. Es liegt bei Ihnen, sich für eine dieser Methoden zu entscheiden. Einen schönen Abend wünsche ich noch!«
Eddi Massels Augen traten fast aus den Höhlen, als Josuah Parker gemessenen Schrittes und ohne jede Eile den Gang hinunterschritt und dann aus seiner Sicht verschwand. Als Massel schließlich noch einen Blick auf seine Boxerelite im Umkleideraum warf, stieg ein trockenes Schluchzen in seine Kehle hoch.
Parker hatte schließlich seine besten Favoriten kurz außer Gefecht gesetzt!
*
Parker brauchte immerhin eine halbe Stunde, bis er das alte Bürohaus am Hafen erreicht hatte. Hier befand sich die bewußte Tiefgarage, in der er sich mit der Knorpelnase mit dem Bleichgesicht in wenig schöner Form hatte unterhalten müssen. Hier residierte vor allen Dingen der Boß der Gang, Lern Barry.
Der Butler klingelte, wie es sich für einen höflichen und gut erzogenen Menschen gehört. Als er jedoch keine Reaktion verspürte, sah er sich zu seinem Leidwesen gezwungen, den Zugang zu öffnen. Sein Spezialbesteck erledigte das innerhalb weniger Sekunden.
Er schaltete das Licht ein und fand auch bald den unteren Korridor, der in das Vorzimmer der Scheinfirma Barrys führte. Durch die Glasscheibe schimmerte mattes Licht. Parker erlaubte sich einen Blick durch das Schlüsselloch und drückte die Klinke hinunter.
Das Vorzimmer, in dem der ältere Mann mit dem schütteren Haar und dem schwammigen Gesicht saß, war leer. Im Zimmer hing kalter Zigarettenrauch.
Parker hatte gleich das Gefühl, daß verschiedene Dinge nicht stimmten. Sollte Massel seinen Freund Barry telefonisch vorgewarnt haben? Lief er hier in eine besonders böse Falle?
Parkers empfindliche Nasenschleimhäute unterschieden außer dem Zigarrenrauch noch einen anderen Geruch. Im ersten Moment wußte er ihn nicht zu deuten, doch dann ging ihm ein Licht auf. Es handelte sich um den typischen Geruch abgeschossener Patronen.
Er beeilte sich nun, in Lern Barrys Büro zu gelangen. In der Tür blieb er betroffen stehen. Seine Augen bot sich ein schauriges Blutbad.
Vor dem Schreibtisch lag der Gangsterboß Lern Barry.
In seinem Sessel hing Joel, der Gangster mit der Knorpelnase und den tückischen Augen. Die Augen waren geschlossen. Der Mann war von einer Serie aus einer Maschinenpistole getroffen worden. Er war tot.
Josuah Parker untersuchte die beiden Toten sehr vorsichtig und hütete sich, irgend etwas anzurühren. Die beiden Gangster mußten von der Tür aus von der Maschinenpistole erfaßt worden sein. Sie hatten noch nicht einmal die Zeit gefunden, ihre Waffen zu ziehen.
Parker kam zu dem Schluß, daß sie schon seit einigen Stunden tot sein mußten. Ihre Körper waren kalt, die Leichenstarre hatte Besitz von ihnen ergriffen.
Daß die Schüsse nicht gehört worden waren, wunderte Parker nicht. Schließlich stand das alte Bürohaus in unmittelbarer Nähe des Hafens. Hier wurde Tag und Nacht geräuschvoll gearbeitet. Falls die Maschinenpistole noch zusätzlich mit einem Schalldämpfer versehen war, hätte man selbst unmittelbar vor den Fenstern kaum etwas hören können.
Butler Parker ließ sich in einem freien Sessel nieder und zündete sich einen seiner schwarzen Torpedos an, wie Mike Rander die Zigarren nannte. Parker dachte nach und vervollständigte seine Theorie.
Daß die »Rotnasen« Lern Barry und seinen Leibwächter Joel umgebracht hatten, schien so gut wie fest zu stehen. Erst der Hinweis Parkers hatte Barry stutzig werden lassen. Erst in diesem Moment hatte Barry vielleicht begriffen, für wen er die bewußte Anstecknadel zurückbesorgen sollte.
Barrys Geldgier mochte größer gewesen sein als seine Vorsicht. Möglicherweise hatte er versucht, die »Rotnasen« zu erpressen. Nun hatte er mit seinem Leben dafür bezahlt.
Ob Eddie Massel einigermaßen Bescheid wußte, die engeren Zusammenhänge kannte, stand auf einem anderen Blatt, war allerdings recht unwahrscheinlich. Er hatte wohl nur von Fall zu Fall die Schläger für Barry abgestellt und sich dafür bezahlen lassen. Die Ermordung von Henry Harrison deutete weiter darauf hin, daß dieser junge, reiche Junior des St. John’s Club Kontakt zu den »Rotnasen« gehabt haben mußte.
Gerald Thorne, Harrisons bester Freund, bestritt energisch, sich vor Harrisons Tod mit ihm unterhalten zu haben. Er bestritt weiter, Harrison in Gus Sollings Hotelzimmer geschickt