Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
den Kopf, als er ein seltsames Geräusch im Zimmer vernahm. Er stand auf, ging um die breite Ledercouch herum und sah sich plötzlich dem Gangster George gegenüber.
Das Bleichgesicht mit dem glatten dunklen Haar und den unruhigen Augen lag in verkrümmter Haltung auf dem Boden. Der Mann stöhnte verhalten und schien erst jetzt wieder zu sich zu kommen.
»Warten Sie, ich werde Ihnen helfen«, beruhigte Parker den zusammenzuckenden Mann. »Ein Schluck Wasser wird Ihnen guttun.«
Doch erst jetzt bemerkte Parker, wie schwer dieser Gangster getroffen war. Hemd und Anzug über der Bauchgegend waren blutgetränkt. Wasser durfte er dem Mann auf keinen Fall verabreichen. Hier konnte nur ein Arzt helfen.
Josuah ging ans Telefon und rief die Mordkommission der Polizei, speziell aber Leutnant Custer an. Da Custer nicht im Büro war, beschränkte Parker sich auf die Tatsachen und bat um Entsendung einiger Wagen.
»Sie werden gleich einen Arzt haben«, sagte Parker und ließ sich neben George nieder. »Wer hat denn dieses Blutbad angerichtet?«
»Wasser …!« stöhnte George.
»Sie können gleich trinken«, schwindelte Parker. »Es wird bereits herbeigeschafft. Sagen Sie, wer geschossen hat? Sie müssen den Schützen doch gesehen haben?«
»Was ist mit dem Chef?« murmelte George.
»Er und Joel sind tot«, antwortete Parker ehrlich. »Wer hat sie erschossen? George, Sie müssen den Schützen gesehen und erkannt haben.«
»Nein«, stöhnte der sterbende Gangster. »Die Tür …, die ging auf …, und dann …« Weitere Worte des Gangsters erstickten in einem Gurgeln, das in der Stille des Zimmers schaurig klang. Parker sah, daß George nur noch wenige Minuten zu leben hatte. Wenn er etwas erfahren wollte, mußte er sich beeilen.
»Wo ist der Buchhalter?« forschte er eindringlich weiter. »Ist er auch niedergeschossen worden?«
Der Sterbende schüttelte unmerklich den Kopf. Doch das brauchte keine Antwort auf Parkers Frage zu sein. Der Butler beugte sich dicht über den Mund Georges, doch der Gangster stöhnte noch einmal auf, um dann im Aufzucken seines Körpers zu sterben.
Parker erhob sich, ging in das schäbige Büro zurück und hielt sich dort auf, bis die Mordkommission eintraf!
*
Erst am nachfolgenden Mittag gelang es dem Butler, den Buchhalter Lern Barrys zu erreichen. Carl Conway, wie der Mann hieß, wohnte in der Nähe des Vernon-Parks, südlich des Loop, dem Geschäftszentrum Chikagos.
Mit diesem Besuch hatte Conway nicht gerechnet. Er starrte Parker an und konnte sich kaum entschließen, den Butler näher in die Wohnung zu bitten.
»Sie machen ein paar Tage Urlaub«, erkundigte sich Parker. Er schüttelte verneinend den Kopf, als Conway ihm einen Drink anbieten wollte.
»Ich habe mich tatsächlich beurlauben lassen«, antwortete der Buchhalter. »Ich arbeite ohnehin nur tageweise für Mr. Barry.«
»Seit wann machen Sie denn Urlaub?«
»Wollen Sie mich verhören?« regte sich Conway leicht auf.
»Sie treffen, wie man so richtig sagt, den Nagel auf den Kopf.«
»Ich wüßte nicht, warum ich Ihre Fragen beantworten sollte. Daß ich für Mr. Barry arbeite, ist ja schließlich kein Verbrechen, oder?«
»Gewiß nicht, Mr. Conway. Ein Verbrechen war es jedoch, Mr. Barry und seine beiden Leibwächter niederzuschießen.«
»Was sagen Sie da …?« Carl Conway riß die Augen weit auf und starrte den Butler an. »Mr. Barry ist … niedergeschossen worden?«
»Sie wußten das nicht?«
»Nein, ich habe keine Ahnung …! Mein Gott, wie ist denn das passiert? Wer war der Täter?«
»Um das herauszufinden, komme ich zu Ihnen, Mr. Conway.«
»Ich fürchte, ich werde Ihnen nicht helfen können«, entgegnete der Buchhalter, der sich schnell wieder gefaßt hatte.
»Es ist richtig, mir gegenüber sind Sie natürlich zu keiner Antwort verpflichtet, doch wenn erst einmal die Polizei kommt, werden Sie Ihr Schweigen aufgeben müssen.«
»Ich habe die Polizei nicht zu fürchten.«
»Unterhalten wir uns darüber später«, schlug der Butler vor. »Sehen Sie, Mr. Conway, mich machte stutzig, daß weder Barry noch seine beiden Leibwächter Zeit und Gelegenheit hatten, ihre Waffen zu ziehen.«
»Was wollen Sie damit andeuten?« Conway reckte sich aggressiv hoch.
»Meiner bescheidenen Ansicht nach wurden sie gar nicht überrascht, ich meine das im Sinne einer Überrumpelung. Barry und seine Leibwächter sahen in der Tür einen ihnen sehr bekannten und vielleicht auch harmlos erscheinenden Mann.«
»Jetzt verstehe ich, Sie meinen mich damit, nicht wahr?«
»Nicht unbedingt, Mr. Conway, wenngleich ich einräume, daß Ihre Unterstellung recht gut in meinen Ohren klingt.«
»Zum Teufel, warum sollte ich meinen Arbeitgeber erschießen? Wollen Sie mir das mal sagen?«
»Sie brauchen es ja nicht selbst getan zu haben.«
»Wie ist denn das wieder zu verstehen …?«
»Sie können dem Täter Einlaß verschafft haben.«
»Ich werde mir diesen Unsinn nicht länger anhören. Zur Zeit der Schießerei befand ich mich überhaupt nicht im Büro. Ich hatte mir Urlaub genommen.«
»Woher kennen Sie die Zeit der Schießerei, Mr. Conway?«
»Ich kenne sie nicht, aber ich beuge vor.«
»Nun gut, dann darf ich Ihnen verraten, daß der Schütze George nicht sofort tötete. Er lebte noch, als ich Mr. Barry besuchen wollte.«
»Mich können Sie doch nicht bluffen. Ich brauche die Polizei nicht zu fürchten.«
»Auch dann nicht, wenn George mir noch einige Hinweise gegeben hat?«
»Auch dann nicht. Sie sagen ja selbst, daß er tot ist. Er könnte also nicht mehr aussagen. Abgesehen davon habe ich mit der Schießerei wirklich nichts zu tun.«
»Ich bin geneigt, Ihnen zu glauben, Mr. Conway. Dennoch wissen Sie mehr, als Sie zugeben wollen.«
»Zum Beispiel …?«
»Für wen ließ Barry sich einspannen? Nach meinem ersten Besuch in seinem Büro fand er erst heraus, daß die ›Rotnasen‹ ihn beschäftigten, oder auch nur einer dieser vier berüchtigten Gangster. Daran ist nicht zu zweifeln. Wer brachte Barry dazu, mich entführen zu lassen? Welche Person interessierte sich für die Anstecknadel, die ich einer der vier ›Rotnasen‹ ganz zufällig wegnahm?«
»Bei mir sind Sie an der falschen Adresse, Mr. Parker.«
»Sie möchten damit ausdrücken, daß Mr. Barry Sie niemals einweihte, ja?«
»So sollen Sie es verstehen, Mr. Parker.«
»Dann ist eine weitere Unterhaltung sinnlos«, meinte Josuah Parker und erhob sich. »Ich merke schon, daß Sie auf eigene Rechnung arbeiten wollen. Lassen Sie sich warnen, Mr. Conway! Barrys Auftraggeber läßt nicht mit sich spaßen. Wer ihm gefährlich werden kann, befindet sich in akuter Lebensgefahr.«
»Sie überschätzen meine Fähigkeiten, Mr. Parker. Ich denke nicht daran, in der Gangsterbranche zu arbeiten.«
»Freut mich zu hören. Ach, da fällt mir noch eine Frage ein, kennen Sie einen gewissen Gerald Thorne?«
»Nie gehört …!«
»Sagt der Name Henry Harrison Ihnen etwas?«
»Auch nicht, ich muß Sie enttäuschen.«
»Hoffentlich habe ich mit dem