Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
ignorierte ihre Frage, die sie aber bereits wieder vergessen hatte. Sie war viel zu sehr erschreckt worden.
»Ich weiß nichts davon«, antwortete sie. »Ich habe damit nichts zu tun, glauben Sie mir …!«
»Könnte May, Ihre Freundin, nicht mit einer besseren Auskunft dienen?«
»May?«
»Wo kann ich sie finden?«
»Sie wohnt über dem »Italienischen Café‹, Mister Parker«, erwiderte sie, prompt ihm in die Falle gehend.
»Wo ist das genau?« erkundigte der Butler sich und bekam wiederum umgehend die Antwort.
»Und wie könnte Vic Henders zu dieser Sache stehen?« fragte Parker ungerührt weiter. Er hatte Helen Canters eingeschüchtert. Sie hatte die Übersicht verloren und antwortete willenlos, als sei sie von dem Butler hypnotisiert worden.
Er bekam seine Antwort. Sie dachte nicht daran, Ausflüchte zu machen. Helen Canters hatte es mit der Angst zu tun bekommen.
»Wo kann ich zum Beispiel Butch Stadium finden?« schoß er seine nächste Frage ab.
»Da müssen Sie schon meinen Bruder fragen, ich hatte kaum Kontakt zu ihm.«
»Nun gut, gehen wir noch einmal nach unten«, sagte Parker, »ich muß Ihren Bruder unbedingt sprechen. Irgendwie muß er doch wach zu bekommen sein.«
Parker hatte während seiner letzten Worte zur Tür hinübergehorcht. Als er jetzt ein Geräusch hörte, drehte er sich um und lief zur Tür. Er riß sie auf und sah auf der Treppe einen Mann, der nach unten flüchtete.
»Stehenbleiben!« rief Parker.
Aber der junge Mann, der Lauscher an der Tür, dachte nicht daran, Parkers Wünschen nachzukommen.
Aber der Butler wußte sich zu helfen. Er nahm seinen Universal-Regenschirm wie einen Wurfspeer in die Hand und schleuderte ihn dem jungen Mann nach. Parker hatte wieder einmal sehr gut gezielt.
Der improvisierte Wurfspeer fuhr dem jungen Mann genau zwischen die Beine. Er stolperte und schlug der Länge nach zu Boden. Parker war im Handumdrehen unten und zog den jungen Mann hoch.
»Art Canters – wenn ich nicht sehr irre«, sagte er, »ich denke, Sie werden mir sehr viel zu sagen haben!«
Art Canters – um ihn handelte es sich wirklich – versuchte freizukommen, aber der Griff des Butlers war zu fest. Als Canters nach dem Butler treten wollte, handelte er sich ein paar Maulschellen ein, die nicht von schlechten Eltern waren.
Der Butler brachte den jungen Mann zurück in die Erdgeschoßwohnung und nickte Helen zu, damit sie die Tür schloß. Art Canters zog einen trotzigen Mund und ließ sich in einen Sessel fallen. Er rieb sich die schmerzenden Stellen im Gesicht.
»Zur Sache jetzt«, begann Parker sein Verhör, »nehmen Sie zur Kenntnis, Art Canters, daß ich Sie gnadenlos der Polizei ausliefern werde, falls Sie lügen wollen. Und noch etwas, was Sie wahrscheinlich noch tiefer treffen wird. Ich werde dann dafür sorgen, daß Sie in eine Entziehungsanstalt eingewiesen werden. Was das für Sie bedeutet, brauche ich ja wohl nicht zu schildern. Also, ich will wissen, wo sich Mister Mike Rander aufhält. Ich gebe Ihnen genau eine Minute Zeit. Bis dahin müssen Sie sich entschieden haben!«
*
Benny Lagarda, die rechte Hand des inzwischen toten Molster, wußte genau, was die Stunde geschlagen hatte.
Nach dem Feuergefecht und dem vergeblichen Versuch, Butler Parker zu stoppen, witterte er seine große Chance. Bisher hatte er immer nur im Schatten von Molster gestanden. Nun war das aber anders geworden.
»Los, wir verschwinden erst mal von hier«, sagte Lagarda zu den beiden Leibwächtern, »gleich wird die Polizei hier auftauchen und dumme Fragen stellen.«
Die beiden recht hirnlosen Gangster ordneten sich ihm ohne weiteres unter. Sie waren ja so froh, daß sie nur zu tun brauchten, was andere sagten.
»Wartet drüben in der Gasse mit dem Wagen auf mich«, sagte Lagarda weiter, »ich komme sofort nach. Ich muß noch mal nach oben in Molsters Wohnung.«
Als die rechte Hand Molsters wußte er um einige Geheimnisse, die dieser Wohnraum barg. Lagarda löste die Sperre, die am Boden hinter der Leiste angebracht war, und kniete nieder.
Er brauchte nur noch einen Drehbleistift in eine kaum sichtbare Öffnung zu stoßen und schon schwang eine elektrisch gesicherte Tür auf, die unauffällig in die Vertäfelung eingeschnitten worden war. Lagarda richtete sich auf.
Er hatte das typische Sirenengeheul von Polizei-Streifenwagen gehört. Es wurde höchste Zeit für ihn, von hier zu verschwinden. Er griff in den gut getarnten Tresor und zerrte eine prall gefüllte Ledertasche hervor. Dann richtete er sich wieder auf, lief in den Korridor und von dort aus in die sehr modern eingerichtete Küche.
Es gab einen zusätzlichen Ausgang aus dieser Wohnung. Molster hatte seinerzeit großen Wert darauf gelegt, daß er zu jeder Zeit in jede Richtung flüchten konnte. Lagarda lief über eine Außentreppe hinunter in den Innenhof, schlängelte sich an einigen Müllkästen vorbei und stand bald darauf in einer engen Gasse.
Am Ende der Gasse wartete bereits der Wagen mit den beiden Leibwächtern. Lagarda schlüpfte in den Wagen hinein.
»Los, abhauen, die Polizei ist bereits im Anmarsch«, sagte er, »das hat ja noch einmal erstklassig hingehauen, Jungens!«
»Und wohin fahren wir?«
»Ich hab’ ’ne Freundin, draußen vor der Stadt. Nimm den südlichen Zubringer!«
Lagarda zündete sich eine Zigarette an und schaute auf die prall gefüllte Ledertasche hinunter. Er wußte genau, was sie enthielt. Geld, Geld und nochmals Geld, dazu Scheckbücher und Auszüge von Geheimkonten. So geldgierig Lagarda war, noch wichtiger für ihn waren gewisse andere Unterlagen, die sich in der Mappe befinden mußten. Sie enthielten eingehende Angaben über die Verteiler-Organisation und zeichnete die Verbindung zu den Großlieferanten auf. Diese Unterlagen allein waren ein Vermögen wert.
Lagarda hatte nun Zeit und Muße, sich Gedanken über die Zukunft zu machen.
Nach der Ermordung Molsters würde sich die Polizei für ihn interessieren und sehr lästig werden. Hinzu kam die Konkurrenz, die sich gerade in letzter Zeit sehr unangenehm bemerkbar gemacht hatte. Lohnte es sich, es mit diesen hartgesottenen Burschen aufzunehmen? War es nicht geschickter und raffinierter, an diese Gruppe heranzutreten und gewisse Verkaufsgespräche zu führen? Immerhin konnte er eine gut funktionierende Organisation anbieten.
Je länger Lagarda über diesen letzten Punkt nachdachte, desto mehr gefiel ihm diese Möglichkeit. Die Verhandlungen mußten natürlich sehr geschickt und vorsichtig geführt werden. Daran war nicht zu zweifeln. Aber hatte er erst einmal das Geld, konnte er den Norden der Staaten verlassen und sich irgendwo im Süden niederlassen. Florida, vielleicht auch Mexiko. Er brauchte sich dann für den Rest seines Lebens nicht mehr anzustrengen.
Lagarda schnipste die ausgerauchte Zigarette durch das geöffnete Wagenfenster.
An die Konten Molsters kam er schnell heran. Er brauchte nur einen geschickten Fälscher, der die notwendigen Unterschriften hinbaute. Das war zusätzliches Geld. In Gedanken bewohnte Lagarda bereits ein Traumhaus an der blauen See und sah sich von hinreißend schönen Frauen umgeben, die auf einen Fingerwink hin gehorchten.
Richtig, da war ja noch die Bande der Gorillas, die Lagarda vor seinen Karren gespannt hatte. Nun, die einzelnen Halbwüchsigen waren vollkommen uninteressant. Nur Butch Stadium konnte vielleicht gefährlich werden. Dieser junge Bursche besaß Format, das hatte Lagarda gleich herausgefunden. Stadium mußte abgelenkt, beschäftigt werden. Er sollte sich mit dem Anwalt Mike Rander befassen. Ihn aus dem Weg räumen. Dieser Mike Rander hatte sich als verdammt geschickter und zäher Gegner erwiesen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn auszuschalten. Anschließend mußte dann noch Stadium sterben. Stadium konnte unter Umständen mehr als lästig werden.
Lagarda nahm sich