Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie HornЧитать онлайн книгу.
aber das ist nicht meine Sache.«
»Ich gratuliere. Ich bin froh darüber, das zu hören. Wissen Sie, Corinna, ich glaube nicht daran, daß Bernd wirklich für alle Zeit von seinem Egoismus geheilt ist. Es wäre schrecklich, wenn er Ihnen wieder weh tun würde.«
»Das denke ich auch. Obwohl…«
»Obwohl?« wiederholte Julia ahnungsvoll.
»Na ja, er hat mir natürlich schon verlockende Möglichkeiten angeboten. Wenn wir uns zusammen eine Wohnung nehmen würden, könnte ich mein Studium beenden und dann für Sarah dasein. Ich müßte nicht nebenbei noch arbeiten. Und der Gedanke, sie zur Tagesmutter zu geben, tut mir jetzt schon weh. Ich sehe dann ja gar nicht richtig, wie sie aufwächst…«
Julia schwieg einen Moment.
»Das verstehe ich gut. Aber ist der Preis nicht doch zu hoch?«
»Das weiß ich eben noch nicht. Solange will ich mir alle Möglichkeiten offenhalten. Bernd sagt, daß er Geduld hat.«
»Bernd und Geduld? Ich fasse es nicht… Sie haben ihn aber wirklich ganz schön verändert.«
Das konnte Julia noch besser feststellen, als Bernd überraschend vorbeikam. Er hatte nicht gewußt, daß er seine ehemalige Verlobte bei Corinna antreffen würde, weil diese es ihm nicht erzählt hatte. Jetzt irritierte es ihn ziemlich, die beiden Frauen da in solcher Eintracht zusammen vorzufinden.
»Hallo, Julia. Was tust du denn hier?«
»Julia hat mich besucht. Sie wollte Sarah kennenlernen«, antwortete Corinna und fragte ihn dann, warum er gekommen war.
»Ich habe mir gedacht, daß wir bei dem schönen Wetter einen Ausflug machen könnten. Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Tut mir leid, aber du siehst ja, daß ich nicht kann. Was willst du mir denn zeigen?«
»Das möchte ich nicht verraten. Du sollst es selbst sehen.«
»Also, von mir aus…«, mischte sich Julia an.
»Nein, nein, ich möchte, daß Sie bleiben. Sie sind ja gerade erst gekommen. Bernd wird mir das ein anderes Mal zeigen müssen«, entschied Corinna.
»Dann will ich nicht länger stören…«
Julia konnte es kaum glauben. Bernd wirkte enttäuscht und unsicher, aber er maulte nicht, weil er seinen Willen nicht bekam, wie er das früher immer getan hatte.
»Du kannst gern eine Tasse Kaffee haben, wenn du willst. Sarah muß gleich schlafen. Möchtest du sie noch wickeln?«
Und auch das tat er. Julia schmunzelte, als er mit Sarah hinausgegangen war.
»Donnerwetter. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.«
»Ja, er bemüht sich wirklich.«
»Dann kann ich auch fast daran glauben, daß es gutgehen könnte mit Ihnen beiden.«
»Ich habe Ihnen meine Meinung dazu gesagt. Wenn er für Sarah der Vater ist, den sie verdient, ist es gut. Alles andere ist zweitrangig.«
»Aber Sie müssen auch an sich selbst denken.«
»Wenn es Sarah gutgeht, geht es mir auch gut.«
Mehr hatte Corinna dazu nicht zu sagen. Sie wechselte das Thema und fragte Julia nach ihrer Hochzeit.
Julia erzählte davon, bis Bernd wieder ins Wohnzimmer kam. Er setzte sich und ließ sich Kaffee einschenken. Dann herrschte für einen Moment Schweigen, das Corinna schließlich brach.
»Wann beginnst du denn mit deiner Arbeit, Bernd?«
»Am Ersten fange ich an. Ich freue mich schon darauf. Wenn ich auch bei deinem Vater sehr zufrieden war«, fügte er an Julia gewandt schnell hinzu.
»Du wirst sicher auch hier Erfolge haben.«
»Ja, ich denke auch. Jetzt habe ich ja auch noch mehr Grund dazu.«
Er dachte an Sarah, sah aber auch Corinna bedeutungsvoll an. Sie stand auf, um frischen Kaffee aufzusetzen.
Als es klingelte, fiel Julia ein, daß sie ihren Bruder herbestellt hatte.
»Das könnte mein Bruder sein. Er wollte mich abholen. Hoffentlich stört Sie das nicht…«
»Wollen Sie aufmachen?« rief Corinna aus der Küche zurück.
»Ja, wenn ich darf…«
Bernd stand ebenfalls auf. Felix Thomsen wollte er nicht auch noch aushalten müssen. Sie hatten sich ein paarmal getroffen, während er noch mit Julia zusammen war und waren überhaupt nicht miteinander ausgekommen. Schon schlimm genug, wenn er ihn hier begrüßen mußte.
Felix sah sehr zufrieden aus, bis er Bernd sah.
»Oh, ich wußte nicht, daß du auch hier bist.«
»Ich gehe schon. Keine Bange.«
»Seid ihr wohl friedlich, ihr beiden? Keine Feindschaft, wenn ich bitten darf«, fuhr Julia dazwischen.
Corinna kam aus der Küche. Sie sah ein wenig erhitzt aus. Wahrscheinlich zerrte der Besuch doch ein wenig an ihren Nerven. Eine Haarsträhne hatte sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und hing ihr ins Gesicht. Sie strich sie mit einer verlegenen Geste zu-rück, als sie Felix sah.
»Corinna, das ist mein Lieblingsbruder Felix. Ich habe zwar nur den einen, aber er wäre auch bei mehreren mit Sicherheit mein Lieblingsbruder. Felix, das ist Corinna.«
Felix gab Corinna die Hand. Julia mußte keine hellseherischen Fähigkeiten haben, um zu sehen, daß ihr Bruder sich sofort zu Corinna hingezogen fühlte.
Auch Bernd schien das zu spüren. Er machte ein wütendes Gesicht und verabschiedete sich ziemlich abrupt.
»Bitte kommen Sie doch einen Moment mit hinein. Wollen Sie auch eine Tasse Kaffee mit uns trinken?«
»Ich habe Zeit. Gern, wenn ich nicht störe.«
»Wie ist es denn gelaufen, Felix? Alles zu deiner Zufriedenheit?«
»Es hat gut geklappt. Die Bedingungen sind erstklassig. Er hat mir vorgeschlagen, ein ähnliches Buch über Frankreich zu schreiben. Diesmal mit Vorschuß. Ich glaube, ich werde reich. Das wird unseren alten Herrn aber ärgern.«
Felix lachte, und Julia stimmte ein. Corinna schaute sich die beiden an und stellte fest, daß sie selten zwei so harmonisch wirkende Menschen erlebt hatte. Melanie gehörte zwar auch zu den Optimisten, außer was Männer und Ehe anbetraf, aber so ausgeglichen wirkte sie doch nicht.
Felix sah seiner Schwester in gewisser Weise ähnlich. Er hatte allerdings ein markanteres Gesicht, und seine Haare waren dunkler als ihre. Alles in allem war er zwar kein schöner, aber ein attraktiver Mann. Sie war erstaunt, daß sie so etwas schon wieder feststellen konnte. Offenbar war sie wirklich endgültig über den Berg. Die Zeit der Depression war vorbei.
»Und was machen Sie, Corinna? Ich meine, wenn Sie sich nicht um Ihre Tochter kümmern?« wandte Felix sich jetzt an Corinna.
»Ich studiere Pharmazie und bin fast fertig. Dann werde ich in der Apotheke arbeiten, in der ich jetzt schon jobbe.«
»Und das Baby?«
»Das kommt zu einer Tagesmutter. Wenn ich das fertigbringe…«
»Darf ich die Kleine mal sehen?«
Julia mußte ein Lächeln unterdrücken. Ihr Bruder hatte sich noch nie für fremde Kinder interessiert. Das war absolut neu. Offenbar wollte er sich bei Corinna einschmeicheln.
Sie kannte sein Liebesleben nicht im einzelnen. Aber Felix hatte sich immer leicht und schnell verliebt. Die richtige Frau war nicht dabei, denn bis heute war er nicht verheiratet. Allerdings hatte er ja auch noch Zeit, immerhin war er erst dreißig.
»Ja, gern. Wir müssen aber leise sein.«
Corinna