Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie HornЧитать онлайн книгу.
lächelt sie. Wer würde das nicht tun, wenn er dich sieht?«
»Oh, Corinna, nun übertreib aber mal nicht.«
»Du bist meine allerbeste Freundin, Melanie. Du hast mir in meiner schwersten Zeit geholfen, und das werde ich dir nie vergessen.«
»Dann hast du mir auch verziehen, daß ich Bernd besucht habe?«
»Ja, natürlich habe ich das. Wer weiß, wozu es gut war.«
Diese Bemerkung fand Melanie zwar wieder etwas beunruhigend, aber sie sagte nichts dazu, sondern betrachtete weiter das kleine perfekte Menschlein in ihren Armen.
*
Julia war sehr neugierig auf Bernds Tochter. Außerdem wollte sie Corinna kennenlernen. Sie empfand nicht die geringste Eifersucht, obwohl Corinna es ja gewesen war, die ihr Bernd weggenommen hatte. Dazu war sie mit Sven viel zu glücklich. Als ihr Bruder anrief, um ihr mitzuteilen, daß er sein Reisebuch an einen Hamburger Verleger verkauft habe, nahm sie die Gelegenheit wahr.
»Dann mußt du doch sicher hinfahren, oder?« fragte sie Felix.
»Ja. Ich fliege nächste Woche.«
»Wie wäre es, wenn du mich mitnimmst? Ich möchte auch nach Hamburg, und zu zweit macht es sicher mehr Spaß. Außerdem würde ich mich freuen, wieder einmal etwas Zeit mit dir zu verbringen.«
»Das ist eine gute Idee. Ich muß sagen, seit du deinen Bernd abgesägt hast, bist du viel lockerer.«
»Ja, ich weiß. Aber indirekt hat diese Reise mit Bernd zu tun.«
»Wie meinst du das?«
»Ich möchte mir seine Tochter ansehen und seine damalige Freundin kennenlernen.«
»Julia, bist du verrückt?«
»Nein, bin ich nicht. Ihre Freundin Melanie zum Beispiel finde ich ausgesprochen nett. Und mit Corinna habe ich ja auch schon telefoniert. Sie ist mutig. Das gefällt mir. Und dann… bin ich ziemlich neugierig, wie ich zugeben muß.«
»Und Bernd ist doch jetzt auch in Hamburg, oder? Sind die beiden denn jetzt zusammen? Dann kann man der armen Frau aber nur Beileid aussprechen.«
»Sei nicht eklig. Ich glaube nicht, daß sie schon wieder zusammen sind. Aber sie erlaubt Bernd, seine Tochter zu sehen.«
»Er muß sich ganz schön verändert haben.«
»Die Geburt hat irgend etwas in ihm bewirkt. Mir ist das selbst nicht ganz klar. Vielleicht hat er doch einen guten Kern.«
»Und drum herum eine mörderisch harte Schale.«
»Felix, du bist eklig.«
Er lachte.
»Ich weiß. Macht aber nichts. Jeder muß sehen, wo er bleibt. Also, dann teile ich dir noch mit, wann ich fliege und buche für uns beide. Abgemacht?«
»Ja, abgemacht.«
Julia legte auf. Sven hatte nie etwas dagegen, wenn sie ihre eigenen Pläne machte. Er war ebenfalls an sehr vielen Dingen interessiert. Das war auch etwas Wunderbares in ihrer Beziehung. Sie hatten dadurch immer jede Menge Anregungen für Gespräche.
Die Tage flogen dahin. Wie immer hatte sie viel Arbeit, außerdem mußten die letzten Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen werden. Es sollte keine große Hochzeit werden, nur die engsten Verwandten und Freunde würden kommen. Sven haßte zuviel Rummel, er hatte Julia erklärt, daß es eine Feier für sie werden sollte und nicht für die Leute. Sein Studium hatte er jetzt fast abgeschlossen, die Hochzeitsreise wollten sie verschieben, bis er seine letzten Prüfungsarbeiten geschrieben hatte.
Als sie mit ihrem Bruder auf dem Flughafen stand, kam sie sich doch etwas komisch vor. Aber letztendlich hatte sie ja immer noch ihn, an den sie sich halten könnte, falls sie sich mit Corinna doch nicht verstehen würde. Zwei Tage waren sowieso schnell herum.
»Ich fahre gleich vom Flughafen aus zu Corinna. Ich habe sie schon angerufen und ihr erzählt, daß ich komme. Was machst du?«
»Ich fahre zum Verlag. Wie lange wir dort verhandeln, weiß ich nicht. Wir können uns ja dann im Hotel treffen.«
»Oh, du mietest dir doch ein Auto. Kannst du mich nicht einfach bei Corinna abholen?«
»Kann ich. Wenn du so lange dort bleiben willst?«
»Sonst rufe ich dich über dein Handy an.«
So verabredeten sie es. Julia war jetzt sehr gespannt. Sie kaufte, als sie in Hamburg ankamen, noch einen schönen Blumenstrauß. Ein Geschenk für Sarah hatte sie aus Berlin mitgebracht.
Melanie hatte am Nachmittag leider keine Zeit gehabt, bei dem Treffen dabeizusein, weil sie arbeiten mußte. Sie hatte aber versprochen, am Abend mit Julia und Corinna essen zu gehen. So standen sich die beiden Frauen nun allein gegenüber, als das Taxi Julia vor Corinnas Wohnung abgesetzt hatte.
»Sie sind also Corinna… Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
»Kommen Sie bitte herein, Julia. Ich… habe Sie mir ganz anders vorgestellt…«
»Ja? Wie denn? Mit einer Warze auf der Nase und Borsten am Kinn?« fragte Julia lächelnd.
Corinna begann zu lachen. Der Moment der Verlegenheit war vorüber. Sie mochten sich, und weil Sarah gerade wach war, holte Corinna sie gleich dazu, damit sie von Julia bewundert werden konnte.
Für einen Moment war Julia ganz still. Sie mußte daran denken, daß es auch ihr Kind hätte sein können. Bernd und sie…, aber das war vorbei, endgültig vorbei. Sie würde sicher eines Tages auch so ein süßes kleines Baby im Arm halten, das Kind von Sven und ihr. Solange konnte sie durchaus noch warten, denn es lohnte sich.
»Die ist ja so niedlich…«
»Ja, und ganz lieb. Sie hat schon ganz schön zugenommen.«
»Ich habe ein Geschenk mitgebracht.«
»Das sollen Sie doch nicht! Sie haben doch schon die schöne Kleidung geschenkt.«
»Ach, ich mußte es tun. Hier, ich hoffe, es gefällt Ihnen.«
Es war ein wunderschöner Beißring aus Bernstein mit einem kleinen silbernen Anhänger, der einen Teddybären darstellte. Corinna war hellauf begeistert.
»Der ist ja traumhaft schön! Sieh doch mal, Sarah…«
Sarah hatte kein großes Interesse an dem Ring. Schließlich bekam sie noch keine Zähne.
»Wenn sie erst die Zähnchen bekommt, kann sie ihn sicher gut gebrauchen. Obwohl er fast zu schade ist…«
»Er gehört Sarah und wenn sie ihn verbeult oder herunterwirft oder sonst etwas damit macht«, bekräftigte Julia.
»Natürlich. Aber er sieht fast wie ein Schmuckstück aus.«
»Es freut mich, daß ich Ihren Geschmack getroffen habe.«
Corinna hatte Kaffee für ihren Gast gekocht und bat Julia jetzt, sich zu setzen. Eigentlich sollte Sarah wieder ins Bettchen zu-rück, doch Julia streckte die Arme aus und durfte sie halten, während Corinna den selbstgebackenen Butterkuchen holte. Sie hatte im Moment Spaß am Hausfrauendasein und genoß es, so viel Zeit zu haben. Das würde sich bald genug wieder ändern, dann mußte sie Sarah zu Beate Zander bringen…
»Es ist ein wunderschönes Baby. Aber viel Ähnlichkeit mit Bernd entdecke ich nicht. Sie sind ja auch viel hübscher als er.«
Corinna lächelte.
»Doch, sie hat schon ein bißchen von ihm. Seinen Haaransatz. Behauptet Bernd jedenfalls.«
Sie mußten lachen. Julia war froh, daß sie gekommen war. Sie stand auf dem Standpunkt, daß man gar nicht genug Freunde im Leben haben konnte. Corinna würde eine gute Freundin werden, das ahnte sie bereits. Sie hatte so verletzliche, offene blaue Augen, denen man jede Regung ansah.
»Wie