Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
gelungen war, den emotionalen Panzer seiner Patientin zu durchbrechen und auf diese Weise eine unnötige Operation und Schlimmeres zu verhindern.
Bescheiden, wie er war, wollte Dr. Norden davon jedoch nichts hören.
»Ach was«, winkte er ab. »Ich habe höchstens ein bisschen nachgeholfen. Den Rest hat Franziska schon selbst erledigt. Wenn sie sich nicht freiwillig in psychologische Behandlung begeben hätte, wäre alles umsonst gewesen.«
»Ist es aber nicht«, grinste Danny, ehe er seine Aufmerksamkeit Franziska Weiß widmete, um am Ende nicht der Einzige zu sein, der keinen ordentlichen Schlag hinbekam.
So verging die erste Kursusstunde wie im Flug, und ganz gegen die Erwartung der meisten Teilnehmer gab es jede Menge Grund zum Lachen und Scherzen.
»Dein Schwung hat ausgesehen, als wolltest du den Rasen verprügeln«, grinste Felix seine Schwester Anneka an, die nach ihrer Genesung ebenso mit von der Partie war wie ihr Freund Leon, der aufgrund seiner Bandscheibenoperation allerdings nur Zuschauer war und den Caddy für seine Freundin spielte.
»Sei bloß still!«, gab Anneka zurück. »Nur weil du ausnahmsweise mal nur den Ball und nicht auch noch gleich den Halter weggeschlagen hast, brauchst du dir noch lange nichts einzubilden«, konterte sie schlagfertig und lächelte ihren Bruder engelsgleich an. »Aber wir wissen ja, dass auch ein blindes Huhn manchmal ein Korn findet.«
»Nana, das sind ja echte Liebeserklärungen, die ihr beiden da wieder mal tauscht.« Unbemerkt war Janine zu den Geschwistern getreten. Sie hatte es übernommen, die Fragebögen zu Rolands Studie zu verteilen. Gemeinsam mit Wendy würde sie sie am Schluss auswerten.
»Bis einer weint, hat Mum früher immer gesagt«, erinnerte sich Felix belustigt an längst vergangene Zeiten.
»Ihr habt wirklich eine kluge Mutter«, lobte Janine die Frau ihres Chefs überschwänglich. »Aber damit nicht doch noch Tränen fließen, füllt ihr jetzt bitte diesen Fragebogen aus. Aber nicht schwindeln!«, mahnte sie mit erhobenem Zeigefinger, teilte die Bögen aus und ging dann zwei Schritte weiter zu Daniel und Fee. Auch ihnen teilte sie die Unterlagen aus, und Dr. Norden musste immer noch lachen, wenn er an das Missverständnis dachte, das ihn kurzfristig von seinem Freund Roland Holzapfel getrennt hatte.
»Ich schäme mich immer noch, wenn ich daran denke, dass ich Roland Vielweiberei unterstellt habe«, raunte Daniel seiner Frau zu. »Wenn ich geahnt hätte, dass es sich um eine Studie zum Thema Bandscheibengesundheit und Golf handelt …« Während er ungläubig den Kopf schüttelte, schwebte das Ende des Satzes in der Luft.
»Du wirst dich wohl an den Gedanken gewöhnen müssen, dass du zwar nahezu perfekt, aber immer noch nicht vollkommen unfehlbar bist«, gab Fee schmunzelnd zurück und küsste ihren Mann auf den Mund, bevor er die richtigen Worte gefunden hatte, um näher über diese liebevolle Gemeinheit nachzudenken.
»Oh, schau mal, Dan, sieht das nicht himmlisch aus?« Felicitas Norden saß im Wohnzimmer auf der Couch, die Beine dicht an den Körper gezogen und eingewickelt in eine dicke Decke. Ein gemütliches Feuer prasselte im Kamin, und der Schein der Flammen tanzten über den Reiseprospekt in ihren Händen. Begeistert blickte sie auf die Fotos, die das nächtlich beleuchtete Bangkok, weißen Sandstrand unter Palmen und Elefanten in dichtem Regenwald zeigten. »Thailand weckt alle Sinne seiner Besucher. Wie kein anderes Land bündelt es die ganze Pracht Asiens. Träumen und entspannen Sie sich an romantischen Palmenstränden im Süden. Reisen Sie in den Norden zu Bergvölkern und Elefantencamps inmitten faszinierender Berglandschaften. Lassen Sie sich vom bunten Nachtleben auf den einheimischen Nachtmärkten begeistern.« Fees Augen glänzten, als sie den Prospekt sinken ließ und ihren Mann ansah. »Mal abgesehen davon, dass es in Thailand jetzt schön warm ist, während ich hier langsam und qualvoll erfriere.«
Daniel, der seiner Frau im Sessel gegenüber saß, musterte sie mit einem belustigten Lächeln.
»Trotz einer dicken Decke, mindestens drei Paar Socken an den Füßen und einem heimeligen Kaminfeuer?«, fragte er.
»Das nützt mir ja nichts, wenn ich raus in die Kälte muss«, widersprach Fee leidenschaftlich. »Das Problem an unseren Wintern ist einfach, dass sie immer so lange dauern.«
»Dabei können wir uns hier in Deutschland noch gar nicht beklagen«, gab Dr. Norden zu bedenken. »Immerhin hat Deutschland das insgesamt warmgemäßigte Regenklima der mittleren Breiten«, erinnerte er sich an den Schulstoff, den er neulich erst mit den Zwillingen Janni und Dési gelernt hatte.
»Jaja, ich weiß.« Auch Fee hatte ihre Kinder mehr als einmal abgefragt und wusste den Text noch genau. »Aber die Westströmung wird zum Teil durch langlebige Hochdruckgebiete blockiert. Deshalb kann es bei uns auch zu sehr kalten, langen Wintern kommen«, erklärte sie mit hoch erhobenem Zeigefinger.
»Das heißt im Klartext, dass ich mit dir auf jeden Fall einen Urlaub in Thailand machen muss, wenn ich dich nicht in absehbarer Zeit an den Dauerfrost verlieren will«, verstand Daniel die indirekte Aufforderung.
Während Fee schelmisch lächelte, schälte sie sich aus ihrer Decke und stand auf. Mit wiegenden Schritten ging sie auf ihren Mann zu und setzte sich betont langsam auf Daniels Schoß.
»Das wäre die allerbeste Idee überhaupt. Vor allen Dingen deshalb, weil mein lieber Bruder Mario mir Urlaub verordnet hat. Und wenn wir zwei Wochen in Thailand waren, halte ich sicher auch noch den Rest des Winters durch, und du musst dir keine Sorgen mehr um mich machen«, erklärte sie weich und streichelte mit der Hand über seine Wange.
Dieser Charmeoffensive hatte Daniel auch nach all den gemeinsam verbrachten Jahren nichts entgegenzusetzen.
»Ich setze mich gleich an den Rechner und suche eine passende Reise für uns aus«, gab er sich gerne geschlagen. »Das Problem ist aber wahrscheinlich, dass wir nicht die einzigen sind, die auf so eine Idee verfallen und in die Wärme flüchten wollen.«
Doch auch für dieses Problem hatte Fee schon eine Lösung parat.
»Deshalb gehen wir am besten zu meiner Freundin Charlotte. Sie hat doch seit Jahren dieses kleine Reisebüro in München, und ich wollte schon immer mal einen Urlaub bei ihr buchen. Mit ihren individuellen Planungen hat sie sich einen Namen gemacht, und ich bin sicher, dass sie uns weiterhelfen kann.«
Thailand war Daniel vollkommen fremd. Die Planung selbst in die Hand zu nehmen würde einen großen Zeitaufwand bedeuten. Schon deshalb war er mit diesem Vorschlag mehr als einverstanden.
»Du hast einfach immer die besten Ideen«, raunte er seiner Frau ins Ohr und konnte ihrem verlockenden Mund nicht länger widerstehen.
Doch lange sollte das Ehepaar nicht ungestört bleiben. Die Diskussion über den geplanten Urlauber hatte Zuhörer auf den Plan gerufen.
»Wie? Ihr fliegt nach Thailand?«, unterbrach Felix, zweitältester Sohn der Familie Norden, den innigen Kuss seiner Eltern unbarmherzig. Mit einem Becher Joghurt in der einen und einem Löffel in der anderen Hand ließ er sich auf die Couch fallen.
Bedauernd löste sich Daniel von seiner Frau, als auch Anneka ins Zimmer kam.
»Da muss ich aber nicht mit, oder?«, fragte sie und bedeutete ihrem Bruder Platz zu machen. »Leon ist erst vor ein paar Tagen aus der Reha entlassen worden. Da kann ich jetzt unmöglich für zwei Wochen von der Bildfläche verschwinden.«
»Ach, muss junge Liebe schön sein!«, säuselte Felix mit verstellter Stimme und erntete einen unsanften Knuff in die Seite.
»Du bist ja nur neidisch, weil Elena dir einen Korb gegeben hat«, konterte Anneka gar nicht schüchtern und schnitt eine Grimasse.
»Na und? Einfach kann jeder. Ich muss nur hartnäckig genug sein und mich richtig ins Zeug legen. Dann KANN sie mir einfach nicht länger widerstehen«, erklärte Felix im Brustton der Überzeugung und wandte sich dann an seine Eltern, die dem freundschaftlichen Zwist der Geschwister belustigt gelauscht hatten. »Deshalb kann ich leider auch nicht mit nach Thailand kommen. Obwohl ich natürlich weiß, dass ein Urlaub