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Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman - Viola Maybach


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ich muss vor allem mal wieder schlafen. Ich habe in den letzten drei Nächten kein Auge zugetan.«

      Barbara sah ihr beunruhigt nach, als sie mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten das gemeinsame Büro verließ.

      Sabine ging tatsächlich zum Arzt, der so reagierte, wie ihre Freundin es vorhergesehen hatte: Er erschrak über ihr Aussehen und schrieb sie krank. Außerdem gab er ihr ein mildes Schlafmittel, das sie sofort einnahm, als sie nach Hause kam. Danach schlief sie bis zum späten Nachmittag und fühlte sich, als sie aufwachte, zum ersten Mal seit Tagen ein wenig besser.

      Sie beschloss, noch einen Spaziergang zu machen und dabei ihre Lage möglichst ruhig zu überdenken. Als sie das Haus verließ, steuerte zu ihrer nicht geringen Verwirrung Robert direkt auf sie zu. »Ich wusste nicht, ob du schon zu Hause bist«, sagte er. »Können wir reden?«

      Sie hatte Angst, kein Wort he-rauszubringen, und so begnügte sie sich mit einem Nicken.

      Eine Weile gingen sie stumm nebeneinander her, bis Robert endlich das Wort ergriff und ganz ruhig sagte: »Ich liebe dich immer noch.«

      Sie blieb stehen, plötzlich bekam sie keine Luft mehr. Unwillkürlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Und … deine Freundin?«, fragte sie atemlos.

      Er überging diese Frage. »Ich liebe dich immer noch, Sabine, aber wir beide müssen ganz von vorn anfangen. Ich bin nicht sicher, ob du mich wirklich magst – oder ob ich dich jetzt nur reize, weil du denkst, du hast mich verloren.«

      »So ist es nicht!«, beteuerte sie. »Wirklich nicht, Robert. Ich war nicht sofort in dich verliebt, das kam erst im Laufe der Zeit – und da hatte ich mich schon so daran gewöhnt, dass du dich immer um mich bemühst und ich dich immer zurückstoße, dass ich … dass ich einfach weitergemacht habe. Erst als du dich von mir abgewandt hast, ist mir aufgegangen, dass du längst ein wichtiger Teil meines Lebens bist.«

      Robert war der Ansicht, dass nun genug geredet worden war. Er zog Sabine in seine Arme und tat das, wovon er fast ein ganzes Jahr lang geträumt hatte: Er küsste sie, zärtlich und behutsam zuerst, dann immer leidenschaftlicher. Sie beantwortete seinen Kuss auf die gleiche Weise, und je länger er dauerte,

      desto nebelhafter wurde Roberts Erinnerung an seine Verzweiflung in diesem zurückliegenden Jahr. Jetzt endlich waren alle Missverständnisse ausgeräumt – er liebte Sabine, sie liebte ihn, und er war am Ziel all seiner Wünsche.

      Später setzten sie ihren Spaziergang eng umschlungen fort. Sie strahlten, ohne das zu ahnen, pures Glück aus. Jeder, der ihnen begegnete, dachte voller Sehnsucht an die Zeit zurück, da er selbst frisch verliebt gewesen war.

      »Wer mir das noch vor Kurzem gesagt hätte«, murmelte Robert, »den hätte ich für verrückt erklärt.«

      »Ich auch«, gab Sabine zu. »Aber ist es nicht schön, verrückt zu sein?«

      Robert blieb stehen, um sie erneut zu küssen. »Es ist einfach wunderbar, Biene!«

      *

      Anna und Christian bekamen jemanden zur Seite gestellt, der sie über die Baustelle führte. Das gefiel ihnen natürlich nicht, aber es schien keine Möglichkeit zu geben, den Mann wieder loszuwerden – bis er plötzlich in einer dringenden Angelegenheit ins Büro gerufen wurde. Sie versprachen ihm, sich nicht in Gefahr zu begeben und waren heilfroh, als er verschwunden war.

      Albertina hatten sie noch nicht ausfindig machen können, deshalb fragten sie schließlich einen der Arbeiter nach ihr. »Albert sucht ihr?«, fragte der mit breitem Lächeln. »Gleich da vorn, das ist sie! Ist nicht leicht zu erkennen mit ihrem Helm auf dem Kopf, was?« Mit diesen Worten eilte er weiter.

      »Albert«, murmelte Anna. »So nennen sie sie hier.«

      Langsam näherten sie sich der jungen Frau. Sie war mit einem Kollegen zusammen in das Stu-dium eines großen Plans vertieft. Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, der alle zusammenfahren und hektisch nach oben blicken ließ. Was sie sahen, ließ das Blut in ihren Adern gefrieren: Einer der Kräne hatte eine Ladung Stahlrohre verloren, direkt über der Stelle, an der Albertina und ihr Kollege standen.

      Entsetzt versuchten sie, sich in Sicherheit zu bringen. Es gelang ihnen jedoch nicht mehr vollständig, obwohl Albertina ihrem Kollegen geistesgegenwärtig noch einen kräftigen Schubs gab, um ihn aus der Gefahrenzone zu bringen. Er erhielt dennoch einen Schlag gegen den Kopf, sie selbst wurde noch am Bein getroffen. Man hörte weitere Schreie, und das Getöse der Stahlrohre beim Aufprall auf den Boden war unbeschreiblich. Noch lange schepperten sie, bis sie endlich zur Ruhe gekommen waren. Danach schienen auch alle anderen Geräusche auf der Baustelle verstummt zu sein.

      Nach einigen Sekunden in Schockstarre rannten Anna und Christian gemeinsam mit allen anderen Augenzeugen zur Unfallstelle. Der Kranführer kletterte bereits mit bleichem Gesicht aus seiner Kabine, mehrere Männer hatten Handys am Ohr, um die Notrufnummer zu alarmieren.

      Albertinas Kollege war bewusstlos, sie selbst hatte ein blutendes Bein, versuchte aber dennoch, aufzustehen, woran sie jedoch gehindert wurde. »Bleib bloß liegen, Albert, dein Bein sieht nicht gut aus.«

      »Was ist mit Kurt?«

      »Du hast ihn zum Glück noch geschubst, sonst hätte ihn eins der Rohre voll getroffen.«

      »Albertina!«, rief Christian.

      Sie wandte sich ihm zu. Ihre Augen wurden groß, als sie Anna und ihn erkannte. »Was macht ihr denn hier?«

      »Wir müssen einen Aufsatz über das Bauen der Zukunft schreiben«, erklärte Anna rasch, »und wir wollten dich überraschen.«

      Albertina lächelte schwach. »Da habt ihr euch einen schlechten Tag ausgesucht.« Sie wandte sich wieder dem neben ihr liegenden Mann zu. »Kurt!«, sagte sie eindringlich. »Kurt, kannst du mich hören?«

      »Er ist bewusstlos«, erklärte Anna.

      Albertinas Augen füllten sich mit Tränen. »Hätte ich ihn bloß kräftiger geschubst, dann wäre das nicht passiert.«

      »Jetzt hör aber auf, Albert!«, mischte sich einer der Bauarbeiter ein. »Ohne dich sähe es doch noch viel schlimmer für ihn aus!«

      Sie erwiderte nichts, sondern schloss die Augen. In der Ferne war bereits das Martinshorn eines nahenden Rettungswagens zu hören.

      Anna und Christian wechselten einen Blick. Sie wussten, was sie tun würden.

      *

      Carl hörte Christians atemlosem Bericht eine knappe Minute lang zu, dann sagte er: »Ich mache mich sofort auf den Weg, Chris. Seid ihr jetzt auch in dem Krankenhaus?«

      »Ja, in der Notaufnahme. Es geht ihr ziemlich schlecht, weil der Kollege, der am Kopf verletzt wurde, ein guter Freund von ihr ist. Sie macht sich Vorwürfe, dabei hat sie ihm bestimmt das Leben gerettet. Der Kranführer hat einen schweren Schock – es war nicht seine Schuld.«

      »Und Albertina geht es so weit gut – ich meine, körperlich?«

      »Ihr Bein ist verletzt, aber das scheint ziemlich harmlos zu sein. Aber sie weint schon wieder, Carl. Der Arzt hier ist sehr nett, er heißt Dr. Bertram. Er meinte, sie hätte auch einen Schock, der müsste behandelt werden. Er kannte Albertina schon, sie hat sich neulich mal den Fuß verletzt und war damit auch bei ihm in der Notfallambulanz.«

      »Danke, Chris«, murmelte Carl. »In spätestens einer halben Stunde bin ich da.« Er sagte seiner Sekretärin Bescheid und bat sie, sämtliche Termine für diesen Tag abzusagen. Dann machte er sich auf den Weg ins Krankenhaus.

      Sein Herz klopfte wie wild. Als Christian gesagt hatte, auf der Baustelle habe es einen Unfall gegeben, Albertina sei auch verletzt, hatte er kaum noch Luft bekommen, so groß war seine Angst gewesen. Jetzt versuchte er, sich wieder zu beruhigen und sich zu überlegen, wie er sein überraschendes Auftauchen im Krankenhaus erklären sollte. Dann fiel ihm ein, dass er einfach die Wahrheit sagen konnte: Christian hatte ihn angerufen – mehr gab es eigentlich nicht zu sagen.

      Um ein Haar wäre sie von he-rabstürzenden


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