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Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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um. Vor ein paar Monaten hatte ihn so ein Kommentar regelmäßig zur Weißglut gebracht. Seit er aber promoviert hatte, fühlte er sich nicht mehr persönlich angegriffen und konnte nur noch milde darüber lächeln.

      »Ich BIN Dr. Norden«, erklärte er und bemerkte Rebeccas irritierten Blick. Aus der Patientenkarte ging hervor, dass sie einige Jahre jünger war als sein Vater. Er wusste aber auch, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das legte einen Schluss nahe. »Der Junior. Vielleicht wollten Sie zu meinem Vater.« Er hielt ihr die Tür auf und ließ ihr den Vortritt.

      »Zu Dr. Daniel Norden, ja. Er war vor vielen Jahren mein Hausarzt«, erwiderte Becky und trat in das schlicht, aber geschmackvoll eingerichtete Zimmer. Statt Platz zu nehmen, drehte sie sich zu dem jungen Arzt um. »Ist Dr. Norden senior nicht da?«

      Bedauernd schüttelte Danny den Kopf.

      »Mein Vater ist nicht im Lande und in den kommenden vierzehn Tagen nur telefonisch erreichbar.« Trotzdem bot er Becky einen Platz an. »Aber vielleicht kann ich Ihnen ja auch weiterhelfen.«

      »Oh …« Jetzt, da Rebecca den längst fälligen Schritt einmal getan hatte, schmeckte die Enttäuschung doppelt bitter. Auf einmal schienen die Schmerzen quälender, zerrten noch mehr als sonst an ihren Gliedern. Seufzend ließ sie sich auf den Stuhl fallen. »Ich weiß nicht …«

      Inzwischen hatte Danny seinen Schreibtisch umrundet und sich gesetzt. Sein aufmerksamer Blick ruhte auf der Patientin. Sie hätte eine schöne Frau sein können, hätte die Anspannung nicht alle Lebensfreude aus ihrem Gesicht getilgt. Ihre grauen Augen waren ohne Glanz. Das stumpfe braune Haar hatte sie der Einfachheit halber zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden. Alles in allem machte sie den Eindruck einer viel zu früh gealterten Frau. »Sie haben Schmerzen«, kam er deshalb zu dem einzig möglichen Schluss. »Und das nicht erst seit gestern.«

      Wenn Rebecca an seiner fachlichen Kompetenz Zweifel gehegt hatte, so wurde sie jetzt eines Besseren belehrt.

      »Woher wissen Sie das?« Sie machte keinen Hehl aus ihrer Verwunderung.

      »Ich weiß es nicht«, gestand Danny. »Aber Sie wirken auf eine besondere Art erschöpft. Und ich nehme mal an, das ist auch der Grund, warum Sie hier sind.«

      Um ein Haar hätte Rebecca Salomon ihm widersprochen. Doch den wahren Grund ihrer Anwesenheit hätte sie nur Dr. Norden senior verraten. Er kannte ihre Geschichte, erinnerte sich sicher daran und hätte ihr einen Rat geben können. Nicht so der Junior. Deshalb konzentrierte sich Becky auf ihre körperlichen Beschwerden.

      »In letzter Zeit leide ich immer öfter unter Herzrhythmusstörungen. Die Kollegen in der norwegischen Klinik in Addis Abeba haben eine vergrößerte linke Herzkammer diagnostiziert. Den Grund dafür haben sie aber nicht rausgefunden. Dazu kommen undefinierbare Schmerzschübe, phasenweise Übelkeit«, zählte sie die Beschwerden auf, die ihr das Leben besonders in letzter Zeit immer schwerer machten. »Nachdem ich in Addis wieder einmal ohnmächtig geworden bin, hat mich meine Ärztin hierher geschickt. Ich soll mich an einen Arzt wenden, zu dem ich Vertrauen habe. Da ist mir Dr. Norden wieder eingefallen.«

      Ihre Erklärung hatte Dannys Interesse geweckt.

      »Sie leben in Addis Abeba?«, erkundigte er sich, während er ihre Angaben in den Computer eintippte. »Das ist ja interessant. Darf ich fragen, was Sie dort machen?«

      »Sie dürfen.« Wie immer freute sich die Sozialpädagogin auch dieses Mal, wenn sich jemand für ihre Arbeit interessierte. »Ich leite dort ein kleines Waisenhaus.« Beckys Blick wurde wehmütig. »Das heißt, bis jetzt habe ich es geleitet. »Aber wer weiß schon, ob ich je dorthin zurückkehren werde«, sagte sie, ohne es wirklich zu wollen.

      Danny lehnte sich zurück und sah sie an.

      »Wie kommen Sie darauf?«

      »Ich weiß nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Eine Ahnung vielleicht. Ich fürchte, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Da stellt man sich ein paar Fragen, versucht, realistisch zu sein.«

      Selbst wenn Rebecca sich vorgenommen hatte, nur über ihre Krankheit zu sprechen, schweifte sie unvermittelt ab. Dieser junge Arzt glich so sehr dem Mann, den sie in Erinnerung hatte. Seine Gestik, die Art zu sprechen, diese Mimik … das alles erinnerte sie an ihren Retter, der ihr in der Krise ihres Lebens beigestanden und sie nicht verlassen hatte. Noch immer wollte sie sich nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn Dr. Norden damals nicht bereit gestanden hätte. Und sein Sohn schien direkt in seine Fußstapfen zu treten. So fiel es ihr nicht schwer, Vertrauen zu fassen.

      »Welche Fragen stellen Sie sich denn noch?« Danny spürte, dass ihr Herz randvoll war. »Nicht, dass Sie denken, ich wäre neugierig. Aber für die Anamnese ist es sehr wichtig, die Psyche des Patienten nicht zu vernachlässigen.«

      Trotz ihrer Probleme musste Rebecca lachen.

      »Diese Worte hätten aus dem Mund Ihres Vaters stammen können.« Als ihr aber ein anderer Gedanke in den Sinn kam, wurde sie schlagartig wieder ernst. »Ich frage mich zum Beispiel, ob ich das Beste aus meinem Leben gemacht habe«, seufzte sie. »Oder ob ich meine Zeit hier verschwendet habe. Kann ich stolz auf mich sein oder habe ich unverzeihliche Fehler begangen?«

      Diese Worte erstaunten Danny besonders deshalb, weil sie aus dem Mund einer Sozialpädagogin stammten.

      »Als Leiterin eines Waisenhauses leisten Sie selbstlose und herausragende Arbeit«, erwiderte er voller Respekt.

      Becky war nicht überzeugt.

      »Mag sein. Trotzdem war es vielleicht eine Lüge. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, war ich in all den Jahren auf der Flucht. Habe alles dafür getan, die Vergangenheit in Deutschland wenn schon nicht zu vergessen, so doch wenigstens hinter mir zu lassen. Ich habe jeden Menschen, der mir zu nahe gekommen ist, auf Abstand gehalten. Erfüllung habe ich nur im Beruf gefunden.« Während sie sprach, war ihr Blick in die Ferne gewandert. Nun kehrte er wieder zurück und heftete sich auf Danny. »Im Grunde genommen war ich ziemlich feige. Und bin es immer noch.«

      »Das sehe ich überhaupt nicht so«, wiedersprach Danny, obwohl die Sozialpädagogin in Rätseln sprach. »Immerhin sind Sie gekommen, um sich untersuchen und behandeln zu lassen. Das ist ein erster, großer Schritt in die richtige Richtung.«

      Und nur die halbe Wahrheit!, dachte Becky bei sich. Doch darüber verlor sie kein Wort. Sie presste die Lippen aufeinander und nickte nur, als Danny ihr vorschlug, nun mit den Untersuchungen zu beginnen.

      *

      »Das ist das schönste Zimmer, das ich je gesehen habe.« Fee Norden stand in der Suite und konnte sich gar nicht sattsehen an der Pracht, die sie umgab.

      Der Boden in Nussbaum verlieh dem schlichten Ambiente die nötige Wärme. Die Architekten hatten sich bei der Inneneinrichtung mit verspielten Details zurückgehalten. Der Grund dafür lag in der Glasfront, die den Blick auf das glitzernde Blau des Ozeans freigab, das am Horizont mit dem Himmel zu verschmelzen schien. Es gab nichts, was diese überwältigende Aussicht toppen konnte. Die Suite lag am Bug des Schiffes, sodass man einen schier endlosen Blick hatte. Fee fragte sich noch, ob sich in weiter Ferne düstere Wolken aufbauschten, als sie spürte, wie sich von hinten zwei Arme um ihre Schultern schlangen. Sofort vergaß sie ihre Beobachtung. »Das hier ist unglaublich. Mir fehlen die Worte.«

      »Da bin ich ja froh, dass meine Wahl deinen hohen Ansprüchen gerecht wird«, raunte ihr Mann in ihr Ohr.

      Fee lachte leise.

      »So hoch sind meine Ansprüche eigentlich gar nicht.«

      »Wie bitte?« Daniel packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Seine Augen blitzten schelmisch. »Hättest du mir das nicht früher sagen können? Dann hätte ich eine Menge Geld gespart.«

      »Auf keinen Fall. Ich stelle nämlich eben fest, dass das Beste gerade gut genug ist für mich«, änderte Felicitas blitzschnell ihre Meinung. »Wäre ich sonst mit dir verheiratet?«

      Daniel warf den Kopf in Nacken und lachte laut heraus.

      »So kenne und liebe ich mein Feelein«, stellte


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