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Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Edgar  Wallace


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in jener Nacht gestohlen hat, kann ich Ihnen auch nicht helfen.«

      »Meinen Sie, Sir George hat die Mappe?« fragt Kitson schnell.

      »Ich will keine Namen nennen«, entgegnete Sands diplomatisch.

      Bud fühlte plötzlich eine merkwürdige Müdigkeit und versuchte krampfhaft, sie zu überwinden. Er konnte sich die Ursache dafür nicht erklären, denn er war durchaus gesund und an diesem Tag erst spät aufgestanden. Was sollte das nur bedeuten? Schließlich fiel sein Blick auf die Whiskyflasche, und er begriff langsam. Er machte eine Anstrengung, sich von seinem Stuhl zu erheben.

      »Bleiben Sie sitzen«, befahl Milton.

      Kitson gehorchte willenlos.

      »Sie haben mich vorhin gefragt, was ich vorhabe. Es tut mir leid, daß ich Ihnen das nicht sagen kann, aber glauben Sie mir, wir beide haben in der nächsten Zeit noch manches miteinander zu besprechen.«

      Buds Kopf sank auf die Brust. Er wollte noch etwas sagen, wurde aber bewußtlos und fiel vom Stuhl.

      Sands trug die Whiskyflasche und das Glas in die Küche, leerte beide und wusch sie sorgfältig aus. Dann ging er ins Speisezimmer zurück und füllte die Whiskyflasche von neuem.

      »Ich bin nun ein wirklicher Detektiv geworden«, sagte er voll Selbstbewunderung, als er auf den besinnungslosen Kitson schaute. »Also, mein lieber Bud, Sie werden jetzt ein seltsames Abenteuer erleben.«

      Vergnügt packte er das Kleiderbündel aus, das er vor einigen Stunden ins Haus gebracht hatte.

       Inhaltsverzeichnis

      Sir George Frodmere war ein sehr geldgieriger Mann. Besonders interessierte er sich für große Summen und für die Leute, die über sie verfügten.

      Er besaß ein Landgut in Cornwall. Das große Herrenhaus betreute der Hausmeister Gillespie mit einem Stab von Dienstboten in mustergültiger Weise. Er war ein braver, ehrenwerter Mann, der schon seit langem bei der Familie diente. Sir George hatte aber leider nicht das nötige Geld, um ein standesgemäßes Leben auf seinem Landgut zu führen. Er bezog nur ein kleines Einkommen aus den Zahlungen der Pächter, und diese Summe genügte bei weitem nicht, um seine Ansprüche zu befriedigen. Vermögen hatte er ebensowenig wie sein Vater. Dieser war allerdings mit den geringen Einkünften ausgekommen, weil er einfach und sparsam gelebt hatte. Sir George aber liebte Eleganz und Luxus, schränkte sich nicht gern ein und konnte dem schlichten Landleben wenig Geschmack abgewinnen. Um so mehr begrüßte er es jetzt, daß Graf Colini nach London kommen wollte.

      Einer seiner Vertrauten hatte ihm schriftlich davon Mitteilung gemacht:

      »Ich habe Colini einen Einführungsbrief an Sie mitgegeben. Er nennt sich zwar selbst Graf, ist aber seiner Sprache nach ein Londoner Kind aus dem Osten. Vielleicht ist er auch in Melbourne geboren. Mag dem sein, wie ihm wolle, er hat in Monte Carlo die Bank gesprengt, außerdem hat er auch sonst noch große Gewinne beim Bakkarat erzielt. Ich habe Geld an ihm verdient, aber noch nicht viel, denn er ist im Grunde genommen sehr argwöhnisch. Hoffentlich gelingt es Ihnen, ihn gehörig zur Ader zu lassen. Er hat die Absicht, sich in London umzusehen. Schicken Sie mir ein kleines Geschenk, wenn Sie Erfolg mit ihm haben. Übrigens spricht er immer von einem gewissen John President, und trotz seiner großartigen Prahlereien scheint er doch etwas Angst vor dem Mann zu haben. Vielleicht können Sie etwas daraus machen.«

      Sir George hatte nicht die Absicht, sein Gut Pennwaring zu verlassen, bis er über die Erfolge Bud Kitsons Nachricht erhalten hatte. Aber als ihm kurz darauf Graf Colini auf einem Briefbogen des Savoy-Hotels seine Ankunft mitteilte, zögerte der Baronet nicht länger, nach London abzureisen.

      Er suchte den Grafen sofort auf und fand ihn in Hemdsärmeln und Strümpfen in seinem Zimmer. Er war gerade damit beschäftigt, neue Riemen in seine Schuhe einzuziehen.

      »Man kann dem Personal auch nicht die kleinsten Dinge anvertrauen«, sagte der Mann mit den verlebten, abstoßenden Zügen und der ungesunden, grauen Gesichtsfarbe. Er stellte die Schuhe auf den Boden, als Sir George ins Zimmer kam, und rieb die Hände an den Beinkleidern ab, bevor er ihm die Hand reichte.

      »Ich freue mich, Sie zu treffen, Graf«, sagte Sir George.

      »Ich möchte mit Ihnen ein Wort im Vertrauen reden«, unterbrach ihn Colini. »Sie brauchen mich nicht Graf zu titulieren. Ich bin John Pentridge – das ist mein wirklicher Name. Wahrscheinlich haben Sie schon von mir gehört.«

      Sir George hatte tatsächlich schon von ihm gehört, aber er hatte nie gedacht, daß der Mann, der Soltescu die Erfindung verkauft hatte, mit dem Mann identisch war, der in Monte Carlo die Bank gesprengt hatte. Dieses Ereignis war in allen großen Zeitungen Englands besprochen worden.

      »In Monte Carlo kann man sich ja ruhig Graf nennen«, fuhr Pentridge fort, »und ich mußte vor allem so auftreten, weil man mich aus dem Kasino ausgewiesen hatte. Deshalb legte ich mir einen anderen Namen und den Grafentitel bei. Augenblicklich kann ich mir das ja leisten, denn ich besitze über zweihunderttausend Pfund.«

      »Aber ich sehe gar nicht ein, warum Sie in London wieder Ihren ursprünglichen Namen führen sollten. Graf Colini klingt viel besser.« Sir George betrachtete ihn wohlwollend. »Sagen Sie mir, wie ich Ihnen behilflich sein kann.« »Sie können mich in London herumführen – ich werde zahlen. Erzählen Sie ruhig, daß Sie mich schon von früher her kennen. Das wäre besonders gut, wenn wir John President treffen sollten – Sie verstehen doch, was ich meine?«

      Sir George nickte.

      »Und dann würde ich auch gern ein kleines Spiel machen. Irgendeine nette, ruhige Sache, bei der man nicht gerade zuviel Geld verliert.«

      »Das werde ich gern tun. Sie müssen aber auf meinem Landsitz Pennwaring wohnen. Ich werde Sie dann meinen Freunden vorstellen. Einer von ihnen hält sich augenblicklich auch gerade in London auf«, sagte er, als er sich an Toady erinnerte.

      »Ich möchte heute nach Sandown zu den Rennen gehen.«

      »Das trifft sich gut. Mein Freund kann Sie hinbringen. Er weiß Bescheid, und er kann Ihnen auch gute Tips geben. Ich werde mich gleich telefonisch mit ihm in Verbindung setzen.«

      Sir George hatte Glück, denn Toady war zu Hause. Mr. Wilton packte seine Koffer, um nach Cornwall überzusiedeln. Er tat es in aller Heimlichkeit, denn er wollte seinen Gönner Eric Stanton nicht beleidigen, der Sir George absolut nicht traute und Toady wegen des Umgangs mit diesem Mann ständig Vorhaltungen machte. Und Toady mußte auf Eric Stanton Rücksicht nehmen, da er nicht nur bei dem Tode des alten Stanton eine größere Summe erhalten hatte, sondern weil Eric ihn auch häufig beauftragte, Geld für ihn bei den Rennen zu setzen. Wilton führte diese Aufträge nicht immer aus, denn er war viel besser als der Eigentümer selbst über die Chancen unterrichtet, die Erics Rennpferde hatten. Manche Summe, die Stanton auf seine eigenen Pferde setzte, kam nicht weiter als auf das Bankkonto Toady Wiltons.

      Er folgte dem Ruf seines Freundes sofort und fuhr in einer Taxe zum Savoy-Hotel.

      Graf Colini und Toady Wilton verstanden sich vorzüglich, ja Pentridge faßte sogar das größte Vertrauen zu Wilton, und auf dem Wege nach Sandown erfuhr dieser manches, was er bisher noch nicht gewußt hatte, besonders über John President.

       Inhaltsverzeichnis

      Milton Sands ging auf der Rennbahn in Sandown auf und ab. Unerwartet traf er Mary President in der Begleitung Eric Stantons und begrüßte sie erstaunt.

      »Ich dachte, Sie wären in Sussex?«

      Sie sah ihn schuldbewußt an, aber Eric nahm sie sofort in Schutz.

      »Ich wollte Miss Presidents Meinung über mein Rennpferd


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