Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Steilhängen der Bucht aufgehalten. Ihr Interesse hatte zwar zuerst nur dem Schloß, dann aber dem Hubschrauber gegolten.
Sie saßen jetzt in einem bereits etwas angejahrten VW und fuhren zurück nach Falmouth. Der junge Mann mit dem Wolfsgesicht steuerte den Wagen.
»Verdammt, verdammt! Ich hab’s in, der Nase gehabt«, sagte der junge Mann plötzlich und schlug mit der Faust auf das Steuerrad. »Mit dem Hubschrauber hätten wir’s nicht noch mal versuchen dürfen.«
»Wir sollten überhaupt die Finger von der Geschichte lassen«, warf der ältere Mann ein, der das Gesicht einer stets verängstigten Spitzmaus hatte. »Gegen Waters kommen wir nicht an, Cliff. Laß uns zurück nach London fahren!«
»Ausgeschlossen, Paul.« Cliff Caven schüttelte energisch den Kopf. »Erst muß ich es Waters heimgezahlt haben. Er wird dafür zahlen, daß er meinen Bruder umgebracht hat.«
»Das liegt doch jetzt schon Jahre zurück, Cliff.«
»Wenn schon. Vorher hatte ich ja schließlich keine Möglichkeit, mich mit Waters zu beschäftigen.«
»Das stimmt durchaus.«
Cliff Caven war erst vor wenigen Wochen aus einem Gefängnis in Neuseeland entlassen worden und hatte nach seiner Rückkehr nach London von Paul Ratfield die näheren Einzelheiten über den Tod seines Bruders erfahren.
Danach hatte Waters Cliffs Bruder erschießen lassen, als dieser sich geweigert hatte, an Waters Schutz-gelder zu zahlen. Cliffs Bruder war mal der Besitzer und Inhaber einer Bar in Soho und hatte es riskiert, Wa-ters die Zähne zu zeigen. Was ihm überhaupt nicht bekam.
Cliff Caven, ein etwas übler Abenteurer und Mann, der es mit Gesetzen nicht ernst nahm, war kein Gangs-ter im normaler Sinn. In Neuseeland hatte man ihn als Alkoholschmuggler erwischt und festgesetzt. Cliff Caven wußte gut mit Waffen umzugehen und hatte keine Bedenken, diesen Rachefeldzug gegen Waters zu führen, und war mit allen Mitteln.
Noch hatte er sich Waters gegenüber nicht zu erkennen gegeben. Die Schüsse, die er aus dem Hubschrau-ber heraus auf Waters abgefeuert hatte, waren nur als erste Warnung gedacht gewesen. Jetzt sollte Waters aber ins Bild gesetzt werden. Er sollte erfahren, wer sich ihm auf die Fersen gesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte Waters den Namen Caven längst vergessen. Cliffs Bruder war nur eines von vielen Opfern gewesen, die Waters’ Weg gesäumt hatten.
»Was mögen das für Leute im Hubschrauber gewesen sein?« fragte Paul Ratfield. Er war seinerzeit das treu ergebene Faktotum von Cliffs Bruder gewesen.
»Das werden wir schnell rausbekommen«, erwiderte Cliff Caven, »der Hubschrauber muß von Penzance gekommen sein. Da haben ja auch wir den Hubschrauber gemietet.«
»Ob die die Polizei alarmieren werden?«
»Wahrscheinlich, aber Waters wird sich bestimmt wieder herausreden. Das schafft er ja mit der linken Hand.«
»Na, also!« Paul Ratfield, der Mann, der wie eine Spitzmaus aussah, nickte erleichtert. »Hauptsache, die Polizei schaltet sich erst mal ein.«
»Wenn du Angst hast, Paul, kannst du sofort zurück nach London fahren«, gab Cliff Caven zurück. »Ich zwing’ dich nicht, Waters die Zähne zu zeigen.«
»Ich bleib’ hier«, erwiderte Paul, die Spitzmaus, entschieden. »Ohne mich machst du doch nur Dummhei-ten!«
»In Ordnung, Daddy«, erwiderte Cliff Caven ironisch. »Paß ein bißchen auf mich auf! Ich hatte mir schon immer mal ’n Kindermädchen gewünscht.«
Cliff Caven, der junge Mann mit dem Wolfsgesicht, ahnte nicht, wie sehr er sich eines Tages noch nach Paul sehnen würde …
*
»Bist du sicher, daß der Butler in dem Hubschrauber war?« fragte Waters erneut seinen Leibwächter Ar-tie.
»Vollkommen sicher, Chef«, erwiderte Artie, »ich hab’ ihn genau erkannt.«
»Der Mann war der Butler«, bestätigte Cary, »und weiter hinten in dem Hubschrauber waren auch noch zwei Frauen.«
»Okay, ihr könnt gehen.« Waters drehte sich um und mischte sich einen Drink an seiner Hausbar.
»Sollen wir uns nicht um den Hubschrauber kümmern?« fragte Artie.
»Bereitet lieber alles für den Besuch der Polizei vor«, gab Waters zurück. »Die wird nämlich bald hier er-scheinen und ein paar unangenehme Fragen stellen. Laßt alle Waffen verschwinden! Und ihr wißt natürlich von nichts, ist das klar?«
Als Waters allein war, trank er das Glas in einem Zug leer. Jetzt, nachdem der Zwischenfall vorüber war, wurde er wieder kühl und beherrscht. Wenn der Butler im Hubschrauber gewesen war, dann konnte auch diese skurrile Lady mit ihrer Gesellschafterin nicht weit sein. Sie waren also doch nicht nach Schottland ge-fahren, sondern trieben sich nach wie vor ganz in der Nähe des Schlosses herum! Und sie hatten ganz sicher den Auftrag, ihn zu erledigen. Das Syndikat war zum Angriff übergegangen. Zuerst die Schüsse aus dem Hubschrauber, die ihn beinahe erwischt hätten. Und jetzt dieser wohl zweite Versuch, den er gerade noch hatte abwehren können.
Angriff war seiner Meinung nach auch eine Art der Verteidigung. Doch Waters wußte inzwischen, daß er dünne Nerven besaß. Daß sie derart empfindlich waren, hätte er vor ein paar Tagen noch nicht geglaubt. Er traute sich einfach nicht, das Castle zu verlassen. Er wollte lieber auf eine Konterchance warten, wie sie ihm vor einer knappen halben Stunde gerade gelungen wäre …
Wenn das Syndikat an ihn heran wollte, müßten die Henker hierher ins Schloß. Und das hatte er schließ-lich in eine Art Festung umbauen lassen. Wer ihn in diesen alten Gemäuern stellen wollte, der hatte mit eini-gen raffinierten und vielleicht auch tödlichen Fallen zu rechnen. Wer es schaffte, ins Schloß zu gelangen, der riskierte, daß er auf Nimmerwiedersehen verschwand. Das Castle hatte seine Geheimnisse, auf die er per Zufall gestoßen war.
Waters zuckte zusammen, als das Telefon läutete.
Fast zögernd ging er zum Apparat und atmete tief durch, bevor er den Hörer abnahm.
»Waters«, meldete er sich und bemühte sich um einen aufgekratzten Ton.
»Butler Parker«, lautete die gemessene und würdevolle Antwort. »Ich habe die Ehre, im Auftrag von Lady Simpson anzurufen.«
»Was will die alte Schreckschraube von mir?« antwortete Waters wütend.
»Ich darf Ihnen versichern, daß Sie sich recht bald eines anderen Tons befleißigen werden«, sagte Parker, »aber nun zu meinem eigentlichen Auftrag, Mister Waters. Lady Simpson ist äußerst ungehalten über die Belästigungen in Form einiger Salven aus diversen Maschinenpistolen.«
»Schade, daß ihr nicht abgekratzt seid!« Aus Waters sprach jetzt wieder der alte Gangsterchef, der keine Manieren kannte.
»Lady Simpson ist geradezu erzürnt«, steigerte Parker, »und Lady Simpson behält sich alle weiteren Schritte vor. Sie werden ab sofort mit Unannehmlichkeiten rechnen müssen.«
»Laß doch endlich die Katze aus dem Sack«, schimpfte Waters. »Daß euch das Syndikat geschickt hat, ist mir klar. Aber das macht mir nichts aus. Hier in meinem Schloß werdet ihr mich nie erwischen.«
»Sie sollten sich keiner Täuschung hingeben«, redete Parker höflich und kühl weiter. »Lady Simpson ist der Ansicht, daß Sie schon in kurzer Zeit sich freiwillig unter den Schutz der Polizei stellen werden.«
»Ihr wollt mir die Polizei auf den Hals hetzen?« Waters produzierte eine Lache, die er für einigermaßen ironisch hielt.
»Sie haben meine Wenigkeit offensichtlich mißverstanden«, korrigierte Josuah Parker in seinem unnach-ahmlichen Tonfall. »Lady Simpson ist der Ansicht, daß Sie noch freiwillig nach der zuständigen Behörde rufen werden.«
»Selbst mit Bomben werdet ihr mich nicht ausräuchern«, sagte Waters, der es wirklich genau wußte, denn er kannte schließlich die tiefen Kellergewölbe des Castle.
»Sie machen sich