Die großen Western Staffel 4. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
werden unverschämt!«
»Das liegt in meiner Natur«, lächelte er.
Sie wehrte sich nicht, als er sie plötzlich an sich zog. Er spürte das heftige Pochen ihres Herzens durch die dünne Bluse. Ihr Körper war weich und biegsam. Der erregende Körper einer voll erblühten jungen Frau. Sein Blick verdunkelte sich noch mehr, als er sich über sie neigte.
»Ich weiß nur einen Grund, der mich veranlassen könnte, nach Canyon City zu reiten und gegen Morrister zu kämpfen«, flüsterte er rau. »Das wäre der Versuch, dich Big Joe wegzuschnappen.«
Bevor sie etwas hervorstoßen konnte, verschlossen seine brennenden Lippen ihren Mund. Einen Moment schien es, als würde die Frau ihm entgegenkommen, sich an ihn drängen. Dann riss sie sich heftig los. Er verzog keine Miene, als Lindas Hand auf seiner Wange brannte.
Sie atmete heftig. Ihre runden, festen Brüste hoben und senkten sich schnell. Bleich wich sie vor ihm zurück.
»Ich wünschte, Tamblin hätte sich deinen Skalp geholt, du verdammter Kartenhai!«, stieß sie wild hervor.
Ohne den Blick von ihm zu wenden, griff sie nach dem Gewehr, das sie zuvor in den Scabbard am Sattel ihrer Falbstute geschoben hatte. »Wenn du mich nochmals anrührst, töte ich dich.«
»Seit wann ist es verboten, die zukünftige eigene Schwiegermutter zu küssen?«
Larrys herausforderndes Lächeln trieb ihr das Blut ins Gesicht. So wirkte sie noch faszinierender und begehrenswerter auf ihn. Doch als er einen Schritt in ihre Richtung machte, knackte der Repetierbügel der Winchester. Sie starrten sich an. Dann schwang Linda sich mit dem Gewehr in der Hand in den Sattel. Trotzdem ging er nun auf sie zu. Die Mündung der Waffe war dicht vor seinem Gesicht, als er nach den Zügeln griff.
»Ich werde meine Schuld bezahlen«, erklärte er hart. »Anders jedoch, als du denkst. Ich werde nicht zulassen, dass du seine Frau wirst und er dich ebenso ins Unglück stürzt wie meine Mutter und alle, die ihm auch nur einen Funken Gefühl entgegenbrachten! Ich werde mich nicht mit einer Kugel an ihm rächen, sondern dadurch, dass du mir gehören wirst, nicht ihm!«
Sie starrte ihn erschrocken an. Das war nicht mehr der leichtsinnige, stets nach einer Pokerpartie, einem scharfen Drink oder einem hübschen Girl aufgelegte Spieler, den sie in Macs Saloon kennengelernt hatte. Da stand ein Besessener. Sie spürte seine Härte wie einen Eishauch. Eine unnachgiebige Härte, die sie unvermittelt an Big Joe erinnerte.
Larry bewegte sich nicht. Auch nicht, als sie keuchend mit dem Gewehr ausholte. Er sah sie nur an, mit einem Blick, bei dem sie das Gefühl bekam, dass alle Kraft aus ihr entwich. Mit einem wütenden Aufwallen entriss sie ihm dann die Zügel. Stumm warf sie die Stute herum und spornte sie zwischen die Felstrümmer. Die loshämmernden Hufe schleuderten Erdklumpen und Grasbüschel empor.
Coltpoker-Larry starrte ihr nach. Ein zerrissenes Lachen kam erst leise, dann immer lauter und heftiger aus seiner Kehle. Ein Lachen, mit dem er nicht aufhören konnte und das ihn schüttelte, auch wenn er fluchen und toben wollte. So stand er noch da, als die Reiterin hinter einem von Hitzewellen umwaberten Höhenkamm im Norden verschwand.
*
Von dem Augenblick an, als das Schnappen eines Gewehrschlosses aus den verstaubten Kreosotsträuchern kam, war die hitzegesättigte Stille in der Schlucht vom Hauch des Todes durchdrungen. Einem der Männer am matt scheinenden Feuer fiel der leere Kaffeebecher aus der Hand. Die Köpfe seiner beiden stoppelbärtigen Gefährten flogen herum. Dann war die Szene wie versteinert.
Die Sonne loderte hoch über den Felsrändern. Ihre Strahlen vergoldeten den Lauf der schweren Sharps, der zwischen den Zweigen hervorragte. Die Mündung bewegte sich drohend.
»Lasst ja die Pfoten von euren Kugelspritzen, sonst frisst euch die Hölle!«, drohte eine krächzende Stimme. »Bis jetzt will ich nur Healy, diesen Hund! Aber jeder, der sich muckt, kassiert gleichfalls ’ne Portion blaue Bohnen! Kostenlos! Da bin ich verflucht freigiebig! Hoffentlich kapiert ihr das mit euren fauligen Gehirnen.«
Die drei Überrumpelten rührten sich nicht. Nur die Hand des Hageren, die eben noch den Becher gehalten hatte, sank zögernd herab. Ein Flackern war in den tiefliegenden Augen des Mannes. Die in der Nähe angepflockten Pferde schnaubten nervös.
Erst als sich Tate Slocums knochige Gestalt aus den Sträuchern zwängte, verkniff ein hinterhältiges Lächeln Bob Healys Mundwinkel. »Teufel noch mal, Tate, hast du mich aber erschreckt! Das ist nun wirklich nicht gerade die feinste Art, ’nen alten Kumpel vom Mittagsschlaf abzuhalten.«
Er warf den beiden Kerlen aus Morristers Revolvercrew einen warnenden Blick zu. Der Oldtimer bewegte sich zwar so steif und knöchern wie eine lebendig gewordene Vogelscheuche, aber Healy wusste recht gut, wie flink er sein konnte. Der Sand, der die Sohle der Schlucht bedeckte, mahnte unter Old Tates klobigen Fuhrmannsstiefeln.
Healy konnte sich nicht vorstellen, wie er es in diesen ausgelatschten Dingern geschafft hatte, so nahe an sie ranzukommen. Die klobige Büffelflinte lag wie ein leichtes Spielzeug in Slocums Händen.
»Du Mistkerl hast auch allen Grund, dir in die Hosen zu machen!«, stieß er mit rostiger Stimme hervor. »Hast du schlafen gesagt, du Stinker? Das kannst du haben! Dafür habe ich dir extra ’ne feine Pille mitgebracht!«
Staub und Schweiß klebten in den unzähligen Falten in seinem Ledergesicht. Unter dem verbeulten Stetson lugten zottige weiße Strähnen hervor. Eine viel zu weite Jacke umschlotterte obendrein seine hoch aufgerichtete dürre Gestalt. Doch von den Kerlen am verlöschenden Lagerfeuer kam keiner auf die Idee, ihn komisch zu finden.
Seine Augen glitzerten gefährlich, als die Männer sich vorsichtig erhoben, Healy blickte lauernd an ihm vorbei. Damit konnte er den Oldtimer jedoch nicht ablenken. Auch nicht, als er den leeren Becher wütend mit dem Fuß wegkickte. Mühsam zwang der Verräter wieder ein Grinsen in sein übernächtigtes und unrasiertes Gesicht.
»Nun brich dir bloß nichts ab, du alter Peitschenschwinger! Komm her und trinkt erst mal ’nen Schluck. Der Kaffee ist schwarz wie die Hölle und süß wie die Sünde, genauso wie du ihn magst, du verrückter Kerl! Aber dann verrate mir in drei Teufels Namen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist.«
Old Tate war nahe genug herangekommen, um in die Glut zu spucken, dass es zischte. Unverwandt deutete die Mündung seiner Donnerbüchse auf Healys hagere Brust.
»Heute früh, noch ehe die Sonne aufging, habe ich Johnny Preston und Mike Griffin unter die Erde gebracht. Oder vielmehr das, was die Kojoten von ihnen übrig gelassen haben. Möchtest du noch mehr wissen, du Bastard?«
Die beiden Morrister-Schießer traten vom Feuer weg. Healys Schultern verkrampften sich. Beschwörend hob er eine Hand.
»Sag nicht, ich habe sie auf dem Gewissen, Tate? Hölle und Verdammnis, begreifst du denn nicht, dass Big Joe euch alle für eine längst verlorene Sache, an die er nicht mal mehr selber glaubt, verheizen will? Willst du mir vorwerfen, dass ich noch rechtzeitig abgesprungen bin?«
Wieder reagierte Old Tate nicht auf den flackernden Blick, den Healy an ihm vorbeiwarf. Angewidert verzog er den Mund.
»Du bist die feigste Ratte, die mir je über den Weg gelaufen ist, Bob! Denn wenn du nur einen Funken Mumm in dir hättest, würdest du jetzt nicht quatschen, sondern dein verdammtes Eisen ziehen.«
Healy duckte sich noch mehr, hielt jedoch die Hände vom Körper weg, er grinste hasserfüllt.
»Habe ich nicht nötig, Tate! Wer kämpft schon gegen einen Kerl, der sowieso schon erledigt ist?« Er lachte schrill. Nun begannen auch die Halunken neben ihm zu grinsen. Ihre Hände näherten sich den tiefgehalfterten Colts.
Healy zischte: »Du verdammter Narr bildest dir ein, es weiß der Teufel wie schlau angefangen zu haben! Doch Morristers Späher, die Langtrys Wagen suchten, haben dich längst entdeckt. Seit dem Vormittag wissen wir, dass du hinter uns her bist. Nun rate mal, warum wir hier auf dich gewartet haben?«
Slocums Rücken wurde steif. Ein Klirren von Steinen und Zweiggerassel lief die