Die sexuellen Gefälligkeiten der Lady Julie | Erotischer Roman. Johanna SöllnerЧитать онлайн книгу.
mit den Achseln ...
»Eher unwahrscheinlich, dass sie uns rauslassen. Aber einen Versuch ist es wert. Schließlich sind wir Engländer.«
Und so bereiten wir uns auf unsere Weiterreise vor. Schweren Herzens nehme ich Abschied von meinen vier Freunden, die mich so kunstvoll in das Liebesspiel von Paris eingeführt haben.
***
Neue Herausforderungen liegen nun vor uns. Und zwar schneller, als ich glaube. Bereits an den Stadttoren von Paris will man uns zurückweisen. Es sei viel zu gefährlich und direkt vor der Stadt lägen preußische Scharfschützen, die auf alles zielten, was sich bewegt. Von den Bastionen aus zeigen uns die Wachen, wo der Feind lagert. Und schweren Herzens muss ich einsehen, dass dieser Weg ins Verderben führen würde. Notgedrungen wenden wir uns zurück zum Stadtzentrum, wo scheinbar ganz Paris auf den Beinen und in kämpferischer Stimmung ist. Wir müssen hier irgendwie weg. Das sind fanatische Hilfstruppen, und wenn die Deutschen zum Sturmangriff blasen, dann möchte ich nicht wissen, was hier für ein mörderischer Häuserkampf entbrennt. Und plötzlich sehen wir ein merkwürdiges Gebilde am Himmel. Das ... das ist doch ... Das ist ein Ballon. In seinem Korb erkenne ich mehrere Leute, die emsig damit beschäftigt sind, Ballast abzuwerfen. Gemächlich steigt der Ballon in den Himmel. Er müsste schon jetzt mehrere Hundert Meter hoch sein. Nicht nur James und ich verfolgen gebannt den Aufstieg des Himmelsgefährts. Zusammen mit vielen anderen Parisern stürmen wir die Straßen entlang der Zugbahn hinter ihm her. Bejubeln stürmisch seinen Aufstieg. Und dann stehen wir vor den Toren der Stadt. Es gelingt uns, wieder die Bastionen zu erklimmen und fasziniert verfolgen wir, wie er über die deutschen Stellungen hinweggleitet. Wütendes Gewehrfeuer ist vom Boden zu hören. Doch scheinbar unberührt setzt der Ballon seine Fahrt gen Osten fort. Er wird kleiner und kleiner, bis er schließlich nach einer knappen Stunde mit dem Horizont verschmilzt. James und ich sehen uns an. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
»Nein, Julie, nein ... Du willst doch nicht etwa? Mit so einem Ding? Willst du uns umbringen?«
»Aber James, wieso umbringen. Schau doch, die sind über alle Berge. Das ist doch einfach nur genial. Viel besser, als zu Pferd hier staubige Wege entlang zu reiten.«
Missmutig folgt er mir zurück ins Zentrum der Stadt. Denn ich will jetzt sehen, wo sie diese Ballone starten. Es muss mir gelingen, den Verantwortlichen für diese Himmelsstürmer zu bezirzen, damit er James und mir ein Plätzchen in einem dieser Ungetüme gibt. Wider Erwarten ist es kein Problem, den Abflugpunkt dieser Ballons zu finden. Denn die jubelnde Menge strömt genau dorthin und wir brauchen uns nur anzuschließen.
Die Vorbereitungen für den nächsten Abflug laufen bereits auf Hochtouren. Ein mit Orden behängter Militär dirigiert seine Helfer über den ganzen Platz hin und her, während die Hülle langsam für die Befüllung bereitgestellt wird. Ich glaube, das ist mein Mann. Problemlos kann ich ihn beobachten. Er dürfte etwa 50 Jahre alt sein, vielleicht auch schon etwas darüber. Seine Haare sind schon recht licht geworden, wenngleich er das durch einen üppigen Bart auszugleichen versucht. Wenn es hier wirklich hart auf hart kommt, dann hat der gute Mann auch etwas, wovon er zehren kann. Denn ein üppiger Bauch ziert seinen ansonsten dürren Körper. Das wird eine harte Nuss für mich. Denn ich bin ja gerade extrem verwöhnt worden von der Pariser Männerwelt. Doch es hilft nichts. Ich warte in aller Ruhe ab, bis er sich in sein Büro zurückzieht, das sich in einem prachtvollen Gebäude am Rande des Platzes befindet. Ich bin ihm knapp auf den Fersen und so fällt es mir leicht, innerhalb weniger Minuten vor seiner Bürotür zu stehen. Ich klopfe.
»Herein!«
Ich trete ein. Das Männlein mit dem riesigen Bauch thront hinter einem gigantischen Schreibtisch. Überall an den Wänden befinden sich Zeichnungen und Pläne dieser Luftungetüme. Ich sollte den Mann also besser nicht unterschätzen. Denn das scheint nicht irgendein Befehlsempfänger zu sein, der sich notgedrungen um diese Ballone kümmern muss. Vielleicht habe ich es hier sogar mit dem Konstrukteur zu tun. Die obersten Knöpfe meines Bustiers stehen wieder offen. Seine Waffe ist die Technik, meine Waffen sind vielleicht harmloser, aber in Bezug auf einen Mann mindestens genauso wirksam.
»Ähm ... Wie kann ich Ihnen helfen, Madame? Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«
»Mein Name ist Lady de Abbeyville. Julie de Abbeyville. Ich brauche Ihre Unterstützung. Und gleichzeitig biete ich Ihnen meine Hilfe an.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihre Hilfe brauchen könnte?«
»Nun, ist das nicht offensichtlich? Sie sind hier eingeschlossen in Paris. Und Sie sind verzweifelt darum bemüht, den Kontakt zu Ihren Armeen außerhalb der Stadt aufrechtzuerhalten. Oder irre ich mich?«
Er starrt mich an. Ich habe ins Schwarze getroffen. Ich muss seine Verwirrung ausnutzen.
»Ich bin keine Französin. Ich bin Engländerin. Ebenso wie mein Diener James. Ich könnte viel leichter geheime Nachrichten überbringen, als es ihre eigenen Landsleute tun können.«
»Die Deutschen sind keine Narren. Jeder, der in einem der Ballone sitzt, wird von ihnen als Spion erschossen, wenn sie den Betreffenden erwischen. Womit sie ja auch recht haben. Warum glauben Sie, dass ausgerechnet Sie eine Chance haben, von denen in Ruhe gelassen zu werden?«
»Vielleicht, weil ich eine Verwandte des englischen Königs bin?«
Er zuckt zusammen.
»Soooo ... Eine Verwandte des englischen Königs? Wie war noch mal der Name?«
»Mein Mann ist Graf Charles de Abbeyville, Mitglied des britischen House of Lords.«
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachricht vom Tod meines Mannes schon in Pariser Militärkreisen bekannt ist. Er war zwar eine wichtige Persönlichkeit, aber sooo wichtig nun auch wieder nicht.
»Und was wollten Sie in Paris?«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf. Ich bin sozusagen im offiziellen Auftrag hier.«
»Sie sind was?«
»Schauen Sie, Monsieur ... Es ist schon immer die Politik Ihrer britischen Majestät gewesen, für ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte auf dem Kontinent zu sorgen. Sagen wir es mal so. Ein starkes Deutschland ...«
Ich lasse den Satz unvollendet. Ich spüre förmlich, wie es in ihm arbeitet. Frankreich könnte jede Hilfe gebrauchen. Warum nicht auch die von England. Denen steht das Wasser bis zum Hals. Die Frage ist jetzt, ob er mir meine wilde Geschichte glaubt. Ob er es mir abnimmt, dass ich und James im Auftrag unserer Regierung hier sind. Und dass wir jetzt seine Hilfe brauchen, um so schnell wie möglich aus der belagerten Stadt herauszukommen. Dass wir so schnell wie möglich zurück nach London müssen, um Bericht zu erstatten. Dann fällt er eine Entscheidung. Oder besser gesagt, er schiebt die Entscheidung auf die hohen Tiere.
»Mylady ... Ich kann das nicht alleine beschließen. Kommen Sie bitte morgen früh hierher zurück. Ich werde mich umgehend mit unserem Führungsstab beraten und Ihnen dann die Entscheidung mitteilen.«
Als ich die Kommandantur wieder verlasse, bin ich erleichtert. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, auch mit ihm schlafen zu müssen. Ich hätte es getan. Nur weg von hier. Raus aus dieser Stadt. Um jeden Preis. Aber in diesem Fall bin ich froh darüber, vielleicht diesmal ohne vollen Einsatz mein Ziel erreichen zu können.
***
Am nächsten Morgen bin ich zusammen mit James schon kurz nach Tagesanbruch zur Stelle. Doch diesmal schaffe ich es nicht so einfach in das Gebäude. Wir werden abgefangen und müssen warten. Schließlich kommt die Wache zurück und bittet mich herein. James muss draußen bleiben. Obwohl es erst 8.00 Uhr in der Früh ist, herrscht schon geschäftiges Treiben. Vor einer großen Tür soll ich ausharren, bis ich ins Konferenzzimmer gerufen werde. Ich warte zehn Minuten, zwanzig Minuten. Eine halbe Stunde. Mit jeder Minute, die verstreicht, werde ich unruhiger. Durchschauen sie mein Spiel? Den Bären, den ich ihnen aufgebunden habe? Oder sind sie schon so verzweifelt, dass sie nach jedem Strohhalm greifen. Schließlich öffnet sich die Tür und ich werde eingelassen. An einem großen Konferenztisch sitzen etwa ein gutes Dutzend Männer, die mich misstrauisch beäugen. Alle in Uniform, alle mit