L...wie...Lisa, Lust, Liebe, Leben! Erotischer Roman. Günter RichterЧитать онлайн книгу.
brachte sie nach Hause, gab ihr zum Abschied einen dicken Kuss auf die Lippen und sagte: »Wir müssen uns wiedersehen.«
Sie antwortete nur: »Ja, das müssen wir«, und schon war sie in ihrem Haus verschwunden.
Es war mir, als tauchte ich nach langer Zeit mit einem Ruck aus der Geschichte des Erlebten auf, als die Haustür ins Schloss fiel. Ich hatte alles um mich herum vergessen. Wo war ich? Was war eigentlich geschehen? Wie spät war es? Das alles war eine Zeit lang unwichtig gewesen, nun bekamen die Einzelheiten des alltäglichen Lebens wieder eine Bedeutung. Mit Lisas Verschwinden schwand auch das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit.
Ich ließ den Nachmittag Revue passieren. Was war eigentlich geschehen? Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich einen schönen Nachmittag mit einer schönen Frau verbracht hatte, mit Sex im Regen. Ich hatte zwar keinen Orgasmus erlebt, dafür war ihrer sehr intensiv gewesen. Dazu kam das elementare Erlebnis, es draußen in der freien Natur, bei strömendem Regen zu treiben. Da mein Alltag in der Regel nicht so ereignisreich war, gab es viele Eindrücke und Gefühle zu verarbeiten. Während ich nach Hause ging, dachte ich an diese schönen Dinge, doch je näher ich meiner Wohnung kam, umso deutlicher machte sich ein negatives Gefühl bemerkbar. Ich fühlte mich allein. Warum hatte ich sie verlassen, oder anders gefragt, warum waren wir nicht einfach zusammengeblieben für den Rest des Tages, der Nacht, des Tages, der Nacht, des Tages …?
Intensive Erlebnisse im Abstand von Monaten sind allemal besser als gar keine, aber einmal Blut geleckt, wollte ich mehr. War dies der Ausdruck meiner Sehnsucht, die sich – über Jahre angestaut – nun in den Vordergrund spielen wollte? Sie sah Land, endlich das zu bekommen, was ich mir gewünscht hatte. Tun ohne zagen, sich nicht bremsen müssen, alles Interessante ausleben, frei sein und doch an einen Menschen gebunden, mit dem ich mein Leben teilen möchte. Erst jetzt bekam ich ein Gefühl dafür, wie ich in den letzten Jahren gelebt hatte. Ich hatte mich zwar eingerichtet, mich mit meinem Job arrangiert, ging diversen Hobbys nach, traf mich regelmäßig mit Freunden. Aber Highlights, echte Highlights, gab es wenige. Nun hatte ich innerhalb von ein paar Monaten gleich zwei solcher Highlights erlebt, die das Leben erst lebenswert machten, und es war klar, dass ich etwas ändern musste. Meine Sehnsucht forderte: »Lass dich gehen, kontrolliere dich nicht immer so, sei dein Gefühl, nicht nur dein Verstand!« Das waren die Botschaften, die aus der Ecke kamen.
Ich konnte jetzt noch nicht in meine Wohnung zurück, ich wollte mich nicht von Mauern begrenzt fühlen, wollte nicht die Enge des Raumes spüren, mich keinem künstlichen Licht aussetzen. Jetzt benötigte ich mehr von dem eben erlebten Zustand des Freiseins. Ich wollte meinen Augen keine Begrenzung in Form von Mauern zumuten, sondern wollte unbegrenzte Weite spüren können, wollte die Sonne untergehen sehen. Also schlug ich erneut den Weg in die Felder ein, überließ mich einem gleichförmigen Bewegungsablauf, den ich nur zu wiederholen brauchte. Ich sog die Landschaft um mich herum förmlich auf, tauchte in sie ein, verlor mich in ihr. Dieses Verlieren tat mir gut. Ich mochte vielleicht zwei Stunden gegangen sein, da bemerkte ich, wie ich langsam wieder auftauchte. Ich bemerkte zunächst den Geruch umgegrabener Erde und sah einen Bauern ein Feld grubbern und eggen. Ich bemerkte weiter, dass das mich umgebende Tageslicht schwächer wurde. Die Sonne, die nach dem Gewitter die Oberhand behalten hatte, glitt immer mehr auf den Horizont zu – ein Sonnenuntergang, wie er im Buche steht. Zum Horizont hin wurde das Licht orange und dann rot. Die Sonnenscheibe wuchs zu einem glutroten Ball heran, der immer größer zu werden schien, je näher er der Grenze zwischen Himmel und Erde kam. Sobald die Sonne die Grenzlinie berührt hatte, versank sie schnell.
Ich machte mich auf den Heimweg. Mittlerweile war ich wieder in einen sachlichen Bewusstseinszustand zurückgekehrt und ging mit wachen Sinnen durch die grün-braunen, immer noch vor Nässe glitzernden Felder. Die Luft war angenehm, das Gewitter hatte die Atmosphäre entspannt und mit dem Sonnenuntergang wurde es merklich kühler. Spatzen lärmten in einer Feldhecke, die Schwalben flogen hoch am Himmel – ein sicheres Zeichen für kommendes gutes Wetter.
Als ich müde vom Spaziergang in meiner Wohnung ankam, duschte ich, legte mich aufs Sofa und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich verändert. Auch meine Umgebung hatte sich verändert, weil ich sie mit anderen Augen wahrnahm. Die Eintönigkeit der letzten Zeit war verschwunden, ich hatte eine neue Sicht auf die Dinge bekommen.
Ich dachte darüber nach, dass ich diese Metamorphose Lisa zu verdanken hatte, und ich war froh darüber, dass es so gekommen war. Die Sehnsucht nach Fortsetzung war nicht mehr so stark wie noch am Vortag. Ich war gelassener, nicht mehr im Banne des zuvor Erlebten.
Die nächsten Tage verbrachte ich in diesem klaren, sachlichen Zustand. Ich konnte mich auf die zu erledigenden Dinge einstellen und versah meine Pflichten mit der mir wohlvertrauten Alltagsroutine.
Kapitel 3 Radfahren
Eine Sache wurde immer klarer für mich. Ich wollte weitere Zusammentreffen mit Lisa nicht mehr dem Zufall überlassen, so wie nach dem ersten Mal. Ich hatte mein Glück genügend strapaziert, so glaubte ich. Doch wie konnte ich es anstellen, mich mit ihr zu treffen, ohne aufdringlich zu wirken? Als Erstes hatte ich mir ihre Telefonnummer besorgt, um mich mit ihr verabreden zu können. Lisa hatte bei unserem letzten Treffen eine Freundin erwähnt, die mir entfernt bekannt war. Ich rief sie an und fragte sie nach Lisas Nummer. Sie war erstaunt und wollte wissen, wofür ich die Telefonnummer brauche. Ich erzählte ihr von meinen beiden Treffen mit Lisa, aber eher oberflächlich, ohne Details zu erwähnen.
»Ja, das ist Lisa. Immer spontan und immer auf Entdeckungsreise«, gab meine Bekannte als Antwort. Ich fragte mich, was diese Bemerkung bedeuten könnte, ließ sie damit aber unbehelligt. Ich hatte ja, was ich wollte: die Telefonnummer. Gleich am nächsten Tag rief ich Lisa an. Sie schien nicht erstaunt zu sein, mich am Telefon zu haben, und ich kam gleich zur Sache.
»Ich möchte dich wiedersehen. Hast du Lust und Zeit, mich zu treffen?«
»Ja, hab ich!«, war ihre Antwort, »aber unter einer Bedingung. Du darfst nichts erwarten, darfst nichts von mir einfordern. Alles wird sich ergeben oder eben nicht.«
Ihre Antwort passte mir irgendwie nicht, aber ich sagte nichts, war nur erleichtert, sie wiedersehen zu können. Aber wie sollte ich das machen, keine Erwartungen haben? Nach der ganzen Vorgeschichte war das schwierig, das Erlebte schrie gleichsam nach Wiederholung. Auch könnte ich nicht mehr so unvoreingenommen sein, als wäre nichts gewesen. Es war nun mal einiges Wichtiges passiert zwischen uns und das konnte und wollte ich nicht ausblenden. Hinzu kamen meine Wünsche und meine Sehnsucht, die ich nach unserem letzten Treffen verstärkt gespürt hatte. Ich sah zum ersten Mal Schwierigkeiten auftauchen. Wie dunkle Wolken am Horizont zogen sie auf, in einiger Entfernung noch, aber doch sichtbar und drohend.
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Fahrradfahren durch die Bördelandschaft.
***
Der Tag versprach, ein schöner Spätsommertag zu werden. Schon früh morgens war kein Wölkchen am Himmel zu sehen, es wurde richtig warm, Wetter für T-Shirt und kurze Hose, ideal für eine Fahrradtour durch die Felder, Wiesen und Dörfer.
Wie verabredet, war ich um 11 Uhr am Treffpunkt. Sie verspätete sich, und so kam ich dazu, meinen Fantasien nachzuhängen. Was erwartete mich am heutigen Tag? Wieder ein sexuelles Abenteuer?
Ich hatte mir vorgenommen, mich nicht zu sehr mit Erwartungen meinerseits zu beschäftigen, so genoss ich erst einmal die Aussicht auf einen schönen Tag mit Lisa. Schon von Weitem sah ich sie kommen, ihr leuchtend rotes Haar war wie eine wehende Fahne. Als sie bei mir ankam, begrüßten wir uns wie Freunde. Es war schön, sie zu umarmen. Sie war ebenso leicht bekleidet wie ich, trug ein Trägershirt und einen kurzen Rock.
Und dann ging’s los. Als wir aus der Stadt herauskamen und die ersten Felder erreichten, wurde das Radeln leichter. Man musste sich nicht mehr an Verkehrsregeln halten, die Feldwege waren breit genug, um zu gondeln, also die ganze Wegbreite zu nutzen und kreuz und quer zu fahren, wie es einem beliebte. Wir fuhren meistens nebeneinander her und machten uns gegenseitig auf Besonderheiten der Landschaft aufmerksam. Ich fühlte mich frei von den Zwängen des Alltags, konnte meine Umgebung mit