Heiße Wüstennächte in Kairo | Erotischer SM-Roman. Tara SilverЧитать онлайн книгу.
schnüren?
»Es hat Unfälle gegeben«, sagte der Begleiter so selbstverständlich, als würde er im Verkaufsgespräch erwähnen, dass es bei der Herstellung des neuen Maschinenparks eine Ungenauigkeitstoleranz von 0,74 Prozent bei der exakten Anpassung der Förderbänder gäbe.
»Na ja, die Frauen werden schließlich gut genug bezahlt, nicht? Und am Ende ist es ja nicht wirklich tödlich.«
Der andere schwieg.
Vattenscheidt rückte seinen Krawattenknoten zurecht. »Wo sind hier noch mal die Örtlichkeiten? Und können Sie mich danach zur Bar bringen, damit ich endlich einen Drink bekomme?«
Ankunft in Kairo
Der Boden des Flugzeugs vibrierte sanft. Diane Hellers mochte das Gefühl. Zu spüren, wie das Flugzeug mit der Luft kämpfte, machte real, was geschah. Viele Kilometer über dem Boden durch die Stratosphäre zu rasen, auf einer Spur aus Feuer durch Regionen, für die Menschen nicht mehr geschaffen waren, fühlte sich surreal an, wenn das Flugzeug vollkommen ruhig blieb. Das leichte Vibrieren des fliegenden Mikrokosmos um sie herum machte das Wunder real.
Ein ägyptisch aussehender Mann drei Sitzreihen vor ihr drehte sich erneut um, um sie anzusehen. In seinen Augen blitzten Intelligenz und Herausforderung. Er war schlank und trug einen Anzug, aber seine Haare waren etwas zu lang für einen strengen Businesslook. Die lange Sitzzeit hatte dazu geführt, dass sie jetzt verwuschelt um sein Gesicht lagen. Das verlieh ihm einen Eindruck von Wildheit, der Diane gefiel.
Sie zwinkerte ihm zu und erwiderte sein Lächeln.
Bald wäre sie in Kairo und würde ihre Familie wiedersehen. Der Gedanke löste gemischte Gefühle in ihr aus. Ihr Vater war ein Tyrann, auch wenn er die Familie groß gemacht hatte, und ihre große Schwester war all das, was sie selbst niemals sein konnte. Natürlich liebte Diane sie, mehr als ihr eigenes Leben, wenn sie ehrlich war, und doch … Neben Souheila kam sie sich immer wie eine Versagerin vor, die nicht in der Lage war, sich auf vernünftige Weise in die Familie einzufügen und sich an die Standards der anderen zu halten.
Souheila war der Liebling ihres Vaters, während Diane das Enfant terrible war. Die ältere hatte es immer verstanden, ihre Eskapaden so zu planen, dass sie den schönen Schein nicht verletzten. Wenn sie die Wohnung verließ, störte es sie nicht mal, Hidschab zu tragen. Sie besaß eine ausgewählte Sammlung verhüllender Schleier, unter denen sie ihre sinnliche Seite verbarg und der Welt nur zwei intelligente und gnadenlose Augen zeigte, mit denen sie jeden potenziellen Grabscher in die Flucht schlug, lange bevor der die Hand ausstreckte.
Dass Souheila meist nur mit zwei durchtrainierten Bodyguards das Haus verließ, tat sein Übriges.
Diane beneidete die andere oft darum, dass sie so selbstverständlich wusste und tat, was sich gehörte. Souheila war weder dumm noch angepasst. Sie nutzte die Regeln einfach nur, um innerhalb des festen Korsetts genau das zu tun, was sie wollte und wonach es sie verlangte.
Sie selbst dagegen hasste es, sich von der Welt einsperren zu lassen, egal, wie vernünftig es scheinen mochte, sich an die Regeln der anderen zu halten.
Der gut aussehende Ägypter verlagerte das Gewicht auf seinem Sitzplatz und sah erneut über die Schulter in ihre Richtung. Fast schien es ihr, als lag eine Frage in seinem Blick, bevor er sich zurücksetzte.
Eine heiße Welle durchlief Diane. Ganz egal, ob sie sich den Blickwechsel nur eingebildet hatte oder nicht, er erregte sie. Sie brauchte ein wenig Aufregung und Prickeln, bevor sie sich wieder in die brave Tochter des Hauses Al-Halabi verwandelte.
Prüfend zog sie eine der roten Strähnen ins Gesicht. Die Locken kringelten sich, wie sie es sollten, und fühlten sich gleichzeitig weich und voller Sprungkraft an. Es war herrlich, ihre langen Haare offen über die Schultern fallen zu lassen und sie nicht zu verstecken.
Der Mann warf ihr einen neuen Blick zu. Dieses Mal lächelte er nicht. In seinen Augen lag Hunger. Er ähnelte dem Hunger, den Diane oft genug in sich selbst spürte. Es ging nicht in erster Linie um Sex, sondern darum, den Platz in der Welt zu finden, der einem selbst gehörte.
Oder zu akzeptieren, dass es einen solchen Platz nicht gab und man immer wieder aufs Neue darum kämpfen und ihn hinter der Horizontlinie suchen sollte.
Kurz entschlossen stand sie auf. Sie ließ den Hunger anwachsen und durch ihren Körper fließen, damit er alles ausfüllte und in ihrem Blut pulsierte. Er sollte ihre Brüste erfüllen und ihre geheimen Regionen, aber auch den Schwung ihrer Hüften, das Kreisen ihrer Schultern und das, was in ihrem Blick und der Art lag, in der sie den Kopf hob.
Verführung war viel mehr als nur verliebtes Glotzen oder ein direktes Ich will dich.
Wenn der Mann den gleichen Hunger kannte, würde er ihn in ihr spüren und ihr folgen.
Vor der Flugzeugtoilette blieb sie stehen, als ob sie zögerte oder einfach ein paar Momente brauchte, in der sie ihre Beine vertreten konnte. Sie klopfte eine Fluse von der Lederhose und überprüfte den Kragen der Jacke, ob sich auf dem sorgfältig gepflegten Leder eine winzige Schmutzstelle oder Abschürfung befand. Ihre Brüste kribbelten vor Erwartung, als ihr Unterarm bei der Bewegung darüber glitt.
Der Mann stand tatsächlich auf, sah sie aus den Augenwinkeln, und kam in ihre Richtung. Diane verbarg das Lächeln tief in sich und musterte die Flugzeugwand vor sich, als würden die winzigen Riffelmuster in der Kunststoffwand eine geheime Botschaft für sie tragen.
Der Mann stellte sich etwas zu dicht neben sie und lächelte mit einer charmanten Mischung aus Nervosität und Selbstvertrauen. »Stehen Sie an?«, fragte er auf Englisch.
»Es ist frei. Gehen Sie ruhig.« Diane erwiderte seinen Blick und suchte in seinem Lächeln nach dem Hunger, für den es keinen Namen gab und den sie gleichermaßen liebte und fürchtete.
»Gleich.«
Der Blickaustausch hatte etwas Hypnotisches. Manchmal sah man in den Augen eines Menschen alles, was man wissen musste. Die langen Gespräche, die viele Menschen nutzten, um sich kennenzulernen, führten oft in die Irre. Ihr Gegenüber war stark genug, um sie nicht zu langweilen, und in ihm brannte das gleiche im Alltag unterdrückte Feuer, das Diane so oft quälte.
Und er roch verdammt gut, nach Moschus, Karamell und Wüstenwind.
Mehr brauchte sie nicht für diesen letzten Moment der Freiheit, bevor sie sich erneut in das Gefängnis ihrer Heimatstadt und Familie begab.
»Du bist wunderschön«, sagte er.
Diane fragte nicht nach seinem Namen, sondern glitt sanft mit der Hand über seinen Oberarm. »Du auch.«
Sie ließ die Hand etwas zu lange auf seinem Unterarm liegen, bevor sie sich löste und die Kabine betrat. Er folgte ihr. Sie griff an ihm vorbei und verschloss die Tür. Dabei berührten sich ihre Körper. Diane entfuhr ein leises Seufzen, so gut fühlte sich das an.
Er streichelte über ihren Bauch, ihren Rücken und fuhr sacht über ihre Brüste, als wolle er sie necken. Sie schlang ein Bein um ihn und stützte sich mit der Hüfte am Waschbecken ab.
»Ich liebe ägyptische Männer«, sagte sie auf Arabisch. »Sie haben mehr Leidenschaft.«
Seine Augen weiteten sich, als sie mit ihm in seiner Muttersprache redete. Wegen ihrer roten Haare und der recht hellen Haut wurde sie nur selten für die Halbägypterin gehalten, die sie war. Doch manchmal liebte sie es, die Sprache ihrer Kindheit zu sprechen. Englisch war überall und nirgends zu Hause.
Außerdem machte es Spaß, Menschen zu irritieren und ihre Erwartungen immer wieder zu durchbrechen.
»Ägyptische Frauen sind nicht wie du«, sagte er.
Sie griff zwischen seine Beine und massierte die Beule, die unter ihrer Berührung härter wurde und ihr entgegendrängte. »Sie tragen die gleiche Leidenschaft wie ich in sich«, entgegnete sie. »Aber sie haben nie gelernt, damit umzugehen.«
»Deswegen machen sie die Männer nicht so verrückt wie du.«
Sie