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Geheime Begierde | Erotischer Roman. Amy WalkerЧитать онлайн книгу.

Geheime Begierde | Erotischer Roman - Amy Walker


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      Ich versuche wieder eine strenge Miene aufzusetzen und tauche den Löffel erneut in den Grießbrei, die Gott sei Dank letzte Mahlzeit des Tages. »So, und jetzt anständig essen.« Leonie öffnet brav ihren Mund, ich nicke zufrieden. Noch während ich sie wohlwollend anlächle, spitzt sie ihre Lippen und prustet die ganze Mischung aus Babyspucke und klebrigem Breizeug auf die Tischplatte.

      »Prima, das war’s dann jetzt wohl …« Genervt greife ich nach den Feuchttüchern. Ich weiß jetzt schon, dass sie sich den Hunger für die Nacht aufhebt, wie meistens, wenn sie tagsüber so schlecht isst. Doch ich kann ihr den Brei kaum hineinzwängen … Ich schüttle fassungslos den Kopf. Auf was für Gedanken komme ich da bloß? Furchtbar!

      »Wenn du jetzt satt bist, dann bist du eben satt«, erkläre ich Leonie und säubere ihr Finger und Gesicht. Behutsam hebe ich sie aus ihrem Hochstuhl und setze sie auf die Spieldecke. Schon als ich sie von meinem Körper löse, merke ich, dass ihr das nicht gefällt. Sie verzieht ihren Mund und fängt an zu schimpfen. Für dieses Mal ignoriere ich es und reiche ihr ein Buggy-Buch aus weichem Stoff.

      »Ich sagte ja, dass ich jetzt erst mal den Tisch putzen muss, und wenn ich das nicht gleich erledige, wird das Zeug wieder betonhart …«, erkläre ich der Kleinen murmelnd, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Davon, das Baby einfach auch mal schreien zu lassen, wie ich es von manchen Müttern aus dem Freundeskreis schon gehört habe, halte ich nichts. Es tut mir weh, wenn meine Kleine nach mir weint, bis ihr die Tränchen über die knuffigen Wangen rollen. Vielleicht bin ich zu nachgiebig und fühle mich deshalb ständig unter Druck gesetzt … Trotzdem reinige ich den Esstisch in Rekordzeit und nehme Leonie dann sofort wieder hoch.

      Nach diesem holprigen Tag voller Weinattacken, die mir aufs Gemüt schlagen, fühle ich mich unruhig und aus dem Takt. Es ist schon nach halb sechs und Sven lässt immer noch auf sich warten. Nicht mal angerufen hat er. Typisch … Die Lasagne, die es heute Abend zu essen geben sollte, habe ich dank der Wartezeit und Leonie im Ofen vergessen. Jetzt ist sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und ich brodle leise vor mir hin. Es war unheimlich anstrengend, sie zuzubereiten und nebenbei Leonie herumzutragen, und nun habe ich nicht mal was davon.

      Chrissi … Ich greife nach dem Telefon, um sie anzurufen. Ich brauche jetzt meine beste Freundin – die eigentlich Christina Waldmann heißt und seit meinem ersten Tag im Kindergarten meine engste Vertraute ist –, um Dampf abzulassen. Vor ihr muss ich mich nicht verstecken, sie kennt mich schon fast mein ganzes Leben lang. Wenigstens können wir telefonieren, wenn wir uns zurzeit auch kaum sehen.

      »Waldmann?«, meldet sie sich bereits nach dem dritten Klingeln.

      »Hey, Chrissi, ich bin’s, und ich habe eine dringende Frage an dich: Wissen Männer eigentlich, wie man ein Telefon benutzt?«

      Chrissi seufzt leise. »Hast du Ärger mit Sven?«

      »Ärger ist vielleicht nicht gerade der richtige Ausdruck, ich würde es eher –« … eine ausgewachsene Krise nennen, wollte ich sagen, doch Chrissi unterbricht mich: »Können wir ein andermal darüber reden, Annabell? Ich habe den Arsch voller Arbeit, die ich besser gestern als morgen erledigt haben sollte und deshalb sogar mit nach Hause nehme.«

      Ich stutze. Aufgrund ihres Zeitmangels in den letzten Wochen weiß ich, dass sie ziemlich eingespannt ist, doch für ein kurzes Telefonat mit mir hat es eigentlich immer noch gereicht. »Ist bei dir alles in Ordnung?«, hake ich misstrauisch nach. Wieder dieses leise Seufzen. »Ehrlich gesagt: nein. Chile macht Probleme …«

      Hä? Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht. »Chile?«

      »Ja, du weißt schon: dieser unheimlich wichtige Kunde. Ich habe dir doch von ihm erzählt …«, antwortet Chrissi und klingt ein wenig genervt. Doch noch immer tappe ich im Dunkeln. Es kränkt mich ein wenig, dass meine Freundin sich anscheinend nicht mal mehr daran erinnert, was sie mir erzählt hat und was nicht. So selten, wie wir uns in letzter Zeit überhaupt unterhalten.

      »Du hast Chile mir gegenüber noch nie erwähnt. Aber du kannst mir ja beim nächsten Mal, wenn wir uns sehen, erklären, was es damit auf sich hat, wenn du jetzt keine Zeit hast.«

      »Ja, deshalb wollte ich dich eigentlich auch noch anrufen«, antwortet Chrissi gedehnt. »Ich muss irgendwann in den nächsten Tagen schon wieder los. Nach Chile. Eine unserer richtig großen Anlagen steht dort und macht Probleme, und mir bleibt kaum Zeit, mich bis ins letzte Detail in die Pläne einzuarbeiten.«

      »Wann genau fährst du denn?«, frage ich enttäuscht. Chrissi ist erst vor ein paar Tagen von einer anderen Montagereise zurückgekehrt. Sie ist hoch dotierte Ingenieurin und reist zu Inbetriebnahme- und Instandhaltungsarbeiten riesiger Druckeranlagen, die ihre Firma baut, ständig in der ganzen Welt herum. Für gewöhnlich treffen wir uns mindestens einmal auf einen Kaffee, ehe sie wieder losmuss. Für gewöhnlich liegt aber auch schon zwei Monate zurück und ich hatte gehofft, dass wir uns diesmal wenigstens kurz sehen könnten, anstatt nur zu telefonieren.

      »Es tut mir leid, Annabell. Aber wir müssen unseren Kaffeeklatsch verschieben. Wahrscheinlich fliege ich schon übermorgen. Es ist wirklich ein Notfall und ich habe keine Ahnung, wann genau ich zurückkomme. Zwei Wochen wird es voraussichtlich schon dauern, die Anlage in den Griff zu bekommen und von vorn bis hinten durchzuchecken, um weiteren Fehlern vorzubeugen.«

      Zwei Wochen? Früher, im Teenageralter, haben wir uns fast jeden Tag gesehen und mindestens dreimal wöchentlich telefoniert. Für erwachsene Frauen wäre dieses Verhalten natürlich lächerlich, aber einmal im Monat würde ich mich schon gern mit Chrissi treffen und mich in Ruhe mit ihr austauschen. So langsam habe ich das Gefühl, dass sie mir ausweicht.

      »Es ist also nicht mal drin, für eine viertel Stunde nach der Arbeit vorbeizuschauen?«, frage ich ein wenig angesäuert. Unser Haus liegt sogar direkt auf ihrem Heimweg.

      Chrissi schnaubt entnervt. »Annabell, ich komme momentan nicht mal dazu, mir die Beine zu rasieren, geschweige denn, mal sieben Stunden zu schlafen.«

      Sieben Stunden? Das wäre für mich reinster Luxus. Ich brodle innerlich, aber ich habe keine Lust, mich auch noch mit Chrissi zu streiten. Wahrscheinlich bin ich ihr gegenüber nur so angepisst, weil mir die Unstimmigkeit mit Sven vom Morgen noch nachhängt.

      »Mach dir keinen Stress, melde dich einfach, wenn du wieder da bist«, rudre ich zurück. »Ich wünsche dir eine gute Reise und vor allem gutes Gelingen.«

      Chrissi verspricht es mir hoch und heilig und legt auf.

      ***

      »Du bist ziemlich spät dran«, empfange ich Sven, als er eine halbe Stunde später durch die Tür unseres großen Wohn-Esszimmers tritt. Ich sitze auf dem Sofa, Leonie auf meinem Schoß. Das Gespräch mit Chrissi hat mir endgültig die Stimmung verhagelt. Bereits auf den ersten Blick bemerke ich, dass er nichts zum Essen mitgebracht hat. Das macht es auch nicht gerade besser. Mein Magen knurrt wie auf Kommando.

      Sven wirft einen irritierten Blick durch den offenen Durchgang in die Küche und wendet sich dann wieder mir zu. »Anscheinend nicht spät genug, das Abendessen ist noch nicht fertig«, stellt er fest. Und ich bin schon wieder soweit, ihm ins Gesicht springen zu wollen. Ich atme tief durch und nehme mich zusammen. Nicht gleich wieder streiten …

      »Ich habe es mit Müh und Not geschafft zu kochen, dann ist aber die Lasagne verbrannt, weil der, der sie essen sollte, nicht pünktlich zu Hause war.«

      Svens Mundwinkel zucken, meine Handfläche juckt. Ich reiße mich zusammen. Immerhin hat er keine Ahnung, wie anstrengend es sein kann, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bekommen.

      »Jedes Mal, wenn ich Leonie auch nur kurz absetzen wollte, hat sie geweint. Das macht mich noch mal wahnsinnig. Ich habe sie im Garten herumgetragen und ihr die Blumen gezeigt, um sie abzulenken. Dabei habe ich die Lasagne ganz vergessen und wir hatten nicht mal mehr eine Tiefkühlpizza im Gefrierfach«, erkläre ich ihm. Sofort habe ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Für Sven muss es aussehen, als hocke ich den ganzen Nachmittag faul herum und kuschle mit unserer Tochter. Natürlich tu ich genau das und finde es auch schön, aber ihre ausgeprägte Sehnsucht nach meiner Nähe wird so langsam zum Problem. »Ich


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