Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
kann«, pflichtete Parker ihr bei. »Wegen der Regulierung des Unfallschadens sollte man sich mit Miß Heart persönlich in Verbindung setzen.«
Er wandte sich an die Frau, die noch immer etwas blaß schien. »Es sei denn, der Jaguar wäre Ihr persönliches Eigentum.«
»Nein, nein! Der gehört natürlich Miß Heart«, gab die Frau zurück. »Oder haben Sie schon mal eine Köchin kennengelernt, die sich einen Jaguar leisten kann?«
»Bisher nicht, soweit meine Wenigkeit sich erinnern kann«, erklärte der Butler, bevor er noch einen angenehmen Nachmittag wünschte und seiner Herrin beim Einsteigen half.
*
»Selbstverständlich werden Sie zunächst das Alibi dieser Schauspielerin überprüfen, Mister Parker«, verlangte Lady Agatha, während Parker sein hochbeiniges Monstrum wieder stadteinwärts lenkte. »Ich lasse mir doch von einer Köchin keinen Bären aufbinden! Wenn Miß Part wirklich verreist wäre, hätte sie doch ihr Auto mitgenommen.«
»Darf man Mylady höflichst darauf aufmerksam machen, daß es sich bei den Bahamas um Inseln handelt, die nur mit dem Schiff oder auf dem Luftweg zu erreichen sind?« gab der Butler zu bedenken.
»Das spielt überhaupt keine Rolle!«
überging die ältere Dame den Einwand. »Für mich steht jedenfalls fest, daß diese Frau nicht auf den Bahamas ist. Sonst hätte sie ja auch die Überfälle nicht begehen können.«
»Sollte sich jedoch herausstellen, daß Miß Heart sich tatsächlich seit mehreren Tagen auf den Bahamas aufhält, wäre das der Beweis für ihre Unschuld, wenn man sich diesen Hinweis erlauben darf«, entgegnete Parker und erntete mißbilligendes Grollen.
»Sie werden sehen, daß ich recht habe«, beharrte die Detektivin. »Mein genialer Spürsinn hat mich noch nie im Stich gelassen. Übrigens, Mister Parker, werde ich immer noch nicht verfolgt?«
Der Butler sah noch mal in den Rückspiegel, obwohl er das gewohnheitsmäßig sehr oft tat. »Man bedauert aufrichtig, Mylady keine erfreulichere Mitteilung machen zu können, aber die Straße hinter Myladys Fahrzeug ist völlig leer.«
»Das ist sehr ungünstig«, stellte Agatha Simpson mit bekümmerter Miene fest.
»Ungünstig?« fragte Parker nach.
»Ungünstig für meinen Kreislauf«, erläuterte Agatha Simpson. »Er braucht ab und zu eine kleine Aufmunterung. Der Mensch fühlt sich eben nur dann im Vollbesitz seiner Kräfte, wenn er diese Kräfte sinnvoll einsetzen kann.«
»Dieser Feststellung hat meine Wenigkeit nicht das geringste hinzuzufügen«, pflichtete der Butler ihr bei.
»Um so bedauerlicher ist es, daß man mich daran hindert, meine Kräfte auf sinnvolle Weise einzusetzen. Eben hatte ich ja nicht mal Gelegenheit, meinen Pompadour zu benutzen, weil Sie mit Ihrem unseligen Schirm dazwischenkamen, Mister Parker«, fuhr die Detektivin fort. »Und jetzt läßt sich kein Verfolger blicken. Da wird mir nichts anderes übrigbleiben, als ein Stärkungsmittel zu nehmen, sobald ich zu Hause bin.«
Parker ließ sein schwarzes Monstrum etwas schneller fahren. Er wußte aus Erfahrung, daß Mylady ungeduldig wurde, wenn ihr unterwegs die vorzüglichen Stärkungsmittel einfielen, die im heimischen Shepherd’s Market auf sie warteten.
Bei der Ausstattung ihrer Hausapotheke achtete Agatha Simpson nämlich peinlich genau darauf, daß nur Flaschen angeschafft wurden, die die Etiketten renommierter französischer Kognakhersteller trugen.
Bald würde er diese Apotheke wieder auffüllen müssen, dachte Parker, während er in die stille Straße einbog, an der das zweistöckige Fachwerkgebäude lag. In den letzten Wochen hatten sich die Kreislaufprobleme seiner Herrin gehäuft.
»Und vergessen Sie nicht, endlich diesen Mister Dapton aufzusuchen, oder wie der Mensch heißt«, ordnete sie noch an, als der Butler ihr aus dem Wagen half. »Sie wissen schon: der Regisseur. Ich sagte Ihnen doch bereits gestern, daß dieser Mann höchstwahrscheinlich über wichtige Informationen verfügt. Holen Sie alles aus ihm heraus, was er über die Schauspielerin weiß.«
»Ganz wie Mylady wünschen«, sagte Parker in seiner gewohnt höflichen Art und geleitete die ältere Dame ins Haus.
»Ich werde mich jetzt etwas zurückziehen, um meinem Kreislauf Erleichterung zu schaffen«, verkündete sie und steuerte die Treppe an. »Bringen Sie mir bitte sofort die Medizin, Mister Parker!«
»Haben Mylady spezielle Wünsche?« erkundigte sich der Butler.
»Ich könnte es ja noch mal mit dem alten Hennessy versuchen«, antwortete sie. »Der hat sich neulich auf meinen Kreislauf ausgesprochen segensreich ausgewirkt. Ich habe doch hoffentlich noch eine volle Flasche im Haus?«
»Zwei, Mylady.«
»Dann bringen Sie mir gleich beide herauf, Mister Parker. Meinem Kreislauf geht es heute ganz besonders schlecht.«
*
»Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden, werde ich nachsehen«, sagte die freundliche Hosteß am Schalter der PanAm. Parker hatte vorher die Flugpläne studiert und herausgefunden, daß am übernächsten Tag nur eine einzige Maschine aus Nassau/Bahamas ankommen würde. Der PanAm-Flug Nr. 319.
Wenn die angebliche Köchin nicht gelogen hatte, mußte in dieser Maschine ein Platz für den Rückflug von Betty Heart gebucht sein.
Die Hosteß nahm vor einem Computer-Terminal Platz und ließ endlose Kolonnen grün leuchtender Buchstaben und Ziffern über den Bildschirm rollen.
»Es stimmt, Sir«, bestätigte sie schließlich. »Miß Heart hat diesen Flug gebucht und heute morgen noch in Nassau bestätigt. Wenn Sie sie übermorgen abholen wollen, warten Sie am besten am Gate F.«
»Man dankt höflich für die freundliche Auskunft«, sagte Parker. »Aber da wäre noch eine Frage.«
»Ja bitte?«
»Meine Wenigkeit ist der stolze Vater dieser wohlgeratenen Tochter«, schwindelte der Butler, »und möchte dem Kind natürlich eine Freude machen bei der Heimkehr. Vielleicht für jeden Tag der Abwesenheit eine Rose wenn man als alter Mensch nur nicht ein so schlechtes Gedächtnis hätte.«
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