Butler Parker 171 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
betonen, Sir, daß Miß Sue von besagter Hexe am Telefon sprach. Demnach dürfte die Erpresserin unter diesem Namen arbeiten.«
»Haben Sie eine Ahnung, auf welche Art und Weise die Erpressungsgelder gezahlt werden?«
»Dies entzieht sich zur Zeit noch meiner Kenntnis, Sir, ich muß sehr bedauern.«
»Was halten Sie von Stage? Wieso gerieten Sie an ihn?«
Parker setzte es ihm auseinander.
»Warum kaufen wir uns nicht diesen Joel Crane?« fragte Mike Rander unternehmungslustig, »Sie haben doch herausgefunden, daß er zu dieser Blondine in den Bungalow gegangen ist?«
»Darf ich Ihrem Vorschlag entnehmen, Sir, daß Sie an diesem Fall interessiert sind?«
»Ich wollte ja eigentlich nicht mehr mitmachen«, gab Mike Rander zurück, »aber Prinzipien sind dazu da, über Bord geworfen zu werden. Und dann diese ›Schwarze Hexe‹! Glauben Sie, die ließe ich mir entgehen? Nee, Parker, selbst wenn Sie wollten, mich werden Sie nicht los!«
»Ich möchte meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, Sir, daß Sie ...«
»Tun Sie das später, Parker! Beeilen wir uns, damit wir diesen Joel Crane erwischen. Wäre doch verdammt unangenehm, wenn die ›Schwarze Hexe‹ schneller wäre als wir.«
Die beiden Männer verließen nach zehn Minuten die Dachgartenwohnung und begaben sich damit auf den Kriegspfad.
*
Joel Crane sah Mike Rander und Josuah Parker aus großen, irgendwie fragenden Augen an, aber er reagierte auf seine beiden Besucher leider nicht mehr.
Möglicherweise hätte er dies gern getan, doch er war dazu nicht mehr in der Lage. Ein glatter Herzschuß hinderte ihn daran. Und dieser Schuß mußte vor etwa einer halben Stunde auf ihn abgefeuert worden sein, wie Butler Parker festgestellt hatte.
»So etwas hatte ich schon fast vermutet«, meinte der Anwalt, »die ›Schwarze Hexe‹ scheint schneller gewesen zu sein.«
»Falls sie für diesen Mord in Betracht kommt, Sir.«
»Lassen wir uns überraschen, Parker. Aber vergessen wir nicht, die Polizei zu informieren. Ich möchte mit Lieutenant Madford nicht schon wieder Ärger bekommen.«
»Ließe es sich einrichten, Sir, Lieutenant Madford noch ein wenig warten zu lassen?«
»Warum? Was haben Sie vor?«
»Ich möchte vorher jene Blondine sprechen, die Mister Crane Gastrecht gewährte. «
»Na schön Parker, inzwischen können wir uns ja etwas umsehen. Sagten Sie nicht, Crane habe eine Reisetasche mit sich herumgeschleppt? Nirgendwo zu sehen.«
»Dies fiel mir bereits auf, Sir. Vielleicht hat sie der Mörder an sich genommen.«
Bevor Mike Rander darauf antworten konnte, war draußen vor dem Bungalow das Knirschen und feine Quietschen einer Autobremse zu hören. Wenig später waren schnelle Schritte zu vernehmen, die sich der Tür näherten. Sekunden später betrat die Blondine arg- und ahnungslos den Wohnraum, stutzte, als sie die beiden Besucher sah und zog dann ein ängstliches Gesicht.
»Miß Urgent?« fragte Rander, der sich anhand einiger Papier in der Wohnung orientiert hatte.
Die Blondine, recht üppig und bereits etwas aus der Form, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, nickte und sah irritiert zu Parker hinüber.
»Wo ist Joel?« fragte sie, »hat er sie reingelassen?«
»Dazu war er leider nicht mehr in der Lage!«
»Was soll das heißen?« Sie starrte den Butler an, der zu seinen Worten die schwarze Melone abgenommen hatte.
»Ich fürchte, Mister Joel Crane ist ermordet worden«, antwortete Parker.
»Ermordet?« Mary Urgent schluckte, ging mit schleppenden, staksigen Schritten tiefer in den Wohnraum hinein und bleib dann regungslos vor Joel Crane stehen, der hinter einer einfachen Couch auf dem Boden lag.
»Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« fragte Parker mit leiser Stimme.
Sie schüttelte den Kopf, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich dann in einen Sessel. Tief inhalierte sie den Rauch. Dann wandte sie sich Rander und Parker zu.
»Wer hat das getan?« fragte sie mit fast ruhiger Stimme.
»Der oder die Mörder sind uns leider unbekannt«, sagte Rander und breitete bedauernd die Hände aus. »Haben Sie eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«
»Vielleicht die Mitarbeiter eines gewissen Hale Stage?« fügte der Butler hinzu.
»Hale Stage? Warum sollte er es getan haben? Joel hat doch für ihn gearbeitet.«
»Aber warum verließ Ihr Bekannter seine Hotelwohnung und logierte sich bei Ihnen ein?«
»Joel hatte Angst... Er hat nicht darüber gesprochen, aber er hatte Angst.« Sie stand auf und wanderte vor der Couch auf und ab. »Joel muß irgend etwas gesehen oder mitbekommen haben. Er sagte mir, er sei da auf eine ganz tolle Sache gestoßen, und aus dieser Sache wollte er Geld machen.«
»Drückte er sich genauso aus?«
»Genauso! Er sagte, er würde sich ’ne goldene Nase verdienen, wenn er nur etwas auf Draht sei.« Mary Urgent schluchzte plötzlich. Jetzt erst ging ihr auf, daß Joel Crane nicht mehr lebte. Rander und Parker ließen sie einen Moment in Ruhe und warteten schweigend, bis sie sich wieder etwas erholt hatte.
»Wer... Wer sind Sie!« wollte sie dann wissen. Josuah Parker stellte seinen jungen Herrn und sich vor. Und er verschwieg keineswegs, daß sie diesen Mord aufzuklären gedachten.
»Vielleicht können Sie Mister Rander und meiner bescheidenen Wenigkeit helfen«, meinte Parker, »Hat Mister Crane in irgendeinem Zusammenhang den Namen ›Schwarze Hexe‹ erwähnt?«
Mary Urgent hob den Kopf und starrte den Butler an.
»Joel hat etwas von einer raffinierten Hexe gesagt«, erwiderte sie und hob nichtverstehend die Schultern, »was er damit gemeint hatte, weiß ich nicht. Er sprach von einer raffinierten Hexe.«
Rander und Parker sahen sich kurz und schweigend an.
»Wenden wir uns noch einmal Mister Hale Stage zu«, redete der Butler dann weiter, »ist Ihnen bekannt, Miß Urgent, ob Mister Stage, Kontakte zu Mannequins unterhält? Hat Mister Crane möglicherweise mit Damen dieses Berufes zu tun gehabt?«
»Mannequins?!« Mary Urgent nickte. »Wissen Sie denn nicht, daß Stage ein Werbeatelier gekauft hat? Vor knapp einem Jahr?«
»Er beschäftigt demnach Mannequins?«
»Klar! Aber er selbst nicht. Das Werbeatelier wird von Melvin Haskee geleitet. Ein Schwein, wenn Sie mich fragen!«
»Und warum, wenn man sich höflichst erkundigen darf?«
»Fragen Sie doch Haskee selbst! Ich verbrenne mir nicht die Zunge ...«
»Wäre es möglich, daß Ihr Bekannter und Freund Joel für diesen Haskee gearbeitet hat?«
»Joel arbeitete für ihn als Aufnahmeleiter. Und ich früher mal als Mannequin. So lernten wir uns kennen. Wenn ich einem einen Mord zutraue, dann diesem Haskee.«
»Warum hätte er Joel Crane ermorden sollen?, Hätte er Gründe dafür gehabt?«
»Ich weiß es nicht.« Sie senkte den Kopf und weinte wieder. Mike Rander sah ein, daß weitere Fragen im Augenblick sinnlos waren. Er ging zum Telefon und verständigte die Mordabteilung.
*
Das heißt, Mike Rander hatte die Absicht, diesen Telefonanruf hinter sich zu bringen. Leider traten genau in dem Augenblick, als er die Sammelnummer wählen wollte, gewisse Umstände ein, die ihn daran hinderten.
Diese Umstände zeigten sich in