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Butler Parker 132 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 132 – Kriminalroman - Günter Dönges


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vor ein Kriegsgericht stellen lassen«, brüllte General Cummings, dem im Moment keine bessere Antwort einfiel. »Das ist glatte Sabotage!«

      »Gleich wird das Scharfschießen beginnen«, sorgte sich Oberst Ashford. Er lenkte seinen Vorgesetzten ab.

      »Sie werden sich wundern, wie präzise die Zielelektronik ist«, versprach Lorne Shuffle, der Chef der Firmengruppe, die den Wunderpanzer gebaut hatte. »Beachten Sie bitte das Ziel, meine Herren: Das Objekt ist der alte Panzer dort drüben vor der Geländekuppe.«

      »Schon der erste Schuß wird ein Volltreffer sein«, fügte Chefkonstrukteur Peter Finnegan hinzu und strahlte im voraus.

      Parker hingegen strahlte nicht.

      Es war schließlich nicht zu übersehen, daß die Kanone nach wie vor auf den Beobachtungsbunker gerichtet war.

      Und dann war es soweit!

      Der erste Schuß verließ das Rohr, röhrte heran und ... landete rechts von den Beobachtungsschlitzen des Panzers auf dem harten Stahlbeton.

      Der Bunker vibrierte nicht nur, er schaukelte und dröhnte. Die gelernten Militärs warfen sich flach auf den staubigen Boden, während die Zivilisten irritiert waren.

      Josuah Parker schob sich in eine Ecke des Bunkers und schickte insgeheim ein kleines Stoßgebet zum Himmel. Seiner Vermutung nach war mit weiteren Schüssen zu rechnen. Und er irrte sich nicht! Der neue Wunderpanzer feuerte Schuß auf Schuß auf den Bunker und schien ihn einebnen zu wollen.

      »Welche Idioten sitzen denn da in dem Kasten?« donnerte General Cummings während einer kurzen Feuerpause. Parker wußte es inzwischen mit letzter Sicherheit, doch er sagte nichts. Er war ein diskreter Mensch.

      *

      »Sie sehen sehr erfrischt aus«, meinte Kathy Porter. »Sie hatten einen anregenden Morgen, Mylady?«

      »Sehr, Kindchen.« Die ältere Dame, groß, stattlich, seit Jahren sechzig Jahre alt, nickte erfreut. Sie trug ihr obligates, ausgebeultes Tweed-Kostüm und ausgetretene Schuhe, die an Landungsboote der Armee erinnerten. Lady Agatha Simpson, mit dem Blut- und Geldadel Englands eng verschwistert und verschwägert, war Witwe seit vielen Jahren, immens reich und Amateur-Detektivin aus Leidenschaft.

      Kathy Porter war eine schlanke, junge Dame, die auf den ersten Blick wie ein scheues, ängstliches Reh wirkte. Sie arbeitete für Lady Agatha als Sekretärin und Gesellschafterin und paßte darüber hinaus im Verein mit Butler Parker darauf auf, daß die aktive Dame sich nicht von einem nervenden Abenteuer ins andere stürzte.

      Kathy Porter war Meisterin in der Kunst der Verwandlung und erfahren in allen gängigen Arten westlicher und fernöstlicher Selbstverteidigung. Sie wurde von Lady Simpson wie eine Tochter gehalten und sah in ihr so etwas wie eine Ersatzmutter. Die beiden Frauen sprachen darüber selbstverständlich nicht.

      »Gab es einen Unfall?« fragte Kathy und musterte den Butler. Er trug seinen schwarzen Zweireiher, die schwarze Melone und Eckkragen mit schwarzem Binder. An seinem angewinkelten Unterarm hing der Universal-Regenschirm, von dem gewisse Gangster sich wahre Wunderdinge erzählten. Parker besaß ein glattes, höfliches und zeitloses Gesicht. Er war die Würde in Person, der eigentlich nie die Selbstkontrolle verlor.

      Dieser sonst stets so korrekt aussehende Mann war über und über mit feinem grauen Staub bedeckt. Und in seinen Augen nistete noch immer so etwas wie Besorgnis.

      »Nur ein kleiner Zwischenfall«, erwiderte Josuah Parker. »Mylady testeten ein neues Panzermodell.«

      »Reiner Zufall, daß ich in dieses Ding eingestiegen bin«, schaltete die resolute Dame sich ein. »Aber es hat sich gelohnt.«

      »Mylady testeten darüber hinaus eine neue Zielelektronik«, zählte Josuah Parker weiter auf.

      »Mit Ladeautomatik«, präzisierte Lady Agatha.

      »Mylady waren so freundlich, die Statik eines Betonbeobachtungsbunkers zu erproben«, sagte Parker. »Erwähnte Statik bestand diesen Test nur unvollkommen.«

      »Du lieber Himmel!« Kathy Porter ahnte, was sich draußen auf dem Manövergelände ereignet haben mußte. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.

      »Mylady nahmen den Bunker unter Dauerbeschuß, um ihn schließlich noch zu rammen.« Parker schaute an sich hinunter. »Die Flucht der Insassen des Beobachtungsbunkers verlief geschlossen, äußerst schnell und geriet später in eine gewisse Unordnung.«

      »Die Steuerautomatik dieses neuen Panzers muß noch geändert werden«, stellte Agatha Simpson fest. »Das habe ich Chefkonstrukteur Finnegan sehr deutlich gesagt.«

      »Mister Peter Finnegan wurde erst nach längerer Suche in einem alten Einmannloch aufgespürt«, berichtete Parker gemessen. »Er war dort zusammen mit Sir Lorne Shuffle in volle Deckung gegangen.«

      »Und wie reagierten die Militärs?« wollte Kathy Porter wissen.

      »Hysterisch, Kindchen, hysterisch«, warf die Detektivin verächtlich ein. »Sie kennen doch die Männer!«

      »General Cummings leidet wahrscheinlich zur Zeit noch unter einem Nervenzusammenbruch«, vermutete Butler Parker. »Oberst Ashford beabsichtigt, seinen Dienst zu quittieren.«

      »Diese Männer haben keine Nerven«, grollte die ältere Dame.

      »Und wo waren Sie, Mister Parker?« erkundigte sich Kathy Porter und sah den Butler lächelnd an.

      »Meine bescheidene Person hatte das Glück, einen noch fahrbereiten Jeep zu finden«, schloß Parker seinen Bericht. »Unter Mitnahme weiterer Zivilisten und Militärs konnte der Fluchtversuch glücklich beendet werden.«

      *

      Am Abend dieses denkwürdigen Tages hatte Josuah Parker einen altehrwürdigen Pub aufgesucht, was wirklich nur selten geschah. Die Ereignisse auf dem Manöverfeld wirkten noch in ihm nach, und er brauchte etwas Ablenkung.

      Parker hatte sich ein starkes, dunkles Stout geben lassen und entspannte sich. Er war froh, daß die Dinge noch so relativ glimpflich verlaufen waren. Wegen der Kosten, die auf Lady Simpson zukamen, machte er sich keine Gedanken, zumal die Firmengruppe, die Motor und Panzer neu entwickelt hatten, sich zu einem guten Teil in Myladys Verwaltung und Hand befanden.

      Josuah Parker genoß also sein Bier und bemerkte, daß er seit einiger Zeit von einem Mann beobachtet wurde, der ebenfalls Butler zu sein schien, wie die Kleidung verriet. Parker fühlte, daß dieser Mann nur nach einer Gelegenheit suchte, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aus Langeweile wollte dieser Mann sich gewiß nicht mit ihm unterhalten. Er mußte etwas auf dem Herzen haben.

      Im Pub, in dem Parker hin und wieder sein Bier trank, verkehrten in der Regel fast nur hochherrschaftliche Angestellte. Man war hier unter sich, tauschte Tips aus, besprach Möglichkeiten neuer Arbeitsstellen und erging sich in mildem Spott über die Herrschaften, für die man arbeitete. Hier konnten sich Seelen öffnen, die sonst vielleicht unter Druck standen.

      »Ich... Ich habe Sie hier noch nie gesehen«, eröffnete der Mann unvermittelt die Unterhaltung. Mit dem Glas in der Hand, war er auf Parker zugekommen und lächelte neutral.

      »Meine Freizeit ist leider knapp bemessen«, erwiderte Josuah Parker.

      »Ich höre, Sie arbeiten für Lady Simpson?«

      »In der Tat«, lautete die reservierte Antwort des Butlers. Es war ihm sofort klar, daß dieser Mann kein echter Butler war. Fragen dieser Art, derart direkt gestellt, gehörten sich nicht. Parker spürte weiter, daß dieser Mann nur den Butler spielte. Und er schien dafür einen besonderen Grund zu haben.

      »Zufrieden mit dem Job?« Diese Frage war ein weiterer Fehler. Ein echter Butler ging keinem Job nach, er diente aus Berufung und Neigung.

      »Man sollte nie unnötig klagen«, entgegnete Parker würdevoll. »Manchmal möchte man sich natürlich verbessern, doch das dürfte eine Frage der Mittel sein.«

      »Ich habe es in ein paar Jahren geschafft«, sagte der Gesprächspartner, der ein vorzügliches


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