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Sophienlust 305 – Familienroman. Bettina ClausenЧитать онлайн книгу.

Sophienlust 305 – Familienroman - Bettina Clausen


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war.

      »Verschwunden?«, fragte Herma Rosar jetzt gerade. »Aber wie konnte denn der kranke Hund verschwinden? Er war doch kaum fähig, sich zu bewegen?«

      Teddy hielt die Luft an, und der Hausdiener, der vor Herma stand, senkte verlegen den Blick. »Ich weiß es auch nicht, gnädige Frau. Ich stehe vor einem Rätsel. Heute Mittag lag er noch in seinem Körbchen im Hof. Aber als ich ihn nachmittags holen und zum Einschläfern bringen wollte, war er verschwunden.«

      »Seltsam«, sagte Herma. Doch ihre Stimme klang gar nicht verärgert. Sie zuckte nur äußerst lässig mit den Schultern. »Wenn er nicht da ist, ist er nicht da. So sparen wir uns das Geld für den Tierarzt. Ich glaube kaum, dass er den Hund umsonst eingeschläfert hätte.«

      »Nein, bestimmt nicht, gnädige Frau«, sagte der Hausdiener schnell. Er war froh, nicht gerügt zu werden.

      Wie gemein sie ist, dachte Teddy. Doch seine Entrüstung hielt sich in Grenzen, weil er Xanti in guter Obhut wusste. Diese netten Menschen würden bestimmt versuchen, die Hündin gesund zu machen. Teddy war jedenfalls sehr froh, dass er sich getraut hatte, Xanti heimlich wegzubringen.

      »Mach dich fertig zum Abendessen«, sagte Herma nur, als der Junge eintrat.

      Der Hausdiener verließ jetzt schleunigst das Zimmer.

      »Hoffentlich kommt der Hund nicht doch noch zurück«, hörte Teddy die Stiefmutter ihm nachrufen.

      Der Junge zuckte zusammen. Doch das merkte Herma gar nicht. Sie war in ihr Zimmer zurückgegangen und zog sich fürs Abendessen um. Die Tür hatte sie offen gelassen. Deshalb konnte Teddy jedes Wort verstehen, das sie nun mit dem Vater sprach, der gerade von einem Spaziergang zurückgekommen war.

      »Es wird mir langweilig hier, Georg. Wie lange willst du noch hierbleiben?

      Erschrocken schlich Teddy zur Tür.

      »Wir sind doch erst vor ein paar Tagen angekommen«, hörte er den Vater sagen.

      »Ich weiß.« Hermas Stimme klang ungeduldig. »Wir sind hierhergefahren, um uns zu erholen. Aber ich kann mich in diesem Nest nicht erholen. Ich sterbe vor Langeweile.«

      Der Vater antwortete nicht. Das war ein schlechtes Zeichen.

      Besorgt betrat Teddy das Zimmer der Eltern.

      »Bist du fertig? Dann können wir ja hinuntergehen.« Herma schwang sich die Pelzstola um die Schultern und rauschte zur Tür.

      Fragend schaute Teddy den Vater an. Doch der hatte noch keine Entscheidung getroffen. »Gehen wir«, sagte er nur.

      Während des Essens ging die Debatte unaufhörlich weiter. Herma wollte Maibach unbedingt verlassen. »Ich pfeife auf die gute Luft«, fuhr sie ihren Mann an.

      »Du schon. Du bist ja auch nicht krank gewesen wie Teddy«, hielt der Fabrikant ihr vor. »Der Junge war schließlich der Grund für diese Reise, wenn ich dich daran erinnern darf.«

      Sie unterbrachen ihre Debatte, als der Ober das Essen servierte. Schweigend nahmen sie die Mahlzeit zu sich.

      Teddy brachte kaum einen Bissen hinunter. Die Vorstellung, dass die Eltern Maibach schon bald verlassen könnten, ängstigte ihn sehr. Was sollte dann aus Xanti werden?

      »Iss!«, herrschte Herma ihn an.

      Teddy gehorchte. Er stopfte Kartoffeln und Fleisch in den Mund und schluckte qualvoll. Doch es wollte nicht hinunterrutschen.

      »Wenn es dir nicht schmeckt, dann lass es stehen«, sagt der Vater gutmütig und strich Teddy übers Haar. »Du musst nicht alles aufessen.«

      Herma warf ihrem Mann einen tadelnden Blick zu. »Wohin soll das führen, wenn du dem Kind so viel Freiheit lässt?«, fragte sie verhalten.

      »Es hat keinen Zweck, ihn zum Essen zu zwingen«, widersprach Georg Rosar ihr.

      »Nimm ihn nur noch in Schutz«, keifte Herma. Ihre Stimme nahm dabei den unangenehm schrillen Ton an, den er gar nicht mochte.

      Die Auseinandersetzung zwischen Vater und Mutter dauerte so lange wie das Essen. Am Ende siegte Herma. Georg Rosar gab nach und erklärte sich bereit, am nächsten Morgen nach Essen zurückzukehren.

      Entsetzt starrte Teddy seinen Vater an.

      »Tut mir leid, mein Junge.« Georg strich seinem Sohn übers Haar. »Du wirst wieder zu Hause im Garten spielen müssen.«

      Gegen das Spielen im Garten hätte Teddy ja nichts gehabt, wenn er nur Xanti hätte mitnehmen können. Aber wenn sie morgen abreisten, musste er den Dackel ja hier lassen.

      Den ganzen Abend suchte Teddy nach einem Ausweg. Doch es wollte ihm nichts einfallen. Als er schließlich schon in seinem Bett lag, überlegte er, ob er den Eltern die Wahrheit gestehen sollte, ob er ihnen sagen sollte, dass er Xanti in ein Tierheim gebracht hatte. Aber er hatte Angst vor Hermas Reaktion. Morgen früh kann ich es ja immer noch sagen, dachte er. Darüber schlief er schließlich ein.

      Doch als er am nächsten Morgen erwachte, hatten die Eltern schon gepackt.

      »Beeile dich, Teddy, wir müssen frühstücken.« Herma stand schon im Reisekostüm an der Tür.

      Erschrocken sprang Teddy aus dem Bett. Er wusch sich in aller Eile und putzte sich die Zähne. Ungeduldig half Herma ihm beim Anziehen. »So, und jetzt komm endlich!« Sie nahm ihn unwirsch bei der Hand und zog ihn mit sich hinunter in den Speisesaal.

      Jetzt ist sie auch noch schlecht aufgelegt, dachte Teddy. Im gleichen Moment stellte er fest, dass die Stimmung des Vaters auch nicht viel besser war. Wenn ich jetzt von Xanti anfange, gibt’s ein Riesendonnerwetter, dachte der Junge.

      »Was schaust du denn so träumend in die Luft?«, schalt Herma. »Vor dir steht dein Kakao. Iss und trink. Wir müssen uns beeilen. Ich möchte heute Nachmittag in Essen sein.«

      Unglücklich trank Teddy von seinem Kakao. Essen konnte er nichts. Aber das bemerkte Herma gar nicht. Sie sprach nur noch von der Rückfahrt und von ihren Bekannten in Essen.

      »Nun hör doch schon endlich auf«, sagte der Vater schließlich gereizt. Zugleich stand er auf. »Ich bezahle und schicke jemanden nach oben, der das Gepäck holt. Ist alles fertig?«

      »Selbstverständlich«, erwiderte Herma und wandte sich an Teddy. »Hast du deine Spielsachen zusammengepackt?«

      Der Junge schüttelte den Kopf und lief schnell hinauf ins Hotelzimmer. Doch statt sein Spielzeug in das kleine, dafür bestimmte Köfferchen zu legen, stand er vor dem Fenster und starrte hinaus. »Jetzt muss ich dich allein lassen, Xanti«, sagte er leise. »Aber ich kann doch nichts dafür. Und ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Wenn ich wenigstens jemanden fragen könnte. Aber wen?«

      »Bist du fertig?«

      Teddy fuhr herum. In der Tür stand Herma und machte ein Gesicht wie sieben Tage Donnerwetter.

      In aller Eile warf Teddy die Spielzeugautos und die Bilderbücher in seinen kleinen Koffer. Den Stoffhund, mit dem Xanti immer so gern gespielt hatte, legte er obenauf und deckte ihn zärtlich zu.

      »Nun beeil dich schon«, drängte Herma.

      Zehn Minuten später saßen sie im Auto und fuhren los. Mit Tränen in den Augen schaute Teddy zurück.

      *

      Am Nachmittag des gleichen Tages parkte Andrea von Lehn ihren Wagen vor dem Hotel. Als sie an der Rezeption nach Teddy Rosar fragte, schüttelte der Angestellte bedauernd den Kopf. »Die Rosars sind heute früh abgereist.«

      »Abgereist?«, fragte Andrea erschrocken. »Aber …« Davon hatte Teddy ihr nichts gesagt. »War die Abreise schon länger geplant oder kam das ganz überraschend?«

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur die Essener Adresse der Familie Rosar geben.«

      »Ja, bitte.«

      Der Portier schrieb die Adresse auf einen Zettel und reichte ihn Andrea. »Vielen Dank.« Sie


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