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Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman - Marisa Frank


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      »Es schmeckt wirklich sehr gut. Willst du es nicht doch versuchen?«

      »Mami, will zu Mami«, kam es nun leise von Michaels Lippen. Er drehte den Kopf zur Seite.

      »Geben Sie ihn doch einmal her«, sagte Magda resolut. Sie schob den Teller etwas beiseite, da jedoch protestierte Andreas.

      »Essen, noch Hunger. Ham.« Weit sperrte er sein Mäulchen auf.

      »Gleich, gleich. Du wirst doch deinem Brüderchen auch etwas gönnen. Wir haben ja genug.« Sie rückte Andreas auf ihrem rechten Knie zurecht. »So, hier haben wir noch Platz.« Auffordernd sah sie zu Frau von Schoenecker hin.

      Denise erhob sich. Vielleicht hatte Magda wirklich mehr Glück. Zuerst schien es nicht so, Michael fing nun sogar zu weinen an.

      »Aber, aber, man kann doch nicht immer weinen! Wenn du dich nicht beeilst, dann ißt Andreas dir alles weg.« Sie hielt Michael den gefüllten Löffel vor den Mund. Andreas war wirklich schneller. Er schob Magdas Hand in seine Richtung, und schon schnappte er zu. »Mhm, gut.« Er lächelte unschuldig.

      »Nein, nein, so geht es nicht. Du mußt deinem Bruder auch etwas lassen. Michael, jetzt mußt du dich wirklich beeilen. Schnell, mach den Mund auf.«

      Zuerst reagierte Michael wieder nicht. Erst, als Andreas sich erneut auf den Löffel stürzen wollte, öffnete er den Mund.

      »So, nun mußt du nur noch schlucken«, sagte Magda zufrieden. Sie und Denise waren erleichtert, als er das auch wirklich tat.

      »Jetzt aber ich«, forderte Andreas.

      »Gut, dann aber wieder Michael«, meinte Magda. Sie lächelte.

      Von da an ging es anstandslos. Andreas knurrte nur einmal: »Schneller.« Aber er aß seinem Bruder keinen Löffel mehr weg. Nach einer Weile erklärte er jedoch ganz bestimmt: »Bin satt.«

      »Gut, dann gehört jetzt alles Michael ganz allein«, behauptete Magda. Doch das zog nicht, jetzt hatte Michael auch keine Lust mehr. »Nur noch ein Löffelchen«, lockte sie, aber es nützte nichts.

      Andreas war von Magdas Schoß gerutscht, sachlich stellte er fest: »Michael mag nicht.«

      »Michael muß aber etwas essen«, meinte Denise.

      »Morgen, Michael morgen essen«, sagte Andreas. Treuherzig sah er zu Denise auf. Er war sowieso der Zutraulichere.

      »Wenn du meinst«, gab Denise nach. »Dann wollen wir zu Bett gehen.«

      »Ja, mit Mami!« Andreas’ Augen leuchteten auf.

      »Das geht nicht. Aber du hast Michael. Du gehst mit Michael ins Bett. Ich werde heute nacht bei euch schlafen.«

      Damit war Andreas einverstanden. Er nahm seinen Bruder an der Hand und sagte bestimmt: »Mit Tante schlafen.«

      Denise hatte in Sophienlust auch ein Zimmer. Es lag im ersten Stock. Dorthin zog sie sich zurück, wenn sie ausspannen wollte. Hin und wieder übernachtete sie auch da. Das kam aber höchst selten vor, weil das Familiengut Schoeneich nicht weit von Sophienlust entfernt war. Heute aber hatte sie beschlossen hierzubleiben. Alexander, ihr Mann, würde dies sicher verstehen.

      *

      Helga Berger hatte sich in die Ecke gelehnt. Die Augen hielt sie geschlossen. Sie dachte an ihren Freund. Sicher würde Tonio zornig sein. Der Zug verlangsamte sein Tempo. Erschrocken öffnete Helga die Augen. Sie war eine junge Frau von zweiundzwanzig Jahren. War sie schon am Ziel?

      »Wohin wollen Sie denn, Fräulein?« fragte ihr Nachbar.

      »Ich muß nach Sophienlust, ich meine Wildmoos. Aber das ist keine Bahnstation.«

      »Richtig. Da müssen Sie jetzt aussteigen. Wir sind gleich in Maibach, der Kreisstadt. Von hier aus müssen Sie mit dem Bus weiterfahren.« Der Alte nickte zu jedem seiner Worte.

      Helga sah aus dem Fenster. Sie bemerkte, daß der Zug bereits in den Bahnhof einfuhr. »Danke«, sagte sie. Rasch nahm sie ihre Tasche aus dem Gepäcknetz und hastete aus dem Abteil. Ziemlich atemlos stand sie wenig später auf dem Bahnsteig. Sie kam sich sehr verlassen vor. Die letzten zwei Jahre hatte sie keinen Schritt ohne Tonio gemacht. So lange lebte sie schon mit ihm zusammen.

      Sie atmete tief durch. Fast bereute sie ihre Fahrt schon. Hatte sie nicht voreilig gehandelt? Was wollte sie eigentlich hier? Doch dann strafften sich ihre Schultern. Sie dachte an die zwei entzückenden Babys. Sie hatte sie nur einmal gesehen – damals waren sie vier Monate alt gewesen. Die beiden hatten nun niemanden mehr, außer ihr. Dieser Gedanke trieb Helga die Tränen in die Augen. Durch die Polizei hatte sie von dem Tod ihrer Schwester und ihres Schwagers erfahren. Entschlossen packte sie ihre Reisetasche. Sie folgte der Menschenmenge, die dem Ausgang zu drängte.

      Als sie in dem Bus saß, der von Maibach nach Wildmoos fuhr, kamen ihr erneut Bedenken. Sie hatte impulsiv gehandelt, und dies noch gegen Tonios Willen. Der Gedanke, daß ihre Neffen in einem Kinderheim leben sollten, war ihr unerträglich. Sie hatte zwar in den letzten Jahren kaum Kontakt mit ihrer Schwester gehabt. Sie hatte gewußt, daß Katrin ihre Lebensweise ablehnte. Und trotzdem – mußte sie sich jetzt nicht um die Zwillinge kümmern?

      Helga zerknüllte ihr Taschentuch zwischen den Händen. Sie merkte es nicht. Zum erstenmal seit zwei Jahren hatte sie selbständig gehandelt. Sie wollte sich der Zwillinge annehmen, aber konnte sie das?

      Die junge Frau sah während der Busfahrt kein einziges Mal hoch. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Ratlos und deprimiert verließ sie in Wildmoos den Bus. Nun stand sie am Marktplatz. Das Angstgefühl wurde stärker. Am liebsten wäre sie jetzt umgekehrt. Der Bus hatte die Haltestelle längst wieder verlassen, da stand Helga noch an der gleichen Stelle. Unschlüssig sah sie sich um.

      Denise von Schoenecker befand sich auf der Heimfahrt. Sie überquerte den Marktplatz, da fiel ihr Blick auf Helga Berger. Unwillkürlich trat sie auf die Bremse. Die junge Frau wirkte so hilflos. Dicht vor ihr brachte sie ihren Wagen zum Stehen. Sie kurbelte das Fenster herunter und fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein? Suchen Sie etwas?«

      »Ja, ich will in ein Kinderheim, Sophienlust ist der Name. Mir wurde gesagt, daß es in der Nähe von Wildmoos liegt.«

      »Stimmt!« Freundlich sah Denise die junge Frau an. Helga war erleichtert. »Sie kennen das Heim? Ist es noch weit von hier?«

      »Sie können mit mir fahren. Ich bin auf dem Weg dorthin.« Einladend öffnete Denise die Autotür.

      Helga zögerte.

      »Wollen Sie jemand in Sophienlust besuchen?« fragte Denise.

      »Ja, aber ich sollte wahrscheinlich zuerst dort anrufen. Ich bin eben erst angekommen. Ich muß mir noch ein Zimmer suchen.« Helga hob den Kopf und sah zu dem Gasthof hinüber, der auf der gegenüberliegenden Seite stand.

      »Besucher sind in Sophienlust jederzeit willkommen«, meinte Denise.

      »Glauben Sie? Ich weiß nicht so recht. Vielleicht war es ein Fehler herzufahren.«

      »Kommen Sie von weit her?« wollte Denise wissen. Sie fragte nicht aus Neugierde. Ihr war nicht entgangen, daß die junge Frau immer unsicherer wurde.

      Helga nickte. »Aus Hamburg. Ich bin sehr zeitig aufgebrochen.«

      »Nun bin ich aber wirklich gespannt, wen Sie besuchen wollen«, erklärte Denise ehrlich. »Ich bin Denise von Schoenecker.«

      »Sie sind Frau von Schoenecker! Dann muß ich mich gleich bei Ihnen bedanken.« Helga streckte ihre Hand zum Autofenster hinein. »Der Polizist, der mich anrief, hat gesagt, daß Sie sich gleich um die Kinder gekümmert haben. Sie sind ja noch so klein. Es ist schrecklich. Nun sind sie ganz allein.«

      »Sie meinen sicher Michael und Andreas.« Denise war erfreut. »Sind Sie verwandt mit den beiden?«

      Helga nickte. »Ich bin ihre Tante – Frau Schönauer war meine Schwester.« Beklommen sah sie Denise an.

      »Kommen Sie, steigen Sie doch ein! Die Kinder freuen


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