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Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Bestseller 5 – Familienroman - Marisa Frank


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nur ein einziges Mal gesehen.«

      »Wichtig ist, daß Sie gekommen sind. Ich habe schon gedacht, daß Michael und Andreas überhaupt keine Verwandten haben.«

      »Es gibt auch sonst keine! Daher möchte ich mich gern um die beiden kümmern. Aber wahrscheinlich war es voreilig von mir, hierher zu kommen. Ich weiß gar nicht, wie es weitergehen soll. Ich…« Helga verstummte.

      Denise startete ihr Auto. Sie hatte nicht die Absicht, die junge Frau zu bedrängen. »Wollen Sie Ihre Tasche nicht auf den Rücksitz stellen?« fragte sie freundlich.

      »Natürlich, entschuldigen Sie.« Helga tat es. Nachdem sie sich angeschnallt hatte, sah sie Denise an. Kurz wandte diese den Kopf und lächelte ihr zu. Das gab Helga den Mut zu fragen: »Sie sind die Besitzerin des Kinderheims?«

      »Ich verwalte es. Der eigentliche Erbe ist mein Sohn. Er ist aber erst sechzehn Jahre alt.«

      »Gestern nachmittag rief die Polizei an. Da erfuhr ich von dem Unfall. Ich würde so gern helfen.« Helga hatte sich etwas nach vorn gebeugt. Um ihre Mundwinkel zuckte es.

      Denise mußte sie nicht ansehen, um zu wissen, daß es ihr ernst war. »Es ist schön, daß Sie gekommen sind«, sagte sie warm.

      »Ich weiß nicht«, meinte Helga ehrlich. »Ich kenne die Kinder doch gar nicht. Ich bin eine Fremde für sie. Was kann ich schon tun?« Sie sank auf dem Sitz zusammen. »Mein Freund wird wütend sein. Als ich wegging, schlief er noch. Er hat sicher nicht erwartet, daß ich tatsächlich fahren würde.«

      »Sie können ihn von Sophienlust aus anrufen«, meinte Denise.

      »Und was soll ich ihm sagen? Er hat ja recht, ich bin wirklich nicht geeignet, mich um die Kinder zu kümmern.«

      »Das wird sich noch herausstellen.«

      »Aber ich kann es eigentlich gar nicht. Ich habe ja nichts, das heißt, ich muß arbeiten.« Helga hatte ihren Kopf gesenkt. Ihr Gesicht, ihre Haltung, drückten Verzweiflung aus.

      »Nun sehen Sie sich die Zwillinge erst einmal an«, versuchte Denise zu trösten. »Jetzt haben Sie die Möglichkeit, Ihre Neffen kennenzulernen.«

      »Das will ich doch. Nur… Was ist, wenn sie mich nicht mögen?«

      »Darauf lassen Sie es erst einmal ankommen. Michael weint noch immer wegen jeder Kleinigkeit. Er vermißt seine Mutter mehr als sein Brüderchen. Vielleicht gelingt es Ihnen, ihn aufzuheitern.«

      »Das wäre schön. Dann wäre meine Reise nicht umsonst gewesen.« Ein zaghaftes Lächeln erschien auf Helgas Gesicht.

      »Umsonst ist sie auf gar keinen Fall«, erklärte Denise bestimmt. Auch wenn die junge Frau auf sie einen unausgeglichenen Eindruck machte, so war sie ihr nicht unsympathisch. Denise verließ sich gern auf ihren ersten Eindruck. »Wie heißen Sie übrigens?«

      Helga wurde rot. »Entschuldigen Sie. Mein Name ist Berger, Helga Berger.«

      »Gut, ich werde Sie Helga nennen. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.« Wie immer traf Denise genau den richtigen Ton.

      Helga verlor etwas von ihrer Befangenheit. »Natürlich. Und Sie glauben, ich werde Gelegenheit haben, die Kinder öfter zu sehen?«

      »Sooft Sie wollen«, sagte Denise erfreut. Noch wußte sie nichts von Helga Berger, aber sie fühlte, daß dieser die Kinder wirklich am Herzen lagen.

      Helga richtete sich auf. »Ich werde meinen Freund anrufen. Ich werde ihm sagen, daß ich einige Tage hierbleiben will. Ich nehme mir in Wildmoos ein Zimmer. Ich habe festgestellt, daß es dort einen Gasthof gibt.«

      »Dies ist nicht nötig. Sie können in Sophienlust übernachten. Wir haben dort Gästezimmer. Zur Zeit ist keines belegt.«

      »Ich will Sie nicht belästigen.«

      »Aber es ist praktischer, wenn Sie in Sophienlust wohnen«, meinte Denise. »So können Sie sich intensiver um die Zwillinge kümmern.«

      »Das wäre schön. Wissen Sie, ich habe meine Schwester um die beiden fast beneidet. Im letzten Brief sandte sie mir Fotos.« Helga sprach nicht weiter. Sie verschwieg, daß Katrin ihr die Fotos nur gesandt hatte, um sie zur Heimkehr zu bewegen. Dieser Brief lag nun auch schon fast ein Jahr zurück.

      »Wir sind da«, sagte Denise. Sie lenkte ihr Auto durch das schmiedeeiserne Tor. Von diesem führte die Auffahrt bis zu dem großen, einstöckigen Gebäude.

      Helga hob den Kopf und staunte. Ein Kinderheim hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Nichts an diesem Haus war trostlos. An den weißen großen Fenstern befanden sich grüne Fensterläden, und das Dach war mit grauen Schindeln gedeckt.

      »Das soll ein Kinderheim sein!« entfuhr es Helga.

      »Das ist Sophienlust«, bestätigte Denise lächelnd. Sie ließ ihr Auto vor der Freitreppe ausrollen. Sie war das Erstaunen der Besucher gewöhnt. Aus dem ehemaligen Herrenhaus war das Kinderheim entstanden. Es lag in einem großen Park mit altem Baumbestand.

      »Ich dachte immer, ein Kinderheim wäre einem Gefängnis ähnlich«, gestand Helga verwirrt. »Leben hier wirklich Kinder?«

      »In jeder Altersstufe«, erwiderte Denise. »Kommen Sie, Sie werden meine Schutzbefohlenen gleich kennenlernen.«

      Wie zur Bestätigung öffnete sich das große Portal. Einige Kinder kamen herausgesprungen, allen voran ein fünfjähriges Mädchen. »Es gibt sofort Kakao und Kuchen«, rief sie Denise zu. »Ich habe mir schon die Hände gewaschen – diesmal besonders sauber. Vielleicht gibt mir Magda dann auch noch Erdbeeren.«

      »Da kommen wir ja gerade recht«, meinte Denise.

      Helga war ausgestiegen. Die Kinder entdeckten sie erst jetzt und grüßten höflich.

      »Magst du auch Erdbeeren?« fragte die Kleine, die Heidi hieß.

      »Ich weiß nicht.« Helga wußte wirklich nicht, was sie tun sollte. Mit Kindern war sie bisher kaum in Berührung gekommen.

      »Wenn du sie nicht magst, dann kannst du sie mir abgeben«, sagte Heidi.

      »Das ist Tante Helga«, erklärte Denise. Sie berührte Helga leicht am Arm. »Ich hoffe, daß sie einige Tage bei uns bleibt.«

      Heidi hatte die junge Frau inzwischen eingehend gemustert. »Fein«, rief sie nun. »Dann kann sie ja mit mir spielen.«

      »Mein Schatz, Tante Helga ist nicht wegen dir gekommen. Aber darüber sprechen wir später. Zuerst wird Tante Helga mit mir Kaffee trinken und Kuchen essen. Kommen Sie nur, Helga. Wenn Sie sich gestärkt haben, mache ich Sie mit den Bewohnern von Sophienlust bekannt.«

      Dankbar folgte Helga Frau von Schoenecker. Im Vorbeigehen strich sie dem kleinen Mädchen über das blonde Köpfchen. Heidi quittierte dies mit einem lieben Lächeln.

      *

      »Tanti Isi, spielst du mit?« Heidi hatte Denise von Schoenecker entdeckt. Wie ein kleiner Wirbelwind rannte sie nun auf diese zu. Denise öffnete die Arme, um sie aufzufangen.

      »Auch Tante Isi«, rief Andreas. Er stieß Helga Bergers Hand zur Seite. Munter stapfte er durch die Sandburg, die er gerade mit Helgas Hilfe gebaut hatte, auf Denise zu. Helgas Arme sanken herunter. In ihrem Gesicht spiegelte sich die Enttäuschung. Sie sah dem Kleinen nach. Mit strahlendem Gesicht lief er auf Denise zu. »Hopp«, forderte er, als er vor ihr stand.

      Helga seufzte. So beliebt wie Frau von Schoenecker müßte man sein. Sobald sie nur auftauchte, liefen ihr die Kinder nach. Sie mußte aber auch zugeben, daß die Verwalterin für jeden stets ein verständnisvolles Wort hatte.

      »Spielen«, forderte eine Stimme neben ihr. Ein kleines Händchen zupfte sie an der Bluse. »Mit Michael spielen.« Zwei blaue Augen blickten sie an, und Helga wurde es warm ums Herz.

      »Willst du nicht Tante Isi begrüßen?« fragte sie.

      Michael schüttelte den Kopf. »Will bei Tante Helga bleiben.« Treuherzig sah er zu ihr hoch, dann lächelte er.


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