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Waco 5 – Western. G.F. WacoЧитать онлайн книгу.

Waco 5 – Western - G.F. Waco


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ist es.«

      Nach fünf Minuten, umringt von finster blickenden Mormonen, setzt sich die Wagenkolonne in Bewegung. Knarrend rollen die alten, zum größten Teil dringend reparaturbedürftigen Wagen durch den feuchten Grund nach Norden davon. Templar blickt sich einige Male um. Dann verschluckt der Dunst die lichterloh brennenden Häuser. Der Regen nimmt zu – Wind streicht von Süden über die Wagen hinweg. Nebel kommt in Schwaden gezogen und hüllt die Wagen ein. Nur die Laternen werfen ihren rotgelben düsteren Schein wenige Yards weit durch den Dunst.

      Auf einem der Wagen liegt ein Mann mit zerschmettertem Schlüsselbein – und nicht weit entfernt ein Sterbender unter Decken, den seine Tochter erneut in die Ungewißheit fährt.

      Ausgestoßene ziehen weiter. Aber niemand weiß wohin.

      *

      Sie sitzt still und sieht sich nicht mehr um. Vor ihr die gerade noch auszumachende Plane des Covered von den Martinsons im Nebel. Seit Tagen fahren sie durch die unauflösbar scheinenden, feuchten Schleier. Es ist nicht mehr möglich, eine Himmelsrichtung festzustellen. Der Dunst hängt zwischen Bergen, in denen sie nie vorher gewesen sind. Decken und Kleidung sind klamm und durchfeuchtet. Die Sicht reicht manchmal hundert Yards weit, dann wieder schrumpft sie auf wenige Yards zusammen. Dicht hintereinander rumpeln die Wagen in den Tag hinein, von dem keiner weiß, wie er enden wird.

      Nat Templar reitet zwar voraus, um den Weg zu erkunden, aber er kann sich nie weiter entfernen als bis auf Hörweite. Sonst wird er die Wagen verlieren.

      Irgendwo dort hinten in steiniger Erde liegt Matt Mendan und schläft für eine Ewigkeit. Es kommt Rachel vor, als sei er schon vor Tagen gestorben. Dabei haben sie ihn erst gestern begraben.

      Allein, denkt sie bitter, allein in dieser Wildnis. Jetzt habe ich niemanden mehr. Ich ziehe mit den anderen und weiß nicht mal wohin. Vater ist tot, und vielleicht ist sein Tod eine Erlösung für ihn gewesen, vielleicht…

      Rufe vor ihr, dann Hufschlag. Templar taucht aus dem Nebel auf.

      »Achtung, fahrt ganz rechts an die Felsen«, ruft Nat Templar heiser. »Vorsicht da vorn, der Weg wird schmal und steigt an. Zügelt die Pferde, Leute.«

      Neben ihrem Bock hält er, dreht und lauscht den Rufen Logans zum nächsten Wagen.

      »Geht es?« fragt er kurz. »Kommst du allein zurecht?«

      »Ja, Nat, ich schaffe es schon, keine Sorge. Wo mögen wir sein?«

      »Ich weiß nicht genau, aber ich schätze, wir fahren nach Nordwesten«, erwidert Templar achselzuckend. »Wenn sich dieser verteufelte Nebel nur auflösen würde – wir sehen nicht genug. Alles, was ich weiß, ist, daß wir in den Bergen stecken und vor uns irgendein Paßweg liegen muß. Wird schmal dort vorn. Dabei hoffte ich, die Snake River Route zu erreichen. Wir brauchen Mehl und Fleisch, der Vorrat geht zur Neige.«

      Er wendet, reitet an und verschwindet neben der Plane von Martinsons Wagen. Das Knarren der Räder wird zu einem knirschenden Mahlen. Felsen recken sich nun rechter Hand empor, aber ihre Höhe ist nicht zu erkennen.

      »Rechts halten – rechts fahren!« kommt Templars Stimme durch die grauen, düsteren Schwaden. »Gut so, Bethune, fahr so weiter, der Weg wird breiter. Aber paß auf, es liegen überall Felsbrocken. Führ die Pferde am Zaumzeug.«

      Rachel blickt nach links über die Felsbrocken, um die die Nebel aus der Tiefe hochzusteigen scheinen. Schwadenhafter Dunst zieht empor, hüllt den Wagen der Martinsons ein.

      »Rechts fahren, scharf rechts, Dick!«

      Templars Stimme klingt nun lauter. Im Rädermahlen die Antwort Dick Martinsons dazwischen:

      »Ist das eine verteufelte Brühe. Sind wir oben?«

      »Ja, es geht gleich hinunter, Dick. Achte auf die Steine und schließe dicht auf.«

      »In Ordnung, Nat.«

      Das Hinterende von Martinsons Wagen ist nun kaum noch zu erkennen. Rumpelnd, polternd donnern die Räder irgendwo hinein. Dann ist Nat Templar da und springt zu Rachel auf den Bock.

      »Komm her, gib mir die Leinen, Rachel.«

      Sie drückt ihm die Leinen in die Hand.

      *

      Neben Dick Martinson sitzt der kleine Elmer, sein Sohn, der in drei Tagen seinen siebten Geburtstag feiern wird. Der Wagen rumpelt die Steigung durch den Nebel hoch, und der Junge blickt nach rechts auf die vorbeiziehenden Felsen. Sie verschwinden nach kaum vier Schritten im Nebel. Undeutlich glaubt Dick Martinson zu erkennen, daß die Steigung hier endet und der schmale Bergpfad eine Windung nach rechts macht.

      Unter Martinson rumpeln und poltern die Räder in ausgeleierten, ausgeschlagenen Buchsen. Die Räder schlagen und stoßen hin und her, und der Wagen ist in einem Zustand, den ein Frachtwagenfahrer als schrottreif bezeichnen würde.

      Martinson hätte längst neue Radbuchsen einziehen müssen, hat aber das Geld für die Verpflegung seiner Familie gebraucht. Er ist arm wie die anderen und kann nur hoffen, daß der Wagen noch einige hundert Meilen aushält. Genauso verschlissen wie Lagerstellen und Gelenke sind auch die Sielen der Pferde.

      Als Dick Martinson über die Steigung ist und der Wagen sich auf der nun abschüssigen Strecke befindet, zieht er an den Leinen. Die Pferde stemmen sich gegen den Druck des wie von selbst bergab rollenden Wagens. Irgendwo an den Sielen ist ein Knarren zu hören, das aber vom Poltern der Räder geschluckt wird. Der Wagen wird durch eine Querrinne in dem felsigen Boden gerissen. Die zwei schweren Schläge beim Durchkrachen der Räder ertönen, und Dick Martinson starrt erschrocken nach vorn. Vor ihm tauchen zackige Felsen aus dem Nebel auf. Aber er sieht kaum die Köpfe der Pferde, geschweige denn die Fortsetzung des Kammweges weiter als sieben Schritt ein.

      Durch den grauen Dunst der Nebelschwaden kommt Bethunes laute Stimme:

      »Rechts halten – zwischen den Felsen durchfahren! Rechts halten!«

      Sofort zieht Martinson die Leinen rechts an, hat es aber kaum getan, als er das rechte Gespannpferd herumkommen sieht. Erst in diesem Augenblick erkennt Martinson, daß die zwei Zugsielen des rechten Gespanngauls nicht mehr an den Kettenhaken hängen.

      »Großer Gott!« sagt Martinson erschrocken, als sich das Pferd immer mehr von der Deichsel entfernt. »Die Sielen sind gerissen! Himmel, Donnerwetter, der Gaul geht mir quer!«

      Es ist nur ein winziger Moment, der Martinson noch zum Erkennen der Situation bleibt. Zu seinem Schreck kommt die Deichsel herum. Direkt vor den Pferden taucht der Felsbrocken auf.

      Ehe Martinson, der verzweifelt an den Leinen reißt, abspringen kann, um die Pferde am Zaumzeug zu packen, kracht die Deichsel mit einem berstenden Schlag gegen den Felsbrocken.

      »Runter, Junge!« brüllt Martinson geistesgegenwärtig. »Frau – spring ab, schnell!«

      Die Deichsel schiebt sich links am Felsblock vorbei.

      Mit einem heiseren Fluch springt Martinson ab. Im Sprung packt er seinen Jungen.

      Irgendwo hinten hört Martinson Nat Templar schreien, aber er hat jetzt keine Zeit mehr, sich um Templars Rufe zu kümmern. Mit drei, vier Sätzen ist Martinson an den herabhängenden Sielen vorbei und erreicht die Flanke des Pferdes. Im nächsten Moment ist der Gaul auch schon am Felsblock. Mit der Faust schlägt Martinson dem Pferd in die Weichen. Bockend springt das Gespannpferd etwas zur Seite, und es gelingt Dick Martinson, an seinem Hals vorbeizukommen.

      Die Deichselspitze, schießt es Martinson durch den Kopf, ich muß die Deichsel herumbringen. Links ist ein Abgrund, die Deichsel deutet dahin. Ich muß nach rechts ziehen.

      Und dann denkt er gar nichts mehr.

      Ehe Martinson die Deichselspitze packen kann, blickt er an ihr vorbei und wirft sich zurück. Vor der Deichsel sieht Martinson den klaffenden Abgrund.

      »Mary – Mary, runter mit Janette!«

      In diesen Sekunden weiß er nicht, ob seine Frau versteht, daß sie abspringen und das Baby mitnehmen soll.


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