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Sophienlust Classic 40 – Familienroman. Bettina ClausenЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Classic 40 – Familienroman - Bettina Clausen


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Untersuchungen in die Klinik begleiten?«, schlug sie vor.

      »Bleib lieber bei den Kindern«, bat die Mutter. »Das ist auch der Grund, weshalb ich dir schrieb. Die beiden sind sonst zu viel allein.«

      »Natürlich werde ich mich um euch kümmern.« Ramona schaute ihre Geschwister liebevoll an. »Wir können ja Mama in die Klinik begleiten und anschließend spazieren gehen«, schlug sie vor.

      »Au ja, das ist fein«, freute sich Liza.

      Rolf hatte gleich noch einen anderen Vorschlag. »Wir könnten auch zum Eisessen gehen.«

      Da kam auch in Lizas Augen ein genüssliches Leuchten, sodass Ramona den beiden versprach, sie zum Eisessen einzuladen.

      Marianne Timbre wollte rasch zum Abendessen aufstehen, doch Ramona bestand darauf, ihr das Essen ans Bett zu bringen. Sie wollte die Gelegenheit nutzen und mit der Mutter ein wenig allein sein.

      »Seit wann spürst du diesen Schwächezustand?«, fragte sie, sobald sie mit der Mutter allein war.

      Eigentlich schon seit einem halben Jahr«, berichtete die Mutter. »Anfangs war es nur vorübergehend und sah ganz harmlos aus. Deshalb achtete ich auch nicht weiter darauf.«

      »Bitte, iss ein wenig von der kräftigen Brühe«, bat Ramona und versuchte, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken.

      Doch die Mutter schob das Essen von sich. »Ich kann nichts essen.« Sie schaute ihre Tochter plötzlich direkt an. »Ich glaube nicht, dass ich noch lange leben werde«, sagte sie ernst.

      »Aber, Mama, wie kannst du so etwas sagen? Du kennst doch noch nicht einmal die Diagnose der Ärzte«, hielt Ramona ihr entgegen.

      »So etwas spürt man, mein Kind. Deswegen rief ich dich auch zu mir.«

      Da konnte Ramona sich nicht länger beherrschen. Schluchzend sank ihr Kopf auf die Schulter der Mutter. »Das ist nicht wahr, Mama. Du wirst wieder gesund werden, du musst! Wir brauchen dich doch!«

      Gerührt streichelte Marianne das Haar ihrer Tochter. »Du wirst stark sein müssen, mein Kind.«

      Ramona klammerte sich hilflos an die schwachen Schultern der Mutter. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, was sie gehört hatte, obwohl ihr eine innere Stimme dasselbe sagte.

      Als Ramona die Stimmen der Kinder auf dem Korridor hörte, löste sie sich von der Mutter und trocknete ihre Tränen. »Bitte, iss ein wenig«, bat sie fast demütig. »Ich werde inzwischen mit Liza und Rolf essen.«

      Ramona verließ das Schlafzimmer der Mutter. Liza und Rolf drückten sich in der Halle herum. »Wollen wir essen?«, fragte sie die beiden.

      Ja, das Essen ist schon aufgetragen«, antwortete Liza und ergriff Ramonas Hand.

      »Musst du schon bald wieder fort oder wirst du länger bei uns bleiben?«, fragte Rolf, als er nach dem zweiten Wurstbrot griff.

      Ramona dachte an ihr Studium, das sie unterbrochen hatte. Einige Wochen Pause würden nicht schaden, das konnte sie wieder aufholen. Aber wie sollte es weitergehen, wenn die Mutter wirklich nicht gesunden würde? »Ich werde für längere Zeit bei euch bleiben. Auf jeden Fall so lange, bis Mama wieder gesund ist«, versprach sie den Kindern.

      Gerührt beobachtete sie, wie Liza und Rolf sich freuten.

      Nach dem Essen brachte sie die beiden zu Bett.

      »Spielst du noch ein bisschen mit uns?«, bettelte Liza.

      »Wenn ihr mir versprecht, danach schön brav zu schlafen«, entgegnete Ramona. Sie beschäftigte sich fast eine Stunde mit den Kindern. Zum Schluss erzählte sie ihnen eine Gutenachtgeschichte.

      Als sie sich dann zu Liza hinabbeugte, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben, flüsterte das Mädchen: »Ich bin froh, dass du da bist. Wenn du uns ins Bett bringst, dann ist das genauso wie wenn Mutti es macht. Du hast auch die gleichen Augen und die gleichen Haare wie Mutti.« Vorsichtig fuhr sie durch Ramonas dunkles, fast schwarzes Haar.

      Rolf pflichtete seiner Schwester sofort bei. »Du bist genauso schön wie Mutti«, wisperte er, als Ramona auch ihm einen Kuss gab.

      »Nun schlaft aber schön«, sagte Ramona weich, wobei ihre Stimme vibrierte. Sie löschte das Licht.

      Aber für Liza und Rolf waren die letzten Stunden viel zu aufregend gewesen, als dass sie sofort hätten schlafen können.

      Rolf richtete sich auf und spähte im Dunkeln zu seiner Schwester hinüber. »Soll ich dir etwas sagen?«, fragte er leise.

      »Sag es«, kam es von Lizas Bett.

      »Ich finde, dass Ramona genauso lieb ist wie Mutti und dass sie immer bei uns bleiben sollte«, erklärte er.

      »Das finde ich auch. Ich hab sie richtig lieb«, flüsterte Liza zurück.

      »Weißt du was, dann werden wir uns einfach darum bemühen, dass sie bleibt«, schlug Rolf vor.

      »Und wie sollen wir das machen?«

      »Wir müssen ihr zeigen, dass wir sie gernhaben, und alles tun, was sie verlangt«, plante Rolf.

      »Und wir müssen ihr sagen, dass wir sie brauchen«, fügte Liza hinzu.

      Mit diesen Gedanken schliefen die beiden schließlich ein.

      Ramona hatte noch einmal zur Mutter hineingeschaut. Aber die schlief schon. Da ging sie hinauf in ihr Zimmer. Es war das gleiche Zimmer, in dem sie schon als kleines Mädchen geschlafen hatte. Hier hatte die Mutter ihr immer eine Gutenachtgeschichte erzählt und sie zum Einschlafen geküsst. Es war der einzige Raum im ganzen Haus, der unverändert geblieben war. Alle anderen Zimmer waren modernisiert worden.

      Ramona war der Mutter dankbar, dass sie ihr dieses Refugium ihrer Jugend erhalten hatte. Sie setzte sich ans Fenster, öffnete es und ließ die kühle Nachtluft hereinströmen. Der Gedanke an die kranke Mutter schmerzte, legte ihr aber auch gleichzeitig eine Verpflichtung auf. Sie musste sich um die Kinder kümmern, und sie musste den Stiefvater informieren.

      Kurz entschlossen setzte sich Ramona an den zierlichen kleinen Schreibtisch und nahm einen Briefbogen zur Hand. Aber die rechten Worte wollten ihr nicht sofort einfallen. Es war ja auch eigenartig, dass sie jetzt einem Mann schrieb, den sie nicht kannte, der aber der Mutter und den Geschwistern alles bedeutete.

      Schließlich schilderte sie ihm in präzisen Worten den Zustand der Mutter. Was er unternahm, musste er selbst entscheiden.

      *

      Nach drei Wochen, in denen Marianne fast jeden zweiten Tag beim Arzt gewesen war, traf der Antwortbrief ihres Mannes ein. Er war an alle Familienmitglieder gleichzeitig gerichtete. Marianne öffnete ihn und las die Zeilen erstaunt. »Hast du Marc geschrieben?«, wandte sie sich danach an Ramona.

      Etwas verlegen nickte Ramona. »Irgendjemand musste ihn doch über deinen Zustand informieren«, verteidigte sie sich.

      »Ich mache dir ja gar keinen Vorwurf, Kind«, lenkte die Mutter ein. »Im Gegenteil, Marc bedankt sich für deinen Brief und lässt dir sagen, dass du genau das Richtige getan hast.«

      »Kommt Papi nach Hause?«, mischte sich da Rolf in das Gespräch ein. Auch Ramona schaute die Mutter fragend an.

      »Sein Vertrag läuft erst in einem halben Jahr ab. So lange muss er noch mit der Rückkehr warten«, antwortete Marianne.

      Ramona spürte, wie Hilflosigkeit in ihr aufstieg. In einem halben Jahr konnte viel geschehen. In den letzten drei Wochen hatte sich der Zustand ihrer Mutter so rapide verschlechtert, dass Ramona vor der endgültigen Diagnose des Arztes zitterte. Insgeheim nahm sie sich vor, ihrem Stiefvater auf alle Fälle noch einmal zu schreiben, sobald sie mit dem Arzt gesprochen hatte. Dieses Gespräch sollte in den nächsten Tagen stattfinden, sobald die endgültigen Untersuchungen vorlagen.

      Marianne lag jetzt fast dauernd im Bett. Ihr Körper ermüdete so schnell, dass sie sich nicht einmal mehr während der Mahlzeiten auf den Beinen halten konnte. Deshalb war sie froh, als Ramona sich erbot, ihr den Gang


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