Toni der Hüttenwirt Classic 40 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
Madl! Also, des ist so gewesen. Der Rainer Kallmeier, des ist der Sohn vom alten Kallmeier, dem Kurt. Der hat gestern bei uns angerufen und ein Zimmer für dich bestellt. Ich bin net da gewesen. Ich war draußen im Garten. Der Xaver hat des Gespräch angenommen. Kaum eine halbe Stunde später hat der Kurt Kallmeier bei mir angerufen und des Zimmer wieder abbestellt.«
»Das verstehe ich nicht…«
»Ich aber schon, denke ich. Der Kurt, der hat nämlich so getan, als sei er der Rainer. Aber ich hab ihn doch erkannt. Nur anmerken hab’ ich mir nix lassen. Aber ich bin mir ganz sicher! Der Xaver und ich, wir haben lange drüber gesprochen. Na ja, was da auf dem Kallmeier Hof los ist, das kann ich dir net sagen. Aber mit rechten Dingen scheint des net zugegangen sein.«
»Des Dumme ist nur,« sagte Xaver, »daß wir jetzt kein Zimmer mehr haben. Den Rainer konnten wir net erreichen. Ich und die Meta haben öfter versucht, den Rainer Kallmeier anzurufen. Aber wir haben ihn net bekommen. Immer war sein Vater am Hörer. Er sagte nur, daß er wüßte, daß sein Bub des
Zimmer bei uns wieder abbestellt habe, weil der Besuch net kommen würde. So war es doch, Meta, net wahr?«
»Genauso ist es gewesen, Xaver! Also haben wir des Zimmer anders vergeben. Wir sind voll bis unters Dach. Sogar unser eigenes Schlafzimmer und des Sofa im Wohnzimmer haben wir Stammgästen gegeben. Mußt wissen, wenn Sommerfest in Waldkogel ist, da kommen viele Stammgäste«, erklärte Meta.
Xaver füllte einen hohen Becher mit Malzkaffee und reichte ihn Luise.
»Aber wir haben da eine Idee! Du kannst oben auf der Berghütte übernachten. Unser Bub, der Toni, der bewirtschaftet die Berghütte. Da gibt es immer noch ein Plätzchen und wenn dafür ein Bursche auf einem Matratzenlager vor dem Kamin nächtigen muß. Da kannst aber erst morgen früh rauf. Heute abend ist es zu spät dazu. Außerdem ist Tanz auf der Festwiese. Da gehört so ein junges fesches Madl, wie du eines bist, hin.«
Luise Winkler lauschte nur mit halbem Ohr. In Gedanken war sie bei ihrem Rainer.
Was hat das alles zu bedeuten?
»Ich muß mit Rainer reden«, sagte Luise entschlossen.
Sie griff nach ihrem Handy und wählte. Augenblicke später schaltete sie es wieder aus.
»Der Teilnehmer ist nicht erreichbar! Sie können nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen!« wiederholte Luise die Nachricht.
Enttäuscht ließ sie ihr Handy sinken. Sie seufzte und trank einen Schluck Kaffee.
»Dann gehe ich selbst zu Rainer. Wo ist der Kallmeier Hof?«
Meta schüttelte energisch den Kopf.
»Naa, mein Madl! Des wirst net machen! Da hab’ ich eine andere Idee! Laß mich nur machen!«
Meta stand auf. Sie band sich die Schürze ab.
»Xaver, du paßt auf, daß des Madl keine Dummheit macht. Ich muß mal fort. Bin in zehn Minuten wieder da.«
»Wo gehst denn hin?«
»Ich hab’ jetzt keine Zeit für lange Erklärungen! Des wird schon!«
Meta blieb im Türrahmen stehen und schaute Luise in die Augen.
»Bist verliebt in den Rainer? Bist sein Madl, wie?«
Luise Winkler wurde rot.
»Ja, Rainer Kallmeier und ich – wir lieben uns! Deshalb verstehe ich das nicht.«
»Sei ganz unbesorgt, Madl! Des wird sich alles klären.« Meta Baumberger zog ihr Dreieckstuch enger um die Schultern und eilte davon.
*
Gerade als Meta das Haus verließ, hielt Toni mit seinem Geländewagen.
»Toni! Bub! Dich schickt der Himmel!« rief Meta mit einem Seufzer der Erleichterung.
»Mei, Mutter! Des klingt, als sei was geschehen.«
Anna stieg auf der anderen Seite aus dem Wagen.
»Grüß dich, Mutter Meta! Das ist ein hartes Stück Arbeit gewesen, deinen Bub zu übereden, daß wir zum Tanz gehen. Manchmal denke ich, er ist mehr mit seiner Berghütte verheiratet als mit mir«, lachte Anna.
»Ja, ja, Anna! Ich weiß. Schön, daß ihr euch einen vergnüglichen Abend auf dem Sommerfest machen wollt. Des tut passen! Auch noch aus einem anderen Grund. Drinnen gibt’s einen Gast. Luise Winkler ist der Name von dem Madl. Ein fesches Madl ist sie. Und so wie es ausschauen tut, ist sie des Herzensmadl vom Rainer Kallmeier. Aber die Luise kann den Rainer net erreichen. Sein Handy ist aus. Über des Festnetz auf dem Hof anzurufen, des ist auch net so gut. Aber des kann euch die Luise alles erklären. Jedenfalls wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr die Luise gleich mit zur Feier nehmen würdet. Ich schau’, daß jemand den Rainer informiert, ohne daß sein Vater davon was mitbekommt.«
Toni Baumberger rieb sich das Kinn.
»Des klingt ein wenig kompliziert, Mutter. Kannst des net näher erklären?«
Anna nahm ihren Toni bei der Hand.
»Komm, mein Schatz! Wir schauen mal nach der Luise. Siehst doch, daß es deine Mutter eilig hat.«
Meta warf Anna einen dankbaren Blick zu und eilte davon. Nach einigen Metern schrie sie auf und kam zurück.
»Alle Zimmer sind vermietet. Der Vater und ich schlafen heute nacht auf dem Heuboden. Ich hab’ euer Zimmer auch vergeben, Toni. Was machen wir denn da? Da müßt ihr auch auf dem Heuboden schlafen.«
»Des macht nix, Mutter! Ich hab’ mir schon so etwas gedacht. Mach dir keine Sorgen. Nach dem Tanz fahren wir rauf bis zur Oberländer Alm und nächtigen dort bei der Hilda und dem Wenzel. Wir haben des schon alles mit den beiden besprochen.«
»Des ist gut! Dann wünsche ich euch viel Freud’ heut abend und nehmt euch ein bisserl der Luise an.«
Meta eilte jetzt endgültig davon.
Toni und Anna gingen hinein. Xaver stellte Luise vor und erklärte in wenigen Worten, was sich zugetragen hatte.
»Mei, des ist ein Ding!« wunderte sich Toni und schüttelte den Kopf.
»Vater, bist dir wirklich sicher, daß des am Telefon Rainers Vater war, der des Zimmer wieder abbestellt hat?«
»Ja! Des sind wir! Deine Mutter und der Kallmeier Kurt, die sind ja zusammen in die Schule gegangen. Deine Mutter kennt ihn noch besser als ich. Sie hat es sofort bemerkt. Außerdem hat sie sich den Namen Lieselotte Winkler bestätigen lassen – von ihm. Ja, hat er gesagt, des sei der Name.«
»Dabei heißt sie doch Luise!« warf Anna ein. »Ganz schön raffiniert von Mutter Meta, des so zu machen!«
»Da kann was net stimmen auf dem Kallmeier Hof.« Toni rieb sich das Kinn. »Der Vater war schon immer sehr streng gewesen mit den Buben, dem Rainer und seinem jüngeren Bruder Wolfram. Aber des ist doch ein bisserl zuviel. Dazu kommt, daß des ganz schön dumm ist. Dem Kallmeier muß doch klar sein, daß er net verhindern kann, daß sich der Rainer und die Luise treffen.«
Anna legte den Arm um Luise. Sie hatte Mitleid.
»Des wird sich alles klären. Jetzt komm erst mal mit uns! Deinen Rainer, den wirst auch noch sehen, da bin ich mir sicher. Mutter Meta hat uns zwar nicht in ihren Plan eingeweiht. Aber die Meta ist eine Seele von Mensch. Du kannst dich auf sie verlassen. Dazu kommt, daß sie net leiden kann, wenn man sie anlügt. Daß der Kurt Kallmeier die Meta am Telefon zum Narren gehalten hat, des verzeiht sie ihm so schnell nicht.«
Luise stand auf. Sie schaute an sich herunter.
»Kann ich so gehen?«
Noch bevor Anna Luises Frage beantworten konnte, sagte Toni:
»Siehst fesch aus, Luise! Richtig fesch! Da kann ich nur hoffen, daß der Rainer bald kommt. Du wirst allen ledigen Burschen den Kopf verdrehen.«
Luise trug ein Sommerkleid