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Karin Bucha Classic 42 – Liebesroman. Karin BuchaЧитать онлайн книгу.

Karin Bucha Classic 42 – Liebesroman - Karin Bucha


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Karsten ist ein williger Gefangener. Er kennt weder Auflehnung noch Verstocktheit. Seinem Wesen haftet dagegen etwas Sinnendes, Grüblerisches an.

      Umschließen ihn die Wände seiner Zelle, dann starrt er stundenlang ins Leere. Auch in seinem Innern gähnt es vor Leere.

      Immer wieder sieht er einen hohen Baum vor sich. Butzenscheiben, durch die schräg das Sonnenlicht fällt und die Dame Justizia beleuchtet. Und dann sieht er die blonde Frau, wie sie dicht an ihm vorüber an diesen Tisch tritt und mit harter Stimme spricht. Eine Stimme, die ihm unendlich fremd war.

      Hat er erwartet, daß sie sprechen würde? Hat er nicht nur nach einem aufmunternden Blick aus diesen geliebten graugrünen Augen gehungert?

      Stundenlang zermartert er sich so den Kopf. Er fiebert innerlich, wenngleich er sich äußerlich gelassen gibt. Er fiebert auf ein Lebenszeichen von Marion.

      Er springt auf, wandert ruhelos hin und her.

      Marion liebt ihn! Marion verrät ihre Liebe nicht! Oder er müßte an der ganzen Welt zweifeln.

      Etwas ruhiger geworden, sinkt er wieder auf das harte Lager zurück und verfällt abermals in Grübeleien.

      So vergeht die Zeit. Tage reihen sich an Tage. Er verbringt sie in völliger Einsamkeit und Verlassenheit. Die Kälte um ihn und diese entsetzliche Leere wird immer größer.

      Er ist innerlich wie abgestorben, und es überrascht ihn gar nicht, daß er eines Tages zum Anstaltsleiter gerufen wird und dieser ihm eröffnet, daß der Rest der Strafe bei Bewährung ausgesetzt wird.

      Jetzt atmet er wieder die Freiheit! Er ist wie benommen. Er trägt wieder Zivilkleidung und glaubt damit einen neuen Menschen übergestreift zu haben. Er geht im Strome der Passanten und fällt nicht auf. Oder doch?

      Scheu blickt er sich um. Unsinn! Er sieht Gespenster. Er hat auch etwas Geld in der Tasche. Schnell winkt er sich eine Taxe herbei und nennt die Pension Bothe.

      Zu Marion! ist sein einziger Gedanke.

      Das Mädchen sieht erschrocken zu dem hochgewachsenen Mann auf.

      »Der Herr Karsten«, kreischt sie und stürzt davon. Langsam folgt Karsten, unangenehm berührt. Am liebsten möchte er kehrtmachen. Aber es ist bereits zu spät. Ein weiter Morgenmantel wedelt um die Ecke des Flurs und drin steckt Milli Bothe

      »Nein, ist das eine Überraschung, lieber Herr Karsten. Und Sie kommen zuerst zu mir? Wie mich das freut? Ist denn die Zeit…«

      Sie verstummt und legt den Finger auf den Mund. »Verzeihen Sie, Herr Karsten. Ich wollte Sie nicht daran erinnern.«

      Sie bemerkt, daß er noch immer steht. »So setzen Sie sich doch. Bitte, lieber Herr Karsten –«

      »Eigentlich wollte ich zu Marion«, fällt er ihr leise ins Wort.

      »Zu Marion, natürlich!« Verlegen zerrt sie an den Enden ihres Gürtels. Sie weicht diesen hellen tiefliegenden Augen aus.

      »Die Marion – sie ist nicht hier –«, stottert sie und sucht krampfhaft nach Worten, die nicht weh tun sollen.

      »Ist sie ausgezogen?«

      »Sie ist fort – abgereist –!«

      Er starrt sie betroffen an. »Wann?«

      Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Gleich nach der Verhandlung. Hals über Kopf ging alles. Ich hätte sie auch keinen Tag länger beherbergt –«

      Sein Gesicht wird verschlossen.

      »Aber warum denn?« fragt er gequält.

      »Warum?« Sie tritt nahe zu ihm heran und senkt ihre Stimme etwas. »Weil es eine niederträchtige Person ist, die Ihre Liebe verraten hat.«

      »Sie sind verrückt«, stößt er grimmig hervor.

      »Und Sie sind ein verdammter Narr, Herr Karsten.« Sie schreit es ihm förmlich entgegen, weil sie ihn aus einer Ahnungslosigkeit herausreißen möchte. »Ein blind verliebter Narr, der nicht gemerkt hat, wie er betrogen wurde.«

      Hart umspannt er ihr Handgelenk. »Frau Bothe, Sie sprechen von meiner Verlobten. Sie waren immer sehr liebenswürdig zu mir. Bitte, machen Sie das Maß Ihrer Güte voll und sagen Sie mir, wo ich Marion finden kann. Ich will Ihre Worte vergessen.«

      »Sie sollen sie aber nicht vergessen, Ulrich Karsten«, keucht sie und reißt ihre Hand aus seiner Umklammerung. »Ja, ich war nett zu Ihnen und auch zu Marion. Aber nur Ihretwegen, denn ich habe sie vom ersten Augenblick durchschaut, die Frau, die Ihre Verlobte war. Ich sage w a r, denn sie ist davongelaufen und hat Sie verraten. Sie hat sich auch im Gerichtssaal grausam benommen. Das ist es, was mich so gegen sie aufgebracht hat. Sie haben mir schon lange leid getan.«

      Ihre Stimme wird weich, wie eine mütterliche Liebkosung. »Herr Karsten«, spricht sie hastig weiter, und sie schiebt ihm einen Sessel zu, da sie bemerkt, daß er sich kaum auf den Beinen halten kann. »Bitte, setzen Sie sich. Ist Ihnen nicht gut? Warten Sie, ich hole Ihnen eine Stärkung.«

      Sie wirbelt zur Tür hinaus und kehrt mit der Flasche und einem Glas zurück.

      Sie gießt die goldgelbe Flüssigkeit ein und reicht es ihm. Wie im Traum greift er zu. »Trinken Sie«, ermuntert sie ihn.

      »Sehen Sie, Herr Karsten. Ich brauche den Kontakt mit dem Leben, mit der Jugend. Aber ich habe in Menschengesichtern lesen gelernt. Sie haben einen Teufel in Engelshülle geliebt. Das muß ich Ihnen einmal sa­-gen –«

      »Frau Bothe!« stöhnt Karsten auf. Ihm ist, als würde der Boden unter seinen Füßen hinweggerissen und er stürze in eine grundlose Tiefe.

      »Lassen Sie mich aussprechen«, bittet sie leise. »Nehmen Sie meinen Rat an, er kommt aus einem selbstlosen Herzen. Lassen Sie diese Person laufen. Beginnen Sie ein neues Leben. Sie haben das Zeug dazu. Sie dürfen nicht an dieser Frau zugrunde gehen, denn sie ist schlecht, abgrundschlecht. Ich weiß, daß es für Sie eine große Enttäuschung ist. Aber ich habe mir vorgenommen, Ihnen die Augen zu öffnen, und das tue ich hiermit. Wenngleich ich Ihnen weh tun muß. Marion Wendland hatte noch mehr Liebhaber – außer Ihnen!«

      Ulrich Karsten ist wie zerbrochen. Er spürt die tiefe Wahrheit aus Milli Bothes Worten. Wie ein Blatt im Winde, hin und her geweht kommt er sich vor, ohne Halt, ohne die Sicherheit, die die Liebe, die treue, opferbereite Liebe einer Frau zu geben vermag.

      »Mein Gott!« Wieder dieses aus dem Herzen kommende, qualvolle Stöhnen. Jetzt weiß er es mit Bestimmtheit. Er hat es während seiner Haft geahnt. Aber jetzt hat er Gewißheit. Sie ist grausam, vernichtend, zu Boden drückend.

      Marion! ruft sein Herz, Marion, warum hast du mich verraten?

      Er erhebt sich, taumelt, und sofort steht Milli Bothe neben ihm. »Bleiben Sie heute hier, Herr Karsten, bitte. Gehen Sie nicht in dieser Verfassung fort.«

      »Danke, vielen Dank.« Sein Mund verzieht sich schmerzlich. Sie weiß nicht, meint er es ehrlich oder ist es Ironie. Sie weiß nur, daß er ihr unendlich leid tut. Er nimmt ihre Hand, drückt sie und geht zur Tür. »Ich muß mich um mein Zimmer kümmern.«

      Wieder steht sie neben ihm. »Ihr Zimmer ist längst weitervergeben, Herr Karsten. Ihre Sachen liegen bei mir –«

      »Ach so«, sagt er und macht eine mutlose Handbewegung. Trotzdem muß er hinaus. Die Decke will ihm auf den Kopf fallen. Die Wände erdrücken ihn. Er braucht Luft, frische Luft.

      *

      Karsten betritt den Kassenraum der Deutschen Bank. Mit unsicheren Schritten steuert er hinüber zu dem bekannten Schalter. Der Beamte sieht von seinen gebündelten Scheinen auf, erkennt ihn, und auch hier hört Karsten ein erschrecktes:

      »Sie, Herr Karsten?«

      »Ich wollte mich nur einmal über den Stand meines Kontos erkundigen«, sagt er, sich zur Ruhe zwingend.

      »Natürlich, selbstverständlich«, ereifert der Mann sich und holt die Unterlagen herbei. Eifrig erklärt


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