Mami Classic 42 – Familienroman. Annette MansdorfЧитать онлайн книгу.
klappte es letztendlich doch immer.
Als Katinka eintraf, umarmte Susanne sie vergnügt.
»Du hättest heute deine wahre Freude an mir gehabt, Kati. Ich habe einen Kunden, der ein richtiges Ekelpaket ist, abfahren lassen und trotzdem noch den Sieg davongetragen.«
»Das tust du doch immer!«
»Na, so sehe ich das nicht. Aber diesmal hätte ich nicht geglaubt, daß es klappt. Er wollte mich um meine sauer verdiente Provision bringen.«
»Arme Susanne. Aber es ist ihm nicht gelungen, und das ist doch die Hauptsache. Und was hast du dir Schönes gekauft?«
»Gar nichts! Ich lerne nämlich auch dazu. Noch hat er nicht unterschrieben.«
»Wirst du jetzt vernünftig? Dann bist du nicht mehr ›du‹.«
»Ich dachte, du lobst mich jetzt!«
Katinka lachte. Sie mochte die Spontanität ihrer Freundin, die ihre noch bei weitem übertraf. Aber Susanne konnte sich das auch eher leisten. Erstens verdiente sie mehr, und zweitens mußte sie nicht bedenken, welche Auswirkungen das auf Kinder haben könnte. Sie lebte ja allein.
»Ich mag dich, egal, was du tust.«
»Bist du sicher? Ich habe nämlich etwas vor mit dir.«
»Was denn?« fragte Katinka etwas mißtrauisch.
»Laß uns mal ein bißchen im Computer herumsurfen. Das macht Spaß.«
»O nein, bitte nicht. Ich sitze schon den ganzen Tag vor so einem Ding.«
»Aber du redest nicht mit anderen dabei. Ehrlich, schau es dir doch mal an.«
Susanne war nicht davon abzuhalten. Sie ging abends oft »online« und unterhielt sich mit völlig Unbekannten, die wahrscheinlich das Blaue vom Himmel herunterlogen. Einmal hatte sie sich sogar mit einem Geschäftspartner getroffen, der sich als groß, breitschultrig und im besten Alter bezeichnet hatte. Von Beruf wäre er Jurist, hatte er Susanne erzählt. Katinka war sicher gewesen, daß diese Begegnung ihre Freundin geheilt hätte. Er entpuppte sich nämlich als ziemlich verschrumpelt, war eher klein und arbeitete in einer Anwaltskanzlei als Bote. Na ja… Männer neigten bekanntermaßen ein wenig zur Selbstüberschätzung.
Doch Susanne saß bereits vor ihrem Computer, verkabelte ihn mit dem Telefon und drückte wild irgendwelche Knöpfe. Katinka trank einen Schluck Wein und harrte der Dinge, die nun kommen sollten.
»Wir gehen ins Gesundheitsforum. Oder zu den Grufties?«
»Lieber zu den Grufties. Ab dreißig gehört man heute doch schon dazu.«
»Dein Selbstbewußtsein ist phänomenal.«
»Ich bin nur ehrlich.«
»Das mußt du hier nicht sein. Du kannst behaupten, du siehst aus wie Madonna.«
»Wo liegt dann der Sinn? Ich dachte, man will sich kennenlernen und miteinander reden?«
»Warte ab. Du wirst gleich sehen. Es sind immer eine Menge Typen dabei, die nur ›Blablabla‹ reden.«
»Und dafür gibst du Geld aus, um dir das anzuhören? Dann schalt doch eine politische Diskussion im Fernsehen an! Da siehst du die Leute wenigstens.«
»Aber ich kann mich nicht einmischen«, triumphierte Susanne, und dagegen konnte Katinka nichts sagen.
»Warte mal, hier…, ich schau mir mal eben das Profil an…«
Wieder führte sie die Computer-Maus herum und drückte mehrmals. Katinka schaute ihr inzwischen neugierig über die Schulter.
»Klingt nicht schlecht. Sogar sein Alter gibt er an. 32, Beruf selbständig, Hobbys Lesen und Sport und weitere. Männlich, unverheiratet.«
»Das glaubst du? Du hast doch selbst gesagt, daß man dort alles eintragen kann. Vielleicht ist er Klomann und achtundsechzig.«
Susanne drehte sich kurz um und sah Katinka streng an.
»Hast du etwa Vorurteile?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ob ich ein Rendezvous mit ihm haben will, ist eine andere Frage.«
»Aha, erwischt! Wer redet denn von Rendezvous? Ich wollte nur, daß wir ein bißchen talken.«
Katinka wurde rot. Wie kam sie nur darauf, daß sie zwangsläufig ein Rendezvous haben würde, wenn sie Susannes Spiel mitmachte? Hatte sie etwa doch Bedarf? Am Freitag, im Theater und beim anschließenden Glas Wein, hatte sie sich doch bestens mit Markus verstanden. Sollte das nicht genügen?
»Was geht in deinem Kopf vor?«
Katinka setzte ein Pokergesicht auf, aber Susanne kannte sie zu gut.
»Mich täuschst du nicht. Dieser Markus ist nichts für dich. Soll er erst mal geschieden sein! Vielleicht erzählt er dir nur, daß seine Frau und er getrennt sind, und in Wirklichkeit stimmt das gar nicht…«
»Susanne, jetzt hör aber auf!«
»Schon gut. Also, schicke diesem Unbekannten jetzt ein Telegramm von uns. Mal sehen, ob er mit uns redet.«
»Ein Telegramm? Aber du hast doch keine Anschrift.«
Susanne lachte, tippte hier und dort, und schon hatte sie ein Telegramm-Formular auf dem Bildschirm ihres Computers.
»Er hat den Code-Namen Danvo. Mal sehen, ob wir herausfinden, wer sich dahinter verbirgt.«
Katinka war jetzt gegen ihren Willen doch fasziniert. Schon hatte Susanne das Telegramm durch einen Maus-Klick abgeschickt. Den Text hatte Katinka gar nicht so schnell lesen können.
Es dauerte einen Moment, dann kam ein Telegramm zurück. Von Danvo.
»Hallo, Susa. Rede gern mit euch. Worüber?«
Susanne drehte sich mit breitem Lächeln um.
»Siehst du? Jetzt kannst du ihn alles mögliche fragen.«
»Aber ich will doch gar nicht…«
»Nun sei nicht so schüchtern. Was wollen wir wissen?«
»Frag ihn doch nach seinen weiteren Hobbys.«
»Das ist doch langweilig. Ich werde erst mal fragen, was er online macht. Ob er es beruflich braucht.«
Schon drückte sie wieder blitzschnell auf die Tastatur. Die Antwort kam umgehend.
»Ja, brauche ich beruflich. Aber es macht auch Spaß, mit euch zu sprechen. Was macht ihr denn so?«
»Nun sag doch auch mal etwas.«
Katinka fiel partout nichts ein. Dabei war sie sonst wirklich nicht auf den Mund gefallen.
Susanne begann eine Antwort zu tippen. Sie outete sich, indem sie erzählte, daß sie Maklerin sei und ihre Freundin das erste Mal vor so einem Talk säße und wie paralysiert auf den Bildschirm starrte. Bevor Katinka verhindern konnte, daß sie dieses verräterische Telegramm abschickte, war es schon geschehen.
»Also, wirklich, Susanne. Er wird mich für einfältig halten!«
»Das kann dir doch egal sein. Du willst ihn ja sowieso nicht kennenlernen«, neckte Susanne sie, während sie gespannt auf die Antwort wartete.
Es ging noch eine Weile so hin und her, dann verabschiedete sich Danvo, weil er wieder an die Arbeit müsse. Er teilte Susanne noch mit, daß er sie in seine »Buddy-Liste« aufgenommen habe und sich wieder melden würde.
Susanne schaltete den Computer hochzufrieden ab.
»Was ist das? Eine Buddy-Liste?«
»Da trägt man die Gesprächspartner ein, die man wieder treffen möchte. Das habe ich auch eben gemacht. Wenn ich jetzt wieder online gehe, kann ich sofort sehen, ob ›Danvo‹ auch im Netz ist und auch wo und ihn anklicken.«
»Das ist irgendwie doch faszinierend«, mußte