Mami Classic 42 – Familienroman. Annette MansdorfЧитать онлайн книгу.
sein Liebesleben sprechen wir nicht, falls du das meinst.«
»Katinka, verzeih mir«, bat er mit übertrieben schuldbewußtem Gesicht.«
»Schon gut. Laß mich das hier noch fertigschreiben. Ich muß das vom Tisch bekommen.«
»Wollen wir noch etwas zusammen trinken?«
»Nein, heute nicht. Julia ist krank. Ich möchte zum Abendessen dort sein.«
»Ach so. Verstehe. Schlimm?«
»Halsentzündung und etwas Fieber. Es geht ihr schon wieder ganz gut.«
»Du hast das alles gut im Griff.«
»Muß ich doch, oder? Wie sollte ich sonst arbeiten gehen.«
»Du könntest beispielsweise wieder heiraten und zu Hause bleiben.«
Sie hielt die Luft an. Würde er sich jetzt gleich als Ehemann anbieten? Und was sollte sie dazu sagen?
»Ich glaube nicht, daß ich das wollte. Meine Arbeit macht mir Spaß. Jedenfalls bisher«, fügte sie hinzu und warf einen bezeichnenden Blick auf den sauber aufgeräumten Schreibtisch ihrer Kollegin.
»Katinka, du mußt nicht so streng sein. Mir sind auch die Hände gebunden.«
»Ich hasse so etwas. Nur weil der Chef sie kennt, muß doch nicht jeder nach ihrer Pfeife tanzen!«
»Sicher nicht, aber wir sollten uns bemühen, Frieden zu halten.«
»Dazu bin ich bereit. Aber sie tanzt schon hart an der Grenze herum.«
Dieses Thema war ihm offenbar zu heiß, er verschwand wieder in seinem Büro. Katinka beendete ihre Arbeit und fuhr um sechs Uhr nach Hause.
Julia lag auf dem Sofa. Ihre Wangen schimmerten rosig, die Augen waren schon wieder klar. Janosch fiel seiner Mutter um den Hals, um Julia zuvorzukommen. Zwischen den beiden herrschte manchmal eine erbitterte Rivalität, wohingegen sie sich einig waren, wenn es gegen Katinka ging.
»Mama! Wir haben heute in der Schule neue Buchstaben gelernt. Soll ich dir mal zeigen?«
»Natürlich, mein Schatz. Laß mich nur erst die Julia und den Opa begrüßen und mich umziehen, ja?«
»Na gut…«, murrte er und gab sich geschlagen.
Julia bestätigte, daß es schon wieder viel besser war. Morgen wollte sie wieder in die Schule gehen und ebenfalls neue Buchstaben lernen.
»Morgen bleibst du noch zu Hause, Mäuschen. Du kannst die neuen Buchstaben von Janosch abschreiben und mit dem Opa üben.«
»Das haben wir heute schon gemacht«, bestätigte ihr Vater.
»Und was habt ihr noch so angestellt?«
»Opa hat uns erklärt, was eine Fangschaltung ist«, erzählte Janosch unbefangen.
Von seinen Freunden wurde er immer sehr bewundert, weil er soviel ungewöhnliche Ausdrücke kannte und sogar erklären konnte, was das war – jedenfalls meistens.
»Also wirklich, Papa«, protestierte Katinka, mußte dabei aber lachen.
»Man kann heute gar nicht genug lernen, Kind. Und in dem Alter geht das ja noch ganz spielerisch. Die beiden haben es sofort verstanden, wohingegen unsere Bürschchen von der Polizeischule damit manchmal Mühe hatten.«
Er blinzelte den Zwillingen zu.
»Na gut, dann könnt ihr hier ja so etwas installieren, falls es nötig sein sollte. Wie beruhigend. Ich ziehe mich eben um, und dann mache ich das Abendessen.«
»Steht schon im Backofen. Ich habe uns eine Lasagne gemacht. Nur mit Gemüse gefüllt.«
»Oh, Papa, wie kann ich das nur gutmachen? Du bist wirklich einsame Spitze. Schade, daß du mein Vater bist, sonst würde ich dich glatt um deine Hand bitten.«
Er lachte. Kochen war eines seiner Lieblingshobbys, neben den Krawatten und den kriminalistischen Kniffen, die er seinen Enkelkindern beibrachte. Und weil er sehr gründlich war mit allem, was er tat, hatte er mehrere Kochkurse absolviert. Katinka kochte auch nicht schlecht, aber an ihn reichte sie nicht heran.
»Soll ich dir einen Mann wie mich suchen?«
»Nein, nein, so war das nicht gemeint. Außerdem glaube ich nicht, daß es so ein Exemplar wie dich noch einmal gibt«, wehrte Katinka schnell ab.
Sie zog sich um und ging dann in die Küche hinüber, um den Tisch zu decken. Janosch schleppte seinen Schulranzen heran und ließ sie seine Buchstaben bewundern. Julia sang mit dem Sandmännchen im Fernsehen, und ihr Vater brummte die Melodie mit. Es war ein richtig harmonischer Familienabend, der Katinka den Ärger über ihre Kollegin vergessen ließ.
*
Susanne von Bordin hatte auch Ärger, aber bei ihr war der Anlaß ein Mann. Er meinte, nur weil er gut aussah und nicht gerade unvermögend war, müsse sie so beeindruckt sein, daß sie auf einen Teil ihrer Maklerprovision verzichtete.
»Aber meine Liebe, wir können uns doch sicher entgegenkommen. Wir regeln das bei einem schönen Essen.«
»Tut mir leid, aber ich habe noch reichlich zu tun, Herr Malzahn. Sie kannten die Konditionen. Bis morgen früh haben Sie Zeit, sich das Angebot zu überlegen. Dann zeige ich das Objekt dem nächsten Kunden.«
Es handelte sich um ein großes Büro in sehr schöner Lage. Susanne wußte, daß sie nicht zu arrogant auftreten durfte, denn jeder konnte sich dieses Büro nicht leisten. Sie wollte nicht auf diesem Objekt sitzenbleiben. Aber andererseits war sie auch nicht bereit, sich von einem solchen Macho drängen zu lassen.
»Sie sind aber unerbittlich, was? Eine so schöne Frau…«
»Das hat damit nun aber gar nichts zu tun, nicht wahr? Oder wickeln Sie Ihre Exportgeschäfte auf diese Weise ab?«
»Das ist ja wohl etwas anderes, Frau von Bordin!«
Jetzt war sie ihm auf die Füße getreten. Na wunderbar, diesen Kunden konnte sie abschreiben. Dann sollte sie aber auch nicht noch mehr Zeit verschwenden.
»Ich muß jetzt gehen, Herr Malzahn. Ich erwarte Ihren Bescheid.«
»Kann ich Sie auch im Internet erreichen?« wollte er wissen. Sein Blick wurde arrogant.
»Selbstverständlich. Sie finden meine Nummer auf der Visitenkarte in den Unterlagen.«
Über sein leicht enttäuschtes Gesicht mußte Susanne fast lachen. Sie konnte es sich gerade noch verkneifen. Hatte er vielleicht geglaubt, sie wickele ihre Büroarbeit mit einer alten Reisemaschine ab?
Er verließ das Büro, Susanne ging hinterher und strich in Gedanken diesen Kunden von ihrer Liste. Na ja, macht nichts. Es käme bestimmt ein anderer – irgendwann.
Ihre Uhr zeigte ihr, daß es bereits halb sieben war. Um Viertel nach wollte Katinka kommen. Sie mußte auf dem Nachhauseweg noch schnell Pizzas besorgen. Rotwein war im Haus.
Susanne freute sich auf den gemütlichen Klönabend mit ihrer besten Freundin. Katinka und sie kannten sich noch vom Gymnasium, und ihre Freundschaft war nie gefährdet gewesen, auch wenn sie sich fast zwei Jahre nicht gesehen hatten, weil Susanne im Ausland lebte. Jetzt, da sie die Maklerfirma ihres Vaters übernommen hatte, trafen sie sich regelmäßig.
»Also gut. Ich nehme es«, sagte Herr Malzahn überraschend und reichte ihr die Hand.
Es lag fast so etwas wie Anerkennung in seinem Blick, auf die Susanne in diesem Fall auch gern verzichtet hätte, weil er sie richtig nervte.
»In Ordnung. Dann schicke ich den Vertrag morgen los.«
»Sie können ihn mir faxen.«
»Wie Sie wünschen.«
Jetzt könnte sie sich zur Belohnung eigentlich das traumhaft schöne Kostüm kaufen, das sie im Einkaufszentrum gesehen hatte…
Halt,