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Butler Parker 174 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 174 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sie.

      Josuah Parker langte nach einer lederumspannten Taschenflasche, die sich in einer der Innentaschen seines schwarzen Zweireihers befand, schraubte den ovalen Verschluß ab und füllte ihn mit Kognak.

      »Sehr aufmerksam, Mister Parker«, kommentierte Lady Agatha diesen Vorgang und griff nach dem kleinen Trinkbecher. Dann kippte sie mit Routine den Kognak hinunter und nickte wohlwollend.

      Parker ließ sich auch jetzt nicht aus der Ruhe bringen.

      »Darf man davon ausgehen, daß Myladys Kreislauf damit nachdrücklich gestärkt wurde?« erkundigte er sich und füllte den ovalen Becherverschluß erneut. Dann aber, bevor die ältere Dame ihren Kreislauf erneut stützen konnte, beugte der Butler sich zu der Frau hinunter und flößte ihr behutsam den Kognak ein.

      Sie reagierte kurz darauf, öffnete einen Moment die Augen und hüstelte dann.

      »Sie befinden sich in Sicherheit, Madam«, sagte Josuah Parker eindringlich und höflich zugleich, »darf man fragen, ob Sie sich allein im Wagen befanden?«

      »Allein«, bestätigte sie hüstelnd.

      »Sie kamen vom Weg ab, wenn man es so ausdrücken darf?«

      »Ein Reifen platzte«, murmelte sie und wurde wieder ohnmächtig.

      »Falls Mylady erlauben, wird meine Wenigkeit sich um den Schützen kümmern«, schickte Parker voraus. Bevor sie diese Erlaubnis erteilte, verschwand der Butler in den dunklen Rauchschwaden. Das Feuer war bereits erheblich in sich zusammengesunken, aber immer noch ausreichend genug, um die Straße zu beleuchten.

      Parker machte oberhalb der feuchten Wiese bereits die ersten Fahrzeuge aus, die gehalten hatten. Hilfsbereite und vielleicht auch nur neugierige Autoinsassen eilten auf das brennende Wrack zu. Parker machte einen Bogen um eine besonders fette Rauchwolke und stolperte erneut.

      Diesmal war das Hindernis nicht ein Mensch, sondern eine dunkelrote Schultertasche, die in einer Wasserlache lag. Parker bückte sich, hob die Tasche auf und ließ sie, als die fette Rauchwolke die Richtung änderte, unter dem schwarzen Zweireiher verschwinden. Er tat dies aus reinem Instinkt heraus. Erst danach schaltete sich sein scharfer Verstand ein. In dieser Tasche, die sicher der Fahrerin des brennenden Wagens gehörte, mußten sich zumindest ihre Papiere befinden.

      Parker ging zurück zu seinem hochbeinigen Wagen und öffnete die hintere Tür. Zusammen mit seiner Herrin bugsierte er die Verunglückte auf den Hintersitz des Wagens und wartete dann, bis die Lady auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis das ehemalige Taxi sich hinauf zur Straße bewegte. Sobald die Reifen wieder festen Asphalt spürten, schaltete Parker hoch und verließ die Unglücksstelle. Es kam ihm darauf, an, die Frau so schnell wie möglich zu einem Arzt zu schaffen. Äußerliche Verletzung gravierender Art hatte er zwar nicht feststellen können, doch die Frau konnte durchaus innere Verletzungen davongetragen haben.

      »Was sage ich zu diesen beiden Schüssen, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson.

      »Mylady machen sich mit Sicherheit Gedanken.«

      »Das will ich meinen, Mister Parker.« Ihre Stimme klang durchaus erfreut. »Man ist also wieder mal auf meinen Spuren und will mich umbringen. Ich bin für die Unterwelt einfach zu gefährlich geworden.«

      »Die beiden Schüsse könnten auch der Verunfallten gegolten haben, Mylady.«

      »Unsinn, Mister Parker«, gab die ältere Dame umgehend zurück, »Sie wollen mich wieder mal nur beruhigen. Warum sollte man auf die junge Frau geschossen haben?«

      »Eine Frage, Mylady, die es zu klären gilt.«

      »Befand sie sich etwa auf der Flucht, als sie mich überholte?«

      »Eine Möglichkeit, die keineswegs auszuschließen ist, Mylady.«

      »Auch dann werde ich mich einschalten, Mister Parker«, meinte sie streng, »ungestraft schießt man nicht auf eine Lady Simpson! Und noch weniger dulde ich es, daß man eine Frau dazu bringt, mich derart sträflich zu überholen. Sie dürften mir bei Gelegenheit Vorschläge machen, wo ich den Hebel ansetzen könnte, ich lasse Ihnen da völlig freie Hand. Sie haben mein volles Vertrauen.«

      *

      Josuah Parker befand sich in der Eingangshalle des Hospitals und wartete auf das Ergebnis der Untersuchung. Er hatte die verunglückte Frau vor etwa zehn Minuten abgeliefert und Lady Simpson in ein Schwesternzimmer geleitet, wo sie mit einem Imbiß und Tee bewirtet wurde.

      Natürlich hatte Parker die Schultertasche noch im Besitz und war gerade dabei, deren Inhalt zu sichten. Sie enthielt tatsächlich die üblichen Fahrzeugpapiere, den Führerschein und einige Fotos, die er in einem Briefumschlag entdeckte.

      Und diese Fotos hatten es in sich ...

      Sie zeigten eine Frau, deren Kleidung mehr als spärlich war. Sie lag auf einer breiten Bettcouch, war nicht gerade allein und trank aus einem Sektglas. Es handelte sich um insgesamt sechs Fotos, die gestochen scharf waren und stets ein anderes, aber ähnliches Motiv darstellten. Parker hatte sofort den Eindruck, daß die Bilder heimlich aufgenommen wurden. Er prägte sich das Interieur des Zimmers genau ein, um es jederzeit wieder aus seinem Gedächtnis abrufen zu können.

      Die Papiere aus der Umhängetasche lauteten auf den Namen Hazel Swinton, wohnhaft in London, im Stadtteil Pimlico. Sie war fünfunddreißig Jahre alt und unverheiratet.

      Parker, der sich in Gedanken noch mal mit den Fotos befaßte, wurde abgelenkt. Die Tür zur Vorhalle des Hospitals wurde aufgedrückt. Ein untersetzter Mann, der zu Jeans einen Parka trug, trat ein und gab sich sehr selbstsicher. Er steuerte auf die Glasloge zu, in der eine Schwester Nachtdienst machte. Wonach dieser Mann fragte, konnte Josuah Parker zwar nicht verstehen, doch er wußte sofort, daß der Mann wegen der verunglückten Autofahrerin gekommen war.

      Der Mann, er mochte dreißig sein, schien sich übrigens auch nach ihm, Josuah Parker, erkundigt zu haben. Der Untersetzte wandte sich um, entdeckte Parker und steuerte sofort auf ihn zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Butler bereits die Umhängetasche in einen nahen Papierkorb geschoben und mit einer alten Zeitung abgedeckt, die er von einem Glastisch genommen hatte.

      »Haben Sie die Autofahrerin ins Hospital gebracht?« fragte der Mann barsch. Er hatte ein oval geschnittenes Gesicht, einen schmalen Mund und harte Augen.

      »Sie nehmen Interesse an dem bedauerlichen Vorfall?« stellte Parker in seiner höflichen Art die Gegenfrage.

      »Ich bin ein Verwandter«, kam es glatt über die Lippen des Untersetzten. »Sie sollen die Tasche meiner Schwester gefunden haben?«

      »Dies entspricht durchaus den Tatsachen«, erwiderte Parker, »sie wurde von meiner Wenigkeit dort drüben im Warteraum abgelegt.«

      »Meine Wenigkeit?« Der Untersetzte grinste spöttisch. »Wie reden denn Sie, Mann?«

      »Ich habe die Ehre und den unbestreitbaren Vorzug, der Butler Lady Simpson sein zu dürfen«, erklärte Josuah Parker gemessen, »meine Ausdrucksweise entspricht meiner Stellung, wenn ich mal so sagen darf.«

      »Ihr Bier«, gab der Untersetzte zurück und setzte sich in Bewegung, »da die Tür?«

      »Falls es genehm ist, könnte man Sie begleiten.«

      »Das schaff ich schon allein.«

      »Sie möchten nicht in Erfahrung bringen, was Ihre bedauernswerte Frau Schwester noch vor Ihrer Untersuchung zu sagen beliebte?«

      »Natürlich muß ich das wissen. Ich glaube, sie ist von der Straße weggedrückt worden. Okay, kommen Sie mit, Mann!«

      Der Untersetzte hatte den Köder willig angenommen.

      Butler Parker erhob sich und schritt gemessen voraus. Als er die bezeichnete Tür erreichte, trat er zur Seite, öffnete dabei aber die Tür. Der Mann ging auf diese Höflichkeit ein und betrat den Raum hinter der Tür. Erst dann merkte er, daß er von Josuah Parker in einen Waschraum dirigiert worden war.

      Der Mann drehte sich wütend um


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