Der exzellente Butler Parker 19 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Dame sprühte nahezu vor Glückseligkeit in Anbetracht des zu erwartenden Gewinns. »Jeder kann sich irren, Mister Parker, sogar mir ist das schon passiert!« lächelte sie und korrigierte sich gleich darauf: »Wenn auch sehr selten, Mister Parker, eigentlich so gut wie gar nicht...«
»Sind Sie die glückliche Gewinnerin?« erkundigte sich in diesem Augenblick ein bullig aussehender junger Mann um die dreißig, der aus einer Seitentür gekommen war und nun neben dem Tisch der Lady stand. »Der Boß sagt, ich soll Sie zu ihm bringen.«
Der Kompakte steckte in einem dunkelblauen Nadelstreifenanzug, in dem er eher verkleidet als gut angezogen wirkte. Man sah ihm den Schläger nur zu deutlich an. An diesem Eindruck änderten auch sein etwas verkrampft wirkendes Lächeln und die weiße Nelke im Knopfloch nichts.
Parkers geschultem Blick entging auch keinesfalls die Handfeuerwaffe, die der Mann unter der linken Achsel trug.
Hinter dem Kompakten stand ein zweiter Mann ähnlichen Kalibers, der sich in einen grauen, genauso unpassend wirkenden Anzug gezwängt hatte und beim Grinsen eine beachtliche Zahnlücke präsentierte.
»Hat Ihr Chef mein Geld schon bereitgelegt?« erkundigte sich Agatha Simpson besorgt, während sie sich erhob und zur Tür steuerte, durch die die beiden »Gentlemen« gekommen waren. »Ich hoffe, ich kann es sofort entgegennehmen.«
»Aber klar, Lady, der Boß weiß doch, was er einem guten Kunden schuldig ist.«
Der Mann im Nadelstreifenanzug wollte die Tür hinter sich zuwerfen, als Parker sich diskret hinter ihm in den Gang schob und ihm höflich zunickte.
»He, was wollen Sie denn?« blaffte der Mann und musterte den Butler ärgerlich. »Sie hat niemand eingeladen, wir sind auf dem Weg zu ’ner ganz privaten Party.«
»Selbstverständlich wird Mister Parker mich begleiten«, meldete sich Lady Agatha zu Wort und sah die beiden »Gentlemen« lächelnd an. »Mister Parker ist da, wo ich auch bin, aber das können Sie ja nicht wissen, meine Herren!«
*
»Sie scheinen ja nicht schlecht von Ihren Wettern zu leben«, kommentierte Lady Agatha das luxuriöse Büro, in dem Mahagoni und Leder dominierten und den Eindruck äußerster Gediegenheit vermittelten.
»Man kann davon leben«, bestätigte der Mann hinter dem riesigen Schreibtisch und erhob sich, um seinerseits der Lady neugierig entgegenzusehen. Der Hausherr war ein kleiner, untersetzter Mann um die fünfzig, der auch an der eigenen Person seinen Wohlstand zur Schau stellte.
Eine nicht eben kleine, rosig schimmernde Perle steckte an seinem Revers und leuchtete dem Betrachter förmlich entgegen. Die korrekt etwas aus den Ärmeln hervorstehenden Manschetten wurden von riesigen, zu Manschettenknöpfen umgearbeiteten Rubinen zusammengehalten, und an seinen Fingern prangten diverse auffällige Ringe. Der ganze Mann war eine einzige Demonstration von Geschmacklosigkeit und hemmungsloser Prunksucht.
»Ihre Kunden verlieren wohl in der Regel«, fuhr die passionierte Detektivin munter fort und betrachtete den aufgeblasenen Geck hinter dem polierten Riesenschreibtisch. »Aber ab und zu geraten natürlich auch Sie an den Falschen, mein Lieber. Ich jedenfalls habe eine erkleckliche Summe gewonnen und freue mich, daß Sie sich als anständiger Verlierer zeigen und mir mein Geld persönlich aushändigen wollen.«
»Darf ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten lassen?« erkundigte sich der Hausherr mit erstaunlich hoher Fistelstimme, die gar nicht so recht zu dem gedrungenen Körper passen wollte. »Ein ausgezeichneter Tropfen, den ich für mich ganz persönlich in Frankreich keltern lasse.«
»Kein schlechter Gedanke.« Agatha Simpson nickte ihm freundlich zu und nahm sich ihr Glas von einem Silbertablett, das ihr einer von den beiden Männern, die sie hergebracht hatten, entgegenhielt.
»Eigentlich mache ich mir ja nichts aus Alkohol«, fuhr sie fort und nippte an dem wirklich ausgezeichneten Getränk, »aber unter diesen Umständen kann man wohl ein wenig großzügig sein, denke ich.«
»Sehr richtig, man muß auch mal seinen eigenen Prinzipien untreu werden«, lächelte Sol Baker und zeigte bei dieser Gelegenheit, daß er einen Großteil seiner Einnahmen in die Vergoldung seines Gebisses investiert hatte.
»Dann wollen wir mal zur Sache kommen«, erklärte er und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen, nachdem er sein Glas geleert hatte. »Es scheint da ein kleines Mißverständnis vorzuliegen, befürchte ich.«
»Haben Sie mein Geld etwa nicht zur Hand?« sorgte sich Lady Agatha umgehend und sah ihn stirnrunzelnd an. »Achttausend Pfund dürften doch für einen Mann wie Sie eine Kleinigkeit sein. Nun ja, ich würde notfalls auch einen Scheck annehmen, in dem Fall hätte ich bis zur Gutschrift allerdings gern ein Pfand, sagen wir mal, einer Ihrer Ringe oder Ihrer Manschettenknöpfe. In Gelddingen muß man ja heutzutage sehr vorsichtig sein, aber das wissen Sie sicher selbst, junger Mann.«
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