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Butler Parker Classic 37 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Classic 37 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Parker verschwand auf leisen Sohlen. Mike Rander nahm die Klinke des Badezimmers in die Hand und wartete einen Moment, bis Parker seiner Schätzung nach die Küche erreicht hatte.

      Dann öffnete er die Tür und schaltete das Licht ein. Gleichzeitig zuckte er etwas zurück. Warum er es tat, hätte er noch nicht einmal sagen können. Möglicherweise hatten ihn die Andeutungen seines Butlers vorsichtig werden lassen.

      Diese Vorsicht zahlte sich aber aus!

      Sekunden nach dem Öffnen der Tür zersplitterte die Milchglasscheibe des Badezimmers. Gleichzeitig fetzte das Geschoß quer durch den Raum und bohrte sich in den hölzernen Türrahmen.

      Kleine Holzsplitter regneten und sirrten durch die Luft. Ein schwerer Gegenstand drüben im Badezimmer fiel zu Boden.

      Rander fand erst jetzt Zeit, sich zurückzuwerfen, so schnell ging alles.

      Er wunderte sich kaum noch darüber, daß von der Küche aus ein Schuß abgefeuert wurde.

      Rander lief hinüber in die dunkle, kleine Küche. Parker stand vor dem geöffneten Fenster und hielt die Remington schußbereit hoch.

      »Bradsen?« rief Mike Rander leise.

      »In der Tat, Sir!«

      Parker hatte kaum ausgesprochen, als ein zweites Projektil das Penthouse erreichte. Jetzt suchte es sich seinen Weg quer durch die Küche und landete in einem Hängeschrank, in dem Geschirr aufgestapelt war.

      Der Erfolg war überwältigend.

      Das Geschirr löste sich in große Scherben auf, die durch die Wucht des Treffers durcheinanderwirbelten.

      »Ich möchte vorschlagen, Sir, daß Sie sich in Deckung begeben«, rief der Butler vom Fenster her. »Mister Bradsen scheint ein erstklassiger Schütze zu sein!«

      Dann feuerte der Butler zurück.

      Anschließend wandte er sich zu Rander um und schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Für einen Treffer kann ich leider nicht garantieren«, sagte er dann. »In der vergangenen halben Stunde ist leichter Nebel aufgekommen, der die Treffsicherheit rapide herabsetzt!«

      Rander trat vorsichtig ans Fenster und sah hinaus.

      Parker hatte nicht übertrieben.

      Nebelschwaden, die vom nahen Michigansee herüberkamen, kletterten an den Hochhäusern und Wolkenkratzern hoch. Von Sicht konnte überhaupt keine Rede mehr sein. Mike Rander fragte sich insgeheim, worauf sein Butler überhaupt geschossen haben mochte.

      »Mein Ziel war dort der Kran, Sir, der leider im Nebel verschwunden ist«, sagte Parker, als habe er die Gedanken seines jungen Herrn erraten.

      »Sie glauben, Bradsen hat sich dort oben versteckt?« fragte Rander und hielt verzweifelt nach dem Kran Ausschau, von dem Parker gesprochen hatte.

      »Hatte, Sir, hatte! Meiner bescheidenen Ansicht nach dürfte Mister Bradsen sich inzwischen zurückgezogen haben.«

      »Um auf die nächste, bessere Gelegenheit zu warten, wie?«

      »Leider, Sir, leider! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird Mister Bradsen nach einer besseren Möglichkeit suchen.«

      »Demnach haben Sie also doch die richtige Nase gehabt«, räumte Mike Rander ein.

      »Möglicherweise, Sir«, antwortete Parker in seiner bescheidenen Art. »Ich bedauere es ungemein, daß der Ausbruch Steve Bradsens sich nun doch zu einem Kriminalfall entwickelt hat.«

      »Das nehme ich Ihnen nicht ab, Parker«, sagte Mike Rander und verbiß sich ein Schmunzeln. »Wie ich Sie kenne, sind Sie mit der Entwicklung der Dinge sogar sehr zufrieden, oder?«

      *

      »Im Gegensatz zu Ihnen, Parker, bin ich überhaupt nicht zufrieden«, sagte Leutnant Madford eine halbe Stunde später. Der Kriminalist, ein drahtiger, schmaler, energiegeladener Mann von etwa vierzig Jahren, stand im Baderaum der Dachgartenwohnung und sah sich den Einschuß im Türrahmen an. »Unterschätzen Sie bloß nicht diesen Bradsen! Wir wissen bereits einiges über seine Flucht!«

      »Und das wäre?« Mike Rander sah den Polizeioffizier erwartungsvoll an.

      »Kurz nach seinem Ausbruch aus der Heilanstalt brachte er einen Vertreter namens Paul Walton um. Anschließend flüchtete er in dessen Wagen weiter und tauchte hier in der Stadt auf.«

      »Sie haben seine Spur aufgenommen?« fragte Rander hoffnungsvoll.

      »Eine verdammt blutige Spur«, gab Leutnant Madford zurück. »Er brachte nämlich einen Pfandleiher um. Norman Capty hieß der Mann. In dessen Pfandleihe hinterließ er den Chirurgenanzug, mit dem er aus der Heilanstalt flüchtete.«

      »Und dann die Schüsse dort vom Kran her«, meinte Anwalt Rander. »Ohne Parkers Mißtrauen hätte Bradsen mich bestimmt erwischt. Er muß ein erstklassiger Schütze sein.«

      »Worauf Sie sich verlassen können.« Madford nickte bedeutungsvoll. »Vor seiner Verhaftung war Bradsen auf diesem Gebiet so etwas wie eine Kanone. Selbst seine eigenen Leute zitterten vor ihm.«

      »Darf ich höflichst fragen, ob der Baukran bereits nach Spuren untersucht wird, Sir?« fragte Josuah Parker, sich an Madford wendend.

      »Natürlich, Parker. Aber eines weiß ich bereits jetzt, getroffen haben Sie Bradsen nicht!«

      »Der leidige Nebel«, murmelte der Butler beschämt. »Es mag auch an meinem Alter liegen. Ein müder und verbrauchter Mann wie ich befindet sich eben nicht mehr auf der Höhe seiner Kräfte und Möglichkeiten.«

      »Untertreiben Sie ruhig weiter, Parker, mich können Sie nicht täuschen«, erwiderte Madford und grinste unwillkürlich. »Sie werden Ihr ganzes Können brauchen. Ein Mann wie Bradsen wird niemals aufgeben. Er weiß, daß Sie ihn ins Gefängnis gebracht haben. Dafür wird er sich blutig rächen wollen. Wenn Sie von mir einen Rat annehmen wollen, dann treten Sie möglichst schnell einen Urlaub an. Machen Sie sich ein paar schöne Tage und kommen Sie erst wieder zurück, wenn wir Bradsen erwischt haben. Das gilt übrigens auch für Sie, Rander!«

      »Ein verlockender Gedanke«, sagte Parker.

      »Den Sie natürlich nicht in die Tat umsetzen werden, wie?« Leutnant Madford sah Parker kopfschüttelnd an. »Ich ahne schon, daß Sie den Fehdehandschuh aufgenommen haben! Sie wollen Bradsen erwischen, nicht wahr?«

      »In der Tat, Sir! Darf ich Ihnen in diesem Zusammenhang einige Fragen stellen?«

      »Klar, schießen Sie los!« Madford und Mike Rander gingen zusammen mit Parker hinüber in den großen Wohnraum und nahmen in den tiefen, bequemen Sesseln Platz.

      »Wo drückt Sie der Schuh, Parker?« fragte Madford dann interessiert.

      »Ist Mister Steve Bradsen wirklich geisteskrank?« lautete Parkers erste Frage.

      »Damit kommen Sie sofort zum Kern der Sache«, gab Leutnant Madford zurück und richtete sich auf. »Damals, vor vier Jahren, als er vor Gericht stand, nun ja, da hat er wahrscheinlich mit einem Trick gearbeitet. Er wußte, daß der elektrische Stuhl auf ihn wartete, denn seine Schuld stand einwandfrei fest. Ich bin sicher, daß er damals also simulierte und die Fachärzte hereinlegte. Dann folgten allerdings die vier langen Jahre in der geschlossenen Anstalt. Sie können sich vorstellen, wie es da zugeht und mit welchen Männern er tagtäglich zusammen war. Sehr gut möglich, daß er während dieser vier Jahre tatsächlich krank wurde.«

      »Weiß man inzwischen, wie Steve Bradsen entkommen konnte?« fragte Josuah Parker weiter.

      »Eine brutale und scheußliche Geschichte«, berichtete Madford und zündete sich eine Zigarette an. »Er fiel seinen Wärter an... schlug ihn zusammen und ermordete schließlich den Stationsarzt, der gerade Visite machte. Er zog sich dessen Kleider über und nahm die Sperrschlüssel an sich. Damit kam er heraus! Wenn Sie mich fragen, so hat er das alles sehr zielbewußt und eiskalt erledigt.«

      »Was wissen


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