LustFolter | Erotischer Roman. Sharon YorkЧитать онлайн книгу.
rang sich ein Lächeln ab, ging auf die Knie und küsste ihren Verlobten auf den Mund.
»Bist du sehr sauer?«, wollte er wissen.
Laura biss sich auf die Lippen und zuckte mit den Schultern. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Dass sie sich nach nichts anderem mehr verzehrte? Dass sie ihn gern geritten hätte, bis die Orgasmen ihren Verstand weggefegt hätten und ihr sogar egal gewesen wäre, dass Mrs Thomsen es am nächsten Tag der halben Nachbarschaft erzählt hätte?
»Ich habe mich schon darauf gefreut«, gab sie zu und streichelte dabei seine Brust. Laura senkte ihren Blick und küsste ihn auf das Kinn. »Morgen ist Samstag. Vielleicht trinken wir eine schöne Flasche Rotwein, bestellen uns ein gutes Essen und nehmen zusammen ein Bad. Du kannst es mit einer langen Massage wiedergutmachen.«
Zuerst nickte Rick, dann verengten sich seine Augen zu Schlitzen. »Aber morgen sind wir doch bei den Hansons zum Kartenspielen eingeladen. Außerdem brauchen wir nichts zu bestellen, wir haben bestimmt noch Braten von heute übrig. Vielleicht am Sonntag?«
In diesem Moment klingelten Lauras Alarmglocken. »Schatz, wieso sollten wir Braten übrig haben?«
Schon ertönte sein altbekannter Handyklingelton und damit waren sie endgültig im Alltag angekommen. Es war, als hätte sie jemand aus einem Traum herausgerissen und unbarmherzig zurück in die harte Realität geschleudert. Rick stürmte nach unten, rief von der Treppe aus: »Meine Eltern kommen gleich vorbei und du wolltest einen Braten machen, oder? Hatten wir das nicht besprochen?«
Als er das Schlafzimmer verlassen hatte, stand Laura auf und blickte in den Spiegel. Sie massierte sich die Schläfen. Heute das Essen mit seinen Eltern, morgen der Kartenabend mit den Hansons. Natürlich, wie hatte sie das vergessen können? Vielleicht war sie so sehr damit beschäftigt, ihren Verlobten zu verführen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass ihr Leben bereits durchgeplant war. Einen Braten, geschweige denn irgendwelche Zutaten für ein Abendessen, hatte sie völlig vergessen. Sie hatte sich viel zu sehr abgehetzt, um bei Victoria’s Secret schöne Unterwäsche zu kaufen, damit sie wenigstens einmal alle paar Wochen miteinander schliefen.
Laura zog sich den Slip wieder an. Schuldgefühle vermischten sich mit Scham zu einer ganz eigenen Komposition. Sie konnte nicht einmal ihren Verlobten verführen, obwohl sie ihre kleine Show eigentlich gar nicht schlecht fand. Und sich mit ihrem Vibrator ins Bett legen, war nun auch nicht mehr möglich. Laura verschränkte die Arme, während sie Rick dabei zuhörte, wie er mit seiner Mutter telefonierte. Eigentlich hatte sie doch alles, was man sich erträumen konnte. Ein Haus in der Vorstadt, einen tollen Job in Orlando, einen klugen und attraktiven Mann und doch bemerkte sie, dass irgendetwas fehlte.
Was war mit der Laura passiert, die früher einmal die Welt bereisen und jeden Tag etwas Neues ausprobieren wollte? Was war aus ihren Plänen geworden, Europas kulturelle Schätze zu entdecken und über einen menschenleeren Strand zu spazieren? Ihr Leben war so durchgetaktet, dass ihre Träume eben das blieben, was sie nun einmal waren. Luftschlösser und Wunschvorstellungen, nichts anderes. Sie musste eine Träne unterdrücken, als sie die Kerzen ausblies.
Kapitel 1 - Realität und Fiktion
Langsam quälte sich der Wagen durch den Abendverkehr der Orlandoer Highways. Noch immer brannte die Sonne auf der Karosserie ihres Fords. Die glühende Hitze wollte in den letzten Tagen selbst in der Nacht nicht an Intensität verlieren. Natürlich war am ganzen Wochenende keine Zeit für Zärtlichkeit geblieben. Rick hatte die Situation mit seinen Eltern gerettet, indem er die ganze Familie zum Essen eingeladen hatte. Das Kartenspiel mit den Hansons war zwar durchaus amüsant gewesen, verlief jedoch immer nach demselben Muster. Am gestrigen Sonntag waren sie früh zu Bett gegangen, damit sie heute fit für die Arbeit waren. Nachdem Laura noch etwas länger in der Bank geblieben war, sah sie nun mit leerem Blick auf den sich langsam auflösenden Stau vor ihr. Wie fremdgesteuert drehte sie ihre Hand mit dem Verlobungsring vor ihren Augen. Ein schönes Stück, ohne Frage. In dieser Sekunde fiel ihr ein, dass sie das Hochzeitsdatum immer noch nicht terminiert hatten. Vielleicht im nächsten Frühling, wenn ...
»Fährst du auch mal, Blondie?«, hörte sie jemanden rufen.
Durch das Hupen der Autos hinter ihr, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie war kurz versucht, dem Typen im SUV ein paar obszöne Worte oder zumindest eine Geste entgegenzuwerfen, entschied sich aber dagegen. Ihre schlechte Laune musste sie nicht auch noch an Unbeteiligten auslassen.
Auf ihrer Straße in Westchapel bog sie diesmal vorsichtig ab, damit ihr Nacken nicht schon wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Erneut musste sie abbremsen. Das konnte es doch nicht geben!
Derselbe Lieferwagen blockierte erneut die Straße. Diesmal stand er sogar fast quer, sodass es kein Durchkommen gab. Das hatte ihr jetzt noch gefehlt. Laura schäumte vor Wut, als sie aus dem Wagen stieg. Noch bevor sie etwas sagen konnte, donnerte ihre Faust schon gegen die abgedunkelte Fensterscheibe.
»Ist das Ihr ernst? Dahinten gibt es Dutzende Parkplätze und Sie ...«
Weiter kam sie nicht. Noch bevor sie verstand, was gerade passierte, öffnete sich die Schiebetür. Ihre Gelenke wurden von vier behandschuhten Händen erfasst, die sie mit einer Urgewalt, der sie sich nicht erwehren konnte, in den Wagen zerrten. Ein heller Schrei entfuhr ihr, der sofort erstickt wurde, als sich eine Hand über ihren Mund schob. Die Männer trugen Masken und sagten kein Wort. Sie waren eine gut geölte Maschine, die nur darauf aus war, sie in diesen Wagen zu zerren. Laura benötigte Bruchteile einer Sekunde, um die Situation zu begreifen. Das hier war kein Versehen und auch kein Krimi, den sie sich im Fernsehen ansah – hier konnte sie nicht einfach umschalten und den Abend mit ein wenig Wein und einem Bad ausklingen lassen. Es war die Realität.
Innerhalb von wenigen Lidschlägen hatte sie das Gefühl, als würde ihr Atem aussetzen. Mit voller Wucht riss sie ihr Knie nach oben und traf einen der Männer genau dorthin, wo es richtig wehtat.
Ächzend sackte der Mann auf die Ladefläche.
Vielleicht hatte sie doch noch eine Chance ...
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wenn sie doch nur schreien könnte. Ihr Mund öffnete sich wie von selbst, als sie versuchte, in die Hand zu beißen, die jeden ihrer Laute erstickte. Doch als sie ein metallisches Klicken nahe an ihrem Ohr vernahm, erstarben ihre Bemühungen. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper, als sie in den Lauf einer silbernen Pistole blickte.
»Miss White, ich würde Sie bitten, jetzt ganz still zu sein. Ansonsten wird dieser kleine Ausflug ein sehr abruptes Ende für Sie nehmen.«
Diese Stimme ... sie klang so ruhig und fest, als ob dieser Unbekannte keinen Zweifel daran lassen wollte, dass er die Situation unter Kontrolle hatte. Erst jetzt bemerkte sie den Duft von Lederhandschuhen und eine Träne, die sich aus ihren Augen gelöst hatte. Sie zählte drei Männer und noch eine Kleinigkeit ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren: Die Entführer hatten sie mit ihrem Namen angesprochen.
Schnell stieg einer der Männer, dem sie das Knie in den Unterleib gerammt hatte, aus und drückte seinen Rücken durch. Sie hörte noch ein paar gepresst dahin gestammelte Schimpfwörter, dann schloss er die Tür von außen. Während hunderte Gedanken gleichzeitig durch ihren Kopf rasten, hörte sie, wie ihr eigener Ford gestartet wurde und davonfuhr.
»Ich werde jetzt meine Hand von ihren Lippen nehmen«, flüsterte der Mann und presste sich noch etwas enger an ihren Körper, als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen. »Wenn Sie schreien, werde ich den Abzug drücken, was unweigerlich zu ihrem Tod führen wird. Haben Sie das verstanden?«
Das konnte nicht sein! Gleich würde sie aufwachen, sich die Augen reiben und Rick wachrütteln. Gemeinsam würden sie in die Küche gehen und während sie von diesem fiesen Albtraum erzählte, würde sie einen Tee trinken und sich von Rick massieren lassen. Laura atmete heftig in das Leder des Handschuhs. So musste es sein, nur noch ein paar Sekunden, dann war dieses Martyrium vorbei. Doch anstatt aufzuwachen, kam der Fremde mit seinen Lippen noch ein Stückchen näher an ihr Ohr.
»Ich stelle diese Frage nur noch ein Mal: Haben Sie verstanden, Miss White?«
Laura