Der exzellente Butler Parker 30 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
neuen Versuch, sich loszureißen.
»Ich weiß, aber eine Lady Simpson kann man nicht täuschen«, verkündete sie und stieß an den Korb. Die gesuchte Waffe mußte schließlich irgendwo sein. Zahlreiche Tüten mit Popcorn, Chips, Salzstangen und anderem Knabberzeug türmten sich zu einem beachtlichen Berg auf dem Boden; dazu kamen Getränkeboxen, Kaugummipäckchen und Eispackungen.
»Das ist doch wohl der Gipfel!« empörte sich Lady Agatha und musterte grimmig den Korbinhalt. »Ich lasse mich ungern auf den Arm nehmen, junger Mann. Sagen Sie mir sofort, wo Sie Ihre Pistole versteckt haben!« Sie sah ihn gereizt an, und der Angegriffene fuhr zusammen.
Einige Zuschauer in der Nähe waren aufmerksam geworden und spähten neugierig herüber.
Der junge Mann sah ein, daß er so ohne weiteres keine Hilfe bekam, und entschloß sich, lautstark auf seine Lage aufmerksam zu machen, als Parker, der die Szene mitbekommen hatte, näher trat und grüßend die Melone lüftete.
»Sie haben sich ausgezeichnet gehalten, wenn Sie meiner bescheidenen Wenigkeit dieses Kompliment gestatten«, erklärte er und nickte freundlich.
»Was ... wie ... äh, was meinen Sie, Sir?« erkundigte sich der Verkäufer und vergaß augenblicklich seine Absicht, Hilfe herbeizuholen. Der Mann vor ihm strahlte Ruhe und Sicherheit aus und vermittelte ihm das Gefühl absoluter Geborgenheit.
»Mister Parker«, Lady Agatha runzelte unwillig die Stirn, »ich war gerade dabei, erste Informationen aus diesem Subjekt herauszuholen, mittels einer kleinen Ohrfeige. Sie wissen ja, wie das die Wahrheitsfindung fördert.«
»Mylady sind wie immer außerordentlich überzeugend«, stellte Parker fest und verwirrte mit dieser Aussage seine Herrin. »Der junge Mann hier dürfte tatsächlich von einer Bedrohung ausgegangen sein, die Mylady für ihn darstellt.«
»Ehrlich, stimmt haargenau, ich dachte wirklich, diese komische ... ich meine, diese Lady will was von mir«, gab der Verkäufer zu und wischte sich mit einem Tuch über die schweißnasse Stirn. »Ein Glück, daß Sie gekommen sind, Sir. Mir ist ’n Stein vom Herzen gefallen, kann ich Ihnen sagen.«
»Die komische Lady will immer noch was von Ihnen, Sie Lümmel«, grollte Agatha Simpson und wandte sich an ihren Butler. »Zuvor möchte ich aber eine Erklärung, Mister Parker!«
»Mylady haben sich möglicherweise entschlossen, eine andere Spur aufzunehmen«, gab Parker gemessen zurück. »Zumindest deutete meine bescheidene Wenigkeit Myladys Wink in dieser Richtung.«
»Tatsächlich?« wunderte sie sich und musterte ihn nachdenklich. »Aber warum sollte ich dieses Subjekt laufenlassen und damit dem Täter zur Flucht verhelfen?«
»Mylady haben natürlich sofort entdeckt, daß der junge Mann vom eigentlichen Täter vorgeschickt wurde, um Mylady abzulenken«, behauptete Parker ungeniert. »Mylady kann man nicht täuschen, wie Mylady stets und ständig beweisen.«
»Das ist natürlich richtig, Mister Parker. Ich merkte sofort, daß dieser Lümmel hier mit der Sache nichts zu tun hat«, behauptete sie ungeniert und schüttelte den Kopf. »Der Schütze hat ihn mir ja deshalb über den Weg geschickt, um ungehindert fliehen zu können. Doch da ist er auf dem Holzweg, der Trick zieht bei mir nicht.« Sie wandte sich an den verdatterten Verkäufer und lächelte ihn verzeihend an. »Nun, ich bin nicht nachtragend, junger Freund, Sie können Ihrer Wege gehen, aber in Zukunft lassen Sie sich nicht mehr auf derartige Sachen ein, klar?« Sie streckte eine Hand aus und kniff ihm schelmisch in die Wange, woraufhin er leise stöhnte und blaß wurde.
»Sie haben sich sehr gut gehalten, wenn man das mal wiederholen darf«, erklärte Parker ihm. »Sie haben natürlich erraten, daß es sich um eine Aktion des Fernsehens handelt, die mit der sogenannten versteckten Kamera aufgenommen wurde.«
»Sie meinen, ich komme auf den Bildschirm, Sir?« erkundigte sich der junge Mann aufgeregt mit hochrotem Kopf.
»Diese Möglichkeit besteht durchaus«, bestätigte Parker würdevoll.
»Und welches Programm und wann?« wollte der Erfrischungsverkäufer wissen und zupfte Parker am Ärmel seines schwarzen Covercoats.
»Das wird man Ihnen zu gegebener Zeit mitteilen«, informierte der Butler ihn. »Vorab sollten Sie diesen Scheck als kleine Entschädigung für Ihre zu Boden gegangene Ware annehmen.« Parker hatte inzwischen ein Scheckbuch gezückt und einen Scheck großzügig bemessen. Lady Agatha war dabei mißtrauische Zeugin.
»Sie wissen hoffentlich, daß die paar Tüten nicht allzuviel wert sind, Mister Parker«, machte sie sich bemerkbar. »Ich denke, zwei oder drei Pfund dürften reichen.«
»Zwanzig Pfund?« staunte der Verkäufer einen Moment später und sah erfreut und angenehm überrascht auf den Scheck, den ihm Parker gereicht hatte. »Verdammt großzügig vom Fernsehen, muß ich sagen.«
»Mister Parker, darüber unterhalten wir uns noch!« Lady Agatha grollte und sah den Butler scharf an.
»Es ist unverantwortlich, wie Sie mit meinem Geld um sich werfen. Sie wissen doch, ich muß mit jedem Penny rechnen.«
*
»Sie wollen bereits gehen, Sir?« erkundigte sich Parker bei dem unscheinbaren Mann im Trenchcoat. Die Pause war angebrochen, und der so harmlos wirkende Besucher war eben dabei, das große Zelt durch einen Nebeneingang zu verlassen.
Als Parker ihn ansprach, zuckte er kaum merklich zusammen, fing sich aber wieder, als er einen Mann in konservativ geschnittener, schwarzer Kleidung zu Gesicht bekam.
Er hielt den Butler für einen Angestellten des Zirkus-Unternehmens, der sich lediglich darum sorgte, warum ein Zuschauer vor Ende der Vorstellung ging, und lächelte ihn freundlich an. »Oh, keine Sorge, es hat mir bis jetzt ausgezeichnet gefallen«, versicherte er und zeigte dabei eine Reihe schadhafter Zähne.
»Aber leider kann ich wegen eines dringenden Termins die restlichen Darbietungen nicht mehr ansehen. Doch ich werde Sie gern weiterempfehlen, ganz bestimmt.« Er wandte sich ab und wollte dem Zelt endgültig den Rücken kehren, als ihn Parker zurückhielt.
»Sie scheinen leicht zu frieren, Sir«, stellte der Butler mit neutraler Stimme fest. »Das Zelt ist eigentlich außerordentlich gut beheizt, wenn Sie diese Bemerkung gestatten.«
»Nun ja, ich leide da an den Folgen einer tropischen Krankheit, die mich ständig frieren läßt«, erklärte der Besucher. »Aber jetzt muß ich gehen. Wiedersehen!«
»Sie haben einen Schalldämpfer verwandt, Sir?« fragte Parker weiter, der dem unscheinbaren Mann wie unbeabsichtigt in den Weg getreten war.
»Was ... wie bitte?« Der Unbekannte erstarrte förmlich und spannte sich, wie der Butler aufmerksam registrierte.
Im nächsten Augenblick wirbelte der Mann im Trenchcoat herum und wollte sich auf Parker stürzen, der allerdings längst nicht mehr an der alten Stelle stand. Der Butler hatte den Angriff vorausgesehen und deshalb vorsorglich den Standort gewechselt.
Die Faust des Unscheinbaren wischte wirkungslos durch die Luft und brachte ihn prompt aus dem Gleichgewicht. Er stolperte, ruderte mit den Armen in der Luft herum und bemühte sich krampfhaft um Standfestigkeit.
»Sie hatten die Absicht, meiner bescheidenen Wenigkeit körperliche Unbill zuzufügen?« erkundigte sich Parker, ohne eine Miene zu verziehen.
Der Mann zog es vor, nicht darauf zu antworten, sondern einen neuen Angriff zu starten. Er visierte den Butler aus zusammengekniffenen Augen kurz an, holte weit aus und schickte seine Faust zu einem zweiten Versuch auf die Reise.
Parker dachte nicht daran, sich die Nase deformieren zu lassen. Er lüftete grüßend seine schwarze Melone und hielt sie wie unabsichtlich vors Gesicht.
Die Hand des Trenchcoat-Trägers schoß auf Parkers Gesicht zu, nahm Kontakt mit der Melone auf und ... wurde nachhaltig gestaucht. Die Wölbung der Kopfbedeckung war mit Stahlblech ausgefüttert und erwies sich als sehr widerstandsfähig.
Parkers übereifriger Gegner stöhnte beeindruckt, zog