Butler Parker Box 11 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
früher oder später doch Fragen stellen würde. Dazu gehörte es aber, daß er den Stadtkern verließ und hinaus ins offene Gelände fuhr.
Sie hatte gute Nerven, doch als Rander sich den Bergen näherte, bekam sie doch so etwas wie Angst.
„Was haben Sie vor?“ wollte sie wissen.
Rander antwortete nicht, sondern zog den Wagen in eine enge Kurve, schaltete herunter und gab Gas. Mit aufheulendem Motor fuhr der Mietwagen einen Canon hoch.
„Was haben Sie vor?“ wiederholte sie die Frage. „Glauben Sie etwa, Sie könnten mir Angst machen?“
Rander dachte nicht daran, ihr diese Angst zu nehmen. Er hatte die richtige Gegend ausgewählt. Von Verkehr war hier draußen nicht mehr die Rede. Nur hin und wieder kam ihnen ein Auto entgegen, das aber schnell in der Dunkelheit verschwand.
Es war Randers Glück, daß er Los Angeles mit sämtlichen Vorstädten kannte. Zusammen mit seinem Butler war er schon häufig hiergewesen und hatte Kriminalfälle gelöst. Daher war ihm auch bekannt, daß sich in einem Seitencanon dieser riesigen Schlucht ein altes Bergwerk befand. Dort wollte er eine kleine Pause einlegen.
„Wenn Sie mir was tun wollen, bringe ich Sie um!“ Noch fauchte sie wie eine gereizte Großkatze, doch Sekunden später wandelte sich ihre Stimme: „Bitte fahren Sie zurück in die Stadt! Das ist doch alles ein fürchterliches Mißverständnis!“
„Kaum!“ Der junge Anwalt bemühte sich um den Unterton perfider Filmgangster.
„Was – was wollen Sie denn von mir?“ fragte sie hastig.
„Was wohl schon!“ Rander war richtig stolz darauf, wie gemein und brutal sein Auflachen wirkte. Ein Gangster hätte ihn darum wahrscheinlich beneidet. Er schaltete die Punktscheinwerfer ein, die die zerfallenen Gebäude des ehemaligen Bergwerks anstrahlten. Sie boten einen unheimlichen Anblick, zumal einige Fledermäuse aufgescheucht wurden, die sich umgehend absetzten.
„Nein, nein!“ stammelt sie. Rander entging nicht, daß ihr die an sich völlig harmlosen Fledermäuse auf die Nerven fielen. Sie stemmte sich mit den Beinen gegen das Bodenbrett des Wagens ab. Ihr Gesicht wurde zu einer angstverzerrten, angeekelten Maske …
„Haben Sie was gegen Fledermäuse?“ fragte Rander.
„Bringen Sie mich weg“, stieß sie hervor, „bringen Sie mich weg, bitte!“
„Wozu bin ich wohl hierher gefahren?“ Rander lachte leise und gekonnt diabolisch. „Sie sollen mir doch in aller Ruhe erzählen, wer Sie und Ihre Freundin auf mich gehetzt hat. Drüben in dem alten Kesselhaus sind wir völlig ungestört und haben Zeit genug!“
„Nein – nein!“ sagte sie nur.
„Sollten Sie nicht reden wollen, lasse ich Sie für ein paar Stunden allein, damit Sie sich den Fall in aller Ruhe überdenken können. Sie kommen nicht eher in die Stadt zurück, bis Sie mir die ganze Wahrheit gesagt haben“
Er ließ den Wagen vor dem alten, zerfallenen Kesselhaus ausrollen und schaltete noch einmal die ganze Festbeleuchtung des Mietwagens ein. Daraufhin fühlten sich etwa drei Dutzend Fledermäuse veranlaßt, davonzusegeln.
„Kommen Sie!“
Rander war um den Wagen gegangen und schnallte die junge Dame los. Sie war vor Grauen und Schreck wie gelähmt. Sie ließ sich ohne jede Gegenwehr vom Sitz ziehen und hinüber zum Eingang des Kesselhauses führen.
Als ein Fledermaus-Nachzügler dicht über ihren Kopf davonstrich, schrie sie und warf sich gegen Rander.
„Ich – ich sage alles!“ keuchte sie. „Bitte, bringen Sie mich zum Wagen zurück. Ich werde Ihnen alles sagen!“
*
Parker sah sich einem untersetzten, aggressiv wirkenden Mann gegenüber, der etwa fünfundvierzig Jahre alt war. Dieser Mann trug einen gutsitzenden, bestimmt nicht billigen Anzug und hielt ein Kabelende in der Hand. Er stand neben seinem Schreibtisch und fühlte sich als Herr der Situation.
„Parker mein Name“, stellte der Butler sich vor, „Josuah Parker, wenn es gefällig ist.“
„Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“ Der Mann reagierte ausgesprochen ungewöhnlich, fast sauer, wie der Volksmund es ausgedrückt hätte. „Schwafeln Sie nicht lange ’rum, Parker! Ich will wissen, wo Sie Jeff Halton festhalten, ist das klar?“
„Jeff Halton?“ Parker studierte das Gesicht seines Gegenüber und ordnete den Mann in die Kategorie harter und erfolgreicher Gangster ein.
„Sie wissen doch verdammt genau, wen ich meine.“ Der Mann grinste und verwandelte sich dadurch plötzlich in einen brutalen Gangster, der eigentlich nur darauf wartete, sein Kabelende einsetzen zu können. „Sie haben ihn doch gekidnappt, als er Ihnen auf den Fersen war, oder?“
„Richtig. Jetzt erinnere ich mich.“ Parker nickte. „Es handelt sich um jenen jungen Mann, der mir zusammen mit seiner Begleiterin in einem italienischen Sportwagen folgte und alles daransetzte, mich zu ermorden.“
„Sie sind ein kluges Kind.
„Demnach habe ich es mit Mister Saul Bantam zu tun, wenn ich nicht sehr irre!?“
„Erraten“, sagte Saul Bantam, „und Sie werden mich bald richtig kennenlernen, Parker, wenn Sie nicht schleunigst auspacken. Also, wo steckt Halton?“
„Er hat das angetreten, was man einen kleinen Zwangsurlaub nennt.“
„Wo steckt Jeff Halton? Ich wette, er hat gesungen wie ein Opernstar, wie?“
„Nun, er war nicht gerade zurückhaltend, Mister Bantam.“
„Was weiß er schon!“ Bantam lachte verächtlich auf. „Halton weiß doch überhaupt nicht, wohin der Hase läuft.“
„Unterschätzen Sie Ihren Mitarbeiter nicht.“ Parker sah sein Gegenüber verweisend an. „Immerhin ist Mister Halton bekannt, daß er für eine Spionageorganisation arbeitet, die die Industrie bespitzelt!“
„Und was weiter? Bantam sah den Butler sehr interessiert an.
„Halton weiß fernerhin, daß zu dieser Organisation ein gewisser Mister Henderson gehört, der am Strand von Lang Beach Boote und Taucherausrüstungen verleiht.“
„Na und?“
„Mister Halton hat sich ferner Gedanken darüber gemacht, auf welchem Weg seine Organisation sich Zutritt zu den erwähnten Industriegeheimnissen verschafft.“
„Und was hat er herausgefunden?“ Bantam grinste etwas abfällig, doch dieses Grinsen war nicht echt. Bantam war nervös geworden und konnte dies nur noch schlecht tarnen.
„Mister Halton verwies mich auf gewisse junge Damen, die in Urlaubszeiten Vertretungen übernehmen.“
Parkers Schuß ins Blaue, der natürlich durch gewisse Kombinationen abgesichert war, erwies sich als ein Volltreffer. Bantam sog scharf die Luft ein und weitete die Augen.
„Quatsch!“ meinte er schließlich gespielt verächtlich. „Halton ist ein Hohlkopf!“
„Sie werden verstehen, daß ich mich darüber mit Ihnen in keine Diskussion einlassen möchte!“
„Setzen Sie sich bloß nicht aufs hohe Pferd! Kommen wir zum Thema zurück. Wo steckt Halton?“
„Darf ich noch eine zusätzliche Bemerkung machen, Mister Bantam?“
„Wollen Sie Zeit schinden? Dann befinden Sie sich auf dem falschen Dampfer, Parker. Hier holt Sie kein Mensch heraus. Sie ahnen nicht, wie sicher Sie untergebracht sind.“
„Um auf meine Bemerkung zurückzukommen, Mister Bantam. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, und dies hängt wahrscheinlich mit meinem akuten Mangel an Phantasie zusammen, daß ausgerechnet Sie der Chef dieser Organisation sein sollen!“
„Und warum nicht?“
„Sie