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Butler Parker 180 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 180 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Er legte den Hörer auf und griff nach dem zweiten Apparat auf seinem Schreibtisch, der seit einer Weile entnervend schrillte.

      »Moment, junger Mann!«

      Winter fuhr regelrecht zusammen und ließ vor Schreck den Hörer in die Gabel zurückfallen, als Myladys sonores Organ in seinem Rücken dröhnte.

      »Sie wünschen?« fragte er und musterte das skurrile Paar aus Shepherd’s Market mit langem Blick.

      »Lady Simpson möchte Ihnen einige Fragen stellen, die mit Ihrem gestrigen Bericht über das ominöse Verschwinden junger Damen in Zusammenhang stehen, Mister Winter«, gab Parker über den Anlaß des Besuches Auskunft.

      »Ich bin nämlich Detektivin, müssen Sie wissen«, setzte Mylady mit bedeutungsvoller Miene hinzu.

      »Ach so.« Winter nickte und schien sich über diese Mitteilung nicht im geringsten zu wundern. »Dann wurden Sie vermutlich von den Eltern eines der Mädchen engagiert, über die ich berichtet habe?«

      »Diese an sich naheliegende Vermutung trifft die Wahrheit nicht ganz, Mister Winter«, schränkte der Butler ein. »Der Fall, in dem Mylady ermittelt, konnte nicht der Gegenstand Ihres gestrigen Berichts sein, weil er sich erst gestern abend ereignete, falls dieser Hinweis erlaubt ist.«

      »Gestern abend?« wiederholte Winter überrascht. »Da ist es für ernsthafte Nachforschungen doch noch viel zu früh. Vermutlich hat das Mädchen die Nacht in einem fremden Bett verbracht und traut sich jetzt nicht nach Hause. Die Kleine wird schon wieder auftauchen, wenn ihr das Taschengeld ausgeht.«

      »Die fragliche junge Dame befindet sich bereits wieder in der Obhut ihrer Eltern«, teilte Parker mit, während der Reporter sich irritiert eine Zigarette anzündete. »Die Umstände des Falles lassen allerdings kaum Zweifel, daß Miß Blooming gewaltsam entführt werden sollte.«

      »Hätte ich das arme Kind nicht durch einen entschlossenen Handstrich aus der Gewalt der skrupellosen Gangster befreit – wer weiß, was passiert wäre«, setzte Mylady hinzu. »Bedauerlicherweise ließ Mister Parker die Lümmel entwischen, bevor ich sie zur Rechenschaft ziehen konnte.«

      Winter legte die Stirn in Falten und zündete sich die nächste Zigarette an, obwohl inzwischen schon drei Rauchsäulen aus dem überfüllten Aschenbecher stiegen. Er wußte offenbar nicht, was er von den Besuchern und ihren Eröffnungen halten sollte.

      »Und Sie vermuten einen Zusammenhang mit den Fällen, über die ich berichtet habe?« erkundigte er sich zögernd.

      »Ob ein solcher Zusammenhang tatsächlich besteht, werden Myladys Ermittlungen erweisen«, gab Parker zur Antwort. »Doch treffen die in Ihrem Bericht genannten Merkmale der vermißten jungen Damen auch auf Miß Blooming zu. Sie ist zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt, ist blond und verfügt über einen Körperbau,, den man nur als ausgesprochen weiblich bezeichnen kann und muß.«

      »Der Mörder scheint einen guten Geschmack zu haben«, witzelte Winter, wurde aber sofort wieder ernst, als er den strafenden Blick der älteren Dame bemerkte.

      »Darf man höflich fragen, worauf sich Ihre Annahme stützt, die vermißten jungen Damen seien einem Mörder in die Hände gefallen, Mister Winter?« ließ Parker sich vernehmen.

      »Das war doch nur ein Dreh, um die Story interessanter zu machen«, gestand Winter und grinste. »In Wahrheit hat auch die Polizei noch keine Ahnung, was mit den Mädchen passiert ist.«

      »Daß die Polizei keine Ahnung hat, wundert mich überhaupt nicht, junger Mann«, fuhr Lady Agatha dazwischen. »Meine Ermittlungen sind dagegen schon ziemlich fortgeschritten. Doch davon später.«

      »Die Fälle, die ich genannt habe, sind zu hundert Prozent authentisch, Mylady«, warf der Reporter ein. »Sie stammen aus der offiziellen Statistik von Scotland Yard.«

      »Darf man vermuten, daß Sie Näheres über die Umstände in Erfahrung bringen konnten, unter denen die jungen Damen verschwanden, Mister Winter?« übernahm Parker wieder das Ruder.

      »Sie meinen, wo die Mädchen zuletzt gesehen wurden?« vergewisserte sich Winter.

      »Das ist exakt die Richtung, in die die Frage meiner Wenigkeit zielt, Sir«, bestätigte der Butler mit einer angedeuteten Verbeugung.

      »Keine Ahnung. Tut mir leid«, entgegnete Winter. »Die Story mußte unbedingt ins Blatt. Deshalb hatte ich keine Zeit, alle Anschriften abzuklappern und die Eltern zu interviewen.«

      »Ein Umstand, den man nur aufrichtig bedauern kann«, bemerkte Parker.

      »Wenn Sie mehr Zeit haben als ich, können Sie das Versäumte ja nachholen«, bot Winter an. »Die Adressen sind alle im Redaktionscomputer gespeichert. Ich kann sie Ihnen ausdrucken, wenn Sie möchten.«

      »Diesem Vorschlag sollte man unverzüglich nähertreten, Mister Winter«, willigte der Butler ein.

      Eine Weile hantierte der Reporter an der verwirrenden Tastatur seines Bildschirmterminals und ließ den grünleuchtenden Curser über endlose Zahlenkolonnen gleiten. Endlich hatte er das Gesuchte gefunden.

      Ein kleiner Drucker begann hektisch zu rattern und spuckte eine lange Papierbahn aus, die zwölf Namen und Anschriften nebst einigen weiteren Daten zur Person enthielt. Winter riß den Streifen ab, rollte ihn zusammen und übergab ihn dem Butler.

      »Dann viel Erfolg!« wünschte er und geleitete seine Besucher zur Tür. »Falls Sie was Konkretes herausfinden, rufen Sie mich doch einfach an. Unsere Leser würden eine Fortsetzung der Story buchstäblich verschlingen.«

      »Man dankt, auch in Myladys Namen, in aller Form für die freundliche Hilfsbereitschaft, Mister Winter«, sagte Parker und lüftete seine Melone. Anschließend geleitete er Mylady durch das Großraumbüro zum Ausgang.

      Als der Butler sich noch mal umwandte, war Winter schon wieder bei der Arbeit. Seine linke Hand wanderte über die Tasten des Terminals, in der Rechten hielt er die Teetasse. Den Telefonhörer hatte er zwischen Ohr und Schulter geklemmt ...

      *

      »Das ist ja gräßlich«, stöhnte Agatha Simpson, während sie sich in die weichen Polster im Fond des hochbeinigen Monstrums sinken ließ. »Einfach gräßlich, Mister Parker!«

      »Darf man um Auskunft darüber bitten, was Mylady mit dieser Äußerung zu meinen geruhen?«

      »Gräßlich ist, daß zwölf unschuldige, junge Mädchen einem Lustmörder in die Hände fallen mußten, ehe ich ihm sein dreizehntes Opfer entreißen konnte, Mister Parker.«

      »Demnach darf und muß man davon ausgehen, daß Mylady sich Mister Winters Einschätzung anschließen, was das Schicksal der vermißten jungen Damen angeht?«

      »Was heißt hier anschließen, Mister Parker?« ereiferte sich die passionierte Detektivin. »Der Bursche hat doch nur nachgeplappert, was für mich schon lange feststeht.«

      »Nähere Aufschlüsse dürften möglicherweise erst nach einer Befragung der bedauernswerten Eltern zu erwarten sein, Mylady«, wandte Parker vorsichtig ein.

      »Sie kleben wieder an völlig unwichtigen Details, Mister Parker«, sagte Lady Simpson. »Mich interessieren die Aussagen der Eltern kaum, da mein taktisches Konzept steht und ich mich anschicke, den Mörder einzukreisen.«

      »Darf man Myladys Äußerung so verstehen, daß Mylady auf eine Befragung der Eltern zu verzichten gedenken?« antwortete Parker mit einer Gegenfrage.

      »Eine Detektivin meines Ranges kann sich mit derartigen Nebensächlichkeiten nicht belasten, Mister Parker. Erfolg hat nur, wer sich auf das Wesentliche konzentriert.«

      »Nichts liegt meiner Wenigkeit ferner, als Mylady zu widersprechen«, versicherte der Butler. »Dennoch darf man daran erinnern, daß die Umstände von Miß Bloomings Entführung nicht unbedingt an einen geplanten Sexualmord denken lassen.«

      »Darauf wollte ich Sie auch gerade hinweisen, Mister Parker«, behauptete Lady Simpson. »Welche Umstände sind es, die mich


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