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Butler Parker 180 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 180 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Möglichkeit sollte man keinesfalls ausschließen, Mylady«, pflichtete Parker seiner Herrin bei. »Allerdings ist in den zwölf anderen Fällen bisher nichts von einem Erpressungsversuch bekannt geworden, falls der Hinweis erlaubt ist.«

      »Wie auch immer, Mister Parker«, beendete Mylady die Diskussion.

      »Ich werde unmittelbar nach der Heimkehr eine Meditationsstunde einlegen und mich in mein taktisches Ermittlungskonzept vertiefen.«

      »Darf man höflich nachfragen, ob Mylady Einwände erheben würden, wenn meine bescheidene Wenigkeit ...«, begann Parker, doch Agatha Simpson fiel ihm sofort ins Wort.

      »Ich kann Sie während der Meditation nicht entbehren, Mister Parker«, stellte die Detektivin klar. »Sie müssen mich während meiner anstrengenden Tätigkeit mit Stärkungsmitteln versorgen.«

      »Selbstverständlich wird man Mylady unbeschränkt zur Verfügung stehen«, versicherte der Butler. »Möglicherweise könnte es sich aber als sinnvoll erweisen, den ehrenwerten Mister Pickett in die Ermittlungen einzuschalten und ihn zu bitten, die bedauernswerten Eltern der verschwundenen Mädchen aufzusuchen.«

      »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Mister Parker«, reagierte die ältere Dame etwas mürrisch. »Sie werden feststellen, Ihr Weg führt in eine Sackgasse.«

      Inzwischen hatte man das heimische Shepherd’s Market erreicht, wo Lady Simpson an einer stillen Wohnstraße ein zweistöckiges Fachwerkgebäude von repräsentativem Zuschnitt ihr eigen nannte. Gemächlich ließ Parker sein hochbeiniges Monstrum auf den Vorplatz rollen und assistierte seiner Herrin diskret beim Aussteigen.

      Gerade hatte der Butler ein silbernes Tablett mit dem geforderten Kreislaufbeschleuniger und einem bauchigen Kognakschwenker in Myladys Studio gebracht, als das Telefon schellte.

      »Hier bei Lady Simpson«, meldete er sich.

      »Hallo, Mister Parker, sind Sie es? Hier spricht Linda Blooming.« Die Stimme der jungen Dame klang frisch und ausgeruht. Offenbar hatte sie sich schnell von dem Schock am Vorabend erholt.

      »Darf man die Hoffnung äußern, daß Sie eine erholsame Nachtruhe hatten, Miß Blooming?« fragte Parker.

      »Danke, ich habe geschlafen wie ein Stein«, entgegnete Linda. »Übrigens ist mir eben eingefallen, wo ich gestern abend war, bevor die Burschen mich in den Kofferraum ihres Wagens gesteckt haben.«

      »Eine Nachricht, die man mit Freude vernimmt, Miß Blooming.«

      »Ich bin gegen sieben Uhr mit dem Bus nach Holborn gefahren«, erzählte die junge Dame. »Da gibt es eine Diskothek, die ›Flashlight‹ heißt. Ich kann mich noch erinnern, daß ich an einem Tisch saß und auf Freunde wartete. Aber es kam niemand, den ich kannte.«

      »Darf man vermuten, daß Sie in dieser Zeit möglicherweise von Fremden zum Tanzen aufgefordert wurden, Miß Blooming?«

      »Ein- oder zweimal, Mister Parker. Aber ich hatte keine Lust und blieb allein.«

      »Und Sie können sich nicht erinnern, das erwähnte Lokal später verlassen zu haben, Miß Blooming?«

      »Als ich heute morgen die braunen Flecken an meinem Kleid fand, fiel mir ein, daß irgendwann im Laufe des Abends ein Colaglas umkippte«, fuhr Linda fort. »Was danach geschah, weiß ich nicht mehr. Meine Erinnerung setzt erst an dem Punkt wieder ein, als ich in Myladys Haus zu mir kam.«

      »Ihre außerordentlich zweckdienlichen Hinweise dürften zweifellos dazu beitragen, Myladys Ermittlungen entscheidend zu beschleunigen, Miß Blooming«, versicherte der Butler und bedankte sich höflich und gemessen.

      »Ich drücke Ihnen und Mylady die Daumen, daß Sie die ekligen Kerle möglichst schnell hinter Schloß und Riegel bekommen«, versprach Linda Blooming, ehe das Gespräch endete.

      Parker blieb gleich am Telefon stehen und wählte die Nummer, unter der Horace Pickett zu erreichen war.

      Der ehrenwerte Mister Pickett, wie Parker ihn meist nannte, war ein hoch aufgeschossener Mann von etwa sechzig Jahren. Obwohl seine äußere Erscheinung auf einen pensionierten Offizier schließen ließ, hatte Pickett jahrelang seinen Lebensunterhalt als Taschendieb verdient. Da er seine flinken Finger grundsätzlich nur nach prall gefüllten Brieftaschen ausgestreckt hatte, konnte er seinen ehemaligen Beruf mit einem gewissen Recht als »Eigentumsumverteiler« angeben.

      Seit der Butler ihm in einer unverschuldeten Notlage das Leben gerettet hatte, respektierte Pickett aber die Gesetze und ernährte sich auf redliche Weise. Er rechnete es sich zur Ehre an, gelegentlich für Parker und Mylady tätig werden zu dürfen. Und seine intimen Kenntnisse der Londoner Unterwelt hatten sich schon oft als außerordentlich hilfreich erwiesen.

      »Ich werde mir die Arbeit mit ein paar zuverlässigen Freunden teilen, damit es schneller geht«, schlug Pickett vor, als Parker ihm die zwölf Anschriften übermittelt hatte. »Reicht es, wenn ich Ihnen in zwei Stunden Bericht erstatte, Mister Parker?«

      »Ein Angebot, das man nur als erfreulich bezeichnen kann und muß, Mister Pickett«, entgegnete der Butler. »Bis zum genannten Zeitpunkt dürfte Mylady ihre Meditation abgeschlossen haben und die nächsten Ermittlungsschritte in Angriff nehmen.«

      *

      »Dieser Streß!« klagte Agatha Simpson, als die Haustürglocke ging. Hastig schob sich die ältere Dame noch ein Stück von der herrlich duftenden Sachertorte in den Mund. »Kaum will man zwischen all den Pflichten mal ein Häppchen zu sich nehmen, klingelt schon wieder das Telefon.«

      »Verzeihung, Mylady«, korrigierte Parker und schenkte seiner Herrin goldschimmernden Darjeeling nach. »Falls man sich nicht gründlich täuscht, dürfte das Läuten von der Tür ausgehen.«

      »Noch schlimmer«, kritisierte die Detektivin. »Hoffentlich ist es nicht Mister McWarden.« Vorsorglich ließ sie sich ein neues Tortenstück vorlegen, ehe sie ihren Butler in Richtung Haustür entließ.«

      Myladys Befürchtung erwies sich als grundlos. Es war nicht Chief-Superintendent McWarden, der leitende Yard-Beamte, der sich bei Parker schon manch wertvollen Tip geholt hatte.

      »Hallo, Parker«, grüßte Anwalt Mike Rander lässig, als der Butler die Tür öffnete. Myladys Gesellschafterin, die attraktive Kathy Porter, war auch mitgekommen. Die junge Dame mit den mandelförmig geschnittenen Augen und dem Kastanienschimmer im dunklen Haar hatte sich bei Rander eingehakt.

      »Hoffentlich stören wir nicht, Mister Parker?« erkundigte sie sich.

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