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Butler Parker 173 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 173 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war klar, daß es sich bei diesen beiden Gestalten nur um gemietete Gangster handeln konnte, die keine Ahnung hatten, für wen sie ihren Hals riskierten. Es wäre also reine Zeitverschwendung gewesen, sie ins Haus zu holen und dann Fragen zu stellen.

      Parker hatte dieses harmlos aussehende Trittbrett nicht ohne Grund anbringen lassen. Es lud förmlich zum Verweilen ein und wurde auch in dieser Nacht wieder genutzt. Der Butler fand, daß die beiden Gestalten eine kleine Sensation brauchten.

      Parker zog an einem der kleinen Eisenringe, die auf einer Art Schaltbrett vor ihm angebracht waren. Daraufhin gerieten die beiden nächtlichen Besucher in einige Verlegenheit.

      Das Trittbrett kippte unter ihnen flach hinunter auf das Dach und wurde so zu einer Rutschbahn.

      Nachdem die beiden Gestalten je einen spitzen Schrei ausgestoßen hatten, segelten sie haltlos über die Dachpfannen hach unten und näherten sich der Dachkante. Sie waren völlig überrascht worden und fuchtelten mit den Armen verzweifelt in der Luft herum. Sie rechneten mit einem Absturz aufs Pflaster, und erst kurz vor diesem Flug nach unten spürten sie, daß ihre Beine ineinander gestaucht wurden. Die Füße waren gegen eine Art Schneegitter oberhalb der Dachtraufe geprallt und bremsten den eigentlichen Sturz bis auf Null.

      Parker verließ seine Beobachtungskanzel und schritt gemessen ins Haus. Als er auf dem oberen Korridor war, öffnete sich Myladys Studiotür.

      Lady Agatha trug einen wallenden Hausmantel und Lockenwickler.

      »Was ist denn, Mr. Parker?« erkundigte sie sich. »Habe ich da eben nicht Geräusche gehört?«

      »In der Tat, Mylady«, berichtete Parker, »zwei Personen unbekannten Geschlechts versuchten, in Myladys Haus einzudringen. Inzwischen werden sie sich dicht oberhalb der Dachtraufe aufhalten und beratschlagen, wie sie möglichst unversehrt wieder auf den rettenden Erdboden kommen.«

      »Sind das Leute von Wichtigkeit?« fragte sie interessiert. »Ich habe gerade etwas Zeit und könnte mich mit ihnen befassen.«

      »Es dürfte sich nur um uninformierte Handlanger handeln, Mylady«, versicherte der Butler, »um Dutzendware, wie man sie allenthalben in einschlägigen Pubs kaufen kann.«

      »Nun gut.« Sie nickte. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen müßte?«

      »Mr. Pickett rief an und verwies im Zusammenhang mit Mr. Franco Taylor auf einen gewissen Mr. Dennis Hayman. Die beiden Männer halten sich zur Zeit in Soho auf und konferieren miteinander.«

      »Und das erfahre ich erst jetzt?« Sie räusperte sich explosionsartig. »Ich bin in zehn Minuten in der Halle, Mr. Parker. Die Nacht hat ja gerade erst angefangen.«

      Parker deutete eine knappe Verbeugung an und verzichtete auf jeden Einwand. Die Dampfwalze in Form der Lady Simpson setzte sich wieder mal in Bewegung ...

      *

      Butler Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums, wie sein Privatwagen von Eingeweihten genannt wurde. Bei diesem Fahrzeug handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi älterer Bauart. Alles an diesem Gefährt war eckig und wirkte sehr betagt. Im Grund gönnte man Parkers Privatwagen geruhsame Tage in einem Auto-Museum.

      Doch der Schein trog.

      Das ehemalige Taxi war eine raffinierte Trickkiste auf Rädern und hätte einen entsprechenden Wagen des James Bond in der Realität um Längen geschlagen. Das Fahrzeug war nach Parkers eigenwilligen Plänen technisch völlig umgestaltet worden. Unter der eckigen Haube befand sich ein Motor, der in einen Rennwagen gepaßt hätte.

      Im Fond des Gefährts saß Lady Agatha, die nur sechs Minuten gebraucht hatte, um in ihr Tweed-Kostüm zu schlüpfen. Wenn es um eine hübsche Abwechslung ging, konnte sie sehr schnell sein. Sie nestelte an ihrer skurrilen Hutschöpfung herum und sicherte sie mit den beiden langen Hutnadeln, die an kleine Bratspieße erinnerten. Lady Agatha machte einen sehr aufgekratzten Eindruck.

      »Wie war das noch?« erkundigte sie sich mit sonorer Stimme. »Dieser Lümmel aus den Staaten unterhält sich mit wem?«

      »Mit einem gewissen Mr. Dennis Hayman, Mylady«, lautete Parkers geduldige Antwort, »Mr. Hayman ist Finanzmakler und hat enge Verbindungen zur Unterwelt, Mylady. Man sagt ihm nach, daß er illegale Einnahmen wäscht und sie auf diese Art wieder hoffähig macht.«

      »Selbstverständlich werde ich ihm das Handwerk legen«, meinte sie umgehend, »ich erwarte, Mr. Parker, daß Sie sich dazu einiges einfallen lassen.«

      »Wie Mylady zu wünschen belieben.«

      »Habe ich bereits eine Idee, Mr. Parker?«

      »In der Tat, Mylady«, sagte der Butler, »Mylady denken sicher daran, Mr. Franco Taylor zu isolieren.«

      »Natürlich, Mr. Parker, genau das ist meine Vorstellung.«

      »Mit wem Mr. Taylor auch immer Verbindung aufnimmt, Mylady, er müßte schnell erkennen, daß die angesprochenen Personen sich schleunigst wieder von ihm abwenden.«

      »Und dafür werde ich gründlich sorgen«, versprach Agatha Simpson. »Mr. Parker, ich denke, Sie haben mich genau verstanden. Das alles war von Beginn an mein Plan. Sprach ich sogar schon mit Ihnen darüber?«

      »Mehr als nur andeutungsweise, Mylady.« Parkers Gesicht blieb ausdruckslos und glatt. Natürlich hatte Lady Agatha kein Wort mit ihm über diese Taktik gesprochen.

      »Dieser Lümmel aus den Staaten wird ins Leere stoßen«, freute sie sich bereits im vorhinein, »ich werde Ihnen freie Hand lassen, Mr. Parker, und nur dann zur Verfügung stehen, wenn Sie mal nicht mehr weiterkommen sollten. Vertrauen Sie sich mir an, ich habe schließlich Verständnis für menschliche Schwächen.«

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