Butler Parker 173 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
grollte die ältere Dame, »ich habe allerdings einen Fehler begangen, als ich im Club war.«
»Tatsächlich?« staunte Mike Rander. Er war sichtlich beeindruckt. Agatha Simpson war nämlich sonst keine Frau, die einen Fehler eingestand.
»Doch, mein Junge«, redete sie weiter, »ich hätte dieses Subjekt ohrfeigen sollen.«
»Mylady sollten sich keine unnötigen Vorwürfe machen«, schaltete Parker sich ein, »die beobachtete Absetzbewegung des Mr. Franco Taylor erfolgte in einem Tempo, das man als beachtenswert bezeichnen muß.«
»Und nicht weniger schnell wird er sich bemerkbar machen«, sagte Mike Rander, »und wie gesagt, er wird sich Killer mieten und für hieb- und stichfeste Alibis sorgen, was ihn betrifft.«
»Möglicherweise spielt Mr. Taylor mit dem Gedanken, Mylady in einen tödlichen Unfall zu verstricken«, sagte Josuah Parker höflich, »die erwähnte Person kommt schließlich aus einem Land, in dem das Auto eine gesellschaftlich wichtige Rolle spielt.«
»Richtig«, pflichtete Rander dem Butler bei, »Taylor wird seine Erfahrungen haben, Mylady. Ein Auto kann zur tödlichen Waffe werden.«
»Ich werde ab morgen einige Ausfahrten unternehmen«, erklärte die ältere Dame postwendend und blickte den Butler an, »ich werde dieses Subjekt herausfordern. Mr. Parker, suchen Sie ein paar hübsche Straßen aus, auf denen ich es dem Mafioso zeigen kann.«
»Mylady werden zufrieden sein«, versprach der Butler, »Mr. Taylor wird möglicherweise schon bald erkennen, daß er Myladys Fahrkünsten auf keinen Fall gewachsen ist.«
*
Agatha Simpsons Haus, ein altehrwürdiger Fachwerkbau, stand auf den Gewölben einer ehemaligen Abtei und wurde zu einer nahen Durchgangsstraße hin flankiert von weiteren Fachwerkbauten, die allerdings erheblich kleiner und niedriger waren.
Diese Häuser bildeten eine Art Oase inmitten der Millionenstadt. Bis zum Hyde Park war es nicht sonderlich weit, die City ließ sich schnell erreichen. Das zweistöckige Fachwerkhaus mit den bleiverglasten Fenstern sah nicht gerade aus wie eine Festung, doch der äußere Schein trog auf der ganzen Linie.
Vor Jahren bereits war Myladys Stadthaus in London nach Parkers Plänen umgebaut worden. Immer wieder hatten mehr oder weniger geschickte Gangster versucht, ins Haus einzudringen, doch sie hatten sich stets die Zähne ausgebissen. Parker hatte eine raffinierte elektronische Warnanlage installieren lassen und für eigenwillige Überraschungen gesorgt. Wer auch immer versuchte, ungeladen einzudringen, hatte mit einer peinlichen Niederlage zu rechnen.
Nachdem Mike Rander und Kathy Porter das Haus der Lady Agatha verlassen hatten, unternahm Josuah Parker einen Kontrollgang durch das weitläufige Gebäude und passierte dabei auch im Obergeschoß die Tür, die in das Studio führte.
Hier arbeitete die ältere Dame laut eigener Aussage an ihrem einmaligen Bestseller. Der Butler hatte ihr dieses Arbeitszimmer eingerichtet. Es enthielt alles, was ein modernes Büro verlangte. Es gab sogar einen Text-Computer, der allerdings sehnsüchtig darauf wartete, daß er endlich gefüttert wurde. Lady Agatha war jedoch noch nicht so weit. Sie suchte seit geraumer Zeit nach einem passenden Titel für ihre sensationelle Story.
Hinter der Tür waren Schüsse zu vernehmen, Rufe, Schreie, dann das Hämmern einer Maschinenpistole. Glas splitterte, Holz ging zu Bruch. Doch Josuah Parker zeigte sich keineswegs beeindruckt und schritt würdevoll weiter. Aus Erfahrung wußte er, daß seine Herrin ihren Video-Rekorder eingeschaltet hatte und sich einen Kriminalfilm anschaute.
In der großen Wohnhalle angekommen, öffnete der Butler neben dem verglasten Vorflur einen Wandschrank und schaltete eine Video-Kamera ein, die unter dem überdachten Vorbau zur Haustür angebracht war. Per Fernbedienung schwenkte er die Kamera von links nach rechts und verschaffte sich so einen Überblick von dem Platz zwischen den beiden Fachwerkhäusern. Verdächtiges konnte er nicht feststellen.
Josuah Parker begab sich ins Souterrain des Hauses, wo sich neben der modernen Küche auch seine privaten Räume befanden. Er verfügte hier über einen großen Wohnraum, ein Schlafzimmer, Bad und Toilette. Vom Korridor aus, der in seine Privatwohnung führte, konnte er sein sogenanntes Labor betreten.
In diesem Raum, der mit allen erdenkbaren technischen Hilfsmitteln ausgestattet war, ersann, entwickelte und baute der Butler seine diversen technischen Überraschungen. Er war ein äußerst geschickter Handwerker, der vor allen Dingen an der Miniaturisierung von technischem Gerät interessiert war. Durch entsprechende Fachbücher und Zeitschriften hielt er sich auf dem laufenden. Der Butler hätte allein durch Patentanmeldungen ein vermögender Mensch werden können, doch er hütete sich, seine diversen Entwicklungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er wollte nicht, daß sie dann mit Sicherheit eines Tages in falsche Hände gerieten.
Parker entspannte sich.
Er hatte in einem hochlehnigen Ledersessel Platz genommen und blätterte in einem technischen Magazin, als das Telefon klingelte. Horace Pickett meldete sich.
»Ich bin hier in Soho«, schickte er voraus. »Franco Taylor sitzt in einem chinesischen Restaurant und unterhält sich mit Dennis Hayman.«
»Ein nicht uninteressanter Gesprächspartner«, fand Parker höflich.
»Dennis Hayman ist mehr als nur Finanzmakler, Mr. Parker.«
»In der Tat«, pflichtete der Butler dem ehemaligen Taschendieb bei, »Mr. Hayman wird in einschlägigen Kreisen auch als Geldwäscher bezeichnet.«
»Hayman kennt jeden, auf den es in der Unterwelt ankommt, Mr. Parker.«
»Man sollte Mr. Hayman bei Gelegenheit seine Aufwartung machen«, gab Josuah Parker zurück, »es wäre vielleicht angebracht, Mr. Pickett, sich in dieser Nacht nur noch um den Finanzmakler zu kümmern. Es könnte durchaus aufschlußreich sein, ob Mr. Hayman sich noch mit weiteren Klienten treffen wird.«
»Ich habe verstanden«, entgegnete Pickett, »Sie nehmen an, daß Taylor sich über Hayman ein paar Killer mietet, nicht wahr?«
»Dies ist keineswegs auszuschließen«, erwiderte der Butler, »möglicherweise sind sie aber bereits unterwegs und nähern sich Myladys Haus.«
»Dann möchte ich nicht in der Haut dieser Leute stecken«, sagte Horace Pickett und lachte leise, »die ahnen ja noch nicht mal, was da auf sie zukommt.«
*
Sie hatten wirklich keine Ahnung – die beiden Gestalten, die dunkle Trikots trugen und sich eng anliegende Gesichtsmasken über den Kopf gestreift hatten. Es waren Profis, daran bestand kein Zweifel. Sie verzichteten darauf, sich auf dem Platz vor Myladys Haus zu zeigen. Sie befanden sich bereits auf einem der Dächer jener Fachwerkhäuser, die den Platz einrahmten.
Sie huschten von Esse zu Esse, waren in der Dunkelheit kaum auszumachen und bewegten sich mit großer Geschicklichkeit. Sie hielten zielsicher auf Myladys Haus zu und hatten eindeutig die Absicht, durchs Dach ins Haus einzusteigen.
Parker konnte sie deutlich ausmachen. Er beobachtete die beiden ungebetenen Gäste durch ein Nachtsichtgerät. Die Warnanlage hatte ihn vor wenigen Minuten über den Besuch informiert.
Daraufhin war der Butler ins Dachgeschoß gegangen und befand sich gerade hinter einem der Dachfenster. Agatha Simpson hatte er nicht gestört. Sie saß noch immer vor dem Fernsehgerät und studierte die Drehbuchtechnik, wie sie es ausdrückte.
Die beiden nächtlichen Gestalten hatten bereits das Dach von Myladys Haus erreicht, bewegten sich noch vorsichtiger und nahmen sich viel Zeit. Wahrscheinlich hatte man sie darüber unterrichtet, daß dieses Fachwerkhaus einige Überraschungen bot. Die beiden Gestalten wollten jeden Fehler vermeiden.
Josuah Parker hatte seinen Standort gewechselt.
Er stand in einer Kaminesse, die nichts anderes war als eine geschickt getarnte Beobachtungskanzel. In der Vergangenheit hatten Gangster immer wieder versucht, durchs Dach ins Haus zu gelangen. Der Butler hatte darauf entsprechend reagiert und sich diese Kanzel gebaut. Von hier aus war er in der Lage, geeignete Maßnahmen gegen